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Meine Geschichte: Wie alles begann …

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Die Diagnose »Colitis ulcerosa« bekam ich 2007. Drei Wochen zuvor begannen die ersten Beschwerden mit einer vermeintlich normalen Magen-Darm-Grippe, die jedoch länger als nur einige Tage andauerte und mich ins Krankenhaus brachte.

Zu dem Zeitpunkt lebte ich in den USA und wurde völlig unerwartet aus meiner Happy-Life-Bubble gerissen. Ich hatte bis dahin noch nie von dieser Krankheit gehört und, um ehrlich zu sein, mich auch noch nie mit Krankheiten, besonders nicht mit Autoimmunkrankheiten auseinandergesetzt. Denn genau das ist Colitis ulcerosa – eine Autoimmunerkrankung des Dickdarms, sehr ähnlich zu Morbus Crohn. Das Tückische an Autoimmunkrankheiten ist, dass, wie auch der Begriff schon sagt, das Immunsystem eine maßgebliche Rolle spielt. Laut Definition ist eine Autoimmunerkrankung eine Krankheit mit Reaktionen des Körpers, denen eine gestörte Toleranz des Immunsystems gegenüber Stoffen des eigenen Körpers zugrunde liegt. Dies führt zur Bildung von Antikörpern (Autoimmunisation) und geht mit (schmerzhaften) Entzündungen einher. Bei der Colitis ulcerosa entzündet sich der Dickdarm in regelmäßigen und meist unvorhersehbaren Schüben stark. Symptome sind unter anderem starke Bauchschmerzen, krampfartige, blutige Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Appetitlosigkeit und starker Gewichtsverlust. Ich kann mich noch so gut an den Tag erinnern, als ich am Morgen der ersten Darmspiegelung von meinem damaligen Freund geduscht und angezogen wurde. Ich war so schwach, dass ich solche einfachen Dinge nicht mehr alleine bewerkstelligen konnte und für ziemlich alles auf Hilfe angewiesen war. Wir fuhren ins Krankenhaus, in dem die Darmspieglung durchgeführt werden sollte, und die Reaktion der Krankenschwester werde ich nie vergessen, als ich in Zeitlupe durch die Tür lief. Ich hatte innerhalb von drei Wochen über zehn Kilogramm Gewicht verloren, bestand nur noch aus Haut und Knochen und war dem Tod sehr nah. Sie sagte nur: »My god, sweetheart!« Nach dem Aufwachen aus der Narkose kam der Arzt und brachte mir die ernüchternden Neuigkeiten. Ich weiß noch ganz genau, wie ich völlig verwirrt den Arzt ansah und absolut nicht verstand, was er mir zu erklären versuchte: Das ist eine UNHEILBARE Krankheit! Ich stand absolut unter Schock und verstand die Welt nicht mehr. Meine Familie organisierte meine Rückreise nach Deutschland, denn ich war zu nichts zu gebrauchen. In München angekommen, begann sofort meine Therapie, die zum Glück schnell und effektiv anschlug. Ich lebte mich langsam wieder ein, suchte mir einen Job und begann nach einiger Zeit mein Studium der Kunstgeschichte an der LMU München. Die Schübe kamen und gingen, waren aber nie so schlimm wie der erste und ich lebte die nächsten Jahre ein beschwerdearmes Leben. Langsam trat die Krankheit völlig in den Hintergrund und ich vergaß schon fast, dass ich eine unheilbare Krankheit hatte. Gut auf der einen Seite, aber mit dem Vergessen kam auch die Unachtsamkeit meinem Körper und meiner Seele gegenüber. Das verstand ich jedoch erst viel später, denn es ging mir ja gut – dachte ich.


Colitis ulcerosa …

… ist eine Autoimmunerkrankung des Dickdarms, sehr ähnlich zu Morbus Crohn. Symptome sind unter anderem starke Bauchschmerzen, krampfartige, blutige Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Appetitlosigkeit und starker Gewichtsverlust.


