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2.2 Theoretische Modelle

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Theoretische Modelle haben das Ziel, den Zusammenhang von verschiedenen Faktoren logisch stringent zu erklären und empirisch überprüfbar zu machen. Sie stellen immer Abstraktionen der Realität dar und beschränken sich darauf, die wesentlichen (und nicht alle) Einflussfaktoren und deren Relationen abzubilden. Dennoch kommt Modellen praktische Relevanz zu, da sie aufzeigen, welche Faktoren als Erstes verändert werden können, um einen gewünschten Effekt zu erzielen. Wenn man also nach Maßnahmen fragt, die dazu beitragen können, die berufliche Gesundheit von Lehrkräften zu verbessern, ist es ratsam, entsprechende theoretische Modelle heranzuziehen, damit die Maßnahmen auf dieser Grundlage systematisch geplant werden können.

Das Zusammenspiel von Kontext und Individuum ist für das Verstehen von Beanspruchungs- und Bewältigungsprozessen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit grundlegend. Die derzeit aktuellen Modelle unterscheiden sich in ihrer Gewichtung der einzelnen Faktoren: Die einen konzentrieren sich vor allem auf die Kontextfaktoren, während die anderen stärker diejenigen Prozesse berücksichtigen, die sich im Individuum abspielen.

Systemische Modelle legen den Fokus auf das auslösende Ereignis im Kontext und rücken dabei die Identifikation und die Klassifikation von potenziellen Belastungen oder Ressourcen in den Vordergrund (Krause et al., 2013). Diese können auf der Ebene der gesellschaftlichen und bildungspolitischen Veränderungen angesiedelt sein, auf der Ebene der Aufgaben und Rahmenbedingungen des Lehrberufs ( Kap. 3) oder auf der Ebene der Schule ( Kap. 8). Ein wichtiges Modell, dem eine solche Konzeption zugrunde liegt, ist das Job Characteristics Model (Hackmann & Oldham, 1984), das untersucht, welche Tätigkeitsmerkmale zu positiver Beanspruchung führen.

Im Gegensatz dazu stellen personzentrierte Modelle die Person, ihre Wahrnehmung und ihre Reaktionen ins Zentrum und beziehen sich auf die Frage, wieso identische Belastungen und Ressourcen zu unterschiedlichen Beanspruchungen führen können. Ein zentrales Modell in diesem Bereich ist die Conservation of Resources Theorie von Hobfoll und Shirom (2001), die Verlust und Erhalt von Ressourcen in ihrer Auswirkung auf Stress betrachtet. Ebenfalls diesem Modelltyp zuzuordnen sind die Bewältigungstypen von Schaarschmidt und Fischer (2001), die Persönlichkeitsunterschiede in der Bewältigung von Arbeitsbelastungen untersuchen.

Als Kombination dieser beiden Modelltypen gehen transaktionale Ansätze davon aus, dass es keine einfachen Beeinflussungsprozesse im Sinne eines Reiz-Reaktion-Schemas gibt, sondern dass kontextuelle und persönliche Faktoren zusammenspielen und sich gegenseitig beeinflussen. Gemäß den theoretischen Annahmen dieses Ansatzes reagieren Individuen unterschiedlich auf die Tätigkeitsmerkmale, Aufgaben und Rahmenbedingungen ihres Berufs und wirken mit ihrem Bewältigungsverhalten selbst auf diese zurück.

Um den dynamischen Gesundheitsprozess zu verstehen, wählen wir als Grundlage eine Theorie, die a) eine solche transaktionale Sichtweise einnimmt, b) objektive Belastungen von subjektiven Beanspruchungsfolgen unterscheidet und c) positive und negative Beanspruchungsprozesse einschließt. Dies leistet die Job Demands-Resources Theorie (Bakker & Demerouti, 2014). Mit ihrer Hilfe lässt sich plausibel erklären, wieso berufliche Anforderungen bei manchen Personen zu Stress und negativer Beanspruchung führen, während andere Personen diese Anforderungen als positive Herausforderung und Motivation erleben.

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