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Ein kriegerisches Rom in einem kriegerischen Italien

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Italien tritt kurz nach der Gründung Roms (traditionell 753 v. Chr.)27 in das Licht der Geschichte, zuerst durch die schriftlichen Zeugnisse der Griechen, die in diesem Zeitraum die Südküste der Halbinsel kolonisierten. Sie ließen sich dort nieder, weil die Fruchtbarkeit und die Ressourcen Italiens wirtschaftlich viel produktiver waren und eine größere Bevölkerung ernähren konnten als die ägäischen Territorien.

Zu jener Zeit war die kulturelle und politische Landkarte Italiens ein komplexes Gebilde von verschiedenen Sprachgruppen und einer großen Zahl von Ethnien. Die Bevölkerungsgruppen waren durch das bergige Rückgrat der Halbinsel voneinander getrennt und in Stammes- oder Sippengemeinschaften untergliedert, von denen viele bereits von Aristokraten beherrscht wurden. Deren Macht und Status leiteten sich in signifkantem Maße aus ‚heroischen‘ Kriegstaten ab, die sich in Erzählungen niederschlugen, vergleichbar denen, die sich um Aeneas ranken.

Selbst an ihren eigenen kriegerischen Standards gemessen, empfanden die Griechen die italischen ‚Barbaren‘ als ausgesprochen kampfeslustig. Wie erklärt sich diese Neigung? Die Archäologie und die Mythen stimmen darin überein, dass Italien in die weiter reichenden Vorgänge der späten Bronzezeit in Europa eingebunden war, in der speziell für kriegerische Unternehmungen gefertigte Waffen auftauchten und mit ihnen offensichtlich das Konzept des ‚Kriegers‘ (Abb. 18).28 Noch wissen wir nicht, warum die archaischen Gesellschaften Italiens eine so ausgeprägte Tendenz zu kriegerischer Gewalt entwickelten und beibehielten. Die Frage geht über die Grenzen der vorliegenden Studie hinaus, doch dieser Hintergrund liefert einen entscheidenden Ausgangspunkt für das Verständnis von Roms Aufstieg.


18. Ein bronzenes Antennenschwert aus Fermo (Italien), wie es in der Frühzeit von Roms Entwicklung verwendet wurde. (Maßstab 1:8)

Rom entstand in einer Welt von Clans, Kriegern und chronischer Gefahr. In seiner vorstaatlichen Phase gab es keinen allgemeinen Frieden, wie er nach unserem Verständnis verteidigt und erzwungen werden muss. Bewaffnete Gewalt war endemisch und reichte von Duellen und Raubüberfällen bis hin zu saisonbedingten Kriegen in kleinem Maßstab.29 Wohlstand und Ansehen hingen an der Fähigkeit freier Männer, wertvollen Besitz, der weitgehend beweglich war, zu erlangen und zu verteidigen: Vieh, Pferde, Waffen und hochwertige Artefakte. Es brachte Ehre ein, diese zu erwerben und Frauen und Sklaven mit bewaffneter Gewalt in seinen Besitz zu bringen. Die Ehre verlangte auch, dass man sie mit denselben Mitteln verteidigte. Als Erstes mussten freie erwachsene Männer (Frauen, Kinder, Alte und Bedienstete waren von ihnen abhängig) durch das Tragen von Waffen für ihre eigene Sicherheit und ihr Überleben sorgen. Wir haben es hier mit empfindlichen ‚Ehrenkulturen‘ zu tun, vergleichbar mit ihren Nachfolgern im Mittelmeerraum aus jüngerer Zeit,30 wie sie von Homer um die Zeit von Roms Geburt verewigt wurden: Der Trojanische Krieg war ein Ehrenkonflikt um den Besitz Helenas. Es war eine Welt, in der es immer wieder zu Gewalttaten kam, aber nicht zu hemmungslosem Blutvergießen. Denn die Männlichkeit des Kriegers kann nur gedeihen, solange sie die Gesellschaft nicht zerstört und damit sich selbst. Ein zentraler Zweck der Waffen und Rüstungen, des Stolzierens und Prahlens, ist das Abschrecken von Herausforderern oder die bis zu dessen Flucht führende Einschüchterung eines Feindes. Allerdings beruht Abschreckung auf der Glaubwürdigkeit der Bedrohung, was erfordert, dass Gewalttaten – möglicherweise häufig – auch verübt werden. In dieser Welt spielten tatsächliche Bluttaten eine wichtige Rolle, aber auch gegenseitige Bedrohung und Furcht.

