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2. Das Kopfbad.[11].
ОглавлениеZu den wichtigsten Teilbädern zählt das Kopfbad. Dasselbe kann kalt oder warm, am besten in folgender Weise genommen werden.
Man stellt ein Gefäß mit Wasser auf einen Stuhl und hält den Oberkopf (siehe Abbildung), den eigentlichen Haarboden, ins kalte Wasser ungefähr eine Minute, ins warme 5–7 Minuten. Soweit das Wasser am Hinterhaupte die Haare nicht berührt, kann mit Aufgießen durch die hohle Hand nachgeholfen, d. h. es können die trocken gebliebenen Haare gleichfalls benetzt werden.
Fig. 6.
Nach dem Bade soll man die Haare sorgfältigst abtrocknen. Ja immer, sei es, daß sie durch Guß oder Dampf naß werden, und ich rate große Vorsicht und Genauigkeit an, da bei Vernachlässigung leicht schwere Kopfleiden, wie Kopfrheumatismus u. a., die Folge sein könnten. Nach der Abtrocknung bleibe man im Zimmer oder setze eine die ganze nasse Haarfläche bedeckende Mütze auf, bis Kopfhaut und Haare völlig trocken sind.
Viele wenden ein kürzeres Verfahren im Kopfbade an, besonders junge Leute vom Lande. Sie tauchen ihren Kopf öfters nacheinander unter im Brunnentroge wie die Enten im Teiche oder halten den Kopf unter die Röhre. Es tut ihnen wohl so. Ganz recht! Sie sollen es nur nicht zu arg (zu lange und zu oft) treiben und die Regeln des Abtrocknens gut merken.
Gut ist das kalte Kopfbad dem, der kurzgeschnittenes Haar hat. Bei langem Haare[12] dringt das Wasser schwerer durch auf die Haut, — was eigentlicher Zweck des Bades ist, — und die Trocknung schreitet langsamer voran. Solchen rate ich stets das warme Kopfbad an wegen seiner längeren Dauer.
Die Kopfbäder verordne ich zuweilen gegen Kopfleiden — dann sind es immer kalte und kurze —, meistens jedoch solchen Personen, bei denen der Haarboden insbesondere der Tummelplatz aller möglichen Geschwüre und Geschwürchen, flechtenartiger, trockener Ausschläge, eine förmliche Fundgrube von Schuppen und Staub und gar noch von anderem ist, was freilich eher und besser die Nacht als der Tag, nur nicht das Haar bedecken sollte. Mitunter bekommen diese auch warme Kopfbäder von längerer Dauer, abschließend mit kalter Übergießung oder kalter Abwaschung.
Ich mache auf diese Kopfbäder wohl aufmerksam. Wenn auf dem Lande, im kleinen Häuschen und im noch kleineren Stübchen den ganzen Winter hindurch die ohnedies kleinen Seh- und Luftlöcher, Fenster genannt, niemals geöffnet werden, so entsteht zuletzt eine Luft, die man förmlich schneiden kann und die jeden eintretenden Fremden mit Wucht zurückschlägt.
Und wenn in einer Stube nie gereinigt, nie aufgewaschen wird, wie muß dann zuletzt der Boden aussehen?
Kann es dem armen Haarboden anders gehen, wenn die langen Haare oder die zwei- oder dreifachen Kopfumhüllungen das halbe Jahr hindurch keinen Lufthauch und keinen Sonnenstrahl hineindringen lassen auf die ohnedies im verborgenen lebende Kopfhaut? Und wenn da nie ein Wasser oder eine Lauge gründlich, recht gründlich ihre Arbeit tut, wie mag es zuletzt aussehen?
Auch da kann sich ein Morast von Krusten usw. bilden, eine Fäulnis, und manche Mutter weiß zu erzählen, was solche Fäulnis zeitigt.
Leider ist nur zu wahr: die Kopfpflege wird vielfach sehr vernachlässigt. Man wäscht jahraus, jahrein jeden Morgen sein Gesicht und meint, damit sei es abgetan. Damit ist es noch lange nicht abgetan. Ich empfehle die Kopfpflege im Interesse der notwendigen Reinlichkeit, dann der Gesundheit der Jungen wie der Erwachsenen; in erster Linie soll sie den Müttern empfohlen sein.