Читать книгу Mr. Arrogant - Sara Jensen - Страница 8
Kapitel 5
ОглавлениеSeufzend drehte ich mich in meinem Bett auf die andere Seite. Ich war übertrieben müde, was wohl daran lag, dass ich bis halb drei mit Kiyan telefoniert hatte. Obwohl Samstag war, war ich sehr früh schon wach. Es war halb neun und um zehn war ich mit jemandem verabredet. Er ging ebenfalls auf diese Schule, aber er war bereits im zweiten Jahr. Sein Name war Luke und er war 21 Jahre alt. Luke hatte dunkle kurze Haare und braune Augen. Grinsend stand ich schließlich auf und ging zu meinem Schrank. Da wir Mitte September hatten und es deswegen eben nicht mehr ganz so warm war, nahm ich mir frische Unterwäsche, eine lange Hose und einen Pullover aus dem Schrank. Im Bad ging ich duschen und zog mich an. Meinem Knöchel ging es soweit auch wieder gut. Die Schwellung war weg und ich konnte wieder auftreten. Also brauchte ich auch keine Krücken mehr, sondern musste nur noch die Bandage tragen. Leise summend lief ich wieder in mein Zimmer um mir meine Haare zu machen. Ich föhnte sie und flocht mir einen Zopf. Als ich auf die Uhr sah, war es auch schon viertel vor zehn. Mit meinen Turnschuhen in der Hand, meiner Lederjacke über dem Arm und meinem Handy in der anderen Hand, lief ich vorsichtig runter. Auch wenn das laufen bereits einwandfrei klappte, tat es doch noch etwas weh bei Steigungen, sowie Treppen. Unten angekommen, legte ich mein Handy und meine Jacke auf das Sofa, um mir meine Schuhe anzuziehen. Während ich in meine Jacke schlüpfte, klingelte es an der Tür. Ich nahm mir noch mein Handy und öffnete anschließend die Tür. „Hey“, begrüßte mich Luke grinsend. „Hey“, gab ich zurück. „Können wir los?“, fragte er. Ich stimmte zu und schloss die Tür. „Wo gehen wir denn hin?“, fragte ich. „Lass dich überraschen“, bekam ich als Antwort. Ich freut mich und lief einfach neben ihm her. Wir verließen den Campus und spazierten Richtung Stadt. Während des Fußmarsches, unterhielten wir uns ein wenig. Luke hatte nur drei Mitbewohner, weil drei von ihnen abgebrochen hatten. Seine Gruppe war eigentlich auch mal zu siebt. Außerdem hatte er ein Vollstipendium erhalten. Seine kleine Schwester besuchte die Kunsthochschule in London. Er kam ursprünglich auch aus London, wollte aber unbedingt an diese Schule, was ich gut verstehen konnte. Ich erzählte ihm lediglich von Kiyan.
Stunden später
Wir waren etwas essen und sind dann einfach noch durch die Stadt gelaufen. Jetzt saßen wir in einem Club, zusammen mit den drei Jungs aus seiner Gruppe und meinen sechs Trotteln. Ich nippte seit einer Stunde immer mal wieder an meiner Cola. Mir war nicht nach Alkohol und auch nicht nach Party, aber weil ich keine Spaßbremse sein wollte, war ich mitgegangen. Seufzend leerte ich mein Glas und stand von unserem Tisch auf. Ich ging in Richtung der Toiletten, immer darauf bedacht niemanden zu schubsen.
