Читать книгу Nachdenkliches - Über den Alltag und die Dinge des Lebens - Sibyll Hähnel - Страница 11

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Über das Putzen

Ja, ich putze gerne – ab und zu. Das soll nicht heißen, dass ich ein Putzteufel bin. Nein ich putze eher selten. Doch wenn ich es dann tue, macht es mir Spaß.

Wenn die Hände in Bewegung sind, sind auch die Gedanken unterwegs. Ich führe interessante Gespräche mit erdachten Partnern, manchmal sogar in Englisch oder Französisch. Ach, könnte ich doch in der Realität so geistreich parlieren! Doch mit einem echten Gegenüber habe ich leider meist eine Ladehemmung, eine Ödnis in meinem Gedächtnis, das Gefühl nichts zuwege zu bringen.


Beim Putzen hinterlasse ich eine Spur von Ordnung und Sauberkeit. Und das ist zutiefst befriedigend. Wenn ich mich umsehe, blinkt und glänzt alles und fügt sich zu einem Bild der Harmonie. Beim Berühren der mir vertrauten Gegenstände erneuere ich meine Beziehung zu ihnen, erinnere mich, wann und wo ich sie erworben habe und wozu sie mir dienen. So werden mir die Fülle und der Reichtums meines Lebens bewusst. Und ich sortiere aus was überholt ist, nicht mehr gebraucht wird und Ballast darstellt – das befreit. Immer wenn ich mich so durch die mir vertrauten Räume bewege, erneuere ich meine Verbindung mit meinem individuellen Leben – und manchmal finde ich lange Vergessenes wieder, und staune.


Im Badezimmer putze ich den Spiegel und führe ein Zwiegespräch.

Auch die Toilette ist mir nicht fremd – ein Sprühstoß frischen, scharf riechenden Schaums tilgt alle verräterischen Spuren. Auch die Badewanne erwacht zu neuem Glanz.

Zahnbürsten, Pflegemittel und Handtücher erwarten ihre Benutzung und bieten hilfreiche Dienste an. Nur die Unterlage für die Seife meines Mannes bereitet mir Probleme. Das Einweichen und Abschaben der Reste ist mühevoll. Und warum soll ich zum Abspülen so viel Wasser verschwenden? Kann er nicht einfach ebenfalls Flüssigseife aus dem Spender benutzen?


Nachdenkliches - Über den Alltag und die Dinge des Lebens

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