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Kapitel 6

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Donnerstag, 07.08.2008 Salem, 13:49 Uhr

Knappe 40 Minuten waren Isabella und Laura unterwegs und bis sie ihr Ziel die Stadt Salem erreichten. Viele alte, gut restaurierte Gebäude mit romanischem Baustil reihten sich aneinander und stellten so das komplette Gegenteil zu Wellington dar, der Reichen-Vorstadt, in der Laura wohnte. Die Moderne schien hier komplett an der Stadt vorbeigezogen zu sein. Sie wirkte regelrecht zurück gesetzt ins Mittelalter, als wäre die Zeit dort stehen geblieben. Es war wirklich eine beeindruckende Stadt, wie aus einer anderen Sphäre und es leuchtete Isabella ein, dass es Laura beeindruckt hatte. Laura hielt den Wagen vor einem großen alten, romanischen Gebäude. Zwei Türme umringten den pompösen Mittelteil, durch dessen Spitze sie miteinander verbunden waren. Die Frontansicht des eindrucksvollen Gebäudes wurde geprägt durch den großen Fensterbogen, der durch Sprossenstege kunstvoll verziert wurde. Unterhalb des Fensterbogens verlief der Torbogen, der wie eine Miniaturausgabe des großen Fensters zu sein schien. Zwischen dem Fenster- und Torbogen war ein Holzschild mit gelben Lettern „Salem Witch Museum“ befestigt. Selbst, wenn man das Schild nicht gesehen hätte, hätte man spätestens durch die gegenüberliegende Straßenseite das Museum entdeckt. Dort stand ein riesiger Felsblock mit einer zinnenen Hexenstatue, die auf das Museum zeigte.

„Um die Geschichte von damals zu verstehen und sie zu erleben, muss man auf jeden Fall das Salem Witch Museum gesehen haben. Es fängt um 15 Uhr eine Hexenvorstellung und Gerichtsverhandlung statt. Daher sollten wir durch unsere Verspätung auf jeden Fall dort zuerst hin. Die Stadt können wir später noch inspizieren.“

„Ich habe noch nie etwas von dem übersinnlichen Quatsch gehalten. Und die Vorstellung wird sicherlich in Englisch sein, also können wir das nicht einfach auslassen? Die Stadt scheint mir um einiges interessanter zu sein.“

„Aber genau das gehört doch zu der ganzen Stadt dazu. Gerade, weil hier nach den Hexenprozessen die Ketzerei und die Hexenverbrennungen verboten wurden, haben sich hier die übersinnlichen und magischen Dinge überhaupt ausgebreitet. Unabhängig von den ganzen Souveniershops, die sämtlichen Hexenkram verkaufen, gibt es hier Wahrsager, Hexen mit den unterschiedlichsten Zaubertränken, Karten- und Handleser und vieles mehr. Das muss man auf jeden Fall gesehen haben.“

„Und du glaubst daran?“, fragte Isabella zweifelhaft.

„Ich kenne dich und deine Fähigkeiten. Warum sollte ich dann nicht daran glauben, dass auch andere Menschen noch Fähigkeiten haben? Oder würdest du deine Gabe auch als Humbug abtun?“

„Nein, aber ich spiele anderen auch nichts vor und knöpfe ihnen kein Geld ab!“

„Ich würde das nicht so einseitig wie du sehen. Ich habe auch ein Gespür für Inneneinrichtung und Marketing und verkaufe meinen Ratschlag auch an andere. Das ist das gleiche. Und du wirst bezahlt, dass du die Kinder betreust und förderst. Also ein ganz normaler Beruf, der eben gewissen Fähigkeiten erfordert.“

„Man kann das sicherlich nicht so über einen Kamm scheren und mein Ding ist das sicherlich nicht. Also lass uns ein bisschen bummeln, ja?“

„Mach erst einmal deine eigene Erfahrung damit, dass du dir auch ein Urteil erlauben kannst“, provozierte sie Laura.

„Das brauche ich sicherlich nicht.“

„Doch und Lady Kara ist in diesem Gebiet einfach unschlagbar. Du wirst sie aber selbst noch kennenlernen. Ich habe für später einen Termin vereinbart.“

„Du hast was gemacht?“ fragte Isabella lauter, als beabsichtigt. Aber schon alleine die Tatsache, dass Laura ohne sie zu fragen derartige Termine ausmachte, brachte sie aus der Fassung.

„Rege dich doch nicht so auf. Du verschließt dich vor jeden und lässt niemanden an deine Probleme heran. Selbst mir wirst du nur die Hälfte erzählen, von dem was passiert war. Darauf wette ich.“

Da Isabella nicht widersprach, fühlte sich Laura in ihrer Annahme bestätigt und machte weiter.

„Dein Blick sagt mir schon alles. Für alle anderen Menschen bist du da, aber für dich selbst, willst du nichts in Anspruch nehmen. Ich kenne dich und kann mir vieles denken, aber ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was dich belastet. Und Lady Kara brauchst du nichts zu sagen. Durch ihre Gabe kann sie es sehen. Ihr seid euch sogar sehr ähnlich mit euren Begabungen, nur dass sie es akzeptiert und zum Beruf gemacht hat und du immer noch verweigerst. Du versteckst es regelrecht, nur damit dich keiner als Spinner oder sonst etwas bezeichnen kann. Doch das ist falsch! Es ist vielleicht nicht gewöhnlich, aber genau das zeichnet dich als Mensch aus und macht dich zu etwas ganz Besonderem.“

„Ich wollte aber nie zu etwas Besonderem werden. Damit zu leben ist nicht so schön und aufregend, wie du dir das vorstellst. Ich sehe ganz genau, was Menschen fühlen und ich sehe ganz genau, ob sie es ehrlich meinen, oder ob sie lügen. Weißt du eigentlich wie verletzend es ist, wenn du ständig die Lügen der anderen entlarvst und du genau weißt, dass sie die netten Worte von eben nicht so meinten? Das ganze Leben ist auf Lügen aufgebaut und macht das Leben erträglicher. Durch die kleinen Lügen wird die Welt etwas verschönert, aber das bleibt mir einfach verwehrt. Ich wollte das nie und trotzdem kann ich es nicht einfach abschalten.“

„Vielleicht würde dir daher Lady Kara ganz gut tun. Sie lebt im Einklang mit ihrer Gabe und hat es hingenommen. Auf jeden Fall gehen wir nachher dort hin. Es kann dir nicht schaden, auch eine andere Meinung dazu zu hören. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ausgebucht sie überhaupt ist. Es war schwer noch einen Termin zu bekommen, also sei mir lieber dankbar.“

„Ich wäre dir dankbar, wenn ich es gewollt hätte. Aber dem ist eben nicht so! Spare dir lieber das Geld und sage den Termin wieder ab.“

„Nein, das werde ich nicht und du versprichst mir, dass du dir das einfach nur einmal anschaust.“

„Habe ich eine Wahl oder hast du bereits alles ohne mich entschieden?“

„Okay du hast Recht. Es gibt keine Wahl, aber es ist nur zu deinem Besten. Also Museum oder Stadt?“

„Siehst du, ich konnte deine Entschlossenheit schon vorher sehen. Was macht es für einen Sinn zu diskutieren, wenn du den Menschen schon vorher ansiehst, dass sie nicht von ihrem Standpunkt abweichen werden? Da du mir immerhin die Wahl zwischen Museum und Stadt lässt, werde ich die Stadt wählen.“

„Du verpasst wirklich etwas! Aber wie du willst, dann eben die Stadt.“

Sie lenkte den Wagen wieder aus der Parklücke und fuhr einige Straßen weiter ins Zentrum. Wie Laura schon erwähnte, reihten sich hier Häuschen an Häuschen, die mit Souvenierartikeln von Hexen und auch weiterem Krims Krams warben. Die ganze Stadt schien sich auf dieses Geschäft mit den Touristen versteift zu haben. Die wenigsten Geschäfte waren auf die alltäglichen Bedürfnisse der Menschen eingerichtet. Selbst Kleidungsgeschäfte, die überall wie Pilze aus dem Boden schossen, gab es hier nur vereinzelt und dann wieder mit unendlich vielen Hexenmotiven abgebildet. Die Stadt und seine Einwohner lebten in und von der Vergangenheit. Laura parkte den Wagen weiter unten und sie schlenderten die ganze Passage hinauf.