Es war nie „der Krieg aller gegen alle“, von dem Thomas Hobbes sprach. Wenn alle für ihre Ehre kämpften, konnten die Bedrohten ihre Verwandten zu Hilfe rufen, obwohl dies in Ehrengesellschaften schon immer ein zweischneidiges Schwert war. Die Familie oder den Großclan einzubeziehen, kann die Abschreckung verstärken oder eine Eskalation verursachen; es ist die Basis der Vendetta.31 Im Fall Italiens (wie auch in Griechenland und weiteren Regionen) standen die Gewaltakte zwischen Clans am Beginn eines allgemeinen langfristigen Trends hin zu wirkungsvolleren Formen der Zurückhaltung innerhalb von Gruppen, während diese zu größeren Gemeinwesen verschmolzen, was möglicherweise zu einer Abnahme des Blutvergießens führte. Wenn es jedoch zu bewaffneten Konflikten kam, erreichte die Gewalt eine immer größere und verheerendere Intensität, weil dann die Überfälle und Vendettas zu Kriegen zwischen Clans,32 Staaten, dann Koalitionen und schließlich Imperien ausarteten.

Gesellschaften entwickeln alternative Methoden, um den potentiellen Schaden von auf dem Ehrenkodex basierenden Konflikten in geregelte Bahnen zu lenken und zu minimieren. Durch das Beibringen einer kleinen Wunde in einem Duell kann man sich darauf einigen, dass ‚Satisfaktion geleistet wurde‘, eine Praxis, die in den schlagenden Verbindungen der deutschen Burschenschaften des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt der Ritualisierung erreichte. Allerdings gibt es kaum Hinweise auf solche Methoden der ‚Konfliktlösung‘ im Italien der Eisenzeit, wo alles darauf hindeutet, dass beim Schwertkampf der Einsatz hoch war: Tod oder Versklavung für den Verlierer, Ruhm und die Waffen des Unterlegenen für den Sieger.

Im archaischen Italien war die Möglichkeit, bewaffente Gewalt zu praktizieren, ein zentraler Punkt des Konzepts freier Männlichkeit. In einer solchen Welt konnten geschickte Kämpfer oder deren Anführer Reichtum, ein Gefolge und Macht erringen. Sie bildeten die Schicht der zukünftigen Aristokraten. Die potentiellen Opfer der Gewalt konnten sich in deren dubiosen und dominanten Schutz begeben, was manchmal in weniger freiwillige Formen des Beschütztwerdens mündete. Bevor sich Rom und weitere Stadtstaaten etablierten, entstanden Zusammenschlüsse auf Stammesebene, bestehend aus Clans freier Männer mit Besitzstand, angeführt von der im Entstehen begriffenen Aristokratie, deren Identität sich in wesentlichen Teilen durch kriegerische Aktionen, das Zurschaustellen von Macht und den dafür nötigen Erfolg speiste.

Im gesamten 7. und 6. Jahrhundert entwickelten sich viele dieser stammesbezogenen ‚Multiclan-Gebilde‘ zu Stadtstaaten, die zum Teil als Instanzen für interne ‚Konfliktbewältigung‘ fungierten, da sie Räume, Institutionen, Rituale und Prozeduren bereitstellten, die den Clans Gelegenheit gaben, zu verhandeln, ohne Blutvergießen zu konkurrieren und sich besser gegen Angriffe von außen zu verteidigen.33 Trotzdem wurde ein Großteil der alten kriegerischen Clanstrukturen in die neuen Stadtstaaten eingebettet, das heißt Bürgerstatus und Adelsstand definierten sich zumindest teilweise durch den Besitz von Waffen und das Recht oder die Pflicht, sie für den Staat einzusetzen.

Dieser Vorgang, teilweise beeinflusst durch die Nähe zu den griechischen Kolonien und Kontakte mit anderen städtischen Gesellschaften wie den Phöniziern, betraf manche Gruppierungen (wie die Etrusker und Latiner, an deren gemeinsamer Grenze Rom sich entfaltete) mehr als andere. Vor allem die Samniten im südlichen Apennin hielten an ihren traditionellen Clanstrukturen fest.

Als Rom 509 v. Chr. eine Republik wurde, war Italien weitgehend ein Mosaik von extrem auf ihre Unabhängigkeit bedachten Stadtstaaten, wobei Rom bereits zu den größten gehörte. Aus militärischen, religiösen, dynastischen, kommerziellen und politischen Gründen schlossen sich die Stadtstaaten in der Regel zu Bündnissen auf ethnischer Basis zusammen (z.B. zum Latinischen Bund, dem Rom angehörte). Solche Verbindungen waren jedoch relativ lose, sodass Kriege innerhalb einer Ethnie ebenso oft vorkamen wie mit Feinden von außerhalb (Abb. 19). Der Grundzustand des zwischenstaatlichen Verhältnisses war der ‚kalte Krieg‘: Wer die Grenzen überschritt, riskierte den Tod oder die Sklaverei. Der Diebstahl von Vieh oder Sklaven war vermutlich endemisch. Aus diesem chronischen Zustand der Instabilität im zwischenstaatlichen Verhältnis heraus musste entweder rituell der ‚heiße‘ Krieg erklärt werden, oder es mussten uneingeschränkt friedliche Beziehungen durch einen Vertrag formell etabliert werden. Bewaffnete Gewalt vom Raubüberfall bis hin zur offenen Feldschlacht zwischen Stadtstaaten war ein fester Bestandteil des Lebens, was auch für die griechischen Stadtstaaten dieser Periode gilt.


