Читать книгу Lovesong Reihe - Gesamtausgabe - Skylar Grayson - Страница 9
Eins
Оглавление»Fredericksburg? Wo in aller Welt liegt Fredericksburg?« Mia Brewsters Stimme verlor am Ende ihrer Frage etwas an Kraft, dennoch blieb sie laut genug, um von ihrem Gesprächspartner verstanden zu werden.
»Auf jeden Fall in Virginia. Du bist wirklich eine Großstadtpflanze.« Die Stimme ihrer Sekretärin klang resigniert. »Warte, Mia. Ich suche es für dich heraus.«
»Nein, danke. Ich gebe die Adresse in das Navi ein. Aber ich kann es einfach nicht glauben, dass Jerry mich beauftragt, diese Verhandlung zu führen. Es geht doch um seinen Cousin, der Mist gebaut hat. Manchmal habe ich den Eindruck, er will mich loswerden. Dieser Fred Shriver ist weder mein Mandant, noch will ich ihn vertreten.«
»Wie kommst du nur immer auf den Gedanken, dass Jerry dich loswerden will?«, fragte Liz Abernathy. »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, könnte ich glauben, du leidest an Verfolgungswahn.«
»Und wenn du nicht meine beste Freundin wärst, würde ich denken, du hättest etwas mit Jerry, so oft, wie du ihn immer verteidigst. Jerry ist ein durchtriebener, nur auf seinen Vorteil bedachter Anwaltsarsch. Er ist verlogen und hinterhältig. Er sieht noch nicht einmal gut aus. Und im Bett ist er ebenfalls eine Niete.«
»Deine Beschreibung passt so ziemlich auf jeden Anwalt, die sind doch alle Ärsche«, kommentierte Liz und lachte dabei.
»Danke, vergiss nicht, dass ich ebenfalls dazugehöre. Außer, dass ich im Bett keine Niete bin.« Mia schnaubte gespielt gekränkt.
»Du hast selbst damit angefangen. Also, kann ich Jerry Bescheid geben, dass du auf dem Weg nach Fredericksburg bist?«
Mia hörte über den Lautsprecher ihres Handys, dass Liz kaute, vermutlich verbrachte sie gerade wieder die Mittagspause an ihrem Schreibtisch, weil sie sonst wegen der Arbeitsüberlastung gar nicht zum Essen kam. Jerry war einfach zu geizig, eine weitere Mitarbeiterin einzustellen, dabei war sie es, die Liz‘ Gehalt bezahlte. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, mit Jerry Jones eine Bürogemeinschaft einzugehen.
»Jaaaa«, knurrte Mia. »Ich melde mich dann, wenn ich fertig bin. Schick mir die Unterlagen auf mein Blackberry. Wir sehen uns, Süße.« Dann unterbrach sie die Telefonverbindung und gab die Adresse des gegnerischen Anwalts ein, der in einem Ort namens Fredericksburg seine Kanzlei betrieb, die Mia am Nachmittag aufsuchen musste, um den Fall, der eigentlich Jerrys Fall war, zum Abschluss zu bringen.
»Warum erledigt er solche Sachen nicht selbst?«, jammerte sie vor sich hin, als das Navi ihr eine Strecke vorgab, die sie eineinhalb Stunden kosten würde.
»Na toll, mitten auf dem Land!« Mia gab den Namen der Stadt in ihr Handy ein, um Informationen zu erhalten. Sie war gern vorbereitet. Gut vorbereitet zu sein, war das A und O einer Anwältin. Und sie war eine gute Anwältin, sogar eine der besten ihres Jahrgangs. Auch wenn sie oft die Krumen von Jerry aufpicken musste, die er ihr gern aufs Auge drückte, weil er keine Lust hatte, sich um Kleinvieh zu kümmern, wie er es nannte. Aber egal, welche Arbeit sie auch erledigte, sie war gut darin.
»Na endlich!«, rief sie, als das Handy die angeforderten Daten auswies. Eine Kleinstadt im Norden des Bundesstaats Virginia gelegen – na immerhin eine Stadt. Etwas mehr als 20.000 Einwohner, 1671 gegründet und zum größten Teil aus Land bestehend. Ihre Größe betrug 27,2 Quadratkilometer und irgendwo dort war Aiden Haper, der gegnerische Rechtsanwalt, zu finden.
Mia schnallte sich an, schaltete den MP3-Player an und fädelte das Auto gekonnt in den laufenden Verkehr ein. Auch wenn die Fahrzeit mehr als eine Stunde betragen würde, es machte ihr Spaß, mit ihrem neuen Wagen zu fahren, den sie erst vor zwei Wochen gekauft hatte. Ein weißes