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Das Schwert als Artefakt und Metapher

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Der Gallier … schob seinen Schild nach vorne … und schlug mit aller Wucht auf den anrückenden Römer ein. Doch (Manlius) wich aus, schob mit seinem Schild die Unterseite des gallischen Schildes zur Seite, schlüpfte unter diesem durch und rückte dem Gallier so auf den Leib, dass dieser sein Schwert nicht mehr einsetzen konnte. Dann richtete er die Spitze seines Schwertes nach oben, stieß ihm die Klinge zweimal in den Unterleib und streckte damit den Feind zu Boden. … Er nahm dem Gefallenen nichts ab als die Halskette, die er – blutverschmiert, wie sie war – anlegte.

T. Manlius erwirbt den Beinamen Torquatus, 360 v. Chr.: Livius 7,107

Im vorliegenden Buch wird das Römerschwert als konkretes Werkzeug physischer Gewalt wie auch als bestimmende Metapher des römischen Zeitalters für das Handeln bewaffneter Männer untersucht.8 Natürlich standen dabei die Kriegsführung und speziell die Schlacht im Mittelpunkt – vor allem im Bewusstsein der Krieger und Soldaten –, doch die Implikationen reichten viel weiter.

Millionen dienten in den Heeren des römischen Zeitalters, und Hunderttausende ließen ihr Leben auf dem Schlachtfeld. Manche starben einen heldischen Tod im Kampf um ihre Ehre und den Schutz ihres Heims und ihrer Familie, andere wurden abgeschlachtet, während sie um Gnade flehten. Die Römer – wie auch die Gallier und andere – zogen den Nahkampf den Wurf- und Schusswaffen vor. Ihre Lieblingswaffe war das Schwert: Unter den vielen Opfern ihrer Schwertklingen befanden sich sowohl Kämpfer als auch Unbewaffnete wie Archimedes, der während der Plünderung von Syrakus von einem Legionär niedergestreckt wurde.9 Manchmal richteten die Kombattanten ihre Gewalttätigkeit auch gegen sich selbst. Der Tod des Ajax, der sich mit seinem eigenen Schwert durchbohrt, ist eine berühmte Episode des Trojanischen Kriegs. Der Selbstmord, bei dem man sich in das eigene Schwert stürzt und dabei einen schnellen Tod sucht, indem man auf das Herz unter dem Rippenbogen zielt, galt für die besiegten Generäle des Bürgerkriegs als ehrenvoller Abgang. Marcus Antonius – wie allgemein bekannt ist – misslang dieser Versuch; er starb einen langsamen Tod in den Armen Kleopatras.10Auch kollektive Selbsttötungen als letzte Trotzhandlung und Flucht vor den üblichen Erniedrigungen der Besiegten sind belegt. Das vielleicht berühmteste Beispiel lieferten die Verteidiger von Masada, dem letzten Bollwerk der jüdischen Revolte.11 Auch für römische Soldaten ist dies bezeugt. Nach der Niederlage gegen die gallischen Eburonen zogen die Überlebenden den Suizid der Kapitulation vor.12

Die Gewalttätigkeit der Kämpfer beschränkte sich jedoch keineswegs auf den Krieg. Vor allem römische Soldaten griffen zum Schwert, um Unruhen der Bürger zu unterdrücken und wurden abkommandiert, um Verbrecher zu exekutieren. Außerdem begingen sie auf eigene Rechnung jede Menge von Gewalttaten an Zivilisten: Am Kampfgeschehen Unbeteiligte – Gegner, aber auch Untertanen der Römer, Verbündete und sogar römische Mitbürger – gehörten zu den Opfern. Es ist durchaus möglich, dass sie mehr Menschen abseits des Schlachtfeldes als im Kampf verwundeten und töteten.

