Читать книгу Glutheiße Küsse/Verstohlene Leidenschaft - Shirlee Busbee - Страница 13

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5. KAPITEL

Roxannes Lippen kribbelten von Jebs Kuss. Sie atmete tief durch, während sie überlegte, ob sie fluchen oder schreien sollte. Solange Sam Tindale neben ihr stand, konnte sie leider weder das eine noch das andere tun. Unwillkürlich ballte sie die Hand zur Faust, und das Lächeln, mit dem sie Jeb bedachte, war alles andere als freundlich.

»Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte sie zu Tindale. »Ich bringe Jeb nur rasch zu seinem Wagen.«

»Klar.« Tindale schaute von den Plänen auf. Ihm waren die Spannungen offenbar entgangen. Er lächelte Jeb liebenswürdig zu. »Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.«

»Gleichfalls«, erwiderte Jeb.

Weiter kam er nicht, denn Roxanne kniff ihn in den Arm und schubste ihn zur Tür. Sie sagte kein Wort, während sie zu seinem Van gingen.

Dort musterte Jeb sie neugierig. »Du wolltest also ungestört mit mir plaudern? Hast du mich deshalb so höflich zu meinem Wagen begleitet?«

Sie musterte ihn stirnrunzelnd. »Ich will, dass du verschwindest. Du magst mich nicht, und ich kann dich ebenso wenig leiden.« Abwehrend verschränkte sie die Arme über ihren Brüsten. »Ich weiß nicht, was da drin zwischen uns passiert ist, aber eines will ich dir sagen: Ganz gleich, was du von mir denkst, ist das ... mache ich ... so etwas mache ich ... gewöhnlich nicht ... und habe es auch noch nie in meinem Leben getan.«

Jeb sah sie anzüglich an. »Willst du mir weismachen, du hattest noch nie Sex?«

»Das habe ich nicht gemeint, das weißt du ganz genau.« Sie seufzte ungeduldig. »Ich weiß nicht mal, warum ich versuche, meine Handlungsweise einem hinterwäldlerischen Einfaltspinsel wie dir zu erklären.«

Jeb zog die Augenbrauen zusammen. Diese Lady hatte offensichtlich keine allzu hohe Meinung von ihm. Alles in allem konnte er es ihr allerdings nicht übel nehmen. Das Schweigen lastete unangenehm zwischen ihnen. »Tun wir einfach«, schlug er schließlich vor, »als wären wir kurzfristig dem Wahnsinn anheim gefallen oder so etwas. Ich pflege nämlich auch nicht mit jeder erreichbaren attraktiven Frau ins Bett zu steigen. Ich weiß nicht, was das da zwischen uns gewesen ist. Vielleicht lag ja etwas in der Luft. Oder im Wasser. Oder Aston hat so viel Gras da drinnen geraucht, dass das Zeug die Wände gesättigt hat und wir zu viel davon eingeatmet haben. Irgendwas ist jedenfalls passiert, und ich habe nicht den geringsten Schimmer, was.«

Roxannes Laune hob sich ein wenig, als sie begriff, dass es ihn ebenso verblüffte wie sie, wie hemmungslos sie sich geliebt hatten. Sex, verbesserte sie sich. Sie hatten Sex gehabt. Den leidenschaftlichsten, wildesten Sex ihres Lebens. Hm. Es auf Marihuana zu schieben erklärte es genauso gut oder schlecht wie alles andere. Sie lächelte zögernd. »Ja. Gras. Das gefällt mir. Ich könnte mir keine bessere Erklärung ausdenken.«

Er erwiderte ihr Lächeln. »Gut, einigen wir uns auf Marihuana.« Er zögerte, weil er unbedingt noch etwas loswerden wollte. »Ich möchte keine Ohrfeige riskieren, wenn ich mich noch einmal entschuldige«, begann er aber. »Trotzdem täte es mir Leid, wenn ich die Situation zwischen uns verschlimmert hätte.« Er schüttelte den Kopf. »Selbst an einem guten Tag tolerieren wir uns ja kaum. Ich will nicht, dass jetzt womöglich zusätzlich böses Blut zwischen uns herrscht.«

Roxanne biss sich auf die Unterlippe. Aus irgendeinem Grund wollte auch sie keinen ernsten Streit mit Jeb. Sie wollte nur diesen Morgen ungeschehen machen und dass Jeb und sie wieder auf die übliche, beleidigende Art und Weise miteinander umgingen. »Ich verstehe, was du meinst«, gab sie zu und fuhr nach einer Sekunde fort. »Ich weiß nur nicht, wie ich es ausdrücken soll, ohne dich zu beleidigen.« Sie lächelte ihn etwas gezwungen an. »Was ich normalerweise sehr genieße, aber nicht in diesem Fall.« Sie zögerte und platzte dann schließlich damit heraus. »Glaubst du, wir schaffen es, einfach so zu tun, als wäre nichts ... passiert? Und uns wie üblich gegenseitig anzuknurren und zu sticheln?«

Er holte tief Luft. Den Wunsch konnte er ihr unmöglich erfüllen, wenn auch nicht aus den Gründen, die sie annahm. Er konnte nicht vergessen, wie sich ihr warmer, glatter Körper an seinen gepresst hatte und die heiße, samtige Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen sich angefühlt hatte, als sie ihn ganz umschlossen hatte. Er wollte es nicht vergessen. Er sah Roxanne an, bemerkte ihre Verlegenheit und ihr Unbehagen und ihren verwirrten Blick. Es tröstete ihn, dass ihr Erlebnis auf dem Küchentresen sie ebenfalls erschüttert hatte. Trotzdem würde er niemals diesen großartigen Sex vergessen. Sie dagegen schien nichts sehnlicher zu wollen, also blieb ihm nur eines übrig. Zustimmung zu heucheln.