Nachdem ich meine Blase geleert hatte, ging ich zu dem Tresen und bestellte mir etwas Neues zu trinken. Mit meiner neuen Cola kehrte ich an unseren Tisch zurück. Damian saß mittlerweile auch hier und sah sich etwas um. Ich setzte mich gegenüber von ihm hin. Seit dem Tag, in dem ich mit ihm im Krankenhaus war, sind wir uns mehr oder weniger aus dem Weg gegangen. Ich wegen dem was Mailo mir erzählt hatte und er denke ich mal einfach, weil er es nicht in meiner Nähe aushielt. „Wo warst du den ganzen Tag?“, fragte Damian. Er beobachtete dabei weiterhin die Menge. „Unterwegs mit Luke“, antwortete ich. Damians Blick schoss zu mir. „Wer ist das denn?“, fragte er. Ich legte den Kopf etwas schief. „Ein Freund von mir.“ Damian wirkte ausdrucklos. „Leandra Baby, komm lass uns tanzen.“ Luke stolperte zu uns. Er sah Damian kurz an, bevor er sich wieder mir zuwandte. „Ne du lass mal. Ich habe nicht so die beste Laune“, meinte ich. Ich wand mich von Luke ab und fing an meine Jacke zu durchsuchen. Nebenbei bekam ich mit, wie Damian aufstand und ging. Aus meinen Innentaschen von meiner Jacke nahm ich mir eine Schmerztablette. Ich habe heute etwas übertrieben mit dem Laufen. Mein Knöchel schmerzte höllisch. Luke saß jetzt da wo bis gerade eben noch Damian saß. „Alles okay?“, fragte er, während ich mir zwei Pillen einwarf. „Ja, alles gut. Mein Knöchel tut bloß etwas weh“, antwortete ich. Luke verstand und beobachtete mich. „Haben du und die Jungs eigentlich schon eine Ahnung, was ihr zu den Jahresendprüfungen macht?“, fragte Luke. Ich nickte und trank etwas. „Wir sind am Überlegen, eine Art Acapella Sing-Contest zu machen. Mit coolen Choreographien und guten Songs. Keine Ahnung warum, aber Miguel mag die Idee nicht so unbedingt“, erzählte ich. „Hä? Warum? Die Idee ist doch mega geil. Ich wäre froh gewesen, wenn wir so eine Idee damals gehabt hätten. Wir sind nämlich nur knapp ins zweite Jahr gekommen“, stöhnte Luke. Er fing an von seinem ersten Jahr zu erzählen, aber ich hörte ihm nur halbherzig zu. Mir wurde etwas schwummerig im Kopf. Vermutlich wegen dem Lärm und der stickigen Luft. Ich stand langsam auf, weswegen sich meine Welt anfing zu drehen. „Ist dir nicht so gut?“, fragte Luke besorgt und stand neben mir. „Etwas schwindelig, ich geh kurz etwas raus“, murmelte ich. Luke bestand darauf, mich zurück zum Campus zu bringen. Ich nickte, da dies wohl wirklich am vernünftigsten klang. Er nahm meine Jacke und meine Hand, bevor er mich durch den Club drückte nach draußen und Richtung Campus. Das ist aber auch das letzte, an das ich mich erinnere.
Stöhnend hielt ich mir meinen pochenden Kopf. Ich lag etwas unbequem und mir war arschkalt. Vorsichtig öffnete ich die Augen und sah mich um. Ich war auf dem Campus, in dem Mittelweg, in dem ich Luke das erste Mal begegnet bin. Wie bin ich hierhergekommen? Ich weiß nur noch, dass wir gestern im Club waren und mir dann plötzlich schwindelig wurde. Luke wollte mich nach Hause bringen, doch ab dann ist alles schwarz. Vorsichtig versuchte ich mich aufzusetzen, was mir höllische Schmerzen im Unterleib bereitete. Ich sah an mir herunter. Meine schwarze Jeans saß samt meiner Unterhose in den Kniekehlen, mein Pullover lag über meinem Unterleib und meine Jacke unter meinem Knie. Entsetzt versuchte ich zu verstehen, was geschehen war. Ich realisierte langsam, was Luke mir angetan haben musste, konnte mich jedoch an kein einziges Detail erinnern. Schockiert und mit zittrigen Händen fuhr ich meinen Körper entlang. Mir war kalt und alles schmerzte. Ich musste die Situation umgehend verdrängen, um genug funktionieren zu können, um den Weg zu meinem Zimmer zurückzufinden. Langsam zog ich mich wieder an und machte mich dann auf den Weg zu unserem Haus. Tränen pressten sich aus meinen Augen heraus, auch wenn ich versuchte es zu unterdrücken. Heiß liefen sie meine Wangen hinab. Der Schmerz und die Kälte ließen mich erschaudern. Mir war nicht nur äußerlich, sondern auch aus tiefster Seele kalt und ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. Die ernüchternde und entsetzliche Erkenntnis, dass ich tatsächlich vergewaltigt worden war, drohte, mir den Boden unter den Füßen wegzureißen und die grausame Tatsache, dass ich auf diese Art und Weise meine Jungfräulichkeit verloren hatte, brach mir das Herz. Dennoch, ich musste mich einfach zusammenreißen, ich wollte mir nämlich nichts anmerken lassen. Ich schloss auf und trat ins Haus ein. Die Jungs lachten heiter im Wohnzimmer auf dem Sofa. Ich ignorierte ihre Fragen wo ich war und ob es mir gut ginge und schleppte mich nach oben. In meinem Zimmer tauschte ich meine Jeans und den dünnen Pullover gegen eine Jogginghose und Strickpullover. Dann kuschelte ich mich in mein Bett und überlegte was ich tun sollte. Sollte ich es melden? Ihn anzeigen? Was war angebracht, wie sollte ich mich in dieser Situation verhalten? Ihn aus der Schule werfen lassen? Wirre Gedanken, durchzogen von körperlichem Schmerz, Enttäuschung und einem Gefühl von Verlust und Ekel rasten alle gleichzeitig durch meinen Kopf und ich hatte das Gefühl mein Schädel würde zerbersten. Die Überforderung raubte mir derart den Atem, dass ich begann nach Luft zu ringen. Es klopfte an der Tür und wenig später stand Jayden bei mir im Zimmer. Wir waren inzwischen sowas wie beste Freunde. Er kam zu mir und setzte sich neben mich. „Was ist passiert?