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»Stört es euch?« Unbunt

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ERSie sind mir erst kürzlich aufgefallen. Ich wollte etwas sagen, aber da klingelte das Telefon, und Schreiber ging dran. Seither habe ich noch ein paarmal hingeschaut, aber der Zeitpunkt, um mich dazu zu äussern, passte nie. Muss ja auch nicht sein. Gehören irgendwann einfach dazu. Bei mir spriesst es ja auch in Grau und noch dazu nur noch spärlich. Ist auch nicht so wichtig, es geht um Liebe und nicht um die Haarfarbe, die jetzt …, ja wie nennt man diesen Ton eigentlich genau? Unbunt?

»Mama, du hast total graue Haare am Ansatz! Da beim Scheitel«, ruft unsere Tochter beim Frühstück und zeigt mit dem Finger auf Schreibers Kopfhaut. »Krass!«

Schreiber schluckt, dann lacht sie etwas wacklig und meint: »Ja, die sind ganz schnell gekommen. Quasi über Nacht.«

Wir nicken.

»Stört es euch?«

Unsere Tochter schüttelt den Kopf, ich auch, dann blickt sie zu mir: »Dass du nie was gesagt hast? Ich dachte schon, du traust dich nicht, darüber zu reden, dass ich grau werde.«

Ich weiss nicht, was ich sagen soll.

»Bitte, wenn dich an mir etwas irritiert, dann sprich darüber. Sonst verunsichert mich das. Nichts zu sagen, finde ich nämlich richtig schlimm«, fährt sie fort.

Nun, dann sage ich jetzt doch etwas.

Am besten ganz schnell.

Aber ich weiss einfach immer noch nicht, was.


SIEJetzt ist es draussen! Mir sind die silbrigen Haare an meinem Scheitel schon länger aufgefallen. Sie kamen aus dem Nichts, innerhalb von Wochen. Und mit ihrem spontanen Wuchs tauchten auch die Fragen auf: Macht es mich alt? Stört mich das Grau? Und: Stört sich Schneider daran? Keine Ahnung. Er sagt ja nichts. Darum bin ich froh, dass meine Tochter meinen Farbwechsel derart locker thematisiert. Genau so sollte man übers Älterwerden reden: frisch von der Leber weg. Ich probier’ das grad mal aus und sage möglichst überzeugend in die Runde: »Färben? Nein, ich lasse meine Haare machen, was sie wollen.« Dass ich vor ein paar Tagen daran gedacht habe, diesen weissen Wirbel mit blonden Strähnen wegzuschummeln, behalte ich für mich.

Schade, bin ich nicht so selbstbewusst wie meine Freundin, die ihre grauen Haare ohne künstlichen Ton trägt und toll aussieht.

Schneider hat sich immer noch nicht zum Thema geäussert. Ich versuche, ihn aus seiner Sprachlosigkeit zu befreien, und sage: »Übrigens liebe ich deine grauen Haare, vor allem die auf der Brust.«

Schneider grinst und zwinkert mir zu.

Das einzig wirksame Mittel gegen Grau haben wir beide auf Lager: unseren Humor.

Paarcours d'amour

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