Читать книгу Mr. Arrogant - Sara Jensen - Страница 9
Kapitel 6
ОглавлениеJaydens Sicht
Während Leandra untersucht wurde, rief mich eine bestimmte Person an. Wir hatten schon etwas länger Kontakt, aber ich kam noch nicht dazu, es ihr zu sagen. Leise seufzend ging ich mit einem simplen „hey“ ran. „Ja hey, was ist mit meiner Schwester passiert?“, fragte Kiyan. Er schien etwas neben der Spur zu sein. „Das muss sie dir selbst erzählen. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass sie dich mehr denn je brauchen wird“, antwortete ich. Ich setzte mich auf einen der Stühle im Flur. „Sprich Jayden, was ist passiert?“ forderte Kiyan. Ich seufzte leise. „Ich werde es dir nicht sagen. Lea soll dir das selbst erzählen“, flüsterte ich. Kiyan seufzte. „Schaffst du es, in knapp zwei Stunden am Hauptbahnhof zu sein?“ fragte er schließlich. „Ja, warum?“ gab ich zurück. „Du sagst Lea soll mir das was auch immer passiert ist selbst erzählen, also komm ich nach Manchester. Einer muss mich vom Bahnhof abholen“, erklärte Kiyan. „Okay, sollte ich hinbekommen.“ Kiyan surrte liebevoll in den Hörer. „So wie du reagierst, weiß Lea immer noch nicht, dass wir Kontakt haben, oder?“ fragte er. Ich seufzte schuldig. „Nein, es kam immer irgendwas oder wer dazwischen, wenn ich ihr von uns erzählen wollte“, antwortete ich. „Dann ist das wohl heute deine beste Chance. Sag ihr aber erst was, wenn ich da bin. Ich muss mich jetzt fertig machen. Wir sehen uns später“, verabschiedete sich Kiyan. „Okay, ja bis später.“ Ich legte auf. Etwa zehn Minuten später, kam Leandra wieder aus dem Raum. Sie wirkte etwas erleichtert, aber dennoch weiterhin am Boden zerstört. Ich konnte es ihr nicht verübeln. „Sie werden Luke drankriegen“, hauchte sie leise, als sie vor mir stand. „Siehst du? Es wird alles wieder besser“, gab ich zaghaft zurück und stand auf. Mir war bewusst, dass diese Floskeln in so einer Situation nicht wirklich halfen, jedoch wollte ich ihr das Gefühl geben, dass sie nicht alleine damit fertigwerden musste. Ich wollte einfach für sie da sein. Wir liefen in Richtung der Fahrstühle. „In einem Schnelltest von meinem Blut, wurden K.O. Tropfen gefunden. Die Frau hat noch Blut abgenommen und dann eine Untersuchung gemacht, wo sie Spermaspuren sicherstellen konnte“, stammelte Leandra angeregt, während ihr Körper noch immer zitterte. Ich stützte sie, um ihr das Gehen zu erleichtern. Wir stiegen in den Fahrstuhl. Töte ich ihn langsam und schmerzhaft oder töte ich ihn schnell und ohne große Schmerzen? Egal wie, er hat verdient zu sterben. So etwas tut man einfach nicht. Meine Gedanken gegenüber Luke wurden immer hasserfüllter und böser, als Leandra mich aus meinen Mordfantasien herausriss. „Jayden?“, fragte sie verunsichert. Ich sah sie an. Ihr Anblick, diese starke und schöne junge Frau, so zerbrochen und am Ende zu sehen, brach mir das Herz. „Bitte erzähl niemanden davon. Ich will nicht, dass sich jemand unnötige Sorgen macht. Luke wird zu einer Million Prozent von der Schule fliegen und gerecht bestraft werden.“ Ich seufzte. „Ich sage es niemanden versprochen.“ Lea lächelte mich dankbar an. „Ich muss zu einer Apotheke und dann will ich einfach nur nach Hause. Außerdem habe ich drei Tage frei bekommen“, erwähnte sie, noch immer neben sich stehend. Ich schwieg und gab ihr meine Hand.