19. Rom, seine Feinde und Nachbarn. Italien in der Zeit des Aufstiegs der römischen Republik.

Mit der Etablierung der Stadtstaaten kam es nicht zu einem plötzlichen Wechsel von der Privatfehde und den Scharmützeln der Clans zu einem Staatsmonopol auf die Anwendung von Gewalt und die Beschränkung auf Kriege zwischen zentralisierten politischen Gemeinwesen, in denen interner Frieden und Stabilität herrschten. Die Übertragung des Rechts auf Gewaltanwendung von Individuum und Clan auf das staatliche Rechtssystem und das Militär wurde nie vollständig realisiert und hält einem Vergleich mit den modernen westlichen Staaten nicht stand.34 Im Italien der Antike war die Balance zwischen individuellen Rechten und dem Gesetz immer von Instabilität bedroht. Freie Männer, besessen von dem Gedanken der persönlichen Ehre und Tapferkeit, leisteten Widerstand gegen ‚exzessive‘ Eingriffe in ihr Recht, Waffen zu tragen und sie für ihre persönlichen Belange einzusetzen. Das Bedürfnis und das Recht, Ehre, Leben und Besitz mit Waffengewalt zu verteidigen, überlebte bis in die Kaiserzeit. Notwehr und ‚Selbsthilfe‘ (z.B. bei der physischen Verfolgung, Festnahme und der strafrechtlichen Verfolgung von Gesetzesbrechern) blieben die Norm.35 Der römische Staat entwickelte nur eine stark eingeschränkte Form der polizeilichen Gewalt, der Verfolgung von Verbrechen und des Gewahrsams – in erster Linie, weil all dies von den Mächtigen, die das Sagen hatten, als tyrannischer Eingriff betrachtet worden wäre.

Der Besitz von Waffen und die Möglichkeit, sie auch einzusetzen, blieben während der gesamten Ära der Republik eine zentrale Stütze des gängigen Männlichkeitskonzeptes, das von den Stadtstaaten nie angetastet wurde. In Gesellschaften, wo es normal war, eine Armee aufzustellen, deren Mitglieder ihre eigenen Waffen mitbrachten, wurde der private Waffenbesitz als wesentlicher Beitrag zur Sicherheit des Gemeinwesens sowie von dessen Ehre und Prestige angesehen. Die politische Führung suchte eher den Gebrauch des Schwertes innerhalb des Gemeinwesens einzudämmen und nach außen zu wenden.

Deshalb musste der Staat zumindest Privatfehden und Kriege zwischen den Clans unterbinden, da diese die innenpolitische Stabilität gefährdeten oder bei Grenzüberschreitungen sogar unerwünschte Kriege mit anderen Staaten auslösen konnten. Dies wurde im Zuge der Vereinigung Italiens und des Rückgangs interner Grenzen Schritt für Schritt erreicht, nicht zuletzt, weil bis dahin akzeptierte Praktiken wie mörderische Raubzüge zur Erbeutung von Gütern, Frauen und Vieh rechtlich mit Mord, Diebstahl, Kidnapping und Banditentum gleichgestellt wurden.36

Eine besondere Ursache für die Einschränkung des staatlichen Gewaltmonopols ist in dem berüchtigt empfindlichen Ehrbegriff der aristokratischen Clans zu suchen, die viele der neuen Stadtstaaten dominierten. Es existierte eine tiefgehende Spannung zwischen dem Bestreben der mächtigen Familien, ihre Macht und Autonomie zu erhalten, und der Notwendigkeit staatlicher Kontrolle über deren Handeln. In Rom, das von Anfang an von mächtigen Clans beherrscht wurde, gelang dies durch gegenseitige Überwachung und ein wirkungsvolles System zur Verteilung von Gelegenheiten, Ruhm und Ehre zu gelangen. Diese boten sich im Rahmen eines heftigen, aber geregelten Wettbewerbs, Prestige im Staatsdienst zu erwerben, entweder durch die Bekleidung öffentlicher Ämter oder die Übernahme militärischer Kommandos. Allerdings war dieses System der Regulierung zu keinem Zeitpunkt perfekt oder lückenlos. Clans und herausgehobene Persönlichkeiten ließen lange Zeit ihrer Neigung zur Gewalttätigkeit weiterhin freien Lauf. In der Frühzeit der Republik agierten manche Aristokraten wie condottieri mehr oder weniger unabhängig vom Staat.37 Der berühmte Fall, in dem der Clan der Fabier den Konflikt mit Veji als Subunternehmer für Rom bestritt, ist kaum noch von einem Privatkrieg zu unterscheiden.38 Die Autonomie mächtiger Männer im Griff zu behalten, fiel der römischen Republik zu allen Zeiten schwer, und sie scheiterte schließlich auch an dieser Aufgabe, als senatorische Kriegsherren wie Marius, Sulla, Pompeius und Caesar Kriege und Außenpolitik für ihren persönlichen Vorteil betrieben – und ihren eigenen Staat angriffen. Dies hatten die Römer seit dem frühen 5. Jahrhundert befürchtet, als Coriolanus aus dem Exil ein Heer der Volsker gegen seine Stadt führte.39