»Einverstanden. Vergessen wir es. Und sind wieder das, was wir vorher waren. Das heißt, was waren wir denn? Feinde? Keine Freunde? Un-Freunde?«

Sie lächelte. »Feinde waren wir nie. Jedenfalls nicht so richtig. Ich denke, Un-Freunde passt ganz gut.«

»Hand drauf?«

Feierlich schüttelten sie sich die Hände und musterten sich. Sie hatten beide den gleichen Ausdruck von Misstrauen und Verwirrung in ihrem Blick.

»Auf unsere Un-Freundschaft«, sagte Jeb.

»Richtig«, bekräftigte Roxanne. »Auf die Un-Freundschaft.«

Sie sah zu, wie er in seinen Van stieg und davonfuhr. Eigentlich hätte sie froh sein sollen, dass er endlich weg war. Doch als sie sich umdrehte und langsam zum Haus zurückging, beschlich sie ein leeres Gefühl, als wäre der Tag irgendwie trübseliger geworden. Blödsinn!, dachte sie, als sie die Haustür erreichte. Eher friert die Hölle zu, bevor Jeb Delaneys Gegenwart oder gar seine Abwesenheit eine Wirkung auf mein Leben hinterlässt.

Sie zwang sich zu einem Lächeln, drückte die Tür auf und trat zu Sam Tindale, der immer noch die Pläne studierte. »Womit wollen Sie anfangen?«, fragte sie strahlend.

Anders als Roxanne hatte Jeb genug Zeit, über die Ereignisse nachzudenken, als er die gewundene Straße von ihrem Haus hinabfuhr. Ihm stand der Sinn nicht nach Apfelkuchen und einer Plauderei bei Nick. Er rief von seinem Handy aus dort an, bedankte sich für die Einladung, sagte jedoch bedauernd ab. »Sag Maria, dass ich nächstes Mal doppelt so viel von ihrem Apfelkuchen vertilge«, versprach er und beendete die Verbindung.

Ihm war nicht nach Gesellschaft, also fuhr er nach Hause. Er ließ die Hunde aus dem Zwinger und schlenderte mit ihnen durch den Garten, während sie herumschnüffelten und spannend duftende Büsche und Bäume markierten. Dann legten sich die Hunde auf den Küchenboden und beobachteten Jeb, wie er herumwerkelte. Er räumte die Spülmaschine aus, wischte den Tresen ab und warf die alte Zeitung in den Papiermüll hinter dem Haus. Nachdem er die Hausarbeiten erledigt hatte, setzte er sich auf die bequeme blaugrün karierte Couch am Küchentisch.

Dort starrte er lange ins Leere und dachte an Roxanne. Und an den fantastischen Sex, den sie gehabt hatten. Er schüttelte den Kopf. Es war eigentlich unerklärlich. Hätte ihn jemand nach der Frau gefragt, mit der er auf keinen Fall schlafen würde, hätte er mit Sicherheit Roxannes Namen als Erstes genannt. Und dann hatte er mit ihr den fantastischsten Sex seines Lebens gehabt. Dieses Eingeständnis flößte ihm regelrecht Furcht ein.

Er kam einfach nicht dahinter. Es ergab keinen Sinn. Sicher, Roxanne sah gut aus, und aus irgendeinem Grund glaubte er ihr, wenn sie sagte, dass sie nichts von One-Night-Stands hielt. Er auch nicht. Die Regenbogenpresse wollte ihre Leser zwar glauben machen, dass sie ebenso rasch von einem Bett ins andere hüpfte, wie Hundeflöhe ihre Wirte wechseln, aber er hatte ihre Miene gesehen, als sie wieder zur Besinnung gekommen waren. Roxanne war genauso erschüttert und entsetzt gewesen wie er. Er rieb sich den Nacken. Was war nur in sie beide gefahren? Es war schon eine Weile her, dass er mit einer Frau geschlafen hatte, aber schließlich war er nicht mehr so hormongesteuert wie zu Teenagerzeiten. Diese Phase lag wirklich lange hinter ihm. Bei all den Krankheiten, die heutzutage herumschwirrten, ging er für gewöhnlich nur mit Frauen ins Bett, deren Vergangenheit er einigermaßen kannte, und dass er ein Kondom ...

