Читать книгу The Guards - Simone Lilly - Страница 1

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 1.

Zum wiederholten Mal ging sie in die Knie, lies sich auf den knarrenden Holzboden fallen, nahm ihre Tasche zur Hand und überprüfte, ob sie auch wirklich alles eingepackt hatte. Ein Federmäppchen, ihr Mathematik-, Deutsch-, und Englischheft, ihre Sporttasche, etwas zu Trinken und schließlich noch ihren großen Zirkel. Ja, sie hatte alles. Zerknirscht erhob sie sich wieder, ging hinüber zu ihrem Bett und setzte sich. Direkt ihr gegenüber konnte sie in einen großen Spiegel, der an ihrem Schrank angebracht war, blicken. Er war mit Fotos und Stickern verziert und lange nicht mehr geputzt worden.

Nina hasste es ihr Gesicht und überhaupt sich selbst wann immer sie hineinblickte zu sehen. Eigentlich würde sie nicht einmal schlecht aussehen, sie war groß gewachsen, hatte aber ein rundliches Gesicht, das von Sommersprossen geradezu übersät war. Sie musste seit einem Jahr eine unhandliche Zahnspange tragen, die man immer wenn sie sprach sehen und sogar hören konnte. Sie hatte eine Brille, eine ziemlich runde mit dickem Gestell. Auch mit ihrem Bauch war Nina unzufrieden. Zwar war sie nicht dick, doch hatte sie schon kleinere Speckröllchen angesetzt. Gereizt stand sie auf und ging zu ihrem Kalender. Es war Mitte Juni in genau einem Monat würde sie 18 werden. Vor diesem Tag graute es ihr schon seit Wochen. In ihrer Gegend, in ihrer Stadt, verlangte es praktisch danach, dass man zu seinem 18. Geburtstag ein großes Fest gab, und alle seine Freunde und deren Freunde dazu einlud. Das Problem war nur: Nina hatte keine. Sie hatte keine Geschwister, ihre Eltern arbeiteten Tag ein Tag aus in der Firma ihres Vaters und Nina war allein. Schuld an ihrer Einsamkeit gab sie einzig und allein ihrem Vater. Besser gesagt seinem Beruf. Sie waren dank ihm reich, sehr reich. Sie lebten in einer Villa nahegelegen dem Meer. Nina trug immer die neuesten und teuersten Sachen. Ihr Vater, Adam, war Wissenschaftler-Forscher und Erfinder. Er verdiente nicht schlecht und war seit Wochen an einem Projekt beschäftigt, dass angeblich ein und dasselbe Mittel war, doch alle Krankheiten der Welt heilen konnte. Oder zumindest fast alle Krankheiten, mit einigen Abschweifungen. Nina war es egal, es interessierte sie nicht. Auch nicht, dass sie in großer Gefahr lebten. Sie war es gewohnt. Schließlich war sie so aufgewachsen, mit dem Wissen, dass so gut wie jeder versuchte an die Erfindungen oder Entdeckungen ihres Vaters heranzukommen. In ihr Haus einbrachen oder sogar versuchten Ninas Mutter zu entführen. In den vergangenen Jahren hatten sie mehrere Male umziehen müssen, was ihr nicht schadete, denn Freunde hatte sie sowieso nie gehabt.

Die Sommerferien waren vorüber und morgen würde ein neuer Schultag und somit auch wieder ein neues Schuljahr beginnen. Nichts spektakuläres, sie würde wieder alleine, von allen abgeschottet in der Ecke sitzen, würde auf die verhasste Mädchenclique treffen, würde ihrem Schwarm begegnen und würde wissen, dass sie zwei Sachen niemals sein würde: erstens akzeptiert und zweitens, seine Freundin. Also, wozu sich Sorgen machen, wenn die Rollen schon lange verteilt waren? Die Sache war nur die, dass sie sich Sorgen machte, und das schon viel zu lange. Vor jedem Tag wurde ihr übel, so übel, dass sie sich meistens auf der Toilette erbrechen musste. So übel, dass ihr ihre Knie zitterten, so übel, dass sie manchmal sogar lieber sterben würde.

The Guards

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