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Acht

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Mit einer frischen Jeans und Hemdbluse saß Mia im Diner Jack gegenüber und wartete auf das Frühstück. Selbst ein Paar Chucks hatte Jack aufgetrieben, die zwar eine Nummer zu groß, aber für ihren geschwollenen Knöchel genau richtig waren. Woher er diese Kleidung hatte, wusste Mia nicht, sie hoffte nur, dass es keine Hinterlassenschaften einer Ex-Freundin waren. Auch wenn es ihr hätte egal sein sollen, war es das nicht.

»Zweimal Rührei mit Speck und Toast.«

»Danke, Beth.« Jack nickte der Bedienung zu, die das Frühstück auf dem Tisch ablud.

»Und Sie sind, Schätzchen?«, fragte sie neugierig an Mia gewandt.

»Ich bin … ähm …« Mia blickte Hilfe suchend zu Jack.

»Das ist Mia, eine Freundin, die zu Besuch ist«, sprang dieser ein.

»So?« Beth zog zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe. »Ich dachte, Sie wären die Anwältin, die den Typen vertritt, der Jacks Ferienwohnung verwüstet hat.«

»Ich … ja, ich bin wahrhaftig Anwältin, aber ich vertrete nicht die gegnerische Seite.« Mia schaute Beth fest in die Augen, setzte ihr Pokerface auf, etwas, das sie im Gericht schon hundertmal geübt hatte, ohne rot zu werden.

»Nicht?« Beth baute sich vor dem Tisch auf und schaute Mia prüfend an. »Na, dann bin ich ja beruhigt. Es gibt keinen besseren Mechaniker als Jacob und auch keinen besseren Vermieter, und wer etwas anderes behauptet, der bekommt es mit mir zu tun. So, und nun lassen Sie es sich gut schmecken, Schätzchen.«

Beth lächelte Mia an, tätschelte ihre Wange und sah zu, dass sie wieder hinter den Tresen des Diners kam.

»Hey, gratuliere, du hast Beth ein Lächeln abgerungen, das bedeutet, sie mag dich.«

Mia grinste und aß ihr Rührei. »Ich dachte schon, sie will mich vor die Tür setzen.«

Jack lachte. »Beth hat ein großes Herz. Sie arbeitet schon ihr ganzes Leben in diesem Diner. Sie kennt jede Seele hier in der Stadt und macht die besten Rühreier in ganz Virginia, vermutlich in ganz Amerika.«

»Und stellt sich schützend vor dich. Da kann man wirklich Angst bekommen.«

Jack setzte dieses sexy Lächeln auf, das Mias Knie weich werden ließ. »Sie steht nun mal auf mich und achtet darauf, dass ich mich nicht in die Falsche verliebe.« Er sagte es mit einem Grinsen im Gesicht, doch Mia zweifelte keine Sekunde daran, dass dies der Wahrheit entsprach.

»Hast du das schon mal, dich in die Falsche verliebt?« Mia beäugte ihn kritisch.

»Ja, aber das ist eine Weile her. Seitdem schlägt Beth jede Frau in die Flucht, die mehr als vier Worte mit mir wechselt. Sie benimmt sich wie eine Glucke. Aber Beth meint es nur gut.«

Mia gefiel es, dass es Menschen gab, die aufeinander achtgaben, etwas, das sie in Washington vermisste. Auch wenn es typisch Kleinstadt war - der Gedanke, Freunde zu finden, die einem nicht das Messer in den Rücken rammten, sobald man ihnen den selbigen zudrehte, hatte etwas Positives an sich.

»Wie war sie, die Frau, die dich gefesselt hat?« Mia fragte es frei heraus, auch wenn man es Jack ansehen konnte, dass ihm die Frage nicht gefiel.