Jeb setzte sich mit einem Ruck auf. Mist! Er hatte kein Kondom genommen! Er schluckte. Roxanne und er hatten ungeschützt miteinander geschlafen! Eigenartigerweise dachte er keine Sekunde daran, dass er sich eine Geschlechtskrankheit von ihr geholt haben könnte. Stattdessen krampfte sich ihm bei der Vorstellung der Magen zusammen, dass sie in diesem Moment wollüstigen Sexes vielleicht ein Baby gezeugt hatten ... Jeb konnte kaum atmen. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Roxanne verhütete doch sicher? Natürlich, das tat sie bestimmt. Frauen mit so einem Lebenswandel trafen bestimmt ihre Vorkehrungen. Es gab keinen Grund zur Sorge. Selbst wenn sie nicht verhütete, konnten sie unmöglich so viel Pech haben, dass sie ausgerechnet in der Minute empfänglich gewesen war. Und wenn doch? Jeb barg stöhnend den Kopf zwischen die Hände. Um Himmels willen! Er wollte sich nicht vorstellen, dass Roxanne eine Abtreibung vornehmen würde. Oder sein Baby austrug und wieder nach New York zurückging. Die Vorstellung, dass sie beide ein Kind großziehen würden, faszinierte ihn ebenso sehr, wie sie ihn entsetzte. Jeb brach der kalte Schweiß aus, als ihm klar wurde, dass er gerade in Betracht gezogen hatte, ein Kind mit Roxanne zu haben.

Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Irgendwie fühlte es sich heiß an. Vielleicht brütete er etwas aus. Eine Sommergrippe? Eine Erkältung? Kopffieber? Sein Gehirn jedenfalls schien zu fiebern. Das war es. Er war krank. Sein Verstand konnte diese vielen Informationen einfach nicht mehr verarbeiten.

Jeb stand auf, ging in das Bad neben seinem Schlafzimmer und nahm eine kleine Flasche Kopfschmerztabletten aus dem Spiegelschrank. Er schluckte zwei, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und legte sich danach aufs Bett. Seine Hunde trotteten ihm hinterher. Dawg legte ihren Kopf auf seine Brust, und Boss schmiegte sich an der anderen Seite an seine Hüfte.

Die beiden waren Mischlinge. Boss war eine Kreuzung aus Dobie und Schäferhund mit einem Hauch Pitbull. Dawg ähnelte am ehesten einer Art Pudel-Hirtenhund-Mischung. Ihre gerunzelte Stirn dagegen schien von einem Sher Pei zu stammen. Jeb hatte Boss vor fünf Jahren gefunden. Damals war der Rüde ein halb verhungerter Junghund gewesen, der um Joe’s Market herumschlich. Jeb schalt sich zwar einen weichherzigen Narren, hatte den Hund aber trotzdem mit nach Hause genommen. Schon damals hatte er an Boss’ Pfoten erkennen können, dass er einmal ziemlich groß werden würde. Er hatte Recht behalten. Boss’ Rist reichte Jeb bis ans Knie, und er wog fast fünfundsiebzig Pfund. Dawg war ein gutes Stück kleiner. Auch sie war eine Streunerin gewesen. Sie war vor vier Jahren aufgetaucht, ein geschecktes Jungtier mit gelocktem Fell, halb verhungert und fast ausgetrocknet. Sie hatte im Schatten von Boss’ Zwinger gelegen und Jeb mit einem schwachen Schwanzwedeln begrüßt, als er an einem besonders anstrengenden Tag nach Hause gekommen war. Er hatte gerade eine Familientragödie an der Küste untersucht. Ein Blick auf dieses flohverseuchte, räudige kleine Bündel Haut und Knochen genügte, und der Schmerz, den er mit sich herumschleppte, ließ nach. Dawg hatte tatsächlich einen Glückstag erwischt, was er ihr mehr als einmal zu verstehen gegeben hatte. Die Hunde waren nicht besonders hübsch und hatten sicher nicht die besten Gene von ihren Eltern geerbt. Doch Jeb mochte sie.

Das vertraute Gewicht von Dawgs Kopf auf seiner Brust tröstete ihn ebenso wie Boss’ warmer Körper an seinem Rücken. Gedankenverloren kraulte er Dawgs Schlappohren und versuchte, nicht an Roxanne, an den Sex mit ihr oder die Möglichkeit einer Vaterschaft zu denken. Was sich als schwierig erwies. Jedes Mal, wenn er seine Gedanken in eine andere Richtung lenken wollte, wurden sie wie ein Magnet zu Roxanne und den Ereignissen des Morgens zurückgezogen.

Schließlich gab er seinen Widerstand auf und versuchte, die Situation vernünftig zu durchleuchten. Nachdem er fast zwei Stunden lang verschiedene mögliche Szenarien durchgespielt hatte, kam er zu einem Schluss. Falls, und es war ein sehr großes ›Falls‹, falls Roxanne schwanger geworden war, würde er jede Entscheidung unterstützen, die sie treffen würde. Er würde ihr emotional, finanziell und moralisch zur Seite stehen, allerdings ohne jede Verpflichtung. Das war der heikle Teil der Angelegenheit. Keine Verpflichtungen. War das Schicksal ihm gnädig gesonnen, würde sich das Problem bald klären und sein Leben wieder in gewohnten Bahnen verlaufen. Trotzdem musste er mit Roxanne zumindest über die Möglichkeit einer Schwangerschaft sprechen. Damit sie wusste, dass er da war, wenn sie ihn brauchte.

