Читать книгу 40 Tage Wanderschaft - Simon Mayer - Страница 13

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7. ETAPPE:

Echte und tiefe Wahrheiten


Als Christian am Hause des Auslegers angekommen war, musste er mehrmals anklopfen, bis endlich jemand ans Tor kam und fragte, wer da sei.

»Hier ist ein Pilger«, sagte Christian, »der den Herrn dieses Hauses sprechen möchte. Er kommt von einem guten Freund des Hausherrn.«

Der Herr wurde gerufen und fragte nach dem Wunsch des Fremden. Christian gab bereitwillig Auskunft: »Ich komme aus der Stadt Verderben und bin unterwegs zum Berg Zion. Der Mann an der engen Pforte zu Beginn dieses Wegs sagte mir, du würdest mir herrliche Dinge zeigen, die für meine Reise wichtig wären.«

»Komm herein«, bat Ausleger, »ich will dir zeigen, was dir von Nutzen sein wird.« Er ließ durch seinen Diener Licht anzünden und forderte Christian auf, ihm zu folgen. Sie kamen an eine Tür, die der Diener öffnen musste. An der Wand jenes Zimmers hing das Bild eines ehrwürdigen Mannes. Der hielt das Beste aller Bücher in der Hand. Auf seinen Lippen stand das Gesetz der Wahrheit geschrieben, seine Augen waren zum Himmel gerichtet. Die Welt lag hinter ihm. Über seinem Kopf schwebte eine Krone aus Gold.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Christian. Ausleger erklärte es ihm: »Der Mann ist einer von Tausenden. Er kann Kinder zeugen, mit Schmerzen gebären und sie pflegen, wenn sie geboren sind. Daran, dass er seine Augen zum Himmel richtet, das Beste der Bücher in der Hand hält und das Gesetz der Wahrheit auf seinen Lippen steht, erkennst du, dass er dunkle Dinge erkennt und sie den Sündern zeigt. Dass die Welt hinter ihm ist und die Krone über seinem Haupt steht, soll zeigen, dass er aus Liebe zum Dienst für seinen Herrn die Güter dieser Welt gering schätzt. Aber er weiß, dass er Teilhaber der göttlichen Herrlichkeit ist.

Ich habe dir nun zuerst dieses Bild gezeigt. Der Herr des Ortes, an den du gehst, hat dir den Mann, den das Bild darstellt, überall dort zum Führer bestimmt, wo dich Schwierigkeiten erwarten. Halte dich also an das, was ich dir gezeigt habe, und vergiss es nicht! Und denke besonders daran, wenn dir unterwegs Menschen begegnen, die vorgeben, dich auf den richtigen Weg zu leiten, der aber mit Sicherheit nur zum Tod führt.«

Nun fasste Ausleger seinen Gast bei der Hand und führte ihn in einen geräumigen Saal. Der war voller Staub, als hätte man dort nie gekehrt. Nach einer Weile befahl Ausleger einem Diener zu kehren. Da flog all der Staub auf, dass Christian beinahe daran erstickt wäre. Zu einer dabeistehenden Magd sagte Ausleger:

»Bring Wasser her und bespritze das Zimmer.« Dann wurde wieder gekehrt und gewischt, sodass der Saal vor Sauberkeit glänzte.

Wieder fragte Christian: »Was bedeutet das?«

»Dieser Saal«, antwortete Ausleger, »gleicht dem Herzen eines Menschen, das durch die Gnade des Evangeliums noch nicht geheiligt ist. Der Staub ist die Erbsünde, das innere Verderben, das den ganzen Menschen verunreinigt. Der Diener, der zuerst anfing zu kehren, ist das Gesetz. Die Magd, die das Wasser brachte und spritzte, ist das Evangelium. Wenn einer kehrt und nur den Staub aufwirbelt, kann er nicht reinigen. Ja, du wärst beinahe daran erstickt. Statt das Herz von der Sünde zu reinigen, wurde die Sünde durch das Gesetz erst lebendig und kräftig. Die Kraft der Sünde macht sich bemerkbar. Sie wurde mächtig, weil das Gesetz die Sünde aufdeckt und verbietet, aber nicht die Kraft gibt, sie zu überwinden. Dass die Magd den Raum mit Wasser bespritzte und ihn dann gut säubern konnte, ist ein Bild vom Evangelium mit seiner Einwirkung auf unsere Herzen. Es besiegt die Sünde durch den Glauben und reinigt die Seele, die nun bereit ist, den König der Ehren zu empfangen.«

