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2.4.4Studium im Ausland

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Du willst unbedingt sofort studieren, Dein Abi reicht dafür aber bei Weitem nicht aus? Dann hast Du noch immer die Möglichkeit, ein Studium im Ausland anzustreben. Wenn Du über entsprechende finanzielle Ressourcen verfügst, steht Deinem zügigen Studienbeginn nicht viel im Weg. Aber wo genau lässt sich dieser Wunsch verwirklichen?

Prinzipiell kannst Du natürlich mit Deinem deutschen Abitur überall in Europa Medizin studieren. Die Hürden zur Zulassung sind mal mehr, mal weniger hoch und die Studiengebühren mal mehr, mal weniger erschwinglich. Der limitierende Faktor werden hier wohl am ehesten Deine Sprachkenntnisse sein. Glücklicherweise gibt es auch im Ausland Universitäten, die ein Medizinstudium auf Deutsch anbieten.

ØÖsterreich Das Nachbarland ist sicherlich der begehrteste Studienort außerhalb Deutschlands. Das mag vor allem an zwei Dingen liegen: Zum einen brauchst Du Dir weder an der Uni noch auf der Straße Gedanken über Deine Sprachkenntnisse machen und zum anderen ist das Studium kostenfrei. Ein Medizinstudium wird an vier Standorten angeboten: es gibt die Medizinische Universität Wien, die Medizinische Universität Graz, die Medizinische Universität Innsbruck und seit 2014 gibt es auch eine medizinische Fakultät an der JKU Linz. Des Weiteren gibt es noch die Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, deren Name schon verrät, dass es hier mit kostenfrei nicht so weit her ist. Es ist kein Geheimnis, dass die Österreicher dem jahrelangen Ansturm deutscher Medizinstudenten eher kritisch gegenüberstehen. Aus österreichischer Sicht ist das zu verstehen, besteht doch die berechtigte Sorge, dass die ausgebildeten Ärzte dem österreichischen Markt nicht zur Verfügung stehen, sondern nach Beendigung der Ausbildung wieder nach Deutschland wechseln. Daher wurde 2002 gesetzlich festgelegt, die vorhandenen Studienplätze nach unterschiedlichen Quoten zu vergeben.9 Die Studienplätze werden in drei Kontingente eingeteilt: 75 Prozent der Studienplätze gehen an Bewerber, die ihr Abitur in Österreich gemacht haben. Zwanzig Prozent der Studienplätze gehen an EU-Bürger, die ihr Abitur in oder außerhalb der EU erworben haben (darunter fallen also deutsche Abiturienten). Die letzten fünf Prozent gehen an Drittstaatenangehörige.

Bevor Du Dich schon in einer schicken Fünfer-WG in der Wiener Altstadt wähnst, solltest Du Dir klarmachen, dass Österreich insgesamt relativ klein ist. Dementsprechend gibt es auch nicht so viele Medizinstudienplätze. Nach Auskunft der MedAT-Webseite der Medizinischen Universität Wien, die alle relevanten Informationen zum Aufnahmeverfahren eines Medizinstudiums an den Medizinischen Universitäten Graz, Innsbruck oder Wien bereithält, gibt es derzeit pro Studienjahr in Österreich 1.476 Studienplätze für Medizin.10 Für deutsche Abiturienten bleiben davon noch 295 Studienplätze übrig. Deine Abiturnote ist hierfür allerdings nicht relevant, Du musst nur das Abitur haben. Ausgewählt werden die neuen Medizinstudenten anhand ihres Abschneidens im österreichischen Medizinertest. Der bisher durchgeführte Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) wurde im Juli 2013 von einem neuen Testverfahren für Humanmediziner mit der Bezeichnung MedAT-H abgelöst. Diese Prüfung wird zeitgleich an den Universitäten Graz, Innsbruck, Linz und Wien durchgeführt. Zum generellen Ablauf lässt sich sagen, dass Du Dich beispielsweise für einen Studienbeginn im WS 2018/19 voraussichtlich im Februar/März 2018 anmelden musst. Wenn Du die Gebühr von 110 Euro entrichtet hast, ist Deine Anmeldung verbindlich. Der Test selbst findet dann Anfang Juli 2018 statt und dauert den ganzen Tag. Das Testergebnis solltest Du dann im August erhalten. Warum ist es wichtig, den zeitlichen Ablauf zu kennen? Ganz einfach, wenn Du im Sommer 2018 Abitur machst und gleich im Wintersemester anfangen möchtest zu studieren, so bist Du für einen Studienplatz in Österreich für das Wintersemester 2018/2019 schon zu spät dran. Wenn Du also gerade in der Abiturvorbereitung steckst und denkst, dass es mit dem Studienplatz in Deutschland knapp werden könnte, so mach lieber noch während Deines letzten Schuljahres schon den MedAT-H an der österreichischen Hochschule Deiner Wahl, um Dir die Chance zu erhalten, gleich einen Studienplatz in Österreich zu bekommen. Für die Teilnahme ist es nämlich nicht nötig, das Abitur schon offiziell bestanden zu haben. Nähere Infos hierzu findest Du unter www.medizinstudieren.at und www.medat.at.

