Читать книгу 40 Tage Wanderschaft - Simon Mayer - Страница 8
Оглавление2. ETAPPE:
Den Blick aufs Ziel richten
Ich sah dann in meinem Traum Christian und Gefügig über die Ebene gehen und hörte sie miteinander reden. Christian begann:
»Nun, lieber Nachbar, ich bin froh, dass du dich entschlossen hast, mit mir zu gehen. Wüsste nur Eigensinnig mehr von den Kräften und Gefahren der unsichtbaren Welt, er würde uns nicht so leichtfertig den Rücken zukehren.«
»Hör, Nachbar Christian, da außer uns beiden jetzt niemand hier ist: Sag mir nun, welche Dinge es denn eigentlich sind, denen wir entgegengehen, und wie wir sie erreichen werden«, wollte Gefügig wissen.
»Ich kann nicht so gut davon reden. Ich will aus meinem Buch vorlesen.«
»Meinst du denn, dass die Worte des Buches wirklich wahr sind?«
»Aber natürlich, denn es sind die Worte von dem, der nicht lügen kann.«
»Nun, das ist gut«, sagte Gefügig. »Was sind es denn für Dinge?«
»Ein ewiges Königreich und ein ewiges Leben – beides soll uns für ewig gegeben werden.«
»Das ist herrlich. Und was weiter?«
»Ehrenkronen sind für uns bestimmt und Kleider, in denen wir leuchten wie die Sonne am Himmel.«
»Wie schön! Und was noch mehr?«
»Da wird kein Leid mehr sein und kein Geschrei, auch keine Schmerzen, denn der Herr jenes Ortes wird alle Tränen von unseren Augen abwischen.«
»Und welche Kameraden werden wir dort haben?«
»Cherubim und Seraphim, Geschöpfe, die deine Augen blenden würden, wenn du sie anschauen würdest. Tausende und Abertausende sind vor uns an diesen Ort gekommen, und keiner von ihnen tut dem anderen Leid an, denn alle sind erfüllt von Liebe und Heiligkeit. Sie leben vor dem Angesicht des Herrn und stehen in seiner Gegenwart und erfreuen sich seines ewigen Wohlgefallens. Dort werden wir auch die Ältesten mit ihren goldenen Kronen sehen. Wir werden die heiligen Jungfrauen mit ihren goldenen Harfen sehen und jene Männer, die aus Liebe zum Herrn jenes Ortes von der Welt zerhackt, in Flammen verbrannt, von wilden Tieren zerrissen und in die Tiefe des Meeres geworfen wurden; und nun sind sie alle glücklich und gekleidet mit Unsterblichkeit wie mit einem Gewand.«
»Das hört sich tatsächlich sehr schön an. Aber kann man sich an diesen Dingen wirklich so erfreuen? Wie bekommen wir denn Anteil daran?«, fragte Gefügig.
»Der Herr, der Herrscher jenes Landes, hat das in diesem Buch aufschreiben lassen. Und das Wesentliche ist, dass er uns das alles umsonst schenken wird, wenn wir nur von Herzen danach verlangen.«
»Gut, lieber Christian, das alles höre ich gerne. Komm, lass uns schneller gehen.«
Aber Christian konnte nicht. »Die Last auf meinem Rücken drückt, ich kann nicht so schnell.«
Die Pilgerreise, Seiten 17-19
Als Kind hatte ich die Angewohnheit, bei Büchern zunächst das Ende zu lesen, bevor ich überhaupt damit begann, meine Lektüre von vorne anzufangen. Das klingt ziemlich seltsam, weil man ja denken könnte, dass das Lesen des Buches dann unendlich langweilig gewesen sein muss. Für mich war es aber genau das Gegenteil: Zu wissen, wie die Geschichte ausgehen würde, hat mich erst motiviert, mit dem Lesen anzufangen. Zu wissen, was beim Lesen auf mich zukommt, hat mich letztlich erst ermutigt, ein Buch in Angriff zu nehmen.
