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Ida Pfeiffer

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Schon ein Vierteljahrhundert vor Christen hat eine andere Frau ihr eigenes Leben niedergeschrieben und erfolgreich vermarktet, allerdings ein völlig anderes Leben als Christen: Ida Pfeiffer (1797–1858) ist keine Literatin, sondern eine Weltreisende, eine Naturwissenschaftlerin, die ab 1844 Berichte über ihre abenteuerlichen Unternehmungen publiziert und ihre künftigen Expeditionen damit finanziert. „Weltreisende“ ist hier ernst zu nehmen. Sie beginnt mit einer noch als Pilgerfahrt kaschierten Reise nach Jerusalem, die Ägypten einschließt. Die zweite Reise führt sie nach Skandinavien und Island, die dritte und vierte nach Asien, Süd- und Nordamerika und den Indischen Ozean (Borneo, Java, die Molukken), die letzte nach Madagaskar – teilweise in Gegenden, die vor ihr von Weißen noch nicht betreten worden sind. Die dritte Reise ist eine richtige Weltumrundung. Es handelt sich nicht um Fiktion, sondern um Dokumentation. Die Anerkennung, die sie als Entdeckungsreisende erwirbt, spiegelt sich in den für eine Frau äußerst ungewöhnlichen (Ehren-)Mitgliedschaften in der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin und – nach ihren eigenen Angaben – auch in Paris. Nachweisbare Freundschaften und Korrespondenzen mit Alexander von Humboldt und mit Mitgliedern der Londoner Geographical Society20 ergänzen dieses Bild einer angesehenen Wissenschaftlerin, die ihre Sammelstücke an naturkundliche und anthropologische Museen verkauft. Im Völkerkunde-Museum in Wien finden sich noch heute einige Exponate, die auf sie zurückgehen.

Pfeiffer beginnt ihr skandalöses abenteuerliches Leben erst nach der ordentlichen Absolvierung eines normalen bürgerlichen Frauenlebens, mit 45 Jahren, als ihr Mann tot und ihre Söhne bereits unabhängig sind. Sie finanziert sich ihre Abenteuerlust selbst durch ihre Reiseberichte. Und sie bezahlt dafür letztlich auch mit dem Tod an einer Tropenkrankheit, die sie sich auf ihren Reisen zugezogen hat.

Verbindet Pfeiffer die Inszenierung des eigenen Lebens, die Image-Pflege in modernem Sinn, mit Christen, so zeigen sich Verbindungen von Christen mit Marie von Ebner-Eschenbach im Sujet der Werke, in der Hinwendung zu den „unteren“ Schichten. Ist es bei Christen die Welt der Heimarbeiter/innen, so wird bei Ebner-Eschenbach die Welt des Gutspersonals, der Land-Arbeiter/innen und der Hausangestellten literaturfähig.

Österreichische Schriftstellerinnen 1800-2000

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