Die Möglichkeit von Individuen, Verbrecherbanden oder – noch schlimmer – politische Gruppierungen, das Schwert zu missbrauchen, bedeutete eine ständige Bedrohung für den inneren Frieden und die Stabilität von Gesellschaften, die von bewaffneten Männern dominiert wurden. Deren Anführer, zumeist Aristokraten, legten zwar patriotische Bekenntnisse ab, stellten aber, wenn es darauf ankam, ihren persönlichen Ehrgeiz über die Interessen des Staates. Neben endemischen Kriegen zwischen den Staaten zeichnen die antiken Autoren ein Bild der frühen Staaten Italiens, das von internen Konflikten bis hin zum Bürgerkrieg geprägt ist. Wie ernst die Römer diese inneren Bedrohungen nahmen, welche die frühere Republik mehrfach gefährdeten, und mit welch außergewöhnlichen Maßnahmen sie darauf reagierten, werden wir im weiteren Verlauf verfolgen. Insgesamt schaffte es Rom, seine Krisen durchzustehen, und lernte dabei, die drohenden Krisen anderer Gesellschaften auszunützen. Dies sollte sich als der Schlüssel zu Roms Aufstieg in seine dominierende Stellung erweisen.

Kriegerische Gewalt und bewaffnete Männlichkeit standen zweifellos im Zentrum der römischen Kultur. Die Ideologie des Krieges durchtränkte das Leben der Bürger, und Siegesmonumente dominierten die Stadt Rom in einem Ausmaß, das in der klasssischen Antike unerreicht ist. Unerreicht, aber nicht ohne Parallelen, denn Rom mag seine Fixierung auf das Schwert weiter getrieben haben als andere, doch die Symptome der Fixierung waren bei Roms Nachbarn ebenfalls feststellbar;40 keine der italischen Völkerschaften, auch nicht der cisalpinen Gallier oder der griechischen Kolonisten, war wehrloses ‚Schwertfutter‘. Häufig agierten sie sogar aggressiver und blutrünstiger als die Römer. Nicht nur gallische Krieger brüsteten sich mit dem Lohn ihrer ungehemmten Aggression, und der Ursprung der Gladiatorenkämpfe zeugt von der Blutrünstigkeit anderer Italiker. Häufig als urtypisch römisches Vergnügen angesehen, wurden die Gladiatorenkämpfe tatsächlich in der etruskischen und samnitischen Campagna erfunden (Abb. 13). Sie entstanden aus Einzelkämpfen bei Bestattungen wichtiger Personen und waren möglicherweise eine Weiterentwicklung von Menschenopfern. Selbst die Griechen, die im Vergleich mit den kriegslüsternen Römern häufig fälschlicherweise als Pazifisten eingestuft werden, fanden nichts dabei, Gebiete zu annektieren, „die mit dem Speer errungen wurden“.41

Verglichen damit konnten die republikanischen Römer den Anschein überraschend großer Sorgfalt im Umgang mit der ethischen Seite von Gewalt an den Tag legen. Bei vielen Völkern wurde es für nötig erachtet, sich die Unterstützung der Götter im Krieg durch angemessene Rituale zu sichern. Die Römer jedoch betrachteten sich als das frömmste und gerechteste aller Völker und pflegten im Zusammenhang mit der Kriegsführung äußerst elaborierte Rituale.42 Um die göttliche Billigung zu erhalten, musste es sich um einen gerechten Krieg (bellum iustum) handeln. Dies bedeutete, er hatte zumindest technisch betrachtet defensiv zu sein, wenn schon nicht im territorialen Sinn, dann zumindest die Interessen des Staates betreffend. Dies war im Falle einer fremden Invasion leicht nachzuweisen, erforderte aber oft, dass man den glücklosen Wunschgegner in eine bestenfalls rituell plausible Verletzung von Roms Regeln zu Krieg, Frieden und Beziehungen zwischen den Völkern manövrierte. Nun konnten die Römer angreifen, und dies mit dem ehrlichen Gefühl, im Recht zu sein (oder zumindest unter einem spitzfindigen Vorwand) und dabei auf göttlichen Beistand zählen zu können.43 Zweifellos manipulierten sie dieses System zu ihren Gunsten; dennoch lässt es auf größere moralische Skrupel schließen als bei einigen von Roms Feinden, die sich eine weniger komplizierte Kriegerethik erhalten hatten.