Mein persönlicher Wendepunkt

2016 erlebte ich eine Art Déjà-vu: Einen Krankheitsschub, der dem im Jahr 2007 stark ähnelte, nur mit dem großen Unterschied, dass mein Körper nicht mehr auf Therapien reagierte. Dieser Schub dauerte fast 1 ½ Jahre an und zermürbte mich mit kaum zu ertragenden körperlichen und seelischen Schmerzen. Ich wurde erneut aus dem Leben gerissen, musste meinen Job aufgeben, wurde Dauergast bei Ärzten und verbrachte immer wieder viele Wochen in Krankenhäusern. Ich konnte kaum noch essen, sodass mir ein Portkatheter unter die Haut implantiert wurde, um das Verabreichen von Nährlösungen und Medikamenten zu vereinfachen. Ich hatte kaum noch soziale Kontakte, bewegte mich nur noch vom Bett zur Toilette und wieder zurück. Alles, was ich so in meiner »idealen Welt« aufgebaut hatte, zerfiel plötzlich. Mein Job, Freundschaften, Hobbys und auch mein vermeintlich »perfekter« und gesunder Körper. Alles, inklusive meines jahrelangen Perfektionismus hinsichtlich meines Körperbildes, relativierte sich auf einen Schlag. Da war ich nun – krank, allein und wieder bis auf Haut und Knochen runtergehungert. Was war der Grund, dass ich wieder am gleichen Punkt angekommen war? Hatte ich meine Krankheit in eine Schublade gepackt und vergessen, wie es mir einige Jahre zuvor ging? Vielleicht nicht vergessen, eher nie einen richtigen achtsamen und liebevollen Umgang mit Körper und Seele gefunden. Meine Körperwahrnehmung und das ideale Bild meines Körpers lösten sich langsam auf. Früher war ich davon besessen, schlank und fit zu sein. Nun war ich dünn, zerbrochen und unglücklich. Ich kam aus dem Strudel von Trauer, Verzweiflung und Selbstmitleid kaum heraus, machte mir plötzlich Gedanken über Leben und Tod. Mein Zustand war kritisch und fast aussichtslos. Es wurde mir eine Kolektomie – die chirurgische Entfernung des Dickdarms – nahegelegt, um »zu überleben«. Sprich, die Entfernung des Organs, welches mich überhaupt in diese Lage gebracht hat. Eine scheinbar perfekte Lösung, aber was für eine gruselige Vorstellung. Ich war verwirrt, hatte unglaubliche Angst und konnte mich kaum mit dem Gedanken abfinden, einen künstlichen Darmausgang zu haben sowie ohne ein essenzielles Organ zu leben. Es klang für mich mehr nach Versagen als nach einer Lösung. Ich war nicht bereit, aufzugeben, ohne gekämpft zu haben! Das liegt nämlich nicht in meiner Natur. Ich war schon immer eine Kämpferin. Was hielt mich dann jetzt davon ab, für mich und mein Leben zu kämpfen? Nichts!


»Ich fing an, auf meinen Körper zu hören!«

Mein Weg zurück ins Leben

Ich startete einen Versuch: Eine komplette Umstellung meiner Ernährung und die Suche nach Selbstakzeptanz, Respekt und Selbstliebe. Ich brach mit dem Gedanken »Wieso passiert mir das?«, stellte mir stattdessen die Frage »Was muss ich dafür tun, damit es mir wieder gut geht?«. Das heißt körperlich UND seelisch. Ich änderte meine Einstellung zu Essen von »Es ist Mittel zum Zweck« zu »ES nährt und heilt mich«.

Ich begann, mich mit mir und meinem Körper zu beschäftigen und ihm die Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, nach der er so lange verlangt hatte. Als allererstes arbeitete ich an meinem Mindset, danach kam die aktive Ernährungsumstellung. Der Weg zu meiner Heilung war nicht einfach und jeder Tag erwies sich als eine neue Herausforderung. Nach den ersten Glücks- und Hoffnungsgefühlen ließ mich mein Körper im akuten Krankheitszustand immer wieder spüren, dass ich Geduld haben muss. Einige Lebensmittel, die ich heute fast täglich esse, habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht gut vertragen, wie zum Beispiel Kichererbsen. Die vielen Ballaststoffe sowie probiotische Lebensmittel haben meinen ja immer noch entzündeten Darm aufgebläht – eine äußerst schmerzhafte Erfahrung. Ich war oft wieder verzweifelt, wusste nicht, was ich essen sollte, wie ich das alles bewerkstelligen und meinen Alltag meistern sollte. Aber all das war Teil des neuen Wegs und ich machte in kleinen Schritten weiter, denn ich war felsenfest davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Daher rate ich dir: Falls du eine akute Entzündung im Verdauungstrakt hast, gib deinem Körper Zeit und nimm erst einmal Schonkost zu dir. Du kannst dann Schritt für Schritt die neuen Lebensmittel und Gerichte in deinen Speiseplan integrieren.


Mit den Ritualen, die mit dem Vorbereiten und Kochen des Essens verbunden sind, kam dann auch die Idee, Essen zu inszenieren und fotografieren. Daraus entwickelte sich für mich ein wundervoll meditatives und bereicherndes Hobby. Zugleich entwickelte sich auch ein großes Verlangen, meine Erfahrungen und Erfolge mit anderen betroffenen Menschen zu teilen, sie zu motivieren und mental zu bestärken. Das war die Initialzündung für meinen Blog »The Hungry Warrior«. Der Name steht für zwei für mich besonders wichtige Themen: meine Leidenschaft für Kochen und gutes Essen (»hungry«) und mein erfolgreicher Kampf gegen die Krankheit (»warrior«). Nach vielen erfolgreichen Jahren des Teilens und dem engen Kontakt mit den Menschen, die sich durch meine Reise inspiriert fühlen, wollte ich eine besondere Rezeptsammlung zusammenstellen. Für alle, die mich in diesen Jahren begleitet haben, und alle, die neu dazukommen. Mit »Healing Kitchen« ist ein Kochbuch und Ratgeber zugleich entstanden, der dir den Start für deine Ernährungsumstellung so angenehm wie möglich machen möchte.

Healing Kitchen – gesund mit anti-entzündlicher Ernährung

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