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2.2.3 Das gemeinsame Private

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Ignorieren wir für den Moment, dass diese Interpretation erschummelt ist und auf dem adäquaten Know-howKnow-how beruht, das wir der Interpretin kurzzeitig verliehen haben. Was hat sie durch dieses Know-how gewonnen? Sie mag sich ohne weitere Reflexion nicht darüber im Klaren sein, wir müssen uns aber klar machen, dass sie nun nicht über die bestimmte Vorstellung von diesem Ereignis verfügt, über die auch der Schreiber verfügte. Dieser hatte bestimmte Vorstellungen von vielen Aspekten des Ereignisses, aber nur einen Teil davon hat er ausgedrückt. Zu den normenNorm-, konventionenKonvention- und durch die „-enz-enz-Faktoren“-Faktoren gefiltertenFilter Bestimmungen, die er an dem Ereignis vorgenommen hatte, gehörte, wie wir der Illustration halber angenommen hatten, die Heimstatt des Jüngers, wie es dort roch, wie sich die Beteiligten fühlten, wie Jesus litt, welche Farbe der Himmel hatte, welches Material die Kleider der Beteiligten hatten, welche Frisuren sie trugen, wie der Weg beschaffen war, auf welchem Weg sie zur Heimstatt des Jüngers gelangten und so weiter. Davon und von vielem mehr, worüber der Schreiber möglicherweise bestimmte Vorstellungen hatte, hat die Interpretin andere oder keine. Wir können daher nicht sagen, sie habe die gleichen Vorstellungen wie der Schreiber. Dieser hatte ja nur von denjenigen Eventualitäten berichtet, die ihm vor dem Hintergrund seiner kommunikativen Absichten pertinentPertinenz erschienen waren. Das heißt, er hatte für den sprachlichen Ausdruck die bereits gefilterteFilter Deutung des Ereignisses nochmals gefiltert. Und selbst, was das Resultat dieses kommunikativen Filters angeht, also die Bestimmungen, die er öffentlich entäußert hat, so können wir nicht davon ausgehen, dass diejenigen der Interpretin mit ihnen identisch sind. Wie das Nehmen in allen Aspekten, hinsichtlich deren es bestimmbar ist, konkret vollzogen wurde oder mit welchen physischen, physiognomischen und charakterlichen Qualitäten das Männlichsein des Jüngers und Jesu sowie das Weiblichsein der Mutter verbunden war, darin können sich die Vorstellungen des Schreibers und der Interpretin noch immer beträchtlich unterscheiden. Wovon sie jetzt aber gemeinsame private Vorstellungen haben, ist, dass infolge dessen, was Jesus sagte, sein Lieblingsjünger Jesu dessen Mutter Maria zu sich, dem Jünger, nahm. Diese komplexe Vorstellung ist durch viele Fäden in kohärenter Weise mit anderen Vorstellungen verwoben, die ihr das Johannesevangelium vermittelt. Nicht mehr und nicht weniger.

Der Mensch und seine Grammatik

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