Der plakative englische Begriff ‚martial violence‘, das heißt kriegerische Gewalt, erfasst die Gesamtheit dieser Brutalitäten am besten. ‚Martialisch‘ passt in zweifacher Hinsicht, da es sich vom Namen des römischen Kriegsgottes ableitet und weil es Soldaten und Krieger einschließt, während „militärisch“ nur auf reguläre Truppen zutrifft. ‚Martial violence‘ setzt die Handlungen der Soldaten und Krieger auch von anderen Formen bewaffneten Gemetzels ab, denn wie wir noch sehen werden, machten viele andere Gruppen (nicht nur Gladiatoren) legal oder illegal von Waffen Gebrauch. Zudem schließt „bewaffnete Gewalt“ nicht alle von Soldaten begangenen Brutalitäten ein, von denen viele mit anderen Mitteln als Armeewaffen verübt wurden. Der englische Begriff ‚violence‘13 enthält den abschätzigen Unterton der lateinischen Wurzel vis, was übertriebene und vor allem gesellschaftlich nicht sanktionierte Gewalt bedeutet. Viele der hier besprochenen Aktivitäten werden heute wie auch damals als negativ, ungesetzlich und tadelnswert angesehen, und das nicht nur aus der Perspektive der Opfer. Daher trifft ‚violence‘, Gewalt im Sinne von Gewalttätigkeit, den Kern der Sache besser als der neutralere Begriff ‚force‘.

Neben den Übergriffen mit Tötungsabsicht wurden viele Gewalttaten offizieller (z.B. gerichtliche Strafen) und inoffizieller Natur (z.B. das Verprügeln von Zivilisten) ohne Tötungsabsicht ausgeführt – auch wenn sie in vielen Fällen tödlich endeten. Diese Art von Gewalt wurde mit den Fäusten (römische Soldaten trugen Schlagringe), Nagelschuhen und verschiedenen Typen von Keulen ausgeübt und führte zu Gehirnerschütterungen, Knochenbrüchen und ausgeschlagenen Zähnen oder Augen.14 Eine der römischen Peitschen war das mit Metallenden besetzte flagellum15, das Löcher in das Fleisch riss, aber noch lange nicht die extremste Form der Folter darstellte. Viele Kriegsgefangene starben an Überanstrengung oder bewusster Unterversorgung. Ein beileibe nicht zu unterschätzendes Werkzeug der Gewalt war der Phallus: Vergewaltigung war und ist ein weitverbreitetes Phänomen bei Begegnungen mit der Soldateska. Taktiken unterhalb der Tötungsschwelle zielten nicht nur auf physisches Leiden, sondern auch auf Erniedrigung und Terror.

Der Effekt martialischer Gewalt im Zeitalter Roms reichte weit über die direkt Betroffenen hinaus und war möglicherweise ebenso wirksam auf Grund der Furcht, die sie bei den Augenzeugen auslöste und die von diesen in ihren Berichten ohne Abschwächung dargestellt wurde.16 Rom beging für alle und jeden sichtbare Gräueltaten, die selbst in der Antike Entsetzen auslösten, um damit sowohl ‚Übeltäter‘ zu bestrafen als auch Nachahmer abzuschrecken. Das Schwert der römischen Soldaten und anderer Kämpfer, in der Scheide, aber deutlich sichtbar, war eine tödliche Bedrohung und eine ständige Quelle des Schreckens; denn um die Glaubwürdigkeit dieser Bedrohung zu erhalten, war es eben auch nötig, dieses Schwert in regelmäßigen Abständen zu ziehen.


Das Schwert flößt mehr Schrecken ein, strahlt mehr Erhabenheit aus als alle anderen Waffen. Deshalb sagt man, wenn ein Königreich mit Waffengewalt erobert wurde: Es wurde mit dem Schwert erobert.