Die Pilgerreise, Seiten 32-34


Auf meiner geistlichen Wanderschaft haben mich schon einige Personen begleitet, die mich nachhaltig geprägt haben. Allen voran sind da meine Eltern, die mir in ihrem Trachten nach Gottes Reich und seiner Gerechtigkeit nach wie vor große Vorbilder sind. Und dann ist da noch mein langjähriger Pastor Matthias, der mich auf meiner Wanderschaft begleitet hat. Durch ihn durfte ich viele wichtige und kostbare Wahrheiten aus Gottes Wort lernen. Als ich 19 Jahre alt war, wurde er mein Mentor, und wir studierten gemeinsam die Briefe des Apostels Paulus. Ich verfasste nachts ellenlange E-Mails mit vielen Fragen, die Matthias mir dann am nächsten Tag in gekonnter Kürze beantwortete.

Seitdem ist nun einige Zeit vergangen und ich hatte inzwischen schon selbst das Privileg, einige junge Männer begleiten zu dürfen. Ich erlebte, wie sie durch das gemeinsame Lesen von Bibeltexten und meine (oftmals alles andere als vollkommenen) Erklärungen dieser Texte in ihrem geistlichen Leben regelrechte Sprünge machen durften. Meine Hoffnung ist, dass sie dadurch für ihre ganze weitere Pilgerreise gestärkt wurden und ich mit jedem Einzelnen von ihnen gemeinsam eines Tages vor Gottes Thron stehen darf.

Auch Christian begegnet auf seiner Pilgerreise einem Ausleger, der ihm wichtige Wahrheiten für seine weitere Reise vermittelt. Dieser verwendet hierfür einige anschauliche Bilder, unter anderem das Bild des ehrwürdigen Mannes und das Bild des von Staub zu reinigenden Saales.

Der ehrwürdige Mann, den Ausleger Christian zeigt, steht für einen treuen Diener des Evangeliums. Wir können ihn Pastor, Pfarrer, Ältester, Bibellehrer oder Prediger nennen – der offizielle Titel ist überhaupt nicht wichtig. Wichtig ist, was ihn charakterisiert. Christian soll lernen, wodurch sich jemand auszeichnet, dessen Wegweisungen er vertrauen kann. Im Umkehrschluss weiß er dann auch, wessen Worte er lieber ignorieren sollte. Denn auf der Pilgerreise gibt es so manchen Wolf im Schafspelz.

Der treue Diener des Evangeliums hat die Bibel in seiner Hand und verkündigt das Gesetz der Wahrheit. Er denkt sich also keine eigenen Wahrheiten aus, sondern verweist auf Gottes Wahrheit. Sein Blick ist nach oben, auf das Himmlische, gerichtet und die Welt liegt hinter ihm. Er wird nichts auf irdischen Ruhm oder Reichtum geben, sondern danach trachten, von seinem himmlischen König Lohn zu empfangen. Er ist ein Hirte, der sich an dem Oberhirten selbst, an Jesus Christus, orientiert. All seine Autorität ist nur abgeleitet von der Autorität Jesu und dessen Wort. Wenn er auf der Grundlage dieser Autorität spricht, dann gilt es, ihm zu folgen.