Vor allem in der frühen Republik waren die Übereinstimmungen der kriegerischen Werte mit denen der übrigen Italiker zweifellos genauso wichtig wie irgendwelche römischen Eigenheiten, schon aus dem fundamentalen Grund, dass die Hälfte – bei Sentinum mehr als die Hälfte – der prorömischen Soldaten auf dem Schlachtfeld gar keine Römer waren. Dies lässt den Schluss zu, dass neben den kriegerischen Qualitäten, so wichtig sie auch waren und so eindrucksvoll sie sich auch entwickelten, Roms unvorhersehbarer Aufstieg zur Führungsmacht in Italien im gleichen Maße von einer weiteren, ganz anderen Fähigkeit abhing. Wenn Rom wirklich eine besondere Eigenschaft besaß, die seinen Aufstieg erklärt, dann war es paradoxerweise sein einzigartiges Geschick in der Kunst nicht etwa der Kriegsführung, sondern der Diplomatie und Politik.44 Im Folgenden halte ich mich weitgehend an die Darstellung von Nicola Terrenato.45


Es spricht einiges dafür, dass das entscheidende Moment für den Aufstieg Roms zur Hegemonialmacht in Italien der Latinische Krieg (340–338 v. Chr.) war oder, genauer gesagt, das anschließende Abkommen. In den 350er Jahren dominierte Rom die anderen, kleineren Stadtstaaten des nominell föderativen Latinischen Bundes. Diese verlangten die Wiederherstellung eines Gleichheitsstatus innerhalb einer gemeinsamen Republik. Die Weigerung Roms führte zu einem Krieg, in dem die Latiner unterlagen. Das von Rom diktierte Abkommen sollte weitreichende Folgen haben. Der Latinische Bund wurde durch ein neues System ersetzt, in dem jeder Staat mit Rom, aber nicht mit den übrigen Staaten verbündet war. Das Netzwerk des Latinischen Bundes wurde durch eine neue, radiale Struktur ersetzt, über die Rom die Kontrolle hatte, ohne jedoch die Latiner zu Vasallen zu degradieren. Die Römer entwickelten eine Lösung, die eine echte, wenn auch nur partielle und an Bedingungen geknüpfte Eingliederung der Besiegten mit sich brachte, nicht eine auf Waffengewalt gestützte Dominanz. Einige Gemeinschaften, z.B. Tusculum, erhielten die volle römische Bürgerschaft, andere bekamen eine reduzierte Form der Bürgerschaft ohne das Stimmrecht (sogenanntes Latinisches Recht). Keinem dieser Staaten wurden Tributzahlungen auferlegt, doch alle mussten für von Rom erklärte und geführte Kriege Soldaten abstellen. Dadurch zerstörten oder demütigten die Römer die Besiegten nicht, sondern brachten sie auf eine Art und Weise unter ihre Kontrolle, bei der sie trotz des Verlustes ihrer Autonomie ihr Gesicht wahren konnten und von der sie sogar profitierten. Rom Truppen zur Verfügung zu stellen bot die Aussicht auf einen Anteil an der Beute und dem Ruhm. Rom hatte damit auch einen Präzedenzfall dafür geschaffen, dass Loyalität zur Integration in das expandierende römische Gemeinwesen führen könnte. Diese raffinierte Lösung, die kräftige Anreize für Loyalität bot, wurde anfänglich Volksstämmen gewährt, mit denen Rom enge und seit langer Zeit bestehende Verbindungen hatte, sollte aber in der Folge auf eine Vielzahl weiterer italischer Staaten ausgeweitet werden und lieferte die Vorlage für das römische Imperium.

Roms Politik gegenüber den Unterlegenen nach 338 war etwas Neuartiges und erwies sich beim Aufbau und Erhalt seiner Macht als spektakulärer Erfolg. Dessen Geheimnis ist in gleichem Maße in Roms Gemeinsamkeiten mit den anderen italischen Gesellschaften zu suchen wie in seinen speziellen Eigenheiten und dem erfolgreichen Zusammenspiel beider Aspekte. Es stützte sich auf die gemeinsame Bereitschaft, Kriege zu führen, und die Ähnlichkeit der politischen Kulturen. Auch wenn einige griechische Kolonien Demokratien waren, waren die meisten italischen Staaten, was auch für Rom gilt, Oligarchien, in denen die Aristokraten die Bürger dominierten, aber nicht völlig unter ihrer Kontrolle hatten oder ignorieren konnten, vor allem weil sie von ihnen, speziell von der Masse der kleinen Landbesitzer, abhängig waren, wenn man in den Krieg zog.

