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2.4. Zur Funktion von Erzählungen

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Im obigen Abschnitt wurde bereits angedeutet, dass der interdisziplinäre Zugang zu Erzählungen ihre Funktion im Sinne einer identitäts- und kohärenzstiftenden Tätigkeit sieht. Erzählungen werden von der Tatsache gekennzeichnet, dass sie von einem dominanten Erzähler wiedergegeben werden (Gülich & Hausendorf 2000), der deutlich macht, wie er in einem interaktiven Engagement die Beschaffenheit seiner referentiellen Welt zum Ausdruck bringt. So schreibt Bamberg:

The way the referential world is put together points to how tellers »want to be understood,« how they index their sense of self. (Bamberg 2009: 140)

Erzählen ist somit jene Diskursform, die »die Sinnbildungsoperation des Thematisierens (Erlebens) ist« (Gumbrecht 1980: 409). Durch das Erzählen wird der erlebten Welt ein Sinn verliehen, der in einer kohärenten Struktur1 resultiert. Die kohärente Struktur ist nicht zuletzt das Ergebnis einer Verknüpfung von Ereignissen (»temporal junction« nach Labov und Waletzky 1967: 20). Diese Verknüpfung stellt eine grundlegende sowie eine ordnende Eigenschaft von Erzählungen dar. Die identitätsstiftende Funktion von Erzählungen wird besonders aus der Perspektive der Psychologie untersucht. Die Kompetenz des Erzählens, die vom Kindesalter an erworben wird, dient zum einen dem Aufbau der eigenen Identität, zum anderen zeigt die sogenannte narrative Identität auf, welche Verbindungen zur Gesellschaft bestehen:

The stories we construct to make sense of our lives are fundamentally about our struggle to reconcile who we imagine we were, are, and might be in our heads and bodies with who we were, are and might be in the social contexts of family, community, the workplace, ethnicity, religion gender, social class, and culture (…) The self comes to terms with society through narrative identity. (McAdams 2008: 243).

Gumbrecht plädiert daher für einen anthropologisch fundierten Narrations-Begriff. Durch das Erzählen komme ein sinnbildender Prozess zustande, da

subjektive Bewusstseinsabläufe die Ergebnisse subjektiver Erfahrungsprozesse und subjektive Motive in den intersubjektiven Raum der Kommunikation holen. (Gumbrecht 1980: 408–409)

Innerhalb dieser sinnbildenden Funktion kommt das oben erwähnte Charakteristikum zum Tragen, dass Erzählungen von menschlichen oder menschenähnlichen Charakteren getragen werden. Es werden Identitäten von Handlungsträgern aufgebaut, die willentlich Aktionen ausführen und Ereignisse verursachen. Die Entwicklung von Intentionalität, die sowohl den Handlungsträgern als auch den Erzählenden zugrunde liegt, liefert die notwendige mentale Voraussetzung für das Produzieren und Verstehen von Erzählungen (McAdams 2008). Diese kognitiven Prozesse werden im folgenden Abschnitt beleuchtet.

Informationsorganisation und makrostrukturelle Planung in Erzählungen

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