„Weißt du, was mich wirklich interessiert? Wenn du siehst, ob dich jemand anlügt oder nicht, warum hast du dann nicht gesehen, dass Ralf dich betrügt?“

„Ich habe schon lange gemerkt, dass er mich belügt, aber ich wusste nicht warum. Du musst dir das Ganze wie einen Vorhang vorstellen. Wenn jemand bewusst darauf achtet und seine Gefühle verschleiert, in dem er seine Rolle spielt, dann verdeckt er damit sein wahres Gesicht mit einem Vorhang und ich kann nichts mehr in ihm sehen. Ich weiß, dass sich etwas hinter diesem schwarzen Vorhang verbirgt, aber ich weiß nicht was. Doch viele Menschen sind nicht konsequent darin und so öffnet sich immer wieder ein kleines Stück dieses Vorhangs, so dass ich kurze Zeit oder auch länger dahinter sehen kann.“

„Und Ralf spielte dir ständig etwas vor?“ verfolgte Laura weiter den Punkt.

„Nein, normal nicht. Aber ich habe ihm die Ausnahme erklärt und ihm so die Möglichkeit gelassen auch etwas ohne mein Wissen zu tun und zu machen, was ich dann auch respektiere. So ist die Abmachung!“, erklärte Isabella.

„Aber es ist doch Blödsinn, wenn er diese Abmachung ausnutzt, um dich dann zu betrügen!“

„Es ist nicht so einfach eine Frau zu haben, die alles von dir weiß und sieht, wie du dich in jeder Situation fühlst. Jeder braucht einmal eine Rückzugsmöglichkeit. Und manchmal eben auch vom eigenen Partner. Wenn ich ihm diese Möglichkeit nicht eingeräumt hätte, hat er keinerlei Rückzugsmöglichkeiten von mir und fühlt sich ausgeliefert.“

„Darum also. Ich dachte immer, dass du bei Ralf einfach immer nur blind wärst, sonst wäre dir sicherlich schon früher aufgefallen, dass er dich nicht verdient hat.“

„Das kannst du so nicht sagen. Er ist auch liebevoll und hat mich immer gut behandelt.“

„Isa, wach auf. Er ist ein Scheißkerl, der dich von vorne bis hinten betrogen und belogen hat. Und das absichtlich! Von Ausrutscher kann man hier keinesfalls mehr reden. Aber lass uns nicht streiten. Du bist noch nicht so weit, das einzusehen. Lass uns das Thema wechseln. Wer, den ich kenne ist ein begnadeter Schauspieler deiner Gabe nach?“

„Williams Bruder Mike. Es war mir schon gleich im Flugzeug aufgefallen. Ich habe versucht mich zu konzentrieren ein kleines Loch zu finden oder einen Spalt, aber es gab nichts. Er versteckt sich komplett hinter dem Vorhang und lässt niemanden die geringste Chance dahinter zu blicken.“

„Was glaubst du was der Grund dafür ist?“

„Ich weiß es nicht. Er ist überaus intelligent und hat sich selbst sehr gut unter Kontrolle. Ich habe durch Fragen versucht, dahinter zu kommen und jedes Mal, wenn ich denke jetzt öffnet er sich, blockt er erneut ab.“

„Aus deiner Sicht klingt es noch viel gefährlicher. Warum bist du mit ihm überhaupt vom Flughafen mitgegangen, wenn du ihn nicht einschätzen konntest? Er hätte auch ein Massenmörder sein können!“

„Stimmt, das wusste ich nicht. Aber er war der einzige weit und breit, der deutsch sprechen konnte. Und auch der einzige, der mir bislang geholfen hatte. Es blieb mir also nicht gerade eine Wahl.“

„So gesehen ja. Es tut mir wirklich leid. Ich habe extra bei der Airline die Passagierliste abfragen lassen, ob ich dich nicht zufällig verpasst hätte. Ich wäre aber auch nie auf die Idee gekommen, dass du den Anschlussflug verpasst haben könntest.“

„Das hast du auch nicht wissen können. Es ist doch immerhin noch gut ausgegangen. Von dem her lass und das besser vergessen.“

„Trotzdem ich mache mir immer noch große Vorwürfe. Immerhin habe ich dich hierher gelotst und dann habe ich noch nicht einmal eine Nachricht für dich hinterlassen!“

„Das lag wohl auch ein Stück weit mit an mir. Vermutlich warst du stinksauer, dass ich nicht gekommen war und bist wütend nach Hause gefahren. Trifft es das so in etwa?“

„Ich kann wirklich nichts vor dir verheimlichen. Du musst aber auch zugeben, dass es sehr naheliegend war, oder?“

Die beiden Cousinen lachten, wie in alten Zeiten. Es tat so gut, jemanden zu haben, der einen kannte und verstand. Es gab keine Geheimnisse voreinander und auch nichts, was zwischen ihnen stand.

„Hast du schon Hunger?“ fragte Laura sie.

„Etwas schon, aber nicht viel. Warum?“

„Gut, dann müssen wir jetzt los. Ich will dir unbedingt etwas zeigen.“

Sie drehten wieder um und gingen die Passage zurück zum Auto.

„Und das wäre?“ fragte Isabella nachdem Laura so geheimnisvoll tat. „Noch ein anderer Hokuspokus, nachdem wir schon mal hier sind?“

„Nein, ich wollte dir zeigen, womit ich mein Geld verdiene. Und deine Meinung dazu hören.“

„Ist deine Agentur hier in der Nähe?“

„Nein, nicht die Agentur. Sondern das erste meiner Projekte, die ich umgestaltet habe.“

„Was machst du eigentlich konkret? Wir sprechen sonst nie über deine Arbeit.“

„Über deine Kinder vom Kindergarten doch auch nicht. Das hatten wir eigentlich bisher ganz gut ausgrenzen können. Aber jetzt, wenn du schon mal vor Ort bist, kann ich es dir auch zeigen.“

