Читать книгу Reise Know-How Wohnmobil-Tourguide Portugal - Silvia Baumann - Страница 53
Freies Stehen
ОглавлениеDas Reisen mit dem „Heim auf Rädern“ ist nicht nur eine praktische Urlaubsform, sondern für viele eine Lebensphilosophie. Sich von Zwängen lösen, sei es beruflicher oder gesellschaftlicher Natur, ist ein Luxus. Mit einem Reisemobil kann man sich diesen Traum ermöglichen. Wohnmobilfahrer unterscheiden sich darin von Wohnwagen-Campern. Sie wollen nicht „fest“ auf einem Campingplatz stehen, sondern flexibel und mobil sein. Die meisten jedenfalls. „Freistehen“ mit dem Hauch von Abenteuer ist verständlicherweise sehr beliebt. Man hat ja auch einiges in sein meist autarkes Mobil investiert.
Dieses Lebensgefühl wird von den Reisemobilherstellern clever vermarktet und für die Verkaufsstrategie genutzt. Der Freiheitsdrang kollidiert dann vor Ort in den Urlaubsländern oft mit den Gesetzen und Verboten des „Wildcampens“. Im Ausland wird kaum zwischen Campern und Wohnmobilisten unterschieden, so auch nicht in Portugal.
Nun zeichnete sich in Portugal mit dem zunehmenden Boom der Mobiltouristen schon vor einigen Jahren ab, dass insbesondere an den Küsten das „unkontrollierte“ Freistehen und wilde Campen nicht mehr lange tragbar sein würden. Leider gab es einige schwarze Schafe, die weder Rücksicht auf Umwelt noch auf die Anwohner nahmen. Insbesondere in den Sommermonaten gab es immer wieder chaotische Szenen respektloser Camper, die in der ersten Reihe Strandparkplätze und Klippen belagerten, unerlaubt campten und Müllberge hinterließen. Und so kam, was kommen musste: Mit einer am 9.1.2021 verabschiedeten Änderung im portugiesischen Código da Estrada (vergleichbar mit der deutschen Straßenverkehrsordnung) wurde dem Übernachten außerhalb von Stell- und Campingplätzen ein Ende gesetzt. Ein paar Monate später wurde das Gesetz aufgrund von Protesten der portugiesischen Wohnmobilclubs wieder etwas „entschärft“ (aktuelle Gesetzeslage –>).
Das Positive an dem Ganzen ist, dass mehr und mehr Stellplätze entstehen und die Infrastruktur und Angebote für Mobiltouristen weiter ausgebaut werden. Im Norden, Zentrum und auch im Alentejo gibt es mittlerweile so viele kostenlose Stellplätze, auch mitten in der Natur, dass Freistehen eigentlich gar kein Thema ist. Dennoch gibt es allerlei Übernachtungsmöglichkeiten auf öffentlichen Parkplätzen und auch in dieser Hinsicht ist man hier wohnmobilfreundlicher.
Die Tourismusregion Algarve startete 2015 im Bund mit anderen lokalen Behörden und mit EU-Fördergeldern eine Initiative, die sich „Autocaravanismo no Algarve“ nennt und als Qualitätsnetzwerk vermarktet wird (www.autocaravanalgarve.com, mehrsprachige Broschüren mit den Camping- und Stellplätzen). Damit sollen die Wohnmobiltouristen organisiert und auf entsprechende Camping- und meist privat betriebene Stellplätze kanalisiert werden. Das Netzwerk beinhaltet (Stand 2022) 39 „autorisierte“ Plätze (davon 17 Camping- und 22 Stellplätze). Allerdings sind diese Plätze längst nicht ausreichend und, was einige Campingplätze angeht, nicht immer an die Bedürfnisse von Wohnmobiltouristen angepasst. Andere neue, private und auch kommunale Stellplätze werden bereits genutzt und sind nicht im Prospekt aufgeführt. Hier sind noch einige Änderungen zu erwarten.
Den Spaß am mobilen Reisen sollte dies nicht mindern. Wer sich respekt- und rücksichtsvoll verhält und die Gesetze beachtet, wird seine Touren in Portugal problemlos genießen. Insbesondere fern der Algarveküste gibt es viele interessante Alternativen für Wohnmobil-Urlauber. Das Algarve-Innenland beispielsweise möchte mit der Stellplatz-Initiative Rota Serrana de Autocaravanismo (–>) Wohnmobiltouristen in die wenig touristischen Bergdörfer bringen.