Es dauerte einige Stunden, bis sich Tindale verabschiedete und Roxanne in Ruhe über ihr Erlebnis mit Jeb am Morgen nachdenken konnte. Im Gegensatz zu Jeb war ihr bewusst gewesen, dass sie ohne Verhütung miteinander schliefen. Das hatte sie beinahe ebenso erschüttert wie die Tatsache, dass sie überhaupt miteinander geschlafen hatten. Sie hatte sich noch nie so unverantwortlich benommen. Es spielte keine Rolle, dass Jeb vermutlich gesund war. Entscheidend war, dass sie sich nicht darum gekümmert hatte. Und es ging dabei nicht um eine mögliche Schwangerschaft, denn ihre Periode war jeden Tag fällig. Es war mehr als unwahrscheinlich, dass sie empfänglich gewesen war.

An diesem Abend saß Roxanne auf ihrer Veranda. Das leere Geschirr von ihrem Abendessen stand auf einem Tablett zu ihren Füßen. Erneut schoss ihr der Gedanke an ein Kind durch den Kopf, aber sie beruhigte sich sofort. Es war eindeutig der falsche Zeitpunkt. Sie trank einen Schluck Wasser und ließ ihren Blick über das Tal schweifen. Es wurde allmählich dunkel, und vereinzelte Lampen blinkten. Unwillkürlich schaute sie zu den funkelnden Lichtern des Hauses an dem Hang auf der anderen Talseite und lächelte. Der Nachbar von gegenüber.

Sie toastete ihm mit ihrer Wasserflasche zu. »Lieber Nachbar«, sagte sie leise. »Ich hoffe, dein Tag war weniger stressig als meiner. Und gibt dir weniger Rätsel auf als mir.«

Sie schüttelte den Kopf über ihr albernes Verhalten und trank noch einen Schluck. Tindale war bis zum Abend geblieben. Sie hatten die Pläne wiederholt nach Änderungen überprüft, die sie eventuell in letzter Minute machen mussten. Da Roxanne den Umbau aus eigener Tasche finanzierte, musste sie sich nicht jede kleine Veränderung von einem Kreditinstitut absegnen lassen. Bis auf die Frage, ob sie Terrassen aus Schiefer oder aus Holz hinter dem Haus haben wollte, waren Tindale und sie mit den Plänen zufrieden.

»Montag wird ein großer Tag«, hatte er gesagt, als er zu seinem Wagen ging.

Roxanne seufzte glücklich. »Ja, das wird es. Ich kann es kaum erwarten. Es ist, als fielen Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag, und all die Träume würden sich zu einem vereinigen und erfüllen.«

Sam lachte. »Halten Sie sich an diesem Gedanken fest. Wenn wir erst anfangen, das Haus auseinander zu nehmen und all die unerwarteten Schwierigkeiten und Verzögerungen auftreten, mit denen man rechnen muss, entwickeln Sie möglicherweise eine andere Meinung.«

Roxanne schüttelte den Kopf. »Nein. Ich verkrieche mich irgendwo an ein ruhiges Plätzchen und sage mir, das Ergebnis ist all den Aufwand wert.«

» Ein guter Plan.« Tindale stieg in seinen Wagen und rief ihr beim Wegfahren zu: »Schönes Wochenende. Bis Montag.«

Als sie wieder allein war, hatte sich Roxanne ihr Abendessen zubereitet, Tomatensuppe und ein Sandwich mit gebratenen Eiern. Sie konzentrierte sich so gut wie möglich auf diverse wichtige Aufgaben, damit sie nicht an Jeb Delaney dachte und an das, was sie heute Morgen getan hatten. Beim Hinausgehen streifte ihr Blick jedoch den Tresen. Unwillkürlich blieb sie stehen und starrte auf die zerkratzte Oberfläche. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie tatsächlich dort mit Jeb Delaney Sex gehabt hatte. Während sie auf der Veranda ihr Abendessen verzehrte, schaffte sie es, nicht an ihn zu denken, doch danach ...

Roxanne trank noch einen großen Schluck Wasser. Es war schlichtweg unglaublich! Sie waren übereinander hergefallen wie Tiere und hatten keine Sekunde an Verhütung gedacht. Es war dumm von ihnen beiden gewesen. Roxanne kaute nervös auf ihrer Lippe. Sie musste ihm sagen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte, sich angesteckt zu haben. Außerdem musste sie herausfinden, ob sie vielleicht selbst Grund zur Sorge hatte. Sie schnitt eine angeekelte Grimasse, als sie sich seine Miene vorstellte. O Mann, auf solche Gespräche konnte sie locker verzichten! Vor allem mit Jeb. Sie drückte die kühle Flasche an ihre Stirn. Was war nur in sie gefahren? In sie beide?

Sie war nicht nach Oak Valley zurückgekehrt, um eine heiße Affäre anzufangen. Es lag ihr fern, sich in eine komplizierte Beziehung mit einem Vertreter des anderen Geschlechts zu verwickeln. Sie wollte sich auf ihr Haus konzentrieren und ein neues Leben beginnen. Sie wollte so vieles, und Männer rangierten derzeit sehr weit unten auf der Liste. Dass sie ausgerechnet Jeb Delaney verfallen war, erschütterte sie bis ins Mark.