„Machst du nicht mehr Marketing und Grafikdesign, was du studiert hast?“

„Nur noch am Rande ehrlich gesagt. Die Agentur läuft noch unter der Kategorie Marketingagentur, wie ich sie vor drei Jahren gegründet hatte. Doch das eigentliche Betätigungsfeld ist schon weit davon entfernt. Im Grunde entwerfen wir Konzepte für die Gastronomie, um diese interessanter und wieder rentabler zu machen. Das fängt im kleinen an bei neuen Speisekarten, neuem Schild oder Schriftzug auf dem Gebäude oder auch Zeitungsanzeigen oder Emailverteiler und dergleichen. Das waren übliche Marketingprodukte und werden auch heute noch von uns mitgemacht. Vor zwei Jahren kam dann aber auch ein anderer Bereich dazu. Man traute mir auch die Umgestaltung der Räume und Bauten zu. Ich habe mir mit meinem ersten Restaurant, das wir gleich besuchen werden, so einen Namen aufgebaut, dass sich immer mehr Restaurants und Hotels an mich wenden, zur Konzeption und Überwachung der Umbauphase. Mittlerweile arbeiten ein Architekt und mehrere Innenausstatterinnen für mich, die mich dabei unterstützen, die Projekte abzuwickeln.“

„Das ist eine komplett andere Richtung, die du da eingeschlagen hast. Aber deinem Enthusiasmus zu urteilen, gehst du richtig darin auf, oder?“

„Stimmt. Ich liebe gutes Essen und am liebsten in einer angenehmen Atmosphäre. Das richtige Flair darf eben nicht fehlen. Oft genug saß ich schon beim Essen und habe mir gedacht, warum ausgerechnet das so gemacht wurde, wenn es doch anders viel besser zu dem Restaurant passen würde. Und genau das darf ich jetzt nach meinen Vorstellungen umsetzen. Und das befriedigendste daran, ist nachher das Ergebnis und die Zufriedenheit der Kunden zu sehen.“

„Klingt bei dir wirklich als wäre es dein Traumjob. Aber wie hast du es geschafft, das alles umzusetzen? Du hast doch keine Ausbildung oder Studium darin gemacht.“

Sie waren am Auto angekommen und stiegen ein. Laura steuerte den Wagen durch die Stadt zum Yachthafen.

„Das ist hier nicht so relevant. In Amerika geben dir die Menschen eine Chance, wenn sie dein Potential erkennen. Sie brauchen nicht, wie in Deutschland, für alles ein Diplom oder Zertifikat. Das musste ich auch erst lernen. Ich habe mir damals oft den Kopf zerbrochen, ob ich es auch wirklich machen sollte. Immerhin musste ich auch einiges an Geld hineinstecken und hatte gerade von Statik und Baugeschichten keine Ahnung. Jeder Handwerker hätte mich übers Ohr hauen können.“

„Was hat dich dann zu der Entscheidung bewogen, es doch zu tun?“

„Du wirst es mir nicht glauben, aber es war Lady Kara, die mich darin bestärkt hat. Das Astoria Place, deren Besitzer von meinem Konzept so überzeugt waren, dass ich es auch gleich selbst betreuen und umbauen sollte, lag nicht weit von ihr entfernt. Ich war damals so aufgewühlt und konnte es selbst nicht begreifen, dass ich so eine Chance bekommen sollte, die gleichzeitig mit so hohem Risiko verbunden war. Also schlenderte ich am Hafen entlang und weiß selbst nicht so genau, wie ich bis zu ihrem Haus gekommen war. Sie saß auf der Treppe und sah mir an, dass es mich beschäftigt hatte. Ich wusste nicht, dass sie Wahrsagerin war und hatte sie nur höflich gegrüßt. Da sprach sie mich an und sagte, ich müsse mir auch etwas zutrauen und an meine Fähigkeiten glauben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie wusste, was mir gerade im Kopf herum ging und sah es als positives Zeichen an, dass ich es doch wagen sollte. Erst viel später habe ich vom Besitzer des Astoria Place erfahren, dass sie Wahrsagerin ist und er von ihr schon vorhergesagt bekommen hatte, dass ich kommen und sein Restaurant zu einer Goldgrube verwandeln würde. Das hat mein Leben und meine Arbeit verändert und ich bereue es keineswegs. Und so wie sie mir geholfen hat, kann sie auch dir helfen.“

„Das mag für dich vielleicht zutreffen, aber du gestehst mir hoffentlich noch zu, dass ich mir meine eigene Meinung bilden darf, oder?“

„Natürlich. Das kannst du später noch lange genug. So wir sind da!“

Sie parkte direkt vor dem Restaurant Astoria Place und ging am Gebäude vorbei zur Terrasse direkt am Hafen. Einige Yachten schaukelten hin und her im glitzernden Wasser. Die Sonne strahlte und eine leichte Meeresbrise lag in der Luft. Es war eine großartige Aussicht, die das Restaurant bot. Was brauchte ein Restaurant mehr als gutes Essen und diese Aussicht? Isabella versuchte zu entziffern, was Laura hier überhaupt geändert hatte. Die Terrasse passte zum Landschaftsbild, wie der Deckel auf den Topf. Es war alles harmonisch integriert und nichts hatte den Anschein, als wäre es erst hinzugefügt worden. Sie sah sich weiterhin um und entdeckte zu ihrer Bestürzung, dass sämtliche Tische der Terrasse bereits besetzt waren. Das Essen musste hier leider ausfallen. Schade, sie hatte sich schon auf der Terrasse gesehen, als sie auf das Meer hinausblickte. Enttäuscht drehte sie sich zu Laura um.

„Und was hast du hier verändert? Es sieht nichts neu aus? Alles, als würde es schon ewig hier stehen.“

„Das sollte auch den Eindruck so vermitteln. Die Terrasse gab es vor zwei Jahren noch nicht, sondern waren Parkplätze.“

„Ich merke, dass du mich nicht anlügst, aber trotzdem kann ich es nicht glauben. Es sieht alles so aus, als hätte es schon immer dahin gehört. Selbst die Balken der Balustrade passen zum Steg und haben diesen maritimen Charakter. Das ist wirklich unglaublich!“

„Ich wollte, dass es zum Gesamtbild passt und habe extra den Balken einen Antikanstrich verpassen lassen. Ich kann dir Fotos von vorher zeigen und du würdest es nicht wieder erkennen. Die Parkplätze dort drüben waren vorher Wiesen und wurden dazu gekauft, um die ganze Terrasse errichten zu können. Aber ich finde es hat sich auch gelohnt. Aber das war noch lange nicht alles. Das Herzstück hast du noch gar nicht gesehen!“

„Noch mehr? Ich finde schon alleine die Terrasse ist göttlich. Schau dich doch um, es gibt keinen einzigen freien Platz mehr. Hast du mich deshalb gefragt, ob ich schon Hunger habe? Vermutlich müssen wir hier Stunden warten, bis wir einen Tisch bekommen.“

„Ehrlich gesagt, sind es sogar Wochen! Das Restaurant ist jeden Tag auf Wochen hinaus völlig ausgebucht.“

Ein Kellner kam auf Laura zu und wollte sie gerade vertrösten, dass keine Plätze mehr frei sind, als ein älterer, aber attraktiver Mann im leichten Sommeranzug bereits ebenfalls auf sie zusteuerte und sie mit einem Lächeln begrüßte. Er begrüßte auch Isabella höflich, wand sich dann aber wieder Laura zu, der seine ganze Aufmerksamkeit galt. Laura plauderte mit ihm, doch wie gewöhnlich verstand Isabella nicht viel. Englisch war eben nicht ihre Stärke und würde es auch nicht werden. Höflich stand sie daneben und wartete bis die beiden ihr Gespräch beendet hatten. Er zeigte nach innen und Laura nickte. Danach verabschiedete er sich und ging dem Kellner von eben hinterher.