In vielen Stadtstaaten des Mittelmeerraums drängten die Aristokraten – Individuen, Familien, Clans – nach persönlicher Macht und Ruhm, gingen Allianzen ein, konkurrierten und kollidierten mit ihren Standesgenossen, um zivile Ämter oder miltärische Führungspositionen zu erringen, um ihr Volk in die Schlacht gegen die (ebenfalls von Aristokraten kommandierten) Heere anderer Staaten zu führen. In der Praxis lagen die größten Bedrohungen für diese Eliten häufig nicht auf dem Schlachtfeld, sondern kamen von innen. Alle Adeligen fühlten sich potentiell von rivalisierenden Faktionen und den sozial Untergeordneten, der Masse der Bürger und der Sklaven, bedroht. Dass Stadtstaaten durch interne Konflikte zwischen aristokratischen Faktionen oder zwischen Adel und Bürgern entzweit wurden, war eine Alltäglichkeit und führte zu einem Zustand, den die Griechen stásis nannten. Dies konnte sich in Staatsstreichen, Attentaten oder sogar Bürgerkriegen manifestieren und damit enden, dass die Verlierer ins Exil flüchteten. Die angeblich gleichzeitige Vertreibung der Tarquinier aus Rom und der Peisistratiden aus Athen mag als ein besonders spektakuläres Beispiel dienen.

Trotz – eigentlich weitgehend wegen – der Tatsache, dass die Aristokraten ihr Volk in Krieg und Frieden anführten, ergab sich aus ihren identischen Interessen, dass sie, über die ethnischen Grenzen hinweg, mehr miteinander gemeinsam hatten als mit ihren sozial niedriger rangierenden Mitbürgern. Wechselseitige Kontakte, die sich durch diplomatische Missionen, den Aufenthalt als (diplomatische) Geiseln oder Heiraten ergaben, trugen zum Entstehen einer internationalen aristokratischen Kultur bei, die sich weitgehend an den Griechen orientierte. Man könnte dies mit dem Adel und den Königshäusern Europas im Mittelalter vergleichen, die einander bekriegten, aber auch untereinander Ehen schlossen und einander in einem gemeinsamen Code der Ritterlichkeit bei Liedern der französischen Troubadoure oder der Mode der Italiener imitierten. Durch persönliche Kontakte und von den formalen Verträgen der Staaten völlig getrennte Beziehungen schlossen und pflegten die aristokratischen Familien Freundschaften über die ethnischen Grenzen hinweg. Solche Verbindungen, die zweifellos schon existierten, bevor sich die Staaten entwickelten, waren besonders wertvoll, wenn Adelige mit rivalisierenden Faktionen oder Unruhen in der Bevölkerung konfrontiert wurden. Sie eröffneten die Möglichkeit, Hilfe von außen zu erbitten, wie dies Tarquinius Superbus, der letzte römische König, tat, als er sich im Exil an Lars Porsenna aus Clusium wandte. Wenn dies nicht funktionierte, konnte sich wenigstens eine Fluchtmöglichkeit in ein temporäres Exil oder ein dauerhafter Umzug in einen anderen Staat ergeben, wie im Fall der gesamten sabinischen gens Claudia, die nach Rom übersiedelte, oder Coriolans Flucht zu den Volskern.46

Solche Fälle liefern eindrucksvolle Beispiele der Mobilität unter den Aristokraten und nicht zuletzt dafür, wie persönliche Ehrsucht die Loyalität zur angestammten Gemeinschaft außer Kraft setzen konnte. Obwohl der Begriff ‚Patriotismus‘ auf Rom zurückweist, war eine nationale Identität nach unserem Verständnis nur schwach entwickelt. Wie mächtige Männer in Rom und anderen italischen Staaten ihre persönlichen Interessen und die ihrer Klasse über die ihrer patria stellten (unabhängig davon, ob sie sich selbst über ihre wahren Motive hinwegtäuschten) war ein immer wiederkehrendes Thema der Geschichte dieser Periode.

Die privaten, ganz Italien überspannenden Netzwerke der Freundschaft zwischen Aristokraten konnten aber auch den Staaten von Nutzen sein, indem sie informelle Kanäle für diplomatische Kontakte verfügbar machten. Zweifellos waren Roms Adelsfamilien in diese Netzwerke eingebunden. Daher unterhielt die Senatsaristokratie Roms bereits Verbindungen zu Adelsparteien in vielen Staaten, die Rom gewogen waren, selbst wenn die regierende Gruppierung feindlich gesinnt war.47 Nach Nicola Terrenatos Ansicht erwiesen sich die Kanäle diplomatischer Kommunikation und privater Verschwörungen als ebenso wichtig für die Vereinigung Italiens wie die Schwerter der Soldaten.48

Die römische Republik war von Beginn an ein mächtiger Staat. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass eine Kontaktaufnahme mit den aristokratischen Familien Roms für die Aristokraten anderer Städte ihren Reiz hatte. Wenn sie durch persönliche Verbindungen eine Allianz zwischen ihrem eigenen Staat und Rom schmieden konnten, würde dies ihre persönliche Sicherheit vor anderen aristokratischen Parteiungen oder Volksaufständen beträchtlich verbessern, da Rom ‚Bundestruppen‘ zur Unterstützung seiner Freunde entsenden konnte, wie 442 v. Chr. im Fall von Ardea.49 Für ehrgeizige Aristokraten eröffnete sich auch die verlockende Aussicht, in zukünftigen Expansionskriegen ihr Scherflein durch den Dienst in den alliierten Kontingenten der römischen Heere beizutragen. Sie konnten sich sogar Hoffnungen machen, die römische Staatsbürgerschaft zu erwerben.50

