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Jager-Sünden

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Jager-Sünden: gibt’s die überhaupt? Kann denn Jagen Sünde sein?

Das Verständnis für die Jagd hat sich in den Jahrzehnten meines Lebens gewaltig verändert. Zu den Zeiten meiner Jugend waren die Jäger eine selbstbewusste Männergesellschaft mit eigenen Regeln und Gesetzen. Wer im Land etwas gelten wollte musste dazu gehören, ob Arzt oder Fabriksdirektor, ob Großgrundbesitzer oder Landespolitiker – und der Adel war so und so dabei. Ein echter Mann war auch ein rechter Jager.

Das hat sich geändert. Der Tierschutzgedanke hat den alten Grundsatz des rechten Jagens: das Leben in der Natur zu pflegen und zu hegen, auf Nachhaltigkeit zu achten und das Gehegte zu ernten, überlagert und der Jäger wird zum Mörder gestempelt.

Dabei sollte es offensichtlich sein: in Regionen mit einer lebendigen, geregelten Jagdkultur gibt es deutlich mehr Wild (wildlebende Tiere) als anderswo. Diese reiche Tierwelt genießen auch alle Gegner der Jagd, und wir freuen uns dass wir in unserem Land Rehe und Hasen, hin und wieder einen Fuchs, im Gebirge (fast sicher) Gams und – seit einigen Jahren – auch Steinböcke beobachten können. Wer sich dafür interessiert kann an einem kalten Oktobertag in unseren Alpentälern die dramatisch-erregten Brunftschreie des Rotwildes hören, und mit einigem Glück sieht man im Mittelgebirge in gar nicht großer Entfernung ein Rudel Muffelwild beim Äsen.

Das alles – und noch viel mehr – gäbe es nicht ohne die Jagd. Ohne eine Jagd, die einem strengen Regelwerk unterworfen ist. Diese Regeln sind einerseits im Jagdgesetzt zusammengefasst, andererseits durch lange Tradition Grundlage für eine waidgerechte Jagd geworden.

Bleibt immer noch der Vorwurf: aber der Jäger tötet.

Es würde ins Unendliche führen zählte ich hier auf, was alles an Lebendigem durch den „Betrieb“ unserer Zivilisation zu Tode kommt, getötet wird, damit wir (bequem) leben können. Dieses Töten geschieht abseits unsrer Aufmerksamkeit, in dafür geschaffenen Einrichtungen, in solchen Massen, dass dafür kein persönliches Engagement mehr möglich ist. Vieles von diesem Töten wollen wir gar nicht wissen.

Aber der Jäger schießt, um zu töten. Er spürt seinem Opfer nach – ja, er heftet sich noch eine Trophäe an seinen Hut, er hängt Teile des getöteten Tieres an die Wand! Dass dieses Töten in freier Natur geschieht, dass das Tier in seinem gewohnten Umfeld, ohne es zu merken, vom Tod ereilt wird; dass es nicht gemästet, in stinkenden LKWs transportiert, in nach Blut riechende Schlachthöfe getrieben wird, das entgeht uns.

In unserer übersteigerten Humanität verleugnen wir den Tod, auch wenn es ein Tod in Freiheit nach einem vollen Leben in „freier Wildbahn“ ist, im Unterschied zu einem Tod im Schlachthaus nach Monaten in engen Käfigen, vorsortiertem Futter und aufgezwungener Gesellschaft.

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