„Das war Paul Wesserley. Er ist der Besitzer des Astoria Place. Es ist momentan kein Tisch mehr frei, aber er hat uns drinnen an die Bar eingeladen, bis ein Tisch frei wird.“

„Er ist dir sehr dankbar für dein Konzept, wie ich sehe.“

„Kann man wohl sagen. Ich bin hier ein gern gesehener Gast und bekomme immer einen Tisch. Das ist nicht der schlechteste Vorteil, denn das Essen schmeckt hier fantastisch. Das liegt unter anderem auch daran, dass hier der Fisch extra frisch ist. Komm mit, dann zeige ich es dir!“ erklärte Laura ihr und zog sie hinter sich ins Innere.

Selbst im Inneren des Restaurants waren nahezu alle Tische besetzt oder mit Kärtchen „Reserviert“ beschriftet. Der Saal war auch maritim gehalten, doch im Gegensatz zur Terrasse wurde hier Wert auf Neues gelegt. Die Wände waren sandbeige und wurden durch weiße Leisten und Decken unterbrochen. Der Boden war aus dunkelbraunem Parkett und erinnerte Isabella an die Planken von alten Segelschiffen. Es wurde sehr viel Wert auf Detailtreue gelegt, wie Isabella auffiel. Dennoch sah es nicht überladen aus und man fühlte sich auf Anhieb wohl. Laura hatte wirklich ein Händchen dafür. Sie durchschritten den Saal und kamen zur Bar, die etwas abseits vom Geschehen in eine Nische integriert wurde. Die dunkle Nussholztheke war stilvoll und edel geschnitzt und mit Goldstangen verziert. Die Spiegel und Holzvertäfelung im Hintergrund wurden von einem großen Kronleuchter aufwendig in Szene gebracht und hatten mit den passenden Barstühlen etwas von Titanic, wie Isabella empfand. „Es erinnert mich irgendwie an Titanic. Edel, aber auch maritim genug, damit es zum Rest passt.“

„Das ist dir sofort aufgefallen?“ fragte Laura begeistert. „Genau das war auch mein Gedanke damals. Aber komm mit, ich muss dir noch ein weiteres Highlight zeigen – den Eingangsbereich.“

Isabella folgte Laura, die links vom Barbereich vorbei ging und in einen schmaler werdenden Vorraum trat. Im ersten Moment verschlug es Isabella die Sprache. Sie wusste nicht, wie sie überhaupt den Raum beschreiben sollte. Der ganze Vorraum war dreieckig und die Wände, sowie die Decke gingen spitz zueinander zu und trafen sich exakt am Ende des Raumes. Einzig und alleine eine Tür unterbrach die zusammenführenden Linien. Wände, Decken und ein Teil des Bodens waren mit Holz vertäfelt. Ein Weg von etwa 20 Metern führte von der Tür bis zu Isabella und wurde durch beleuchtete Aquarien, die im Boden versenkt waren erleuchtet. Aber nicht nur im Boden auch in die Wände eingelassen waren mehrere dieser Aquarien angebracht und leuchteten in hellem Blau. Isabella hatte das Gefühl sie stände im Rumpf eines versunkenen Schiffes und konnte die Fische um sich herum sehen. Es war ein gigantisches Gesamtwerk, das hier beeindruckte. Keine Frage, das war wirklich das Herzstück des Ganzen und musste sicherlich ein Vermögen gekostet haben.

„Willkommen im Frischemarkt“ unterbrach Laura ihre Gedanken „hier kannst du dir deinen Fisch oder Meeresfrüchte selbst aussuchen, die du später auf dem Teller essen möchtest. Frischer geht es wirklich nicht mehr. Alleine um hier stehen zu können und sich von der Vielfalt der Fische beeindrucken zu lassen, kommen täglich mehrere hundert Menschen, selbst bei schlechtem Wetter.“

„Es ist wirklich gigantisch. Man kommt sich vor, als wäre man auf dem Grund des Bodens im Meer und kann um sich herum die Fische schwimmen sehen. Unglaublich! Und das waren alles deine Ideen?“

„Ja, aber in der Umsetzung wurde ich von erfahrenen Restauratoren unterstützt, die mein Konzept 1:1 umsetzten und dann ihre eigenen Ideen mit einfließen ließen, was die Details anging. Das war mein Sprungbrett für die Agentur, auch andere Bahnen einzuschlagen und das zu tun, was ich am besten kann. Noch heute führe ich gerne potenzielle Kunden hier her, um ihnen zu zeigen, was man alles machen kann. Und gerade die Vorher-Nachher Fotos sind das Entscheidende. Das Restaurant war zwar schon bekannt für seine Fischspezialitäten. Und trotzdem fehlten die Besucher, weil ihm das gewisse Etwas fehlte. Ich wollte mit der Einrichtung das Ganze nur unterstreichen und einen Publikumsmagneten schaffen, der auch dauerhaft anhält. Und ich denke das ist mir damit auch gelungen. Man bekommt nie genug und kommt immer wieder her und wenn auch nur um diesen Blick hier zu genießen.“

„Das stimmt. Ich könnte ewig hier stehen und die Fische beobachten. Du hast hier wirklich etwas Einzigartiges geschaffen, aber am meisten fasziniert mich, dass es so gut hierher passt. Als hätte der Ort hier darauf gewartet oder deine Idee auf den Ort hier gewartet.“

„Wieder richtig. Meine Konzepte basieren darauf, dass sie zu der Gegebenheit und der Umgebung passen müssen. Es nützt nichts hier einen großen Komplex hin zu bauen, der nicht dazu passt oder gar das Landschaftsbild stört. Die Idee ist hier genial, wäre aber schon in der Innenstadt von Salem völlig fehl am Platz. Und ich glaube das spüren auch die Menschen, die hierher kommen. Es wirkt hier einfach authentisch und das ist der große Vorteil für das Astoria Place. Außerdem hat das Konzept auch eine praktische Komponente. Sie haben immer genügend Fische und Meerestiere hier und trotzdem verdirbt ihnen keine Ware mehr, da sie in den Aquarien noch lebendig sind, bis sie verzehrt werden. Nur größere Fischsorten wie Thunfisch oder Lachs werden vom Fischmarkt noch besorgt. Du bist die Erste, der die vielen Details und Gedanken von mir aufgefallen sind. Die meisten lassen sich blenden und verzaubern. Aber du hast die entscheidenden Details sofort bemerkt. Du könntest sofort bei mir in der Agentur anfangen.“

„Dein Job klingt wirklich spannend und interessant, aber meine Kinder sind mir dennoch lieber. Es macht mir Spaß sie ein Stück im Leben begleiten zu können und ihre Wissbegierde befriedigen zu können. Jeden Tag lasse ich mich von ihnen inspirieren und verzaubern. Mit welcher Freude sie Dinge entdecken und wie offen sie dir entgegen kommen. Sie sind das Gegenteil von den Erwachsenen und kennen die Lüge noch nicht. Klar erzählen sie Geschichten voller Überzeugung, die nicht stimmen, aber aus reiner Phantasie, nicht um andere zu täuschen oder weh zu tun. Sie sind einfach noch rein und unschuldig. Bei ihnen ist meine Gabe die reinste Freude und es gefällt mir, wenn ich so erkenne, wo ich sie noch besser fördern kann oder über Problemen hinweg helfen.“

„Klingt auch so, als hättest du deinen Traumjob gefunden! Komm lass uns an der Bar etwas trinken.“ Sie gingen die paar Schritte zurück und setzten sich auf die edlen Barhocker. „Was möchtest du trinken?“, fragte Laura weiter.