Sicher, Jeb war ein attraktiver Mann, das war ihr von klein auf klar gewesen. Sie korrigierte sich widerwillig. Na gut, sehr attraktiv. Und männlich, häh, sehr männlich. Vielleicht hatte sie sogar vor der Sache mit dem Joint gewisse Tagträume ihn betreffend gehegt. Ha! Darin unterschied sie sich wohl kaum von den meisten Frauen im Tal. Da kam ihr eine Idee. Eventuell war der Grund für ihren Zorn ja der, dass Jeb so hemmungslos von all diesen Frauen angehimmelt wurde und sie gleichzeitig so schlecht behandelt hatte. Deshalb lag sie ihm nicht bewundernd zu Füßen. Sie hatte ihm niemals verziehen, wie er sie damals gedemütigt hatte. Aber musste sie ihm beweisen, dass er sie nicht eingeschüchtert hatte und sie nicht von ihm beeindruckt war. Deshalb verhielt sie sich so schnippisch ihm gegenüber. Er sollte wissen, dass sie ihn nicht für so cool und gut aussehend hielt, sondern dass er lediglich Staub unter ihren Füßen war. Sollten ihm die anderen doch hinterherlaufen! Nicht sie. Nicht Roxanne Ballinger.

Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Schließlich trug Jeb nicht gerade dazu bei, dass sie friedlich miteinander umgingen. Er nannte sie herablassend »Prinzessin« und bedachte sie mit einem Blick, als wäre er in einen Haufen Katzendreck getreten. Irgendwie hatte er sich ihr gegenüber schon immer gemein verhalten. Dieser Vorfall mit dem Joint war nicht das erste und längst nicht das letzte Mal gewesen, dass sie aneinander geraten waren. Ihr fielen noch jede Menge Vorfälle ein, bei denen er wegen unbedeutender Vergehen auf ihr herumgehackt hatte, während die anderen Jugendlichen nur ein Lächeln und eine freundliche Warnung hatten einstecken müssen. Er hatte es regelmäßig auf sie abgesehen und sie nach Kräften geärgert und gedemütigt. Kein Wunder, dass sie ihn nicht mochte. Als sie dann berühmt geworden war, und all diese lächerlichen Geschichten über ihr ausschweifendes Liebesleben kursierten, wurde es noch schlimmer! Wenn sie Jeb begegnete, hätte sie ihm am liebsten diesen missbilligenden Ausdruck von seinem attraktiven Gesicht geohrfeigt. Man hätte meinen können, er hielt sie für eine moderne Jezebel, die alle Männer verführte, die ihr begegneten, und deren Weg von ruinierten Leben und zerstörten Familien gesäumt war. Was zum Teufel bildete sich Jeb Delaney eigentlich ein? Mit welchem Recht saß er über sie zu Gericht?

Als Roxanne an diesem Abend schlafen ging, war sie fest davon überzeugt, dass sie Jeb Delaney komplett durchschaut hatte. Sie lag in ihrem Doppelbett, starrte an die Decke und dachte daran, was für ein Trottel und eine arrogante Nervensäge er war. Leider erklärte das nicht, was heute Morgen zwischen ihnen auf dem Küchentresen passiert war. Sie runzelte die Stirn. Es musste an ihrem prämenstruellen Syndrom liegen! Aber natürlich, das war es! Ihre Periode war fällig, und sie war ihren wild gewordenen Hormonen zum Opfer gefallen. Nur deshalb hatte sie sich mitreißen lassen! Das hörte sich gut an. Vielleicht, dachte sie schläfrig, haben all diese Hormone, die mein Körper produziert hat, ja auch Jebs Lust angestachelt. Sie nickte und lächelte im Dunkeln. Ja, so musste es gewesen sein. Das PMS erklärte alles. Sie musste in Zukunft nur aufpassen, dass sie nie wieder mit Jeb allein war, wenn ihre Tage bevorstanden!

Nachdem sie dieses Rätsel zu ihrer Zufriedenheit gelöst hatte, schlief Roxanne tief und traumlos. Am Samstagmorgen stand sie früh auf und stellte fest, dass sie Recht behalten hatte. Ihre Periode war pünktlich eingetroffen, zusammen mit den obligatorischen Bauchkrämpfen. Sie bedauerte sich ein wenig und wünschte, dass auch die Männer dieses Elend jeden Monat durchleiden müssten. Schließlich packte sie die Habseligkeiten zusammen, die sie übergangsweise mit in das Haus ihrer Eltern nehmen wollte. Während sie noch einmal kontrollierte, ob sie nichts vergessen hatte, dachte sie erneut über die Vandalen nach, die in ihr Haus eingedrungen waren.

Als sie die Blockhütte zum ersten Mal betreten hatte, waren die Böden aufgerissen, die Fenster zerbrochen, alle Schränke durchwühlt und sogar Löcher in die Wände geschlagen worden. Es hatte ausgesehen, als wäre ein Zyklon durch das Haus gefegt. Wenn sie Danny Haskell glauben konnte, einem der ansässigen Deputies, waren diese Kerle mehr als einmal aufgetaucht und hatten jedes Mal größeren Schaden angerichtet. Das spielte zwar keine so große Rolle, weil bei dem Umbau nur sehr wenig von der ursprünglichen Substanz unangetastet bleiben würde. Trotzdem konnte Roxanne nicht begreifen, warum diese Leute Löcher in die Wand geschlagen und sogar die Isolierung herausgerissen hatten. Und zwar überall im Blockhaus. Sie hatte sich die Mühe gespart, die Löcher in der Wand groß zu reparieren und lediglich über die aufgerissenen Bohlen ein paar Bretter genagelt. Die Vorstellung, dass Schlangen oder ein Skunk nachts auf diesem Weg in das Haus eindringen und sie besuchen konnten, war ihr nämlich nicht geheuer.

