Читать книгу Gesunde Lehrkräfte in gesunden Schulen - Silvio Herzog - Страница 17

2.2.1 Job Demands-Resources-Theorie (JD-R-Theorie)

Оглавление

Die JD-R-Theorie, die sowohl die beruflichen Belastungen als auch die Ressourcen eines Individuums miteinbezieht, wurde in der Arbeits- und Organisationspsychologie von einem niederländischen Forschungsteam mit dem Ziel entwickelt, systemische und psychologische Theorien zu kombinieren, um auf dieser Grundlage sowohl die negativen als auch die positiven Auswirkungen von Arbeit analysieren zu können (Bakker & Demerouti, 2014). Die JD-R-Theorie geht davon aus, dass bei der Bewältigung von beruflichen Belastungen zwei relativ unabhängige Prozesse ablaufen: Der gesundheitsgefährdende Prozess und der Motivationsprozess ( Abb. 2.2): Während Belastungen kurzfristig zu Stress und mittel- und langfristig zu Erschöpfung, psychosomatischen Beschwerden und Burnout führen können, erhöhen kontextuelle Ressourcen (z. B. Unterstützung, Feedback, Mitbestimmung) und persönliche Ressourcen (z. B. Selbstwirksamkeitserwartung, Kompetenzen) die Motivation und die positive Beanspruchung.


Abb. 2.2: Job-Demands-Resources-Theorie (eigene Darstellung in Anlehnung an Bakker & Demerouti 2014)

Den Annahmen der JD-R-Theorie zufolge sind diese Prozesse darauf zurückzuführen, dass der Umgang mit Belastungen Anstrengung erfordert und Energie kostet. Ressourcen hingegen haben eine positive Wirkung, da sie helfen, Arbeitsanforderungen und die damit verbundenen physiologischen und psychologischen Kosten zu reduzieren, funktional sind bei der Erreichung von Arbeitszielen und/oder persönliches Wachstum, Lernen und Entwicklung stimulieren. Neben diesen direkten Effekten bezieht das Modell auch indirekte Effekte mit ein: Ressourcen tragen zur Bewältigung der Belastungen bei, indem sie die negativen Wirkungen, beispielsweise Erschöpfung, abpuffern (Puffereffekt). Kurz gefasst führen Belastungen in weniger starkem Ausmaß zu negativer Beanspruchung, wenn genügend Ressourcen vorhanden sind. Zudem können Belastungen den Einfluss der Ressourcen sogar noch verstärken: Wenn ein Individuum mit herausfordernden Anforderungen konfrontiert wird, werden die Ressourcen zusätzlich bedeutungsvoll und nützlich (Verstärkereffekt). Ein unterstützendes Kollegium beispielsweise entfaltet seine positive Wirkung insbesondere dann, wenn man die Unterstützung nötig hat, oder die individuelle Fähigkeit, mit Unterrichtsstörungen umzugehen, wird besonders wertvoll, wenn man mit einer unruhigen Klasse konfrontiert ist.

Ob eine Person positiv oder negativ beansprucht ist, hat Folgen für die Organisation, in der sie arbeitet: Der gesundheitsgefährdende Prozess zieht negative Folgen wie verringerte Leistungsfähigkeit, höhere Kündigungsabsicht und krankheitsbedingte Abwesenheit nach sich. Der Motivationsprozess und das positive Erleben der beruflichen Aufgabe hingegen sind zentral für die Leistung, die emotionale Bindung an die Organisation, das organisationale Engagement, die Leistung und den Verbleib in der Organisation.

Diese beiden Prozesse werden in den nachfolgenden Unterkapiteln vertieft beleuchtet, indem zwei Theorien, auf welchen die JD-R-Theorie aufbaut, herangezogen werden. In Bezug auf den Erschöpfungsprozess handelt es sich um die Transaktionale Stresstheorie von Lazarus (1990), welche das Zusammenspiel von Belastungen und Ressourcen im Entstehen von negativer Beanspruchung beschreibt. Zur Erklärung des Motivationsprozesses ist demgegenüber insbesondere die Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1993) grundlegend, da sie beschreibt, unter welchen Umständen der Mensch motiviert ist.

Gesunde Lehrkräfte in gesunden Schulen

Подняться наверх