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3.1.2. Die Wissensbasis

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Neben dem referentiellen Rahmen, der die inhaltlichen Komponenten des Antworttextes beeinflusst, ruft die Quaestio ein bestimmtes Wissen auf, das für die Beantwortung der Frage relevant ist. Dabei erzeugt der Sprecher eine konzeptuelle Struktur, die vom eigenen aber auch vom Wissenstand des Hörers geprägt wird. Unter Wissen ist dabei nicht ein »neutrales Abbild der Realität« zu verstehen, sondern ein Wissen, das »seinerseits perspektivisch gebunden im Gedächtnis gespeichert« ist (von Stutterheim & Klein 2008: 228).

Im Hinblick auf die Wissensbasis, die mit dem zu spezifizierenden Sachverhalt verbunden ist, unterscheidet von Stutterheim (1997) zwischen einem spezifischen und einem standardisierten Wissen. Erläutern wir diese beiden Typen von Wissen anhand eines Beispiels. Nehmen wir die Frage »Wie sieht Deine Lieblingshose aus?«. Für die Beantwortung dieser Frage wird ein spezifisches Wissen aufgerufen, das »akzidentelle, individuelle Eigenschaften« (lang und nicht kurz, Farbe, Material etc.) der Lieblingshose desjenigen enthält, an den die Frage gerichtet wurde. Gleichzeitig hat Wissen auch mit standardisiertem Wissen zu tun. Der Sprecher verfügt über eine standardisierte Vorstellung von einer Hose, die von den charakteristischen Eigenschaften einer Hose geprägt ist (Kleidungsstück, das die Beine teilweise oder ganz von der Taille abwärts bedeckt etc.) (von Stutterheim & Klein 2008: 228).

Der Wissensstand des Hörers wird vom Sprecher ebenfalls für den Aufbau der konzeptuellen Struktur berücksichtigt (vgl. Herrmann & Grabowski 1994). Inwieweit der Wissensstand geteilt wird liegt unter anderem am geteilten, soziokulturellen Hintergrund (denkbar sind soziokulturelle Gegebenheiten, in denen erfragte Sachverhalte nicht vorhanden sind, beispielsweise Elemente aus der regionenspezifischen Flora oder Fauna). Festzuhalten bleibt, dass der Hörer nicht mit Verlässlichkeit ein mit dem Hörer geteiltes Standardwissen antizipieren kann, da dies von Situation zu Situation variieren kann (von Stutterheim 1997).

Für die hier vorliegende Fragestellung ist herauszustellen, dass die Quaestio sich auf drei Operationen auswirkt, die der Sprecher vollzieht, um auf das Wissen zurückzugreifen, das in seinem Gedächtnis gespeichert ist. Die Quaestio liefert dabei Anhaltspunkte für das Zusammenspiel von standardisiertem und spezifischem Wissen. Dabei ergeben sich Auswirkungen für:

1 die Selektion von Informationen:Welche Eigenschaften sind explizit zu benennen und welche können aufgrund einer angenommenen gemeinsamen Wissensbasis implizit bleiben? Mit der Selektion der Information eng verbunden ist somit auch

2 die Wahl des Detaillierungsgrades:Auf welchem Granularitätsniveau bewegt sich die Darstellung des erfragten Sachverhalts? Sehr feinkörnig mit zahlreichen Verweisen auf Details oder sehr grobkörnig? Vgl. in dieser Hinsicht die verschiedenen Antwortmöglichkeiten auf die Frage »Was habt Ihr im Urlaub gemacht?«, die von »Wir sind Ski gefahren« bis hin zu einer minutiösen Beschreibung des Urlaubs reichen können. Des Weiteren wirkt sich die Quaestio aus auf

3 die Serialisierung von Teilinformationen:Der erfragte Sachverhalt wirkt sich auf die Darstellung der Teilinformationen aus. Geht es um die Darstellung eines Ereignisses, wird eine chronologische Abfolge der Teilereignisse im Vordergrund stehen (vgl. Klein und von Stutterheim 2006, Klein 1992). Werden dagegen Objekte oder Gegenstände beschrieben, werden räumliche Relationen (x ist über y, x liegt neben y etc.) als Parameter für die Serialisierung von Teilinformationen genutzt (vgl. Carroll 1993, 1997, Kohlmann 1997). Abschliessend bleibt zu den Auswirkungen der Quaestio auf die Serialisierung anzumerken, dass »mit den Eigenschaften des Sachverhalts selbst nicht die Festlegung eines Serialisierungsprinzips verbunden ist. Sie schränken lediglich die Möglichkeiten ein, die prinzipiell gegeben sind« (von Stutterheim 1997: 23).

Informationsorganisation und makrostrukturelle Planung in Erzählungen

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