“, fragte er vorsichtig. Das war der Moment in dem ich heulend zusammenbrach. Ich heulte einfach drauf los. Jayden nahm mich in den Arm, war aber ebenfalls sichtlich überfordert. „Hey, beruhige dich bitte. Alles wird gut“, flüsterte er leise. „Gar nichts wird gut“, schluchzte ich zurück und riss mich von ihm los. Jayden starrte mich verwirrt an. Ich versuchte mich zu beruhigen. „Ich kann mich an fast nix mehr von gestern erinnern“, wimmerte ich. „Ich weiß nur noch, dass ich gestern von Luke nach Hause gebracht werden sollte“, stammelte ich. Ich schämte mich unglaublich, darüber zu sprechen, doch hatte ich das Gefühl ich müsse es jemandem anvertrauen, da ich selbst keine passende Lösung für meine Misere parat hatte, der Schmerz meinen Verstand betäubte und ich zu Jayden ein gewisses Vertrauen hatte. „Heute Morgen bin ich dann nackt und ohne Erinnerungen von letzter Nacht aufgewacht“, fügte ich kleinlaut hinzu und fing wieder an zu weinen und nach Luft zu ringen. Jayden blieb still und nahm mich wieder in den Arm. „Du musst ihn anzeigen, Leandra“, flüsterte er. Ich weinte einfach nur in Jaydens Pullover und krallte mich an ihn, als sei er mein Rettungsanker. „Du kannst das nicht auf dir sitzen lassen. Du bist stark, zeig ihm das“, redete Jayden auf mich ein. „Begleitest du mich?“ fragte ich schluchzend. „Natürlich“, murmelte er.
Nervös klopfte ich mit meinen Fingern auf den Schreibtisch. Jayden sah mich etwas mitleidig an, aber er schien fast genauso zerstört wie ich. Die Polizistin, welche meine Anzeige gegen Luke aufgenommen hatte, druckte gerade etwas aus, was mein Arzt ausfüllen musste. Außerdem wollte sie die Schule informieren, dass eine Streife gleich dort auftaucht um Luke für eine Befragung auf das Präsidium bringen zu lassen. „So Mrs. Campbell, das sind die Unterlagen die Sie für Ihren Arzt brauchen. Er mailt uns dann hoffentlich ziemlich schnell die Ergebnisse, damit wir alles Weitere in die Wege leiten können“, erklärte die Polizistin, welche gerade wieder hereinkam. Sie reichte mir einen Stapel Zettel, welchen ich mit zittrigen Händen entgegennahm. Es entsetzte mich, wie routiniert all dies von Statten ging, als sei es das Normalste auf der Welt, als würde es einfach jeden Tag passieren. Vermutlich war es auch so. „Am besten fahren Sie heute noch zu einem Arzt“, fügte sie hinzu und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Ich nickte. „Machen Sie sich keine Sorgen, wir kriegen denjenigen, der Ihnen das angetan hat.“ Wieder nickte ich bloß stumm und traurig, während ich langsam aufstand. Nach einer simplen Verabschiedung meinerseits verließ ich dicht gefolgt von Jayden das Büro und wenig später auch das Polizeipräsidium. Jayden fuhr von dort aus direkt zu einem Krankenhaus, wo ich mich untersuchen lassen sollte. Ich stand so unter Schock, dass mir sogar der Umstand eines Krankenhauses nichts ausmachte. Jayden meldete mich bei der Dame an der Rezeption an. Er gab ihr die Papiere und alles was sie brauchte. Ich stand viel zu sehr unter Schock, um selbstständig etwas zu machen. Es schien, als hätte mein Verstand erst zu dem Zeitpunkt langsam realisiert, dass ich vergewaltigt worden war. Dennoch versuchte ich weiterhin die Tatsache zu verdrängen, um für diese Situation funktionieren zu können. „Na komm.“ Jayden nahm meine Hand und zog mich hinter sich her. Eine Schwester brachte uns auf die Gynäkologie und übergab uns dort einer anderen Schwester. Die beiden unterhielten sich etwas und ich seufzte vor mich hin, während mich immer wieder Tränen überkamen. Meine Augen brannten bereits und waren stark gerötet. „Hey, wir kriegen das schon wieder hin, ja? Luke wird dafür bluten, versprochen“, fluchte Jayden. Ich stimmte ihm träge zu und umarmte ihn. „Danke, Jay. Für alles“, murmelte ich. „Ich bin immer für dich da, das weißt du hoffentlich“, flüsterte er mir ins Ohr. „Mrs. Campbell, folgen sie mir bitte“, meldete sich eine der Schwestern. Ich ließ Jayden los und folgte ihr in eines der typischen Untersuchungszimmer. Jayden wartete draußen.