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Inspektor Watson hatte im bequemen Gästesessel des Innenminister Sir Roderick Platz genommen. Watson war nun schon seit 25 Jahren Inspektor, weil er mit einem Hofrat verwandt war. Nicht etwa wegen seiner kriminalistischen Begabungen.

Der schmächtige, aber eindrucksvolle Sir Roderick musterte Watson mit strengem Blick. Seine Augen verrieten Abscheu, aber Watson bekam davon nichts mit. Der Innenminister rieb sich den fast kahlen Kopf. Seine wohl proportionierte Nase stach aus seinem Gesicht hervor und warf einen Schatten auf sein ebenfalls imposantes Kinn.

"Watson, wie Sie wissen, feiert unser schönes und einwandfreies Königreich bald sein 600 Jahrjubiläum", begann Sir Roderick mit einem Hauch Resignation in der Stimme.

"Jawohl Sir!" versicherte Watson schnaufend. Der Gästesessel von Sir Roderick war gar nicht so bequem für ihn, mit Mühe hatte er seinen enormen Leib in den Stuhl hineingezwängt. Watsons Halbglatze schimmerte im Sonnenlicht. Der Schweiß auf seinen dicken Backen glänzte rötlich. Sein Doppelkinn war von mehreren Generationen Fett umgeben.

"Zu diesem Zweck haben wir unser gesamtes Sicherheitspersonal drauf angesetzt, die Feierlichkeiten zu überwachen. Nun gibt es aber einen heiklen Zwischenfall", erlärte Sir Roderick.

"Ein Zwischenfall, Sir?" fragte Watson.

"Einen äußerst heiklen. Es geht um die....", Roderick hielt inne und überlegte, wie er diesen äußerst delikaten Sachverhalt dem Inspektor am besten näher bringen könnte.

"Watson, haben Sie eine Großmutter?" sagte er schließlich.

Watson nickte.

"Sehr schön. Und Ihre Großmutter hat doch sicher eine gut sortierte Garderobe?"

Watson nickte abermals.

"Nun, ich weiß nicht, wie Ihre Großmutter dazu sagt, aber es geht um die Dinger, die Frauen ganz zu unterst anziehen."

"Ah, Schuhe", nickte Watson.

"Schuhe?" fragte Sir Roderick verwirrt.

"Schuhe", erklärte Watson, die ziehen Frauen ganz unten an. Wo die Füße sind."

"Ich werde vergessen, dass diese Unterhaltung je stattgefunden hat", dachte sich Sir Roderick. Sagen tat er: "Unterwäsche! Es geht um Unterwäsche! Höschen, Slips, Kompineschen, Reizwäsche, Stützstrümpfe, all so ein Zeug!"

"Warum soll meine Oma denn Unterwäsche an den Füßen tragen?" fragte Watson, "sie ist ja noch nicht verkalkt!"

"Ich wollte eine Überleitung schaffen", klagte Sir Roderick und rieb sich zögernd die Hände, "Sie wären doch sicherlich sehr ärgerlich, wenn Ihrer Oma jemand die Unterwäsche raubt, oder?"

"Meinen Sie direkt von ihrem Körper?" fragte Watson.

"Vergessen Sie's", sagte Sir Roderick genervt, "es wäre in jedem Fall keine schöne Sache, wenn jemand die Unterwäsche Ihrer Oma stiehlt. Noch viel schlimmer ist allerdings, wenn jemand unserer Königin die Unterwäsche raubt! Und genau das ist passiert!"

"Nein!" rief Watson und Tränen der Wut spritzten aus seinen Augen.

"Doch!" flüsterte Sir Roderick.

"Verbrecher! Wer ist zu so einer unfassbaren Schandtat fähig?!" rief Watson und seine Tränen spritzten nur so auf den Schreibtisch Sir Rodericks.

"Das sollen Sie herausfinden", erklärte Sir Roderick und wich vor Watsons Tränensturzbach zurück, "und zwar alles schön diskret. Die Sache darf nicht an die Öffentlichkeit kommen. Das würde die Grundlagen unseres Staates erschüttern."

"Sie können auf mich zählen, Sir", sagte Watson mit tränenerstickter Stimme, "ich werde nicht ruhen, bis das Schwein gefasst ist!"

Er ließ seinen Tränen freien Lauf und im Nu stand der Schreibtisch des Geheimdienstchefs unter Wasser.

"Haben Sie schon einen Verdacht?" fragte Sir Roderick und hatte Mühe, seine Schreibtischutensilien vor Watsons feuchter Trauer in Sicherheit zu bringen. Was für ein Synonym.

"Noch keine direkten", antwortete Watson, dachte jedoch an einen kleinen, gelben Mann.

"Verbinden Sie mich mit dem Wasserwerk", sagte Sir Roderick in sein Telefon, "ich brauche eine Pumpe!"

Das Leben ohne Höschen

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