Читать книгу Traumdealer am Abstellgleis - Selina Haritz - Страница 6
VORWORT
ОглавлениеIch habe dem Plüsch ins Auge geblickt.
Bin mehr knietief zwischen Polyester und Holzwolle durch die Hölle des Füllmaterials gewatet, um zu verstehen, was die unverstandenen Plüschtiere dieser Welt bewegt. Jene tragischen, quengelnden Kindern gekauften, auf dem Rummel gewonnenen und ihr Dasein zwischen Regal und Vergessen fristenden Kreaturen, denen unsereins anmaßenderweise nur selten ein eigenes Leben, geschweige denn Denken, zubilligt.
Wobei es durchaus Versuche gab, den Menschen die Wahrheit zu bringen. Propheten des Plüschs, deren Worte ungehört verklangen. Ich erinnere mich an Clifford Chases Winkie, einen Teddybär, vom FBI angeschossen und von der Öffentlichkeit als Terrorist verurteilt, der sein Leben in die eigene Hand nehmen wollte. An Ted, jenen renitent vulgären Bär, der sich mit Hilfe von Mark Wahlberg und zweierlei Filmen in die Herzen der Menschen grantelte. Und natürlich an Plüsch, Power und Plunder, ein bizarres Rollenspiel, in dessen Rahmen der Spieler die Rolle belebter Kuscheltiere übernehmen und die Wirren des Spielzeuglebens am eigenen Leib erfahren konnte. Ganz zu schweigen von Die dunkle Seite des Plüsch, einer Kurzgeschichte, mit der ich selbst mich bemühte die Untiefen der Kuscheltieristik auszuloten. Im Lauf der Zeit hat es also einige Versuche gegeben, den Menschen die Augen zu öffnen. Wann immer mir aber danach zumute war, von den Weisheiten Nietzsches und Schopenhauers begleitet und um der Liebe Willen mit ein paar drogenabhängigen Plüschtieren in ein Abenteuer zu ziehen, gab es nichts. Rein gar nichts. Ich bin Selina Haritz dankbar. Dafür, dass ich all das nun mit Regen, Panther und dem Braunen endlich nachholen darf. Dafür, dass ich es in einer Welt tun darf, die neben der obskuren Poesie des Plüsch ein paar Wahrheiten und Sichtweisen über unsere eigene Welt bereit hält. Dankbar für ebenso skurrile wie glaubhafte Charaktere, die Erinnerung daran, dass man für seine Träume manchmal etwas tun muss und natürlich für den ersten drogendealenden Dalmatiner meines Lebens. Oh ja, ich bin dankbar.
Und ihr solltet es auch sein.
Christian von Aster, 18.09.2016