Nachdem sie den Kühlschrank leer geräumt und die letzten frischen Lebensmittel in eine Kühltasche gepackt hatte, lud sie alles in ihren Jeep. Sie brauchte nicht lange, obwohl sie stöhnte und schwitzte, bis das Bett auseinandergebaut und die Einzelteile im Jeep verstaut waren. Einige Teile des Rahmens ragten aus dem Seitenfenster. Lattenrost und Matratze verfrachtete sie auf das Wagendach und schnürte sie dort fest. Die Lampe stellte sie auf den Beifahrersitz, und ihre Koffer legte sie auf den Bettrahmen im Heck. Roxanne lächelte. Der Jeep erinnerte an Bilder aus der Depression, in der die Menschen ihre Habseligkeiten in ihre Wagen gepfercht hatten. Roxanne schüttelte den Kopf. Wenn ihre vornehmen New Yorker Freunde sie jetzt sehen könnten!

Nachdem der Jeep voll gepackt war, inspizierte sie ein letztes Mal das Blockhaus. Der neue Kühlschrank würde bis auf weiteres in der alten Garage untergebracht werden, und die restlichen Möbel kamen auf den Müll. Es stimmte sie ein bisschen traurig, wenn sie an Dirk Aston dachte, der das Blockhaus erbaut hatte. Nach der Renovierung würde es total anders aussehen, und von seiner Handwerkskunst würde nur wenig erhalten bleiben.

Nun werd bloß nicht sentimental!, ermahnte sie sich, kehrte dem Haus den Rücken zu und schlenderte zu den Gewächshäusern. Hier hatten die Vandalen ebenfalls gewütet, wenn auch nicht so gründlich wie im Haus. Sie hatten ein paar Pflanztische und Bänke heruntergerissen und einige Tresen umgekippt, ansonsten aber keine größeren Schäden angerichtet. Es hatte sie nicht allzu viel Zeit gekostet, alles wieder aufzuräumen.

Roxanne betrachtete die Gewächshäuser grübelnd. Was sollte sie damit anfangen? Sie hätte sie niederreißen können, aber diese Idee widerstrebte ihr. Sie hatte schon immer ein Händchen für Pflanzen gehabt, in New York jedoch kaum Gelegenheit gehabt, das unter Beweis zu stellen. Vielleicht konnte sie ja herausfinden, wie grün ihr Daumen tatsächlich war. Wenn sie sich hier erst eingelebt hatte, konnte sie womöglich dann ein Blumengeschäft eröffnen. Darüber würde sie genauer nachdenken.

In Gedanken versunken ging sie zu ihrem Jeep zurück. Sie hatte gerade die Fahrertür geöffnet, als sie das Motorengeräusch eines Autos hörte. Ihr Herz schlug schneller, als der Van um die letzte Kurve bog. Das Rot wurde ihr allmählich vertraut. Jeb Delaney, na großartig! Der hatte ihr gerade noch gefehlt.

Sie ging ihm ein paar Schritte entgegen und beobachtete ihn unfreundlich. Ungeduldig tappte sie mit dem Fuß auf die Erde, während sie darauf wartete, dass er ausstieg.

Jebs Miene verriet keinerlei Begeisterung. Er hatte den Besuch so lange wie möglich aufgeschoben und insgeheim gehofft, dass Roxanne eventuell nicht zu Hause war. Vergeblich.

Er hatte Boss und Dawg mitgebracht. Die beiden kletterten, gut erzogen wie üblich, über seinen Schoß, kaum dass er den Wagenschlag geöffnet hatte, und sprangen hinaus. Jeb unterdrückte einen Fluch und befahl sie streng wieder in den Wagen. Sie beäugten ihn verständnislos, wedelten mit den Schwänzen und trotteten zu Roxanne, um sie zu inspizieren.

Jebs frustrierte Miene amüsierte Roxanne. Und die freundliche Begrüßung durch die beiden Hunde hob ihre Laune weiter. Boss beschnüffelte sie gründlich, bevor er gnädig ihre Hand leckte. Dawg dagegen blieb vor ihr sitzen und wedelte derart hingebungsvoll, dass ihr ganzer Körper wackelte. Sie hatte eine schwarze Pfote an Roxannes Knie gestemmt, offenbar um anzudeuten, dass sie ein Tätscheln auf dem Kopf sehr zu schätzen wüsste. Roxanne tat ihr den Gefallen und erntete dafür einen schlabberigen Kuss ins Gesicht.

