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Von der Seltenheit des Wildes

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Was die Jagd so spannend, ja was das eigentliche Wesen der Jagd ausmacht ist die Seltenheit des Wildes. Seit Menschen jagen waren jagdbare Tiere immer selten. Wenn es, wie beispielsweise bei den großen Büffelwanderungen in den Prärien Nordamerikas, große Ansammlungen von Wild gab, so mussten die Jäger genau wissen, wann und wo es zu solchen Ansammlungen kommen konnte. Denn wenn an einem Ort viele Tiere sind, so sind an allen anderen Orten aus diesem Grund keine. Ortega y Gasset sagt, dass diese Seltenheit des Wildes sein natürlicher und bester Schutz gegen das Gejagtwerden ist.

Der erste Akt jeglichen Jagens besteht darin, das Tier zu entdecken, dass man es aufspürt. Es ist dies nicht nur die erste, sondern die grundlegende Aufgabe bei allem Jagen: zu erreichen, dass Wild da ist.

Alles läuft darauf hinaus, das Tier erst einmal zu erblicken.

Das Wild aufspüren; das Wort spüren sagt schon aus, dass es mehr als nur vom Verstand gelenkte Handlungen sind, dass sich in der Jagd eine mystische Einheit mit dem Wild entwickelt. Der Jäger beginnt, die ganze Umgebung vom Blickpunkt des Tieres aus zu betrachten und mit der Aufmerksamkeit, die diesem eigen ist. Das nennt Ortega y Gasset drinnen im Felde sein. Wind, Licht, Temperatur, Bodenform, Gestein und Pflanzen haben ihre Rollen, sie sind nicht einfach da wie für einen Wanderer oder Bergsteiger, sondern in der Jagd wirken sie mit.

Ein beträchtlicher Teil der grundlegenden Jagdtechnik besteht in der Nachahmung des Tieres: sich ducken, anschleichen, Geräusch vermeiden, etc. Der Verfolger kann nicht verfolgen, wenn er nicht sein Schauen mit dem des Verfolgten vereinigt.

Jager-Sünden

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