Vielleicht fällt dir auf Anhieb auch ein solcher Mensch in deinem Leben ein, der dich schon ein Stück deines Weges begleitet hat – ein Pastor, ein Bibellehrer, eine Seelsorgerin oder Mentorin. Jemanden, der dir die Wahrheiten Gottes aufgezeigt hat. Und sollte dir bisher noch niemand begegnet sein, dann möchte ich dir Mut machen: Halte die Augen offen und schau, wer in dein Leben die Wahrheiten Gottes hineinsprechen kann.

Wichtig ist, dass wir in alldem auch prüfen dürfen, denn leider gibt es immer wieder Menschen, die die biblische Wahrheit verdrehen und deren Hauptmotiv ihr eigener Reichtum ist. Sie verkündigen ein Wohlstandsevangelium und erreichen über das Fernsehen oder Internet Millionen von Menschen. Ihre Botschaft klingt so verlockend, aber am Ende des Tages ist sie destruktiv für die Zuhörer. Lasst uns also gut darauf achten, wem wir Gehör schenken.

Der Saal, der Christian anschließend von Ausleger gezeigt wird, steht für uns selbst. Der Staub ist die Sünde, die in uns vorhanden ist, da aber eigentlich nicht hingehört. Das Gesetz Gottes macht uns all diesen Staub überhaupt erst einmal bewusst. Vielleicht ist es so, wie wenn die Sonne in ein staubiges Zimmer scheint. Der Staub, der vorher gar nicht auffiel, wird auf einmal deutlich sichtbar. Doch das Licht alleine lässt den Staub nicht verschwinden. Genauso ist das Gesetz nicht in der Lage, uns von unserer Schuld reinzuwaschen. Das kann nur das Blut Jesu Christi. Das Evangelium, die Frohe Botschaft, verheißt uns, dass Christus all unsere Sünde ans Kreuz getragen hat und wir in ihm als heilig, also vollkommen rein, vor Gott stehen dürfen. Und genau diese Reinheit sollte nun auch unser Leben kennzeichnen.

Die Bibel spricht davon, dass wir die Dinge, die unseren »alten Menschen« ausmachen, ablegen und stattdessen den »neuen Menschen« anziehen sollen, der Gottes Herrlichkeit widerspiegelt (Kolosser 3,5-14). Es ist ein Paradox unserer Wanderschaft: Wir sind schon neue Kreaturen (2. Korinther 5,17), aber dennoch werden wir ständig erneuert (Kolosser 3,10). Dieser Erneuerungsprozess wird erst abgeschlossen sein, wenn wir eines Tages endgültig von unserem Todesleib erlöst werden (Römer 7,24) und Christus von Angesicht zu Angesicht sehen (1. Johannes 3,2). Bis zu diesem Tag gilt es, im Glauben die Pilgerreise fortzusetzen und der Heiligung nachzujagen (Hebräer 12,14). Dies können wir nur in der Kraft des Geistes (Römer 8,13) und im Vertrauen auf Gottes Wort (1. Petrus 2,2).

Echte Wahrheiten sind so wertvoll für unsere Pilgerreise. Welche Menschen gibt es in deinem Leben, die dich begleiten und dir solche Wahrheiten für deine lebenslange Wanderschaft mitgeben? Und für wen könntest du selbst zu einem Ausleger und einem Glaubensvorbild werden?


Heilige sie durch die Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.

Johannes 17,17


Himmlischer Vater,

danke für all die Menschen, die mir dein Wort ausgelegt haben und für mich ein Vorbild im Glaubensleben sind.

Bitte erwecke du weitere treue Diener des Evangeliums,

die deine Wahrheit mutig und klar verkünden. Hilf auch mir, anderen Menschen die Botschaft der Bibel nahezubringen und sie auf ihrer Pilgerreise zu unterstützen.

Und bitte wirke du durch deinen Heiligen Geist in mir,

sodass die Sünde immer weniger Raum in mir einnimmt

und ich immer mehr deine Heiligkeit widerspiegle.

Amen.


40 Tage Wanderschaft

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