2 Stunden später
Gegen meinen BMW gelehnt wartete ich auf Kiyan. Leandra hatte sich, kaum dass wir wieder Zuhause waren, in ihr Zimmer verzogen. Sie beteuerte zwar, dass es ihr gut ginge, aber ich kannte sie inzwischen ziemlich gut. Sie log und das sah man ihr auch an. In welchem Universum sollte es einer Person, die Opfer einer so schändlichen Gräueltat geworden war, auch in irgendeiner Form gutgehen. Vermutlich würde es ihr für sehr lange Zeit nicht gutgehen. Es zerstörte sie von innen, dass sie sich auf Luke eingelassen hatte. Vor allem, da er ihr eine so große Freundschaft vorgegaukelt hatte. Die Enttäuschung, der Schmerz und die Wut in ihr, ich konnte mir diese Gefühle kaum ausmalen. Zudem wusste ich nicht, wie ich ihr helfen konnte, weswegen ich auch zuvor Kiyan geschrieben hatte, er sollte sich bitte mal bei Lea melden. Er rief mich daraufhin eben an. Ich seufzte leicht. Kiyan hatte mir vor einer Woche seine Nummer gegeben, weil er keinen Bock mehr hatte über Instagram zu schreiben. Ich habe eben an dem Tag, als Lea, die Jungs und ich unseren Schulstart hatten, Lea auf Instagram gesucht und gehofft, dass sie ein Bild von ihm hat, wo sie ihn auch markiert hatte. Tatsächlich hatte sie eines und ich konnte wunderbar und einfach auf sein Profil kommen. Ich habe einfach nur ein paar Bilder von Kiyan geliked, da hatte er mich angeschrieben. Das ist ungefähr fünf Wochen her und seitdem haben wir eigentlich täglich geschrieben. Mein Herz beschleunigte den Herzschlag als ich daran dachte, dass wir uns eigentlich gleich das erste Mal so richtig sehen würden. Auch wenn die Umstände gar nicht schön waren. Er hatte Leandra am ersten Schultag hergebracht, aber da hatte ich ihn, wenn überhaupt fünfzehn Minuten gesehen. Ich fand ihn zwar da schon heiß aber trotzdem. Das Vibrieren meines Handys ließ mich leicht zusammenzucken. Ich nahm es aus meiner Tasche und lächelte als ich sah, wer mir geschrieben hatte.
Lea Babe <3: Hey, kannst du mir was zu essen mitnehmen? Schokolade oder so? Weiß, dass du unterwegs bist und dachte, du könntest mir ja auch was mitnehmen. Bin zu faul zum Kochen.
Du: Hey, ja klar! Kein Ding, ich nehme dir was mit. Nur Schokolade oder auch was Vernünftiges zu essen?
Lea Babe <3: Schokolade ist vernünftig. Aber wenn du schon so fragst, einen Döner wo alles drauf ist aber mit extra viel Fleisch.
Du: Nehme ich dir mit, bis gleich <3
Lea Babe <3: THX <3
Ich steckte mein Handy wieder in die Tasche und schaute mich um. Es waren gerade wieder ein paar aus dem Bahnhof gekommen. Kiyan war einer der letzten die raus kamen. „Hey und danke fürs Abholen“, sagte er zwinkernd, nachdem wir uns einen Handschlag gegeben hatten. „Kein Ding, hab sowieso nichts Besseres zu tun, als den Bruder meiner besten Freundin vom Bahnhof abzuholen“, gab ich zurück. Ich lief um mein Auto rum zur Fahrerseite. „Na dann ist ja gut“, meinte Kiyan. Er lächelte mich verschmitzt an und stieg sogleich ins Auto. Ich ignorierte mein klopfendes Herz und stieg ebenfalls ins Auto. Kurz schossen mir Gedanken durch den Kopf, wie waghalsig es doch sei, dass er sich einfach zu jemandem, den er nicht persönlich kannte, einfach ins Auto setzte. Irgendwie schien jetzt, da meiner besten Freundin so etwas furchtbares zugestoßen war, überall Gefahr zu lauern. Ich hatte versprochen nichts zu sagen, doch es fiel mir sehr schwer. Ich startete den Motor nun mit ebenfalls zittrigen Händen und parkte aus. Ein Knoten in meiner Brust, gab mir ein unbehagliches Gefühl. Ich fuhr in Richtung Stadt. „Lea will Schokolade und einen Döner haben“, merkte ich an. „Schokolade und Döner? Hat sie Liebeskummer?“ fragte Kiyan. Ich sah kurz zu ihm rüber. „Ne, das nicht. Warte einfach ab. Ich sag dir nichts“, antwortete ich entschlossen, das Versprechen einzuhalten. Kiyan stöhnte genervt. „Warum sagst du es mir nicht einfach?“, drängelte er. Ich schluckte. „Weil sie selbst entscheiden soll, wem sie das erzählt und außerdem habe ich es ihr versprochen“, antwortete ich. Kiyan blieb still. Ich fuhr an den Straßenrand und parkte hier. „Warum hältst du hier?