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Unbeleckt von den schrecklichen Ereignissen im Königshaus saß Schmu Mortimer glücklich in der Straßenbahn auf dem Weg zur Arbeit. Nicht dass seine Arbeitsstätte weit von seiner Wohnung entfernt lag, der Weg war locker in zehn Minuten zu Fuß bewältigen. Schmu zählte schon 59 Lenze, sein schlohweißer Vollbart ließ ihn älter erscheinen, sein Körper hingegen war athletisch wie der eines 30jährigen; Schmu ging dreimal wöchentlich joggen und ernährte sich bewußt. In die Arbeit fuhr er dennoch immer mit der Straßenbahn. Grund dafür war die simple Liebe zu diesem edlen Gefährt.

Bereits als Kind hatte Schmu nur mit Modelstraßen-bahnen gespielt und wurde von seinen Schulkollegen, die Spielzeugautos bevorzugten, oft belächelt. Bereits als Kind hatte er gewußt, dass für ihn nur eine Karriere bei den Strumper Stadtwerken in Frage kommt. Die Straßenbahnen, die auf den vier Strumper Linien verkehren, waren elegante Sechsachser, schon an die 50 Jahre alt und galten als Wahrzeichen des Landes. Darum wurden sie auch nicht durch neuere Garnituren ersetzt, sondern technisch immer in gutem Zustand gehalten und regelmäßig frisch lackiert.

Schmu hatte sich gleich nach dem Schulabschluss bei den Stadtwerken beworben und sich nach und nach durch alle Bereiche des Straßenbahnwesens gearbeitet. Er begann als Lackierer und Anstreicher, ging über zum Mechaniker, wurde später Fahrdienstleiter und Schaffner. Lediglich Fahrer konnte Schmu aufgrund seiner Farbenblindheit nicht werden.

Schmu jedoch verzagte nicht. Mit viel Geschick fädelte er die Bildung einer Schaffnerschule ein, in der er Generationen von Fahrscheinkontrolleuren ausbildete.

So hatte der beneidenswerte Schmu seine große Liebe zu seinem Beruf gemacht. Seine andere große Liebe Becky hatte er geheiratet. Becky, die zwanzig Jahre jüngere, äußerst üppige gebaute Becky, was nicht etwa heißen soll, dass sie fett war. Schmu war mit seinem Leben sehr zufrieden und freute sich schon auf die 600-Jahr Feier, bei der auch eine Festtagsstraßenbahn durch die Stadt kutschieren würde. Lediglich der Gedanke, dass er eventuell nicht der einzige Mann in Beckys Leben war, nagte an ihm. Ist ja auch verständlich. Bei solchen Riesendingern.

Das Leben ohne Höschen

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