Finanziell gesehen kommt man mit einem Medizinstudium an einer der vier staatlichen Universitäten recht glimpflich davon. Nachdem die Studiengebühren 2009 wieder abgeschafft wurden, schlägt lediglich ein sehr kleiner Beitrag zur Österreichischen Hochschülerschaft zu Buche, sofern man die Regelstudienzeit nicht um mehr als zwei Semester überschreitet.

Wer über das nötige Kleingeld verfügt, kann an der privaten Paracelsus Universität mit Standorten in Salzburg und Nürnberg studieren. Im Studienjahr 2017 beträgt die jährliche Studiengebühr beispielsweise 14.400 Euro. Das Auswahlverfahren besteht aus einem dreistufigen System aus Bewerbungsschreiben, schriftlichem Test und einem Bewerbungsgespräch. Pro Standort gibt es hier allerdings nur fünfzig Studienplätze pro Jahr, sodass die Wahrscheinlichkeit, einen Studienplatz zu bekommen, trotz der hohen Studiengebühren eher gering ist.11

ØUngarn In Ungarn lässt es sich an drei Universitäten auf Deutsch studieren: an der Semmelweis Universität in Budapest, der Universität Pécs und der Universität Szeged. Ein Studium in Ungarn ist nichts für den schmalen Geldbeutel. Hier liegt die jährlich zu berappende Summe ähnlich der Größenordnung der Paracelsus Privat­universität in Salzburg. Wahrscheinlich auch deshalb wechselt ein Großteil der Studenten nach bestandenem Physikum zurück nach Deutschland – oder auch, weil im klinischen Abschnitt von den Studenten erwartet wird, zumindest genug Kenntnisse der ungarischen Sprache zu haben, um sich mit den Patienten unterhalten zu können, was auch nicht ganz unwichtig ist. Eine Aufnahmeprüfung gibt es nicht. Die Auswahl erfolgt beispielsweise an der Semmelweis Universität aufgrund der Abiturnote. Zudem werden Bewerber mit naturwissenschaftlichen Leistungskursen bevorzugt oder solche, die ein naturwissenschaftliches Fach bereits studiert oder naturwissenschaftliche Fächer im Rahmen von Vorbereitungskursen absolviert haben (hier wird ein kostenpflichtiges Vorbereitungsjahr angeboten, welches dann die Chancen auf einen Studienplatz weiter erhöht). Besonders gute Chancen haben Bewerber unter dreißig Jahren und solche, die bereits im Gesundheitswesen tätig waren. Informationen zum Medizinstudium in Ungarn findest Du zum Beispiel auf den deutschsprachigen Seiten der Semmelweis Universität.

www.semmelweis-medizinstudium.org

ØRumänien In Rumänien ist ein Medizinstudium auf Englisch möglich, beispielsweise an der Universität in Cluj (Klausenburg). Sowohl die Lebenshaltungskosten als auch die Studiengebühren sind im Vergleich zu anderen europäischen Städten eher moderat. Der Abschuss ist in Deutschland genau wie alle anderen EU-Abschlüsse anerkannt. Es gibt verschiedene private Organisationen, die gegen eine Gebühr die Formalitäten der Bewerb­ung übernehmen. Diese Unternehmen versprechen, dass jeder Bewerber, der die Hochschulreife erworben hat, einen Studienplatz in Medizin erhalten kann, unabhängig von der Abiturnote und ohne Wartezeit. Neben Rumänien sind oft auch andere osteuropäische Universitäten, die ein Medizinstudium auf Englisch anbieten, im Programm. Ob man das Geld für diese Leistungen und Versprechungen ausgeben möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Informationen zur rumänischen Variante des Medizinstudiums findest Du beispielsweise auf den englischsprachigen Seiten der Medizinischen Fakultät der Universität Cluj-Napoca. www.umfcluj.ro/en

ØUSA Für viele scheint ein Studium in den USA ein Traum zu sein. Allerdings gibt es ein paar kleine Fallstricke, die es zu bedenken gilt. Das Medizinstudium in den USA ist exorbitant teuer. Pro Semester kostet das Studium auf einer Medical School zwischen 25.000 und 43.000 Dollar. Amerikanische Studenten nehmen dafür in der Regel einen Studienkredit auf, den sie hinterher noch viele Jahre lang abbezahlen müssen. Der durchschnittliche Absolvent hat nach dem erfolgreichen Abschluss der Medical School 160.000 Dollar Schulden. Auch wird ein Direkteinstieg in das amerikanische Medizinstudium eher schwierig, da das System ganz anders ist als das deutsche. Da die Medizinstudienplätze auch in den USA sehr begehrt sind, vergeben viele Universitäten ihre Studienplätze oft nur an amerikanische Studenten. Die Anforderungen sind generell sehr hoch. Oft wird für die Bewerbung bereits eine Universitätsausbildung in den USA vorausgesetzt. Eine Übersicht über das Medizinstudium in den USA gibt ein Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt: »Medizinstudium in den USA: Bis zum Hals verschuldet«.12

