Читать книгу Studienführer Medizin - Saskia Christ - Страница 10

2.2WIE SCHWER IST EIN MEDIZINSTUDIUM?

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Das Medizinstudium hat den Ruf, sehr lernintensiv zu sein. Dementsprechend gilt es auch als besonders schwer. Wenn Du Medizin studierst, wirst Du die Frage, ob das Studium nicht viel schwerer sei als andere Studienfächer, häufig hören. Ich habe daraufhin immer wahrheitsgemäß geantwortet: »Ich weiß es nicht. Ich habe ja nie etwas anderes studiert«. Ob Du das Studium als schwer empfindest, hat sicherlich auch etwas mit Deinen persönlichen Neigungen zu tun. Wenn Du Dich für ein Fach interessierst, wirst Du es wahrscheinlich als nicht übermäßig schwer empfinden, dieses Fach zu studieren, denn Dinge, die man interessant findet, merkt man sich einfach leichter. Mir erzählte eine Dozentin am Anfang meines Studiums, dass sie sich während des Studiums zwei Semester freigenommen hatte, um etwas anderes zu studieren. Sie schrieb sich für Germanistik ein und empfand das Germanistikstudium als viel schwieriger. Das Medizinstudium, so sagte sie, verlange schließlich nicht sonderlich viel eigenständige Denkleistung, sondern lediglich die Fähigkeit, gut auswendig lernen zu können. Selbstverständlich basiert ein Medizinstudium nicht nur auf sturer Auswendiglernerei. Ein gewisses Verständnis für Naturwissenschaften macht Dir das Studium deutlich leichter. Aber man kann nicht abstreiten, dass es doch noch recht viel auswendig zu lernen gibt. Wenn Du also zu denen gehörst, die relativ viel Stoff in kurzer Zeit abspeichern können, wird Dir das Medizinstudium keine Schwierigkeiten bereiten.

Du musst auf jeden Fall davon ausgehen, dass der Lernaufwand alles, was Du bisher aus der Schule kennst, deutlich übersteigt. Für die großen Prüfungen kannst Du gut vier bis sechs Monate einrechnen, die Du von früh bis spät in der Bibliothek oder an Deinem Schreibtisch verbringen wirst. Ich erinnere mich noch gut an meine allererste Woche im Studium. Am Ende der Woche hatte ich das Gefühl, noch nie in meinem Leben so viel in so kurzer Zeit gelernt zu haben. Ich dachte, ich müsse doch jetzt bereits den gesamten Inhalt des Medizinstudiums verinnerlicht haben. Gleichzeitig wurde mir etwas mulmig bei dem Gedanken, dass das jetzt noch fünf Jahre so weitergehen könnte. Schnell stellte ich allerdings fest: man gewöhnt sich an alles, auch an das permanent schlechte Gewissen, wenn der erste Enthusiasmus und Lerneifer nachgelassen haben. Und nachdem die Grundlagen erst einmal geschaffen waren, fiel es mir deutlich leichter, den neuen Stoff gedanklich einzusortieren, sodass das Lernen einer bestimmten Stoffmenge plötzlich viel schneller ging. Wenn Du ein klein wenig organisiert bist, so bleibt auch noch genug Zeit zum Feiern, Urlaub machen und nebenher Arbeiten.

Früher war in Deutschland das Latinum noch eine Voraussetzung, um zum Medizinstudium zugelassen zu werden. Dieser Zwang besteht bereits seit den Siebzigerjahren nicht mehr.4 Trotzdem wirst Du Dich mit Lateinkenntnissen leichter tun und auch Deinen Lernaufwand ein wenig verringern können, wenn Du Dich nicht erst mühsam in die Terminologie einarbeiten musst. Ich kenne aber genug Mediziner, die in der Schule nicht eine Silbe Latein gelernt haben und sich trotzdem im Studium nicht sonderlich schwertaten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Du Dich auf keinen Fall aufgrund des antizipierten Lernaufwandes vom Medizinstudium abschrecken lassen solltest. Auch ich habe vorher die schlimmsten Geschichten über Studenten mit Burn-out und nächtelangen Lernmarathons gehört (meist von Leuten, die noch nie auch nur einen Fuß in die Medizinische Fakultät gesetzt haben). Rückblickend kann ich sagen, dass sich davon nichts bewahrheitet hat. Auch kenne ich nicht viele Studenten, die das Studium abgebrochen haben, weil es ihnen zu schwer war. Wenn Du also Medizin studieren möchtest, lass Dir nicht einreden, dass das zu schwer sei. Ich kenne eine alleinerziehende Mutter von sechs Kindern, die ihr Studium in der Regelstudienzeit durchgezogen hat – was also hält Dich davon ab?

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