„Eine Apfelschorle wäre nicht schlecht.“

Laura bestellte an der Bar zwei Apfelschorle, auch wenn diese in Amerika absolut untypisch waren, und nahm am Barhocker Platz.

„Erzähl mir. Was gibt es Neues in Deutschland? Was haben deine Eltern gesagt, dass du hier bist?“

„Ich habe es nur meinem Vater erzählt. Doch ich hätte es mir auch sparen können. Es kam keine Reaktion von ihm zurück. Manchmal habe ich bei ihm den Eindruck, dass er geistig schon tot ist und nur noch darauf wartet, dass sein Körper seinem Geist folgt.“

„So schlimm?“ unterbrach Laura sie schockiert.

„Er hat sich selbst aufgegeben und macht nur noch das, was Mama will. Ihn selbst als eigenständige Person gibt es nicht mehr. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich sehe, was sie in den Jahren aus ihm gemacht hat. Das Schlimme daran ist nur, dass ich ihn mir von früher überhaupt nicht mehr vorstellen kann. Ich habe Bilder von ihm gesehen, aus der Schulzeit, auf denen er gelacht und unternehmungslustig war. So kenne ich ihn nicht und ich frage mich, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er Mama nicht begegnet wäre.“

„Das denkst du doch nicht wirklich, oder? Es gäbe dich nicht, wenn er sie nicht getroffen hätte!“ stutzte Laura sie zurecht.

„Schon, aber vielleicht wäre er ohne mich besser dran gewesen. Wäre ich nicht gekommen, hätte er sie vielleicht verlassen und hätte glücklich werden können.“

„Das ist der größte Blödsinn, den du je gesagt hast. Er hat genauso die Möglichkeit sich von ihr zu trennen, so wie es mein Vater getan hat.“

„Nur, dass dein Vater auf immer und ewig verschwunden ist. Hast du seit Gran Canaria nochmal versucht ihn zu suchen?“

„Nein, ich habe es aufgegeben. Ich habe zwar nicht ihn, aber dafür William gefunden. Bei ihm fühle ich mich Zuhause und mir fehlt nichts. Selbst das Gefühl, dass ich nicht vollständig bin, hat er mir genommen. Ich habe keinen Grund mehr nach meinem Vater zu suchen.“

„Also wird er auch nicht zu deiner Hochzeit kommen, schätze ich“, kommentierte Isabella die Situation.

„Keine Adresse, keine Einladung. Ganz einfach!“

„Und was ist mit deiner Mutter? Wirst du sie einladen?“

„Garantiert nicht. Seit ich von Deutschland weg bin, habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr und das soll auch so bleiben! Warum hast du deiner Mutter nicht gesagt, dass du zu mir fliegst?“

„Wenn sie es wissen will, wird sie sowieso Papa aushorchen. Außerdem wollte ich sie nicht sehen. Sie gibt mir die Schuld daran, dass Ralf sich von mir getrennt hat. Ich hätte meine Ehepflichten nicht ernst genommen und das hätte ich nun davon. Viel mehr stört sie aber, dass sie nun ihren Musterschwiegersohn verloren hat. Sie hatte schon immer lieber ihn als Sohn, als mich als Tochter gehabt. Durch die Hochzeit hat sich das Ganze wieder etwas relativiert, da sie ihn nun dazugewonnen hatte. Doch jetzt sieht die Sache anders aus. Dagegen blüht deine Mutter wieder richtig auf, weil meine Mutter ihr Ralf nicht mehr unter die Nase reiben kann.“

„Die beiden mit ihrem ewigen Wettstreit! Selbst im Grab werden sie noch versuchen, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Am meisten hat mich genervt, wenn sie ihren Wettbewerb immer mit uns austragen wollten. Ständig bekam ich immer zu hören „Isabella hat aber eine bessere Note, als du. Streng dich endlich mal an.“ Oder „Isabella hilft ihrer Mutter viel mehr im Haushalt. Sei nicht so faul.“ Nie konnte ich etwas gut genug machen. Später dann, waren es meine Freunde, die sie störten. An jedem hatte sie etwas auszusetzen. Und genau das hatte sie mir dann immer wieder vorgepredigt, bis ich es selbst glaubte und Schluss machte.“

„Und was hat sie an William auszusetzen?“

„Gar nichts. Sie weiß nur seinen Namen und dass wir in Boston wohnen. Aber kennengelernt hatte sie ihn nicht und das soll auch so bleiben. William ist mir zu wichtig, als dass ich ihn mir von ihr kaputt reden lasse. Was hältst du eigentlich von ihm?“

Ehe Isabella antworten konnte, unterbrach sie der Kellner von vorhin und führte sie zu ihrem Tisch auf der Terrasse. Der strahlende Sonnenschein blendete Isabella und sie musste erst einige Male blinzeln, bis ihre Augen sich daran gewöhnten. Der Kellner schien nicht so lichtempfindlich zu sein und lief schnurstracks weiter nach vorne zum Ende der Terrasse, die von der Brüstung abgegrenzt wurde. Am letzten Tisch, der einen wunderschönen Blick über den Yachthafen bot, rückte er ihnen die Stühle zurecht und übergab ihnen die Speisekarten. Laura legte die Speisekarte ungeöffnet beiseite.

„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dir gerne etwas mit bestellen, dass du unbedingt einmal probieren musst. Und nach der Hälfte tauschen wir dann, so wie früher, ja?“

Isabella war sofort damit einverstanden. Auf eine englische Speisekarte hatte sie sowieso keine Lust und Lauras Gaumen konnte man durchaus vertrauen. Es war ein Wunder, dass sie ihre Figur halten konnte, bei ihren Kochkünsten und den Schlemmereien auch außerhalb ihrer eigenen Küche. Laura übergab dem wartenden Kellner die Speisekarten und gab die Bestellung auf.

„Ich habe uns gebackene Jakobsmuscheln mit Shripsfüllung und einen gebratenen Seeteufel mit Weißweinsauce und Kartoffelgratin bestellt. Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur daran denke. Aber jetzt sage mir lieber, was du von William hältst.“

„Er liebt dich über alles und er braucht dich genauso sehr. Ihr passt wirklich gut zusammen.“

„Das weiß ich auch. Ich meinte was siehst du bei ihm?“

„Falls du darauf anspielst, dass ihn etwas bedrückt, das habe ich auch schon gemerkt. Ich kann dir nur noch nicht sagen, was der Grund ist. Ich hatte aber auch noch wenig Gelegenheit gehabt, mich mit ihm zu beschäftigen.“

„Aber du hast auch gesehen, dass ihn etwas beschäftigt? Ich habe schon länger das Gefühl, dass etwas ihn nicht zur Ruhe kommen lässt, aber er redet einfach nicht mit mir darüber. Ich würde gerne wissen, was es ist. Kannst du das für mich herausfinden?“

„Natürlich, wenn es dich glücklich macht, aber warum fragst du nicht deine Lady Kara?“ stichelte Isabella auf das ungeliebte Thema wieder ein. „Das liegt doch nahe!“

„So, wie du deinen schwarzen Vorhang hast, hat auch sie ihre Grenzen. Sie muss die Leute kennen und sehen, um ihre Aura spüren zu können. William war dummerweise bisher noch nicht bei ihr, weshalb ich sie nicht danach fragen kann.“

„Wirklich dumm“ kommentierte Isabella sarkastisch.