Sie lachte Jeb an. »Das sollen richtig gefährliche Polizeihunde sein?«

Er hatte das Gefühl, als krampfe sich seine Brust zusammen, als sie zu ihm hochsah. Sie war ungeschminkt, und ihr Haar fiel offen über ihre Schultern. In ihrer Jeans und dem roten Gingham-Hemd sah sie sehr, sehr ansprechend aus, und beim Anblick ihres Lachens, als sie Dawg hinter den Ohren kraulte, fühlte er sich unbehaglich. Ihre Augen funkelten, und Jeb schluckte, als er ihre wundervollen Lippen betrachtete. Sie sah gut aus, viel zu gut! Und er war ein Narr! Das hier war Roxanne, schon vergessen? Das berühmte Model, das in zahlreichen Illustrierten und Magazinen so provozierend halb nackt posierte. Der Liebling des Jet-Sets. Sie war an das süße Leben gewöhnt und wechselte ihre Männer mit ihren Bettlaken. Sie war das Lieblingsthema aller Klatschspalten des ganzen Landes. Jeb biss die Zähne zusammen. Wie hatte er das nur vergessen können? Er dagegen war nur ein tumber Hinterwäldler, ein zweifacher Versager, der Pizza für gehobene Lebensqualität hielt. Angewidert von sich selbst runzelte er die Stirn.

Roxanne spürte seinen intensiven Blick und drückte verlegen ihr Gesicht in Dawgs Fell. »Also, sind es Polizeihunde oder nicht?«, fragte sie.

Ihre Frage riss Jeb aus seinen finsteren Gedanken, und er schüttelte beinahe erleichtert den Kopf. »Nein. Die beiden sind nichts weiter als ein Paar undankbarer Halunken, die es für ihre einzige Berufung halten, mich arm zu fressen.«

Roxanne erkundigte sich nach ihren Namen, und Jeb und sie plauderten eine Weile über Hunde. Dabei sahen sie zu, wie die beiden herumschnüffelten und an Stellen, die offensichtlich besonders gut rochen, gruben, dass die Erde nur so spritzte.

»Ich wollte immer einen Hund«, gab Roxanne zu. »Doch in New York und wegen meiner vielen Reisen war das nicht möglich.«

»Ich hatte nicht vor, mir Hunde zuzulegen, bis die beiden mir über den Weg gelaufen sind. Aus irgendeinem Grund konnte ich sie nicht wegschicken.« Er streckte fast trotzig sein markantes Kinn vor. »Hätte ich sie nicht aufgenommen, wären sie bestimmt verhungert, erschossen oder im Tierheim gelandet und eingeschläfert worden.«

Das gefiel Roxanne. Sie hatte nicht erwartet, dass Jeb ein weiches Herz hatte. Aber wenn er so unglaubliche Kreaturen wie Boss und Dawg adoptierte, musste er menschliche Züge an sich haben. Beinahe menschliche Züge, verbesserte sie sich, als ihr einfiel, dass es in ihrem eigenen Interesse war, Jeb Delaney für einen großen Trottel zu halten. Es war sicherer. Viel sicherer.

Jeb deutete mit einem Nicken auf den Jeep. »Ziehst du um?«

»Ja. Die Umbauarbeiten beginnen am Montag. Es wäre nicht praktisch, wenn ich währenddessen hier wohnen würde.«

»Praktisch? Mit diesem Wort hätte ich dich nie in Verbindung gebracht«, murmelte Jeb.

Seine Bemerkung traf Roxanne, und sie kniff die Augen zusammen. »Wir haben gestern zwar beschlossen, Un-Freunde zu sein, aber du hast doch nicht den weiten Weg nur auf dich genommen, um mich zu beschimpfen?«

Er hob abwehrend die Hände. »He, ich bin eigentlich in einer freundlichen Mission zu dir gekommen.«

»Ach, tatsächlich?«

»Ja.« Jeb hatte kaum geschlafen, weil er pausenlos an den gestrigen Morgen hatte denken müssen und an all das, worüber sie nicht geredet hatten. An Krankheiten, Babys ... Als er heute Morgen aufgewacht war, hatte er sich durchgerungen, mit Roxanne zu sprechen, auch wenn ihn diese Vorstellung nicht sonderlich begeisterte. Lieber hätte er sich freiwillig einem Tiger zum Fraß angeboten. Trotzdem, es führte kein Weg daran vorbei. Es war richtig. Er holte tief Luft.

»Was gestern angeht ...«

»Waren wir nicht überein gekommen, dass es Gestern gar nicht gegeben hat?«, fiel sie ihm hastig ins Wort. Sie schaute angestrengt an ihm vorbei und fühlte sich beschämt und gedemütigt.

Seine Miene verhärtete sich. »Ich weiß. Aber es gibt ein paar Dinge, über die wir reden sollten, bevor wir alles vergessen können.«

Sie schaute ihn abwartend an. »Und das wäre?«

Er entschloss sich für den direkten Weg. »Krankheiten und Babys.«

Bestürzt sah sie ihn an. »Oh. Da hast du Recht«, gab sie verlegen zu. »Darüber sollten wir reden.« Sie zögerte, weil sie nicht damit herausplatzen wollte, dass ihre Regel gerade eingesetzt hatte. Ihre Wangen brannten, so sehr genierte sie die ganze Situation. Vor allem die Erinnerung an ihren gestrigen Leichtsinn. »Was Babys angeht, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht schwanger. Und das andere ...« Sie hob ihr Kinn, und ihre Augen funkelten kriegerisch. »Ich bin nicht so leichtsinnig, wie du offenbar glaubst. Du brauchst nicht zu befürchten, dass du dir irgendetwas von mir geholt haben könntest.«