Der letztgenannte Punkt unterstreicht einen weiteren außergewöhnlichen Wesenszug der Römer, der ihnen einen echten Vorteil dabei verschaffte, Verbündete zu gewinnen und sich deren Loyalität zu bewahren: ihre außergewöhnliche Bereitschaft, Außenstehende auf allen Ebenen ‚in ihr Boot zu holen‘. Die Gründe hierfür waren im Selbstverständnis der Römer tief verwurzelt. Sie nahmen sich nicht als eine Gruppe ‚reinblütiger‘ Abstammung wahr, sondern als eine von Anfang an durchmischte Gemeinschaft. Ihre Gründungsmythen und frühgeschichtlichen Legenden verstanden Rom, das an der Grenze zwischen Etrurien und Latium lag, als Amalgam aus flüchtigen oder migrierenden Trojern, Latinern und Sabinern sowie Etruskern etc. Vergleichbar mit den USA als modernem Parallelfall, war Roms ‚Mischlings‘-Selbstbild zu jener Zeit möglicherweise einmalig, was die Vorstellung erleicherte, dass – unter den richtigen Umständen – jedermann Römer werden konnte. Darin unterscheiden sich die Römer zum Beispiel gravierend von den griechischen Städten, die berüchtigt dafür waren, selbst hochverdienten Außenseitern kaum einmal das Bürgerrecht zu gewähren. Zum Erstaunen und Entsetzen der Griechen wurde das römische Bürgerrecht sogar auf freigelassene Sklaven ausgeweitet. Auf jeden Fall wurde es schon zu frühen Zeiten befreundeten italischen Aristokraten angeboten, die sich ‚verdient gemacht hatten‘, und Schritt für Schritt auf die Eliten der gesamten Halbinsel ausgedehnt. Dieser vergleichsweise offene Zugang zum Bürgerrecht war ein entscheidender Grund dafür, dass Rom und nicht etwa Capua oder eine andere bedeutende Stadt sich zur Hegemonialmacht in Italien aufschwang.

Für mich fördert Nicola Terrenatos Sicht der Dinge eine äußerst wichtige Erklärung für den Ursprung der Macht Roms an den Tag und wirft damit ein Schlaglicht auf Prozesse, die auch Erklärungsmuster für die späteren Phasen der Expansion des Römischen Reiches liefern. Auch wenn dies häufig nicht beachtet wurde, gab es schon immer deutliche Beweise dafür, dass Rom seinen Aufstieg in Italien nicht allein dem Schwert verdankte. Einige Verbündete schlugen sich nach völlig freiwilligen Verhandlungen auf Grund gemeinsamer oder einander ergänzender Interessen auf die Seite Roms, wie zum Beispiel das griechische Neapolis (Neapel), mit dem Rom ein foedus aequum einging, ein Bündnis nominell gleichrangiger Partner. Andere waren gewillt, sich Rom anzuschließen, weil sie dies als das geringere Übel betrachteten: Der Krieg mit den Samniten wurde dadurch ausgelöst, dass die Kampanier und Capua sich an Rom mit dem Ansinnen wandten, mit ihnen ein Schutzbündnis gegen die Bedrohung durch die Samniter einzugehen.51 Rom erwarb seine Verbündeten also auf viele Weisen, die von der Erkenntnis gemeinsamer Interessen bis zur Einschüchterung oder gar militärischen Zwangsaktionen reichten. Auf lange Sicht wurden selbst die Zwangsverbündeten wie die Latiner (338 v. Chr.) als untergeordnete Verbündete, nicht aber als Untertanen behandelt, die den Römern in zukünftigen Kriegen Soldaten stellen, aber keinen Tribut zahlen mussten – eine Verpflichtung, die weitreichende Folgen hatte.

Terrenato erwähnt auch, dass Rom vor allem dazu neigte, mit demokratisch regierten Staaten wie dem griechischen Tarent (Taranto) Konflikte auszutragen und dort anschließend bereitwillige Oligarchen einzusetzen. Dies lässt den Schluss zu, dass manche dieser Kämpfe im Rahmen der römischen Expansion als Scheingefechte insgeheim prorömischer Regierungen ausgetragen wurden, die dadurch ihr Gesicht wahrten, oder aber als das ‚letzte Aufbäumen‘ der adeligen oder demokratischen Gegner der prorömischen Parteien. Allerdings konzentriert sich Terrenatos Modell sehr stark auf die Eliten, die zwar möglicherweise als Schlüsselfiguren agierten, aber keineswegs ein Handlungsmomopol besaßen.