„Du kannst dir deinen Sarkasmus sparen. Du wirst schon noch früh genug sehen, was sie kann.“

„Okay Themenwechsel. Wann hast du deine Hochzeit geplant?“

„Eigentlich nächstes Jahr im Sommer. Aber das hängt vom Rahmen ab. Meine Schwiegermutter in spe erwartet eine standesgemäße Hochzeitsfeier für William. Das bedeutet hunderte von Menschen mit allem drum herum. Mir schwebt dagegen eine kleine Feier mit den engsten Freunden und Bekannten vor. Die kleine Feier wird schnell organisiert sein und kann daher nächsten Sommer stattfinden. Wenn dagegen die große Feier ansteht, braucht man schon für die geeigneten Räumlichkeiten, dem Fotograf und den ganzen Vorbereitungen mindestens 1 Jahr Vorlaufzeit.“

„Und was möchte William?“

„Ihm selber wäre es wahrscheinlich egal. Aber er sieht sich in einem Interessenskonflikt. Wen soll er glücklich machen? Seine Mutter oder mich? Irgendwo kann ich ihn sogar verstehen. Sie glaubt nicht mehr daran, dass Mike noch heiraten wird und so bleibt ihr nur Williams Hochzeit, die sie planen und aufziehen kann. William weiß das und will ihr daher die Illusion nicht nehmen. Vielleicht werden wir noch irgendeinen Mittelweg finden.“

„Die Planungen haben Schwiegermütter so an sich. Ich kann mich noch ganz genau an meine Hochzeit erinnern. Ich durfte mir gerade noch das Essen und mein Kleid aussuchen. Den Rest haben sich die Mütter unter die Finger gerissen und regelmäßig darüber gestritten, warum die andere es nicht so haben wollte, wie sie selbst. Es war der reinste Horror und das wünsche ich keinem.“

„Immerhin muss ich mich nur mit meiner Schwiegermutter auseinandersetzen. Meine eigene bleibt mir Gott sei Dank erspart.“

„Willst du ihr nicht einmal mitteilen, dass du heiratest?“

„Ich wüsste nicht warum. Sie hat sich nicht einmal in drei Jahren nach mir erkundigt. Warum sollte sie also meine Hochzeit interessieren?“

„Du hast ja Recht, aber trotzdem wäre es doch ein Zeitpunkt den alten Krieg endlich zu beenden. Du hast doch jetzt alles, was du willst. Willst du ihr nicht entgegen kommen?“

„Isabella, fange endlich an zu lernen, dass Harmonie nicht alles im Leben ist. Nicht jeder kann dein Freund sein! Martha war in den drei Jahren mehr eine Mutter für mich, als es meine eigene Mutter in 28 Jahren war. Ich will mit ihr nichts mehr zu tun haben und kann gerne auf sie verzichten und das solltest du besser auch lernen. Wie lange willst du dich noch von deiner Mutter schikanieren lassen? Sie macht dich dafür verantwortlich, dass dein Mann fremdgeht. Wie paradox ist das denn? Sollte eine Mutter nicht spätestens da hinter ihrer Tochter stehen?“

„Schon, aber sie ist eben nicht so!“ versuchte sie ihre Mutter zu verteidigen, doch Laura ließ sie nicht weiterreden.

„Hör auf, immer eine Entschuldigung für sie zu finden. Sie hat dich im Stich gelassen und das wird sie immer wieder tun. Egal, wie sehr du sie in Schutz nimmst und immer wieder versuchst einen Weg zu finden, es ihr Recht zu machen, es wird dir nie gelingen. Unsere Mütter waren von Anfang an gegen uns, weil wir keine Jungen geworden sind. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Immerhin sind sie sich auch in dieser Hinsicht treu geblieben.“

„Lass uns nicht streiten und lieber das Thema wechseln, okay?“, beendet Isabella die Wahrheiten.

„Du kannst nicht immer das Thema wechseln, nur weil es dir unangenehm ist. Ich weiß, dass es nicht zu deiner Vorstellung von Harmonie passt, aber so ist eben die Realität. Und die wirst auch du irgendwann begreifen müssen.“

„Themenwechsel! Warum machst du dir so große Sorgen um Martha? Denkst du es ist ihr etwas passiert?“

„Ich will mit dir nicht streiten, aber lass dir in Ruhe meine Worte nochmal durch den Kopf gehen. Mehr will ich gar nicht.“

„Gut, ich werde nochmal darüber nachdenken. Aber was ist jetzt mit Martha? Du hast vorhin schon gesagt, dass sie für dich wie eine Mutter ist.“

„Es ist wirklich ungewöhnlich. Sie ist immer sehr zuverlässig und gibt sofort Bescheid, wenn es zu Verspätungen oder ähnliches kommt. Es passt nicht zu ihr, einfach nicht zu kommen und nicht Bescheid zu geben. Gar nichts von ihr zu hören, ist daher schon unnormal. Ich kann verstehen, dass Mike sich Sorgen macht. Ich selber mache sie mir auch. Hoffentlich ist ihr und Peter nichts passiert.“

„Du magst sie sehr. Habe ich Recht?“

„Kannst du dich noch an früher erinnern? Wir haben im Garten immer Vater, Mutter, Kind gespielt und jeder wollte die Mutter spielen, doch nie so wie unsere eigenen Mütter es waren. Wir spielten immer die Mütter der anderen Kinder. Martha ist so eine Mutter der anderen Kinder. Liebevoll, fürsorglich, hilfsbereit, verständnisvoll und vor allem geduldig. Sie hat mich sofort aufgenommen und war für mich da, als wäre ich ein Kind von ihr. In gewisser Weise ist sie eine Mutter für mich geworden, die ich nie hatte. Wenn du sie näher kennenlernen würdest, wüsstest du wovon ich spreche.“