Er kaute eine Weile mit gedankenversunkenem Blick. Dann meinte er plötzlich: »Nicht wie du. Sie war jung und vermutlich in die Liebe verliebt, nicht in mich, sonst hätte sie mich nicht kurz vor der Hochzeit verlassen. Sie hielt es in der Kleinstadt nicht aus und ist nach New York gegangen. Mittlerweile ist sie Sängerin, nichts Großes, tritt in kleinen Bars auf, aber sie tut das, was sie liebt, und ist glücklich verheiratet.«

Oh, oh, das klang nach einer verwundeten Seele. »Entschuldigung, ich wollte keine alten Wunden aufreißen. Es geht mich nichts an. Tut mir leid.«

Lächelnd schüttelte Jack den Kopf. »Es ist keine alte Wunde. Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich war jung, zu jung, und habe nicht erkannt, wie unglücklich Anne war, es wäre nie gut gegangen. Vermutlich würde ich jetzt in einer unglücklichen Ehe festsitzen. Und es hätte mich wohl um eine aufregende Liebesnacht gebracht, die ich heute Abend erleben werde.«

Er sagte es sehr leise und schaute sie eindringlich an. Mia schluckte. Die Art, wie er jede Silbe betonte, ließ Bilder vor ihrem geistigen Auge entstehen, die sie laut stöhnend und wild atmend zeigten. Ihr wurde heiß und sie spürte, wie Wärme ihre Wangen rot färbte.

»Ich habe das Gefühl, dass du meinst, was du sagst«, murmelte sie leise, aber gut verständlich.

»Worauf du deinen hübschen Arsch verwetten kannst.«

Einige Meter vor dem Drugstore steuerte Jack seinen Truck in eine freie Parklücke.

»Du musst das nicht tun, ich kann auch …«

»Kein Problem, Jack. Ich will nicht, dass es Gerede gibt. Am Montag bin ich wieder verschwunden, du wirst weiterhin hier leben.«

»Ich habe schon Schlimmeres überstanden, vielleicht sollte doch lieber ich …«

Obwohl auf Krücken angewiesen, war Mia äußerst wendig und zügig aus dem Wagen gestiegen, steuerte zielstrebig den Drugstore an, bevor Jack das Ende seines Satzes erreicht hatte.

Der Laden war voll. Mia konnte sich in Ruhe umsehen. Sie suchte sich ein Deo aus, eine Minzzahnpasta und zum Schluss eine Großpackung Kondome. An der Kasse vor ihr stand eine ältere Dame, die neugierig ihre Einkäufe beäugte und sie dann vielsagend anlächelte.

»Ich hoffe, Ihrem Knöchel geht es wieder besser. Doc Schnider ist mein Schwiegersohn und hat mir von Ihrem kleinen Unfall berichtet. Keine Bange, Kindchen, bei Jacob sind Sie in den besten Händen.«

Sie tätschelte Mias Hand und lächelte sie freundlich an.

»Möchten Sie vor? Ich habe Zeit. Ich brauche nur meine Herztabletten. Sie scheinen es ja eiliger zu haben.« Sie blickte wissend auf die große Packung Kondome. Das war der Augenblick, in dem sich Mia wünschte, doch im Wagen sitzen geblieben zu sein.

»Vielen Dank …«

»Sally, meine Liebe, nennen Sie mich einfach Sally, so wie alle hier in der Stadt.«

»Lieben Dank, Sally«, erwiderte Mia und musste lächeln. Die kleine Frau mit ihren gefärbten lila Haaren, die auf Lockenwicklern aufgedreht und mit einem Haarnetz umgeben waren, war wirklich reizend.

»Und Ihr Name ist?«, fragte diese neugierig nach.

»Mia, mein Name ist Mia.«

Sie legte die Ware auf den Tresen. Der Apotheker schaute von den Kondomen zu Mia und dann wieder auf die Packung mit dem Verhütungsmittel.

»Lady, Sie sollten die XXL-Variante in Erwägung ziehen«, meinte er mit einem fachmännischen Blick auf die Verpackung.

»Wenn es um Jack geht, sollten Sie die XXL-Kondome kaufen, meine Liebe.« Sally reichte ihr eine Packung an. Mia nahm diese nickend in Empfang.

»Vielen Dank, Sally. Danke für Ihre Hilfe.«

»Glauben Sie mir, so sind Sie auf der sicheren Seite.« Der Apotheker nickte und schob seine Brille auf die Nase.

Mia wünschte, es würde sich der Boden unter ihr auftun, denn peinlicher konnte es nicht mehr kommen. Sie bezahlte, nahm die Tüte mit dem brisanten Inhalt und machte sich auf den Weg nach draußen. Sally war noch so freundlich, ihr die Tür aufzuhalten, denn trotz ihres hohen Alters war sie noch sehr flink auf den Beinen, flinker als Mia mit ihren Krücken.

»Alles Gute für Ihren Knöchel und bestellen Sie Jacob viele Grüße!«

Lovesong Reihe - Gesamtausgabe

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