Ähnlich wird es auch im Leben von Christian beschrieben. Als Gefügig ihn fragt, wohin sie denn eigentlich unterwegs sind, liest Christian ihm aus der Bibel vor. Er schlägt sie erst mal am Ende auf und Gefügig kommt gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Christian weiß, dass er mit seinen Worten nicht beschreiben kann, was im Himmel auf ihn wartet. Letztlich sind auch die Worte von Johannes in der Offenbarung nur ein Ringen darum, irgendwie zu beschreiben, was mit menschlichen Worten nicht beschrieben werden kann. Christian liest aus Gottes Wort vor, weil er weiß, dass das, was dort beschrieben wird, die Wahrheit ist. Gott kann nicht lügen. Demzufolge sind die Berichte über den Himmel absolut wahr.
Weiße Kleider, eine Krone, Engelwesen, Harfen, kein Leid, keine Tränen und Gott selbst wird anwesend sein – so erzählt Christian Gefügig vom Himmel. Und der ist begeistert. So begeistert sogar, dass er sich gar nicht mehr aufhalten lassen und noch schneller weitergehen will, immer weiter dem Ziel entgegen.
Beim Lesen dieses Abschnittes frage ich mich, wie es in meinem Leben mit dem Blick auf mein Ziel, den Himmel, aussieht. Viel zu oft nehmen mich die Dinge um mich herum regelrecht gefangen, und es vergehen Wochen, in denen ich nicht an den Himmel denke. Wochen, in denen ich mit den Dingen um mich herum kämpfe und den Blick auf das Ziel verliere. Dabei vergesse ich völlig, was Gott der Herr dort im Himmel für mich bereithält: das neue Gewand, das ich tragen werde, weil Christus mich reingewaschen hat von meiner Schuld; die Krone, die ich tragen darf, weil ich durch Christus Miterbe des Königs bin, die Cherubim und Seraphim, mit denen zusammen ich Gott den Herrn anbeten werde. Und vor allem: Ich werde ihm selbst begegnen, ihm, der dann alle Tränen aus meinem Gesicht wischen wird. Wie schnell verlieren wir dieses herrliche Ziel doch aus den Augen und aus dem Sinn.
Im zweiten Timotheusbrief beschreibt Paulus sein Glaubensleben rückblickend unter anderem als einen Lauf. Er befindet sich jetzt bildlich gesprochen auf der Zielgeraden. Paulus steht nicht am Anfang des Weges, sondern er hat, wie er selbst sagt, den Lauf vollendet. Vor ihm liegt nun der Siegeskranz der Gerechtigkeit. Nach ihm streckt er sich aus. Aber dieses Ziel ist für Paulus nichts Überraschendes. Wie jeder gute Läufer hat er sich vor dem Startschuss das Ziel angeschaut und eingeprägt. Ein guter Läufer startet nicht mit der vagen Hoffnung, dass es schon irgendwie ein Ziel geben wird. Aufgrund dieses Ziels hat Paulus seinen Lauf überhaupt erst begonnen. Auch während des Laufes hat sich Paulus immer wieder an dieses Ziel erinnert, hat sich ausgemalt, wie es dort sein wird, und wurde dadurch ermutigt, weiterzulaufen. Er wusste, dass aller Schmerz und alles Leid, welche er beim Laufen aushalten muss, im Ziel von ihm abfallen werden. Das hat ihn dazu motiviert, noch schneller am Ziel ankommen zu wollen.
Ich wünsche dir und bete, dass auch du den Himmel im Blick behältst. Dort wartet ewiges Leben voller Herrlichkeit und ohne Leid und Schmerzen auf dich. Daran darfst du, daran darf ich festhalten.
Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir als Belohnung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die sein Erscheinen lieb gewonnen haben.
2. Timotheus 4,7-8
Herr, himmlischer Vater, gerechter Richter,
ich danke dir, dass ich die Herrlichkeit des Himmels in
deinem Wort sehen darf.
Ich bekenne, dass ich mich so oft von irdischen Dingen ablenken lasse und dabei das Ziel aus dem Blick verliere. Deshalb bete ich, dass du mir immer wieder neu aufzeigst, welchen Schatz du im Himmel für mich bereithältst.
Ich bete, dass dieses Ausstrecken nach dem Himmel und die Sehnsucht danach auch in meinem Leben mehr und mehr Realität werden können.
Ich bete, dass ich mit allen, die dich liebe, den Lauf vollenden kann und den Glauben bewahre, damit du mir den Siegeskranz überreichen kannst. Vater, lenke meinen Blick auf den Himmel.
Amen.