Читать книгу Die Blaue Ritterin - Sarah Knausenberger - Страница 18
Kapitel 5
ОглавлениеMama frühstückt heute mit mir. Besser gesagt, ich esse Müsli, sie trinkt Kaffee. Sie ist noch im Bademantel, und es könnte richtig gemütlich sein. Aber als sie sagt: »Heute mach ich dir mal dein Pausenbrot. Bringst du mir deine Brotdose, Schatz?«, fällt mir plötzlich alles wieder ein. Die Verfolgungsjagd, mein aufgeschlagenes Knie – und dass mein Ranzen weg ist.
»Ach«, sage ich, »zurzeit hab ich überhaupt keinen Hunger in der Schule.«
»Ich mach dir trotzdem eins. Mit Käse, ja?«
»Nein! Wirklich. Ich … ich hab noch eins von gestern glaube ich.«
Ich sollte möglichst schnell das Haus verlassen. Nicht dass Mama mich noch auf den Ranzen anspricht.
»Tschüss, Mama!«, rufe ich, als ich schon an der Wohnungstür bin.
»Tschüss, Mona-Maus! Hast du alles?«
Mama erscheint mit ihrer Tasse in der Hand.
»Ja!«, sage ich und husche hinaus.
Mein Magen schnürt sich zusammen, als ich die schwere Tür der Schule aufziehe und durch den Flur auf die Klasse 5 a zusteuere.
Das schrille Lachen der Dramaqueens ist bis hier zu hören. Was, wenn sie mich fragen, warum ich keinen Ranzen dabeihabe? Ossi und Julius werden lauern, ob ich petze oder nicht …
Durch die Schlitze meines Helms luge ich ins Klassenzimmer. Herr Kutschek ist schon da, hat sich aber gerade zur Tafel umgedreht, und die Dramaqueens sind mit sich beschäftigt.
Schnell jetzt! Ich schlüpfe zu meinem Platz am Fenster und lasse mich auf meinen Stuhl gleiten. Und da – am Haken meines Tisches hängt der Ranzen.
Wer hat den da hingehängt??
Erstmal schiele ich zu Ossi hinüber. Kann es sein, dass er …?
Gerade beginnt er, sich einen Popel aus der Nase zu ziehen.
Ihhh!
Und als er sieht, dass ich ihn anstarre, streckt er mir die Zunge raus. Nein. Er war es ganz bestimmt nicht. Bei der nächsten Gelegenheit linse ich zu Julius. Das ist schwieriger, denn er sitzt schräg hinter mir. Ich muss mich räkeln, mich unauffällig halb nach hinten drehen. Irgendwann klappt es.
Als Erstes stelle ich mal wieder fest, dass Julius ein ziemlich hübsches Gesicht hat – wenn man das bei einem Jungen sagen kann. Er hat dunkle Augen mit langen Wimpern und so. Und ha! Schon leichten Flaum auf der Oberlippe. Seine Haare sind immer raspelkurz rasiert. Gerade spielt er mit einem Stift rum, lässt ihn immer wieder über und unter seinen Fingern durchtanzen, rasend schnell …
Mit Julius ist das so eine Sache. Als ich neu in die Klasse kam, hat er mich als Einziger angegrinst, und ich mochte ihn sofort. Leider heißt er mit Nachnahmen Knoblauch. Also, mich stört das natürlich nicht, aber als alle ihre Vor- und Nachnamen für mich aufsagen mussten, und er Julius Knoblauch sagte, da fingen alle an zu kichern, und Rieke neben mir flüsterte sehr laut: »Knoblauch, Stinkbauch!«
Julius drehte sich um und schoss mir einen pfeilbösen Blick zu. Sicher dachte er, ich wäre das gewesen! Später, als ich auf dem Pausenhof rumstand, kam er mit Ossi an mir vorbei.
»Wenn hier jemand stinkt, bist du das!«, zischte er, und Ossi lachte dreckig. Da hatte ich keine Lust mehr, ihm zu erklären, dass ich das gar nicht war mit dem Knoblauch-Witz.
Ich wende mich wieder nach vorn. Eigentlich hat er mich schon lange nicht mehr geärgert. Außer vorgestern. Aber da hatte Ossi ihn ja auch angestachelt …
Was, wenn Julius der Ranzenretter ist?