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SCN: Der Taktgeber

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Auch wenn schon länger klar war, dass Zellen untereinander kommunizieren, fragten wir uns doch, ob unsere inneren Uhren zusätzlich von Organ zu Organ miteinander in Kontakt standen. Forscher fanden einen kleinen Zellhaufen, der als Hauptuhr beziehungsweise Taktgeber dient, genau wie die Atomuhren die Taktgeber für alle anderen Uhren in der Welt sind. Diese Zellen, die gemeinsam als suprachiasmatischer Nucleus oder kurz SCN bezeichnet werden, sitzen am Hypothalamus, dem Zentrum der Hirnbasis, wo sich die Steuerzentren für Hunger, Sättigung, Schlaf, Stressreaktion, Flüssigkeitshaushalt und so weiter befinden. Die 20 000 Zellen, aus denen der SCN besteht, sind unmittelbar verbunden mit der Hypophyse, die Wachstumshormone produziert; mit den Nebennieren, die Stresshormone abgeben; mit der Schilddrüse, die Schilddrüsenhormone abgibt und mit den Keimzellen, die Fortpflanzungshormone produzieren. Der SCN ist außerdem indirekt mit der Zirbeldrüse verbunden, die das Schlafhormon Melatonin herstellt.3

Die Funktion des SCN ist so entscheidend für den täglichen Rhythmus, das bei seiner chirurgischen Entfernung, wie dies im Rahmen eines Experiments an Nagetieren durchgeführt wurde, die Tiere all ihre Rhythmen verlieren. Tatsächlich verlieren Patienten im Endstadium der Alzheimer-Krankheit, sofern der SCN ebenfalls degeneriert, jedes Zeitgefühl. Die Zeiten am Tag oder bei Nacht, wenn sie zu Bett gehen, Hunger verspüren oder Stuhlgang haben, sind völlig beliebig.

Der SCN ist die Verbindung zwischen Licht und Zeitabläufen, da er aus der Außenwelt Informationen über Licht bezieht und diese an den Rest des Körpers weitergibt. Die Melanopsin-Zellen der Netzhaut stehen in direkter Verbindung zum SCN, weshalb unsere Hauptuhr sehr empfindlich auf blaues Licht reagiert. Wenn der SCN durch blaues Licht wieder in den Takt gebracht wird, wirkt sich dies auch auf alle anderen Uhren im Hypothalamus aus: Hypophyse, Nebennieren, Zirbeldrüse usw. Die anderen Uhren im Körper, beispielsweise die Uhren von Leber und Darm, erschaffen ihre zirkadianen Rhythmen aus einer Kombination der Informationen des SCN und der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Der Taktgeber im SCN ist verbunden mit dem Hungerzentrum im Gehirn, sodass genau genommen der SCN dem Gehirn mitteilt, wann wir hungrig sind und wann nicht. Auf diese Weise bestimmt der SCN, wann wir essen sollen, was indirekt dann wieder die Uhren von Leber, Darm, Herz und so weiter stellt.

Es gibt einen zirkadianen Rhythmus für das Trinken von Wasser, der unserer Leber und unseren Muskeln hilft, viele Aufgaben zu erledigen. Leberzellen schwellen an, wenn Sie Nahrung zu sich nehmen, um ihr eigenes Protein herzustellen (die Leber produziert das meiste Bluteiweiß). Die Zellen können nur anschwellen, indem sie Wasser aufnehmen. Aus diesem Grund hilft eine ausreichende Wasserzufuhr unseren Organen dabei, die notwendigen chemischen Reaktionen durchzuführen, um Energie bereitzustellen und die Vitalfunktionen am Laufen zu halten.

Das System ist flexibel genug, um sich innerhalb weniger Tage umzustellen, wenn Nahrung zu einer ungewohnten Zeit aufgenommen wird. Der Darm stellt sich neu ein und produziert dann wieder Verdauungssaft kurz bevor die Nahrung ankommt, und die Leberuhr bereitet sich darauf vor, die Nährstoffe zu verarbeiten, die vom Darm aufgenommen werden. Nach etwa einer Woche sind einige der Uhren im Gehirn betroffen. Sie werden neu gestellt und passen sich an die neuen Essenszeiten an. Auf diese Weise wird deutlich, in welcher Weise das Licht und unsere Essensgewohnheiten Auswirkungen auf viele dieser inneren Uhren haben.

Der Zirkadian-Code

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