»Gut, gut.« Die Situation war Jeb unglaublich peinlich, und er wünschte sich zehntausend Meilen weit weg. Er bemerkte Roxannes erwartungsvollen Blick und fuhr fort: »Und du ... du brauchst dir auch keine Sorgen zu machen. Deswegen. Dass du etwas von mir ... Du weißt schon.«

»Na gut«, erwiderte sie mit gezwungener Fröhlichkeit. »Schön, dass wir darüber geredet haben. Könnten wir die ganze Angelegenheit jetzt bitte begraben?«

» Sicher, klar, ganz wie du willst.«

In dem Moment kam ein Fahrzeug den Hügel hinauf, und sie schauten beide in Richtung Straße. Die Hunde hörten das Geräusch ebenfalls, bellten begeistert und liefen zu dem blauen Pick-up, der neben Roxannes Jeep hielt.

Jeb erkannte den Wagen sofort. »Was zum Teufel will dieser Kerl denn hier?«, knurrte er.

Roxanne versteifte sich. »Was geht denn dich das an?«

Jeb achtete nicht auf den Mann, der die beiden kläffenden Hunde misstrauisch musterte, sondern packte Roxannes Arm. »Milo Scott taugt nichts. Mit dem solltest du dich nicht abgeben.«

Roxanne warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich kenne Milo seit der Schulzeit. Ich weiß, dass ihn viele für einen üblen Kerl halten, aber im Vergleich zu einigen Männern, die ich kennen gelernt habe, ist er ein Darling, das kannst du mir glauben.«

»Wie konnte ich das vergessen?« Ihre Worte machten Jeb wieder deutlich, wie verschieden ihre Leben waren. »Du weißt alles über üble Burschen, stimmt’s?«

Mit Bedauern registrierte Roxanne, wie leicht sie in ihre alte, konfrontative Haltung zurückfielen. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern lächelte kühl. »Allerdings. Schließlich haben die Klatschblätter immer Recht, oder nein?«

»Woher soll ich das wissen?« Jeb war aus unerfindlichen Gründen gereizt. »Ich lese diese Schmierblätter nicht.«

»Ach nein? Woher weißt du dann so viel über die bösen Buben in meinem Leben?«

Er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, sie zu packen und ordentlich durchzuschütteln. »Gut, eventuell habe ich etwas übertrieben. Aber nicht, was Scott angeht. Du kennst ihn zwar aus der Highschool, doch das ist lange her. Jetzt gibt er sich mit ziemlich unangenehmen Typen ab.«

»Und wenn schon! Außerdem erspar dir einen Vortrag über Marihuana. Damit hat er damals auch schon gedealt.« Schnippisch setzte sie hinzu. »Ich habe sogar welches von ihm gekauft.«

Jeb verstärkte unwillkürlich seinen Griff um ihren Arm. »Es interessiert mich nicht, was du damals getan hast. Heute ist heute, und ich rate dir, Scott aus dem Weg zu gehen. Sag ihm, er soll verschwinden!«

Roxanne riss sich los. »Wer gibt dir das Recht, mir vorzuschreiben, mit wem ich mich treffe und mit wem nicht?«, fauchte sie ihn an.

Jeb begriff, dass er es total falsch angefangen hatte. Hätte er den Mund gehalten und gar nicht auf Scott reagiert, hätte Roxanne den Kerl wahrscheinlich weggeschickt. Und was tat er? Er kommandierte sie herum und befahl ihr, sich von dem Kerl fern zu halten. Jeb runzelte die Stirn. Das war eine todsichere Methode, sie dazu zu bringen, den Burschen mit offenen Armen zu empfangen. Mist! Manchmal stellte er sich wirklich zu blöd an!

Genauso kam es. Kaum hatte Milo Scott begriffen, dass die Hunde ihn nur begrüßen und ihn nicht auffressen wollten, riskierte er auszusteigen: Was tat Roxanne? Sie warf Jeb einen vernichtenden Blick zu, drehte sich herum und ging zu Scott. Sie umarmte ihn stürmisch und küsste ihn auf beide Wangen. »Milo!«, flötete sie. »Wie schön, dich zu sehen!«

Jeb war wütend auf sich selbst und pfiff seine Hunde zurück. Zu seinem Erstaunen gehorchten sie diesmal sofort. Er hielt ihnen die Tür seines Vans auf, wartete, bis sie hineingesprungen waren, und stieg dann ebenfalls ein. Dann ließ er das Fenster heruntergleiten. »Ich fahr dann mal los.«

»Tu das.« Roxannes Augen funkelten. »Milo und ich haben uns eine Menge zu erzählen.« Sie lächelte Scott herzlich an. »Stimmt’s?«

Scott legte ihr einen Arm um die Schulter. »Und ob.« Er grinste Jeb höhnisch an. »Roxy und ich werden uns in nächster Zeit häufiger sehen.«

»Tatsächlich?«, fragte Jeb trocken.

»Tatsächlich.« Scott genoss die Situation sichtlich. »Ich liefere den Beton für das Haus.« Er feixte Roxanne an. » Wir beide werden eine Menge Zeit hier draußen miteinander verbringen.«

Glutheiße Küsse/Verstohlene Leidenschaft

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