„Ich glaube, das kann ich mir auch so schon vorstellen.“

Der Kellner kam mit zwei Tellern und für Minuten wurde es still am Tisch, als sie beide ihr Essen genießten. Laura begann mit dem Seeteufel und Isabella mit den überbackenen Muscheln. Nach der Hälfte tauschten sie die Teller, wie es früher schon immer getan hatten. Zwei Portionen zu essen wäre einfach zu viel gewesen, aber die Hälfte jeweils war ideal und so konnte man verschiedene Sachen probieren. Isabella war begeistert von Lauras Auswahl. Sie hatte keinesfalls übertrieben, was die Qualitäten der Küche betrafen. Niemals zuvor hatte sie so lecker Fisch gegessen. Obwohl sie schon nahe am platzen war, mutete Laura ihr auch noch den krönenden Abschluss des Mahls zu – Mousse au Chocolate auf Fruchtcarpaccio. Das Essen entschädigte wirklich für sämtliche Flugstrapazen und war den Ausflug nach Salem mehr als nur Wert. Selbst die Androhung nach dem Essen zu Lady Kara zu fahren, konnte sie jetzt nicht mehr stören. Zufrieden setzte sie sich ins Auto und überließ Laura die Fahrt. An einem kleinen, älteren Holzhaus brachte sie den Wagen zum halten. Die große Veranda mit Vordach machte einen verfallenen Eindruck. Die weiße Farbe blätterte bereits ab, aber das schien niemanden zu stören. Die massive Eichenholztür mit einem Türklopfer als Teufelskopf dargestellt und das Windspiel am Geländer, das im leichten Wind Klänge von sich gab, trugen zu dem unheimlichen Gefühl bei, dass dem Betrachter in die Glieder fuhr. Es war die typische Vorspiegelung des Übernatürlichen, dass den Besuchern vorgegaukelt werden sollte. Es war eben doch nicht nur eine Gabe, die Lady Kara hatte. Sie bediente ihre Kundschaft auch mit den gängigen Klischees, um aus einer angeborenen Gabe eine übernatürliche Macht zu machen, die Geld in die Kassen spülte. Isabella war genau diese Art und Weise einfach zuwider. Laura nahm dem Ring, der durch den Mund des Teufelskopfs gezogen war und klopfte damit gegen die darunterliegende Messingplatte. Es dauerte einen Moment, bis die Tür geöffnet wurde. Eine Frau um die 40 Jahre, mit buntem Kopftuch und mehreren Ketten um den Hals, die bei jeder Bewegung klimperten, schaute Isabella neugierig an. Ein langes, weit geschnittenes, ebenso farbenfrohes Kleid hängte an ihr herunter, was ihr nicht sehr vorteilhaft stand, aber optisch in die Kategorie Roma und Sinti zu stecken war. Der Eindruck einer Hexe wurde somit optisch voll und ganz erfüllt.

„Isabella, darf ich dir Lady Kara vorstellen?“, übernahm Laura das Sprechen und setzte in Englisch auch an Lady Kara gerichtet die Vorstellung von Isabella fort.

Isabella wäre am liebsten wieder umgedreht und zum Wagen zurückgegangen. Sie hielt nichts von Wahrsagern oder Hellsehern. Selbst, wenn sie es wirklich könnten, in die Zukunft zu sehen, würde Isabella es nicht wissen wollen. Mit ihrer eigenen Gabe, erfuhr sie schon selbst viel zu viel. Die Zukunft auch noch zu wissen, würde ihr jede Überraschung und Spannung im Leben nehmen. Wo war der Reiz dann noch dabei, wenn man alles schon wusste? Doch dieses Mal würde es nichts nutzen. Laura bestand darauf und würde auch nicht abrücken. Sie konnte ihr ansehen, dass sie es nur gut meinte, aber für Isabella war es eben der falsche Weg. Lady Kara hatte bislang noch kein Wort gesagt, außer Isabella fasziniert anzusehen. Für Isabella war es unangenehm, von ihr so gemustert zu werden. Ihr war es lieber, wenn sie nicht im Mittelpunkt stand und abseits vom Geschehen selbst alles beobachten konnte.

„Ich werde dir alles übersetzen, was sie sagt.“ versuchte Laura die Stille des Moments zu unterbrechen. Auch Lady Kara löste sich dadurch von ihrer Faszination und bat Laura und Isabella hinein. Im Inneren des Hauses war es dunkel und stickig. Lüften gehörte wohl auch nicht zum Übernatürlichen dazu, dachte Isabella während sie Lady Kara und Laura den Flur entlang folgte. Am Ende des Gangs gingen sie rechts durch die Tür in einen komplett abgedunkelten Raum. Nur vereinzelte Kerzen beleuchteten das Zimmer und warfen gespenstische Schatten an die Wände. In diesem Zimmer war es nur schwer vorstellbar, dass draußen strahlender Sonnenschein war, so düster war es hier. Auch die Einrichtung machte keinen wohnlicheren Eindruck. Es war karg möbliert. Ein bulliger offener Schrank mit alten Büchern im Eck und ein großer, runder, massiver Tisch aus dunklem Nussholz mit 6 schwarzen Lederstühlen bildeten das einzige Mobiliar in diesem Raum. Auf dem Tisch lagen Karten und eine Glaskugel, die von unten beleuchtet wurde. Den Eindruck den Isabella schon am Anfang hatte, sah sie hier mehr und mehr bestätigt. Sie setzten sich und Lady Kara sprach bereits zu Laura, dass sie übersetzte.

„Sie möchte sich dafür entschuldigen. Leider gibt es genug Menschen, die das Ganze drum herum brauchen, um es glauben zu können, was sie hören. Außerdem ist sie fasziniert von deiner Aura.“

Isabella war überrascht, scheinbar konnte sie die Mimik der Menschen genauso gut lesen, wie sie selbst. Es war ihr sicherlich anzusehen, dass sie die ganze Umgebung abstoßend empfand. Aber eine Mimik lesen zu können, war noch lange keine Hellseherei. Es erleichterte natürlich die Ausübung, da so den Menschen das gesagt werden konnte, was sie hören wollten.

„Also was wolltest du schon immer über deine Zukunft wissen?“ fragte Laura ihre Cousine.

„Ich will nichts über meine Zukunft wissen. So wie es kommt, so kommt es.“ antwortete sie.

„Okay, dann frage etwas anderes. Du darfst dir die Fragen aussuchen?“

„Wie lange bin ich schon verheiratet?“

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, Isabella! Du weißt doch selbst, wie lange du schon verheiratet bist.“

„Ja, aber ich will wissen, ob sie es weiß!“

„Das kann sie nicht. Sie kann Zeiträume nicht genau eingrenzen, da die Zeit, wie eine unendliche Welle ist. Sie sieht Abschnitte dieser Welle und kann sehen, was sich darauf ereignet, aber es gibt keine Skala, die sagt, wann genau etwas ist.“

„Und wie grenzt sie dann ein, ob es vergangen oder in der Zukunft ist?“

„Weil du dich veränderst. Du siehst jünger oder älter aus. Je stärker das Bild ausgeprägt ist, umso aktueller ist es, je verschwommener, umso weiter entfernt. Also denke dir eine andere Frage aus, in der Zeit keine Rolle spielt!“

„Gut dann möchte ich wissen, wo sich Martha aufhält, oder darf ich nach Orten auch nicht fragen?“

„Doch das ist schon möglich, nur betrifft die Frage nicht dich. Aber da es mich auch interessiert, mache ich eine Ausnahme. Die nächste Frage betrifft aber bitte dich und deine Zukunft!“

Sie übersetzte die Frage an Lady Kara. Der Gesichtsausdruck von ihr, wurde kurz darauf sehr ernst und Isabella wusste nicht, was sie sprach, aber sie konnte ihr ansehen, dass sie es nicht erfand. Sie war von ihrer Gabe überzeugt und gab sie auch so weiter. Laura wurde bleich und sah erschrocken aus. Es war ihr anzusehen, dass die Nachrichten nicht gut waren, die Lady Kara zu übermitteln hatte. Isabella machte sich daher auf alles gefasst, als Laura sich zu ihr drehte, um zu übersetzen.

„Lady Kara hat gesehen, dass Martha überfallen wurde. Sie wurde betäubt und wird jetzt in einem dunklen Raum festgehalten.“

„Und wo ist sie dann?“

„Das kann sie nicht sehen. Sie kann nur mit Marthas Augen die Umgebung und das erlebte betrachten und die ist derzeit grau und schwarz. Es gibt momentan keine Anhaltspunkte, die uns weiterhelfen können.“

„Aber wie kann sie mit ihren Augen sehen? Du hast mir vorhin noch gesagt, sie kann dir wegen William nicht helfen. Warum sieht sie dann Martha?“

Isabella konnte keine Lüge an Lady Kara erkennen, trotzdem zweifelte sie an der Wahrheit in ihrer Aussage. Lüge und Wahrheit lagen manchmal so nah beieinander und waren schwer zu unterscheiden. Isabella konnte es auch nur erkennen, wenn die Menschen absichtlich logen. Waren die Menschen jedoch von ihrem Reden und Denken überzeugt, oder spielte ihnen die Phantasie einen Streich, so war es für Isabella auch als Wahrheit erkennbar. Das beste Beispiel waren die Kinder in solchen Situationen. Sie konnten sehr phantasiereich und überzeugend von Monstern, Feen oder unsichtbaren Freunden erzählen. Für sie waren die Wesen wahr und daher konnte Isabella an ihnen auch keine Lüge entdecken. Lady Kara konnte von sich und ihrer Phantasie auch sehr überzeugt sein und somit ihre eigene Wahrheit sprechen, auch wenn es zwangsläufig nichts mit der Realität zu tun haben musste.

„Sie kennt Martha, da ich sie schon einmal mit hierher genommen hatte. Dadurch kann sie glücklicherweise ihre Aura aufspüren. Sonst wüssten wir jetzt auch nichts darüber“, erklärte Laura ihr die Zusammenhänge.

Laura hatte sich mit dem Thema bereits vielseitig auseinandergesetzt und auch vieles hinterfragt, wie Isabella aufgefallen war. Dennoch konnte sie es einfach nicht glauben, dafür stellte sie dieses Thema Wahrsagerei viel zu sehr in Frage.

„Kann sie noch irgendetwas sehen, was uns weiterhelfen kann? Oder müssen wir erst für alles eine Frage finden?“, folgerte Isabella logisch.

Laura übersetzte wieder und wartete eine Antwort ab. Lady Kara ließ sich dieses Mal Zeit und schien in die Kugel zu starren. Isabella war klar, dass dies nur Show war und sie sich höchstens versuchte zu konzentrieren, doch ihre Rolle als Hexe hatte sie bereits so verinnerlicht, dass sie auch auf die kleinsten Details achtete, um der Rolle gerecht zu werden. Nach schier endlosen Minuten antwortete sie schließlich und Laura übersetzte kurz darauf auch für Isabella.

„Es sind zwei Entführer. Ein Mann und eine Frau. Die Frau ist sehr unsicher, der Mann dagegen ist zielstrebig und skrupellos und beeinflusst die Frau. Die Frau hatte starken Fischgeruch an sich. Das war alles, was sie in Marthas Empfinden wahrnehmen konnte. Martha ist die meiste Zeit betäubt und bekommt nicht viel mit, daher weiß sie auch wenig von ihrer Umgebung.“

„Schön, aber damit kann man nicht viel anfangen. Du hast keinerlei Anhaltspunkte, wo du suchen sollst, geschweige denn, warum sie Martha verschleppt haben. Was wollen sie damit erreichen?“

„Das stimmt schon, ich frage sie noch einmal, vielleicht hat sie eine Idee dazu.“

Isabella beobachtete weiter, wie Laura und Lady Kara sich unterhielten. Sie versuchte dahinter zu kommen, was es mit dieser Lady Kara auf sich hatte. Es war ihr rätselhaft, woher sie das Ganze wissen wollte und ob es nur reine Phantasie war. Zum ersten Mal in ihrem Leben nützte ihre Gabe ihr nichts. Sie konnte nur erkennen, dass sie die Wahrheit sagte, egal ob ihre eigene Wahrheit oder die Realität. Sie konnte aber nicht in ihre Gefühle sehen. Und darin hätte sie die Motivation hinter den Aussagen erkannt. Aber das war durch die Rolle, die sie durchaus perfekt spielte nicht möglich. Isabellas Verstand und das Ergebnis ihrer Gabe standen im Zwiespalt, wie es schlimmer nicht sein konnte. Wem sollte sie mehr glauben? Verstand oder Gefühl? Laura übersetzte ihr wiederum, die schlechte Nachricht, dass Lady Kara zum warum nichts sagen konnte.

„Wir sollten zurückfahren und mit Mike sprechen, vielleicht weiß er mittlerweile schon mehr!“ schlug Isabella vor.

„Du hast Recht, so schnell wie möglich. Wir müssen auch gleich die Polizei verständigen. Es tut mir wirklich leid, dass wir uns für dich keine Zeit mehr nehmen konnten. Aber wir werden das noch nachholen, versprochen!“

„Mach dir mal um mich keine Gedanken. Martha ist im Moment viel wichtiger. Lass uns lieber schnell fahren“, beschloss Isabella, die damit um erneute Fragen in ihrer eigenen Person herum kam.

Laura verabschiedete sich bei Lady Kara und sprach noch kurz, während Isabella bereits zum Auto ging.

„Lady Kara wollte dir noch etwas mitteilen, auch wenn ich selbst nicht ganz so schlau daraus werde, muss ich gestehen.“

„Laura, glaube mir, ich will es nicht wissen.“

„Trotzdem, jetzt höre dir doch erst einmal an, was sie gesagt hat. Also pass auf, das Ganze ist etwas mystisch zugegeben: `Viele Veränderungen stehen für dich an. Die Vergangenheit wird dich kurzzeitig einholen, aber ein Mädchen mit schwarzen Locken wird dir den Weg weisen und dir deine Sorgen nehmen.´ Ich weiß, das klingt jetzt alles und nichtssagend zugleich. Das macht sie normal nicht, aber sie meinte, dass es dir so lieber wäre. Hast du eine Ahnung, was es bedeuten könnte?“

„Nein, habe ich nicht und das ist auch Sinn und Zweck des Ganzen. Ich möchte nicht wissen, was mich in der Zukunft erwartet. Ich weiß sowieso viel zu viel und verliere oft genug den Glauben und die Hoffnung. Wenn ich auch noch weiß, was mich alles erwartet, wo bleibt dann die Überraschung im Leben und die Träume, die einen anspornen? Ich bin froh, dass sie meine Wünsche respektiert, auch wenn sie es nicht lassen konnte mir zu beweisen, dass sie keine Schauspielerin ist, sondern die Fähigkeit wirklich hat. Deshalb die Vorhersage deren Wahrheit erst erkennbar wird, wenn sie eintrifft.“

„Also glaubst du mir, dass sie kein Scharlatan ist?“, fragte Laura enthusiastisch über den Erfolg ihrer Mission.

„Ich habe nie gesagt, dass es nicht gewisse Fähigkeiten gibt, aber ich verabscheue die Profitmacherei daraus und ebenso die Ausnutzung und Vorspiegelung, wenn es nicht so ist. Wir werden sehen, ob ihre Vorhersage eintrifft und dann überdenke ich vielleicht auch noch einmal meine Meinung.“


Blick der Veränderung

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