Fakhr-i-Mudabbir; in einem indischen Militärhandbuch aus dem 13. Jahrhundert17

Schon seit vorrömischer Zeit hatten Schwerter in vielen östlichen und westlichen Kulturen einen besonderen symbolischen Stellenwert; auch heute noch sind auf den Abzeichen mechanisierter Armeen gekreuzte Schwerter zu finden.18 Die Wirksamkeit einer Metapher speist sich aus ihrer Kraft, eine Vorstellung auf eine andere zu übertragen; der Ausgangsbegriff muss bereits für sich betrachtet ein hohes Bedeutungspotential besitzen, um ein zwingendes Bild zu schaffen. Wieso hat in der Regel das Schwert anstelle anderer Waffen diese Rolle erfüllt? Zugegebenermaßen war es nicht an jedem Ort und zu jeder Zeit das höchstrangige Symbol militärischer Macht. Bei den Völkern im Zentralasien der Antike war das Bogenschießen zu Pferd die wichtigste kriegerische Fähigkeit, weil sie große Reitkunst und geschickte Handhabung der Waffe vereinte. Der Bogen symbolisierte hohes kriegerisches Geschick und bei den Hunnen königliche Autorität (siehe S. 256f.). Die Parther hingegen bevorzugten zwar ebenfalls die berittenen Bogenschützen, doch setzten sie auch Kataphrakten als Stoßtruppe ein, mit Lanzen bewaffnete, gepanzerte Reiter, während die Hunnen sowohl mit dem Schwert als auch mit Pfeil und Bogen kämpften. Obwohl die Römer ebenfalls alle Arten von Projektilen und Speeren nutzten, war das Schwert ihre erste Wahl, wenn die Truppen aufeinander prallten. Dies wurde von vielen zeitgenössischen Gesellschaften, wie zum Beispiel bei den Galliern, in ähnlicher Weise gehandhabt.

Die Angriffswaffen der Zeit vor der Nutzung des Schießpulvers wie die Axt, der Stoß- und Wurfspeer, der Bogen und die Schleuder entstanden entweder als Werkzeug oder Jagdgerät oder wurden doppelt genutzt. Nicht so das Schwert: Seit seiner Erfindung in der Bronzezeit war es ein Spezialwerkzeug für das Töten von Menschen.19 Zwar waren auch Waffen wie der mächtige Kompositbogen und die dazugehörigen Pfeile mit ihren Eisenspitzen in vergleichbarem Maße todbringend, doch das Schwert verlangt, dass der Kämpfer dem Feind dicht auf den Leib rückt. Es ist eine mörderische Verlängerung der Faust, die ihn jedoch zwingt, sich in die Reichweite eines ähnlich bewaffneten Gegners zu begeben: ein perfekter Ausdruck des Zusammenspiels von Aggression und Mut und eine besonders personalisierte Gefahrenquelle – ganz anders als die Gefährdung durch einen weit entfernten, halb anonymen Bogenschützen. Statt der punktähnlichen Pfeilwunde (obwohl sie ebenfalls tödlich sein kann) drohen ein gespaltener Schädel, abgeschlagene Gliedmaßen oder austretende Gedärme: Verletzungen, die verheerender und schrecklicher anzusehen sind als die von den meisten anderen Handwaffen zugefügten. Unter allen gängigen Waffen ist beim Schwert die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass der Feind oder das Opfer sofort getötet oder zumindest außer Gefecht gesetzt wird.20

Schwerter wurden auch deswegen so geschätzt, weil sie, möglicherweise mit Ausnahme des Kompositbogens, von allen Waffen21 vor der Erfindung der Feuerwaffen die höchsten technischen Anforderungen an Material, Fachwissen und Zeitaufwand bei der Herstellung stellten. Ob beim Hieb oder Stich musste die Klinge enorme mechanische Belastungen aushalten, bis zu einem gewissen Grad biegsam sein, ohne sich zu verbiegen oder gar zu zerbrechen. Gleichzeitig musste die Schneide ihre Schärfe behalten. Im Vergleich dazu war ein Speer, ebenfalls eine durchaus furchteinflößende Waffe, geradezu einfach und billig in der Anfertigung.

Das Schwert hatte einen weiteren Vorteil gegenüber dem Bogen oder dem Speer: Es war potentiell und realiter ein kleidsames Accessoire.22 Scheide, Griff und Gurt boten attraktive Flächen für dekorativen Prunk, suggerierten Geschmack, Reichtum und vor allem persönliche Autonomie, Mut oder auch das von höherer Stelle gewährte Privileg, offen eine tödliche Waffe tragen zu dürfen. Es fungierte als Warnung, Herausforderung und Bedrohung und symbolisierte Status, Rang oder Mitgliedschaft in der Gilde des Militärs. Damit verlassen wir die funktionalen Überlegungen zugunsten des symbolischen Wertes und Sinngehalts des Schwertes. Als hochgeschätzte materielle Objekte von großer physischer oder symbolischer Macht dienten Schwerter vielerorts als Opfergaben im Europa der Antike (ein entscheidender Grund für ihre Häufigkeit in unseren Museen).23 Mit besonderer Vorliebe wurden sie in Gewässern versenkt,24 was die Inspiration für die Legende von Excalibur lieferte. Daher überrascht es kaum, dass das Schwert in der Antike auch als Metapher weithin Verwendung fand, besonders bei den kriegerischen Römern.


