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»Mirgehtsgut.« Reife Leistung

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SIEMeine Hand greift im Dunkeln nach dem Wecker, die Ziffern leuchten blass. 02.14. Ich greife hinüber. Klamme Decke! Kein behaglich warmer Mann.

Zack! Bin hellwach. Herzklopfen. Licht an, Gedanken sortieren: Wir feierten an einem grossen Anlass in Baden, fetzige Musik, leckeres Essen, lustige Leute. Ich ging um elf, er wollte bleiben. Kein Problem. Ich steckte ihm eine Geldnote zu, denn er hatte wieder mal weder Portemonnaie noch Handy dabei, und er sagte, er würde mit dem letzten Zug nach Hause kommen.

Um viertel nach zwei fahren aber keine Züge mehr!

Ich erschrecke: Das Fest fand an der Limmat statt, direkt am Fluss. Was, wenn Schneider unbemerkt hineingekippt ist und nun als Wasserleiche im Kraftwerksrechen hängt? Ohne Ausweis! Ich sehe mich auf der Gerichtsmedizin meinen Mann identifizieren.

Oder pennt er auf einer Parkbank? Oder womöglich in einem anderen Bett?

Ich will mich beruhigen, werde aber wütend: Er könnte doch anrufen! Mit dem Handy von irgendwem, egal wann, mich aus dem Schlaf holen und mir zulallen: »Mirgehtsgut.« Dann wüsste ich, dass er lebt.

Aber so! Ich brauche dringend einen Tee, gehe runter in die Küche, will Wasser aufsetzen, als ich etwas höre.

Klingt wie Kesselrasseln …


EROh, Mann, was für eine Feier! Ich lege mich zu AC/DC-Klängen ins Zeug, als stünde ich im Luftgitarren-Weltmeisterschaftsfinal. Aber da ich nicht mehr der Jüngste bin, befinde ich um Mitternacht: Es reicht! Genug getobt, genug Alkohol! Mein morgiger Kater soll schnurren und nicht wie ein Güterzug rasseln. Also nehme ich gerne das Angebot eines befreundeten Pärchens an, mich nach Hause zu fahren.

Ich quatsche ihn, der den ganzen Abend nur Wasser getrunken hat, voll, und zu Hause angekommen, finde ich natürlich alles schon dunkel vor. Beim Aufsperren der Eingangstüre beglückwünsche ich mich selber, nicht noch mehr getrunken zu haben, denn ich brauche nur drei Anläufe, um das Schloss zu treffen.

Lautlos husche ich hinein, ziehe leise die Schuhe aus. Oben ist alles ruhig. Beim Zähneputzen im unteren Bad blicke ich in den Spiegel. Vielleicht war der letzte Drink doch zu viel. Muss mich konzentrieren, klar zu sehen. Wahrscheinlich werde ich nachher laut schnarchen, denke ich und beschliesse, der rücksichtsvollste aller Ehemänner zu sein. Ich kuschle mich im Wohnzimmer aufs Sofa, damit Schreiber im Bett ihre Ruhe hat. Mein letzter Gedanke ist: Im reifen Alter wird man einfach weiser.

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