Wer sich davon noch immer nicht abschrecken lässt, dem sei zumindest gesagt, dass sich der Rückweg nach Deutschland schwierig gestalten könnte. Genauso wenig, wie man mit deutscher Approbation ohne Weiteres in den USA praktizieren kann, kann man mit amerikanischem Examen in Deutschland praktizieren. Zwar muss man nicht das Studium in Deutschland wiederholen, aber die Anerkennung der Studienleistungen ist nicht einfach.

Die Facharztausbildung in den USA zu machen, nachdem man in Deutschland studiert hat, ist in jedem Fall kostengünstiger als gleich dort zu studieren. Auch hier gilt, dass die Studienleistung anerkannt wird, man muss lediglich die amerikanischen Examina absolvieren und sich genau wie die amerikanischen Absolventen des Medizinstudiums über ein standardisiertes Auswahlverfahren bewerben. Die United States Medical Licensing Examination (USMLE) lässt sich auch in Deutschland absolvieren. Wie gesagt, Deine Studienleistung wird anerkannt, nicht jedoch Dein Examen – daher musst Du das amerikanische Examen zusätzlich zu den deutschen Examina absolvieren und dafür auch extra lernen, da der Fokus ein wenig anders gelegt ist als in Deutschland. Das amerikanische Medizinstudium dauert nur vier Jahre und nicht sechs, wie in Deutschland, sodass die epische Breite der vorklinischen Fächer, wie man sie in Deutschland kennt, wegfällt. Generell ist die Ausbildung in den USA praxisbezogener, die Herangehensweise an einen Patienten jedoch wesentlich schematischer, sodass Dir auch die US-spezifischen Eigenarten der Erhebung einer Krankengeschichte bekannt sein sollten. Die meisten Unterschiede finden sich jedoch in der Terminologie. Wenn Du aber erst mal ein paar englischsprachige Lehrbücher durchgeackert hast, so sollten Dir die Examina nicht allzu schwerfallen.

Der Bewerbungsprozess für eine Facharztausbildungsstelle ist auch als »Match« bekannt und erinnert stark an die Bewerbung für ein Studium. Alle Jungärzte beginnen ihre Facharztausbildung zum gleichen Termin. Eine Bewerbung direkt bei den Krankenhäusern, wie sie in Deutschland praktiziert wird, ist in den USA unbekannt. Informationen und weiterführende Links zum Medizinstudium in den USA gibt es unter anderem beim Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD).

www.daad.de/ausland/studieren/leben/de/6566-medizin

Natürlich ist es prinzipiell auch möglich, in jedem anderen europäischen Land Medizin zu studieren. Dein Abitur wird überall anerkannt. Allerdings sind die Zulassungshürden gerade in den englischsprachigen Ländern ähnlich hoch wie in Deutschland. In England beispielsweise entscheiden die Unis selbst, welche Studenten sie annehmen. Du darfst Dich jedoch nicht bei beliebig vielen Unis bewerben und die Kosten sind für ausländische Studenten ziemlich hoch. Außerdem ist der Andrang auf die Medizinstudienplätze ähnlich hoch wie in Deutschland.

www.meDuni.com/angebote/AusBildung/medizinstudium/ausland/england.html

2Quelle: https://zv.hochschulstart.de/fileadmin/media/zv/nc/wise2016_17/bew_zv_ws16_17.pdf (abgerufen 26.07.2017)

3Quelle: www.deutsche-eliteakademie.de/load.php?name=News&file=article&sid=234 (abgerufen 26.07.2017)

4Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Latinum (abgerufen 26.07.2017)

5Quelle: www.mft-online.de/dokumente2011/MedizinberichtGesamt.pdf (abgerufen 26.07.2017)

6Quelle: https://zv.hochschulstart.de/index.php?id=9, leicht modifiziert (abgerufen 26.07.2017)

7Quelle: Ebd.

8http://planz-studienberatung.de/ham-nat-hamburger-naturwissenschaftstest (abgerufen 26.07.2017)

9Quelle: Österreichisches Universitätsgesetz

10Quelle: https://www.medizinstudieren.at/allgemeine-informationen/kontingente/studienplaetze/ (abgerufen 26.07.2017)

11Quelle: http://www.pmu.ac.at/humanmedizin.html (abgerufen 26.07.2017)

12Quelle: Schmitt-Sausen, Nora, Medizinstudium in den USA: Bis zum Hals verschuldet

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