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Wenzel Manchu hatte alle GangsterBosse aus den Nachbarlanden geladen, es ging um die zukünftige Aufteilung des Kuchens. Zudem plante Manchu, den anderen zu zeigen, dass mit ihm zu rechnen war.

Und so versammelte sich im Hinterzimmer von Murgis Nobelitalieners Alfonso folgende Prominenz um einen elegant gedeckten Tisch: Don Lollo, der greise Pate aus Wilhelmshausen, Graf Nazi aus dem schönen Spinatia, El Diavolo aus San Fizzicatto sowie der Ire O'Mally, Herrscher über die Unterwelt von Saftenstein.

"Ich will was zu trinken!" stellte O'Mally gleich zu Beginn der Versammlung fest. Er trug ein schlichtes Dorfgewand und wäre auch als Bauer durchgegangen.

"Wieso killt er den Schinken?" fragte der im eleganten Anzug eingepackte Don Lollo und streckte sich ein wenig nach vorn. Don Lollo war bereits 102 und bewegte sich in einem Rollstuhl fort. Auch seine Ohren hatten schon vor langer Zeit ihre Arbeit aufgegeben. Selbst mit seiner riesigen, altmodischen Ohrtrompete konnte Don Lollo kaum noch etwas hören.

"Miau", sagte die weiße fette Katze, die Graf Nazi auf seinem Schoß hatte. Der Graf streichelte sie und blies den Rauch aus seiner Zigarette, die auf einem Zigarettenspitz steckte. Der Graf hatte eine Glatze und ein Monokel vor dem Auge, seinen Anzug hatte mal ein Militarist getragen.

"Ich will einen Whisky!" krächzte O'Mally.

"Prolet!" sagte Graf Nazi.

"Was ist obsolet?" fragte Don Lollo.

El Diavolo sagte nichts.

Schließlich betrat Wenzel Manchu den Raum, in seiner Hand ein Tablett mit vier gefüllten Schnapsgläsern.

"Die anderen trinken nichts?" fragte O'Mally, packte sich das Tablett und konnte in Windeseile alle vier Schnäpse seine Kehle runterschicken.

"Fallott!" sagte Graf Nazi.

"Kompott gibt's auch?" fragte Don Lollo, "das ist fein!"

"Können wir dann anfangen?" bat El Diavolo, "ich muss heute noch zu einem Kostümfest!"

"Ach darum sind Sie wie Zorro angezogen!" sagte Graf Nazi.

"Wie? Nein, das ist meine Berufskleidung! Auf das Kostümfest gehe ich als Mata Hari!" erklärte El Diavolo.

"Gentlemen", sagte Wenzel Manchu und übernahm den Vorsitz des Tisches, "lassen Sie mich helzlich meinen Dank aussplechen fül Ihle zahlleiche Teilnahme!"

"Das ist doch nicht der Rede wert", sagte Graf Nazi.

"Hab ich gern getan", sagte El Diavolo.

"Der Whisky ist guuuuut! Noch einen!" sagte O'Mally.

"Mein Freund, kommen wir doch gleich zur Sache. Ich kann jederzeit abtreten", bemerkte Don Lollo heiser.

"Sie haben ganz lecht", sagte Wenzel Manchu, "Gentlemen, Sie sehen einen kleinen Mann vol sich. Ich meine, einssechzig ist nun wilklich keine Glöße. Fül mich gab es nul zwei Möglichkeiten: Jockey odel Gangstel. Und da die Pfelde mich nicht mögen, wulde ich Gangstel, odel Geschäftsmann, wie man in unselen Kleisen dazu sagt. Dieses Land ist fest in meinel Hand. Ich plane auch zu expandielen und ich gebe Ihnen dazu einen guten Lat: stellen Sie sich mil nicht in den Weg, meine Hellen."

"Verdammter Chinamann!" sagte Graf Nazi.

"Warum sind Sie nicht Fotomodell für Reis geworden?" fragte El Diavolo.

"Ich würde notfalls auch einen chinesischen Schnaps trinken!" sagte O'Mally.

Die Tür flog auf, draußen stand das berühmte Bolschoi Orchester! 35 Mann schwer! Dass muss man sich mal vorstellen! "Das ist der Verbrecher, der unsere Posaune gestohlen hat!" rief Sergei Iwanowitsch Maseltov, der schnauzbärtige Dirigent und zeigte mit seinem Dirigentenstab auf Don Lollo.

"Kreisch!" rief Don Lollo aus, "die wollen mein Hörgerät! Schon wieder!"

"Diesemal entkommst du uns nicht!" rief Sergei Iwanowitsch Maseltov.

Und als wäre er genau auf so einen Zwischenfall vorbereitet gewesen, drückte Don Lollo einen Knopf an seinem Rollstuhl und die kleinen Räder des Fahrzeugs setzten sich sofort in rasante Bewegung. Geschickt und geschwind manövrierte sich Don Lollo drei Runden um den Tisch herum und durch die Hintertür davon, das Orchester immer ihm nach.

"Lassen Sie sich nicht stölen", bemerkte Wenzel Manchu säuerlich, als Männer in schwarzen Anzügen mit Instrumenten bewaffnet an ihm vorbeieilten. Als sich der Wirbel gelegt und die Verfolgung sich aus dem Lokal bewegt hatte, fragte Graf Nazi: "Können wir jetzt anfangen?"

Und El Diavolo sagte: "Ich hab auch nicht mehr viel Zeit, ich muss mir noch die Schminke für mein Kostüm kaufen!"

Und O'Malley gröhlte das Lied vom Iren, der zuviel sauft. Gibt's eigentlich noch andere irische Lieder?

"Was fül Bösewichte seid ihl eigentlich?!", fragte Wenzel nun empört, aber auch erbost, "Witzfigulen, Tlinker, Tlansvestiten! Ich dachte, ich hätte hiel mit gefählichen Velblecheln zu tun, nicht mit Knallchalgen. Muss ich euch elst zeigen, was man als Gangstel zu tun hat?! Elplessung, Dlogenhandel, Plostituion!"

Die Tür flog auf und das Zimmer wurde abermals gestürmt. Diesmal von Inspektor Watson und seinen Mannen.

"Is gut, Manchu, keine Bewegung! Ich verhafte Sie wegen Diebstahl der Höschen der Queen!!"

"Häh?" sagte Wenzel.

"Die Höschen der Queen?" fragte El Diavolo.

"Und ihre Stützstrümpfe!!" sagte Watson, packte Wenzel am Arm und transportierte ihn ab.

Und Graf Nazi sagte: "Verdammter Chinamann!"

Und Graf Nazis Katze sagte: "Miau."

Das Leben ohne Höschen

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