Der von der adeligen Führungsclique angestrebte Kontakt mit Rom war nicht möglich ohne zumindest die stillschweigende Duldung durch die Nicht-Aristokraten, insbesondere die Klasse der Bürgersoldaten. Der Mut, den sie normalerweise als Roms Verbündete bewiesen, legt den Gedanken nahe, dass die Verbindung mit Rom auch ihnen Vorteile einbrachte. Denn als freie Bürger konnten sie ebenso wie die Aristokraten den Tätigkeiten nachgehen, mit denen sie aufgewachsen waren. Anstatt als Untertanen Tribut zu zahlen, konnten sie weiterhin ihre Männlichkeitsideale in der Schlacht verwirklichen, sowohl für ihre eigene Stadt als auch für den potentiellen persönlichen Profit als Mitglieder einer stetig wachsenden siegreichen Allianz. Alliierte Kontingente teilten die Beute untereinander auf. Trotz der Verluste (an Menschenleben) und Klagen über eine ungleiche Verteilung der Belastungen, überwogen im Durchschnitt die Vorteile die Kosten. Letztendlich hatte auch die Masse der verbündeten Soldaten die Chance auf das volle römische Bürgerrecht als erstrebenswertes Langzeitziel vor Augen. Immerhin machten sie die Hälfte der römischen Streitmacht aus. Gegen Ende der republikanischen Ära führte der Druck, diese vollständige Integration zu verwirklichen, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Auch wenn die enge Anbindung an Rom auf viele Adelige und Bürgersoldaten eine so große Anziehung ausübte, zahlten ihre Staaten dafür den Preis einer untergeordneten Rolle im Rahmen der römischen Hegemonie und Politik. Dies wird in der Struktur des römischen Bündnissystems sichtbar, das seit dem Latinerkrieg kein Netzwerk von einander unterstützenden, nominell ebenbürtigen Partnern mehr war, sondern ein System, in dem miteinander unverbundene Speichen um Rom als Drehpunkt angeordnet waren: Alle Kontakte der Verbündeten untereinander liefen über Rom. Das Bündnis war gewissermaßen ein Proto-Imperium.

Im Falle von Städten wie Veji und Tarent und gegen Volksstämme wie die Samniten (Abb. 20) wurde die Vereinigung Italiens unter der Hegemonie Roms zweifellos vorrangig durch den Gebrauch des Schwertes erreicht. Dennoch argumentiert Nicola Terrenato, Beispiele wie das Neapels zeigten, dass in signifikantem Umfang auch ein Prozess der freiwilligen Verbündung zu erkennen sei, wenn man sich durch die Rhetorik späterer Zeiten und die Rückprojektionen späterer Vorgehensweisen der Römer den Blick nicht verstellen lässt. Doch auch wenn Veji in gleichem Maße absorbiert wie zerstört wurde, ist es unstrittig, dass ein Krieg stattfand und dass die antiken Autoren den endlosen Katalog der Metzeleien nicht frei erfunden haben, der Roms Aufstieg begleitet. Zahlreiche Triumphzüge zeugen von gewaltigem Blutvergießen, vor allem in den Samnitenkriegen. Auch Terrenato konzediert, dass das System des ‚internen Verhandeln der Eliten‘ bei Gruppen nicht funktionierte, die wie die wenig urbanisierten Samniten kaum in die existierenden Netzwerke der Eliten eingebunden waren, oder solchen, die überhaupt nicht integriert waren, wie die ‚barbarischen‘ Gallier der Poebene (die in der Zeit der Republik nicht als zu Italien gehörig galt). Diese Völker verleibte Rom sich ein oder vernichtete sie – in beiden Fällen mit Waffengewalt. Rom vereinte also Italien durch eine bemerkenswert wirkungsvolle Kombination der Mittel des Schwertes und der dargebotenen Hand der Teilhabe.


20. Kampanischer Soldat in einem Grabgemälde aus Nola, Italien (ca. 330 v. Chr.). Er trägt einen samnitischen Brustschutz aus Bronze und einen Hüftgurt. Er hat gerade ein Duell gewonnen und den besiegten Gegner spoliiert, dessen Tunica und Gürtel an seinem Speer hängen.

Dies wurde durch die besonderen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen im archaischen Italien ermöglicht, in die der Stadtstaat mit seiner speziellen Vorgeschichte und seinen Werten eingebunden war. Roms charakteristische janusköpfige Mischung aus Gewalt und Versöhnlichkeit findet sich schon in seinen Gründungsmythen: Romulus tötete seinen Zwillingsbruder Remus, als er die rituelle Grenze Roms absteckte. Er brachte die Vereinigung mit den Sabinern zustande, nachdem er zuvor ihre Töchter entführt hatte. Neben der Bedrohung durch kriegerische Gewalt schufen die grundsätzliche Zugänglichkeit Roms und die Aussichten auf Ruhm und Profit durch die Teilnahme an Roms Kriegszügen einen positiven Anreiz, der die im Entstehen befindliche römische ‚Föderation‘ festigte. Dies erklärt unter anderem, warum so wenige italische Verbündete die Gelegenheit nutzten, von Rom abzufallen, selbst als Hannibal mehrere große römisch-italische Heere vernichtet hatte und vor den Toren Roms sein Lager aufschlug.

Rom und das Schwert

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