“ fragte er dann. „In ca. fünf Minuten Fußmarsch von hier aus ist eine Dönerbude. Die Parkplätze sind da bloß meistens alle weg“, antwortete ich. Ich stieg aus und wartete auf Kiyan, bevor wir uns schweigend auf den Weg machten. „Willst du auch was essen?“, fragte ich schließlich. Ich öffnete die Tür zum Laden und trat nach Kiyan ein. „Wenn du zahlst“, antwortete Kiyan grinsend. „Okay“, gab ich zurück. Ich bestellte für Leandra und mich, bevor Kiyan auch etwas bestellte. „Wie lange bleibst du in Manchester?“, fragte ich Kiyan, während wir auf unser Essen warteten. „Mal sehen wie lange ich Lust habe, da ich Urlaub genommen habe, weil ich Lea zu ihrem Geburtstag überraschen wollte. Keine Ahnung, ein bis zwei Wochen denke ich“, antwortete er. Ich nickte. „Und wo pennst du?“ Kiyan sah mich hämisch an. „Na bei dir.“ Geschockt sah ich ihn an. „Hättest du mich nicht vorwarnen können? Dann hätte ich wenigstens noch aufgeräumt. Gut, mein Zimmer ist eigentlich sauber, es liegen bloß ein paar Kleinteile rum, aber ich hätte mich dann wenigstens mental drauf vorbereiten können, dass mein Schwarm bei mir pennt.“ Hatte ich ihn wirklich „Schwarm“ genannt, hier und jetzt? Kiyan lächelte selbstgefällig. „Keine Sorge, ich kann auch bei Lea pennen“, sagte er schulterzuckend. „Nein, alles gut. Du pennst bei mir, nur hättest du ja mal so gnädig sein können und mich in deinen Plan einweihen können“, stammelte ich. „Merk ich mir fürs nächste Mal“, kicherte Kiyan. Er bekam von mir nur den ja eine ist klar Blick. Ich bezahlte unser Essen und verließ mit Kiyan den Laden. Wir gingen in einen Kiosk, wo ich noch Schokolade holte und anschließend zurück zum Auto. Ich war so gespannt, ob er immer noch bei mir pennen würde, wenn er wüsste was Lea passiert war. „Wann hat Lea eigentlich Geburtstag?“, fragte ich. Kiyan fing an zu lachen. „Am 27. September.“ Ich fuhr Richtung Schule. „Hast du Lea eigentlich gerade noch gesagt, dass wir Kontakt haben?“, fragte Kiyan. „Hä? Du hast doch gesagt, ich solle ihr dann erst etwas sagen, wenn du da bist“, antwortete ich und sah kurz zu ihm. Kiyan nickte zaghaft. „Stimmt“, murmelte er und wurde etwas rot. Ich schmunzelte beschämt und fuhr auf das Schulgelände. „Meine Fresse, bin ich gespannt wie sie gleich gucken wird“, meinte Kiyan. Ich murmelte ein unbehagliches „ich auch“ und parkte das Auto. Ich hoffte einfach nur, dass sie mich nicht gleich umbringen würde, dafür, dass ich mit Kiyan schon so lange Kontakt hatte, es ihr aber nicht gesagt hatte und dafür, dass ich ihn hergeholt hatte. Wir liefen zu unserem Haus und ich schloss auf. „Jo Jay, auch mal wieder hier?“, rief Mailo, welcher grad von unten kam. Ich winkte ihm zu und ging zu den Jungs. „Was zur Hölle ist das?“, fragte ich. Auf dem Tisch stand eine dunkelrote Pampe, drumherum Tortilla Chips. „Das nennt sich Salsa Dip. Hat Mailo gemacht“, antwortete Lennart. „Wenn hast du mitgebracht?“ fragte er. „Kiyan, einen Kumpel von mir. Er bleibt ein paar Tage hier“, antwortete ich hastig und ging zur Treppe, wo Kiyan auf mich wartete. „Ist das nicht Leandras Bruder?“, fragte Damian. „Problem damit?“, antwortete Kiyan ihm. Damian grinste leicht und schüttelte den Kopf. Ich verdrehte bloß die Augen und lief nach oben, Kiyan im Schlepptau. „Wir bringen erst deine Sachen weg“, flüsterte ich leise und lief zu meinem Zimmer. Ich zog meine Jacke im Laufen aus und schmiss sie auf mein Bett, als wir in meinem Zimmer ankamen. Kiyan stellte seinen Rucksack neben meine Kommode und sah sich um. Ich hatte hier inzwischen Bilder und Poster angebracht. Außerdem lagen auf der Kommode und auf meinem Bett verteilt Schulmaterialen. Auf meinem Nachttisch stand das letzte entstandene Bild mit Adam, Mom, Dad und mir und daneben lag One Exit. Ein mega geiles Buch, welches ich bestimmt schon zum dritten Mal las. „Lass uns zu Lea“, stotterte ich. Ich verließ mein Zimmer, dicht gefolgt von Kiyan in Richtung Leas Zimmer.