In römischen Texten zielt die vorrangige metaphorische Verwendung des Schwertes auf Krieg, Eroberung und militärische Macht im Allgemeinen. Ein berühmter Fall, in dem ein konkretes Schwert die militärische Eroberung symbolisiert, findet sich in der Geschichte der Plünderung Roms durch die gallischen Senonen im Jahr 387 v. Chr., einer Katastrophe, die bei den Römern ein Langzeittrauma hinterließ, den terror Gallicus: Die Römer hatten der Zahlung von Lösegeld als Preis für den Abzug der Gallier zugestimmt. Als sie sich jedoch über die Gewichte beschwerten, mit denen die Barren aufgewogen wurden, warf der Gallierhäuptling Brennus mit dem Ausruf: Vae victis!, ‚Wehe den Besiegten‘, auch noch sein Schwert in die Waagschale.25 Schwertmetaphern finden sich auch anderenorts, zum Beispiel bei den Juden und Frühchristen. Im Alten und Neuen Testament wird das Schwert an 500 Stellen erwähnt, zumeist im übertragenen Sinne für Krieg.26

Auch als Bild für die Bedrohung der gesellschaftlichen Ordnung oder des Regierungssystems findet es Verwendung. Ein weiteres berühmtes Beispiel, in dem das Schwert als konkretes Objekt und als Metapher fungiert, ist Teil einer griechischen Erzählung, die in der lateinischen Version des berühmten Redners Cicero überliefert ist. Er beschreibt, wie Dionysios I., der mächtige Tyrann von Syrakus, mit seinem Hofstaat speist:

Als Damokles, einer seiner Sykophanten, das Gespräch auf seine Streitkräfte, den Reichtum, das Ausmaß seiner Macht, den Überfluss an Genüssen und die Pracht seiner Paläste brachte und anschließend behauptete, dass es noch nie einen glücklicheren Menschen gegeben habe, (fragte ihn Dionysos:) ‚Bist du bereit … Damokles, da du diese Form des Lebens für so beglückend hältst, eine persönliche Kostprobe des Glücks, das mir zuteil ist, vorzunehmen?‘

Dann wurde Damokles auf eine goldene, mit Stickereien verzierte Couch gesetzt. Ringsum befanden sich goldene und silberne Gefäße und schöne Jünglinge, die seiner Wünsche harrten.

… Damokles war entzückt. Inmitten dieser Pracht befahl Dionysios, ein glänzendes Schwert (fulgentem gladium) von der Decke herabzulassen, das lediglich an einem einzelnen Roßhaar so befestigt war, dass es über dem Kopf des glücklichen Menschen hing. Von da an hatte dieser keinen Blick mehr übrig für die schönen Diener, nicht für das kunstvolle Geschirr; und auch die Speisen und Getränke rührte er nicht mehr an. Schließlich flehte er den Tyrannen an, ihn gehen zu lassen, weil ihm alle Lust auf dieses Glück vergangen sei.

Cicero, Tusculanen 5.20.60–6227

In dieser Parabel verkörpert das tödliche Artefakt im wörtlichen Sinne den gewaltsamen Tod, der den Mächtigen jederzeit, sei es im Krieg oder durch ein Attentat, droht.

Das Schwert wird aber auch im übertragenen Sinne verwendet als Ausdruck der Ordnungsmacht des Staates und der Herrschaft der Gesetze – oder zumindest der Durchsetzung des Willens der Regierenden, entweder brutal direkt oder unter dem Vorwand der Gerechtigkeit. Während die römische Welt für abscheuliche Formen der Hinrichtung wie die Kreuzigung berüchtigt ist, war die ehrenhafte Form der Todesstrafe die Verurteilung zur Enthauptung durch das Schwert (damnatio ad gladium).28 Die Ermächtigung, die Todesstrafe zu verhängen, wurde mit den juristischen Begriffen ius gladii (Schwertrecht) oder potestas gladii (Schwertmacht) ausgedrückt. Die Macht der Rechtsprechung über Leben und Tod lag in den Händen der Inhaber des imperium (höchste Instanz der Exekutive) wie der Konsuln zur Zeit der Republik oder später der Kaiser, die sie an die von ihnen ernannten Provinzstatthalter und Armeekommandeure delegierten.29 Das Schwert wurde auch zum materiellen Symbol der Ausstattung mit kaiserlichen Machtbefugnissen: Als Vitellius 69 n. Chr. zum Kaiser ausgerufen wurde, wurde er überall mit einem Schwert zur Schau gestellt, das sich einst im Besitz Caesars befunden haben sollte, welches man aus einem nahegelegenen Tempel geholt hatte, wo es geweiht worden war.30

Darüber hinaus stand das Schwert noch für andere Formen bewaffneter Gewalt, die von Einzelnen oder Grppen ohne gesellschaftliche Billigung ausgeübt wurde und die der Staat zu unterdrücken trachtete. Zu diesen gehörte bewaffnete Gewaltkriminalität (vis) oder Aktivitäten, die als solche behandelt wurden. Einige könnte man als bewaffneten Zwist im römischen Staatswesen einstufen, wie die Parteienkämpfe in der späten Republik oder den Widerstand gegen die kaiserliche Macht. Zu allen Zeiten – selbst unter der berühmten pax Romana – waren bewaffnete Raubüberfälle, Mord, Banditentum und Brigantenwesen unausrottbar. Manchmal erreichte dieses Unwesen ein solches Ausmaß, dass der Staat gezwungen war, kriegerische Maßnahmen zu ergreifen, um es durch regelrechte Feldzüge zu unterdrücken. Gladius konnte als Bezeichnung für einen bewaffneten Killer (vgl. den Ausdruck ‚hired gun‘ im Wilden Westen) verwendet werden, während der Begriff gladiator wörtlich mit ‚Schwertmann‘ zu übersetzen wäre.31

In der Kaiserzeit hatte das ausgefeilte Spektakel der Gladiatorenspiele sich zu einer Art von Allegorie militärischer und richterlicher Macht entwickelt. Die verschiedenen Typen von Gladiatoren wurden nach besiegten Nationen (‚Samniten‘, ‚Gallier‘) benannt – und ihre Gefechte, von denen manche als regelrechte Schlachten inszeniert wurden, brachten lang vergangene Kriege mit echtem Blutvergießen in das Herz Roms. Diese ‚Spiele‘ symbolisierten den Triumph von Roms Gesetz und Ordnung: Die Gladiatoren waren größtenteils Kriegsgefangene oder verurteilte Verbrecher, deren Tod die kosmische Ordnung auf eine Weise wieder herstellte, die alle Zuschauer überzeugte. Selbst die Ärmsten konnten sich den Fremdlingen und Ausgestoßenen überlegen fühlen, die vor ihren Augen starben.32

Es überrascht nicht, dass in einer Welt, die zwischen Sex und Gewalt kaum unterschied,33 das Schwert als Slangbegriff für den Phallus figurierte. In Plautus’ Komödie Pseudolus werden machaera, ein ursprünglich griechisches Wort für das Schwert, und das lateinische Wort für Scheide, vagina, in einer sexuellen Anspielung auf den Phallus und den männlichen After verwendet.34 (Die Ausweitung von vagina zum Begriff für das weibliche Geschlechtsorgan taucht erst später, und zwar als medizinischer Terminus, auf.) Entsprechend beweist die Orientierung der eingelegten Figuren auf Schwertklingen der mittleren Kaiserzeit, dass (im Gegensatz zu der Praxis der in diesem Buch und in anderen modernen Publikationen üblichen Präsentation mit gesenkter Schwertspitze) die Römer sich das Schwert vorstellten, als hielten sie es phallisch mit der nach oben und vorwärts gerichteten Spitze in der Hand, und entsprechend invertiert in der Scheide.

Die Art, wie die Römer das Bild des Schwertes verwenden, zeigt sowohl Ähnlichkeiten als auch krasse Unterschiede der römischen Weltsicht und der unsrigen – sowohl in Bezug auf unsere eigene Welt als auch die der Römer. Diese Divergenz tritt besonders deutlich bei dem Vergleich zwischen modernen Vorstellungen vom römischen Militär und der Auffassung der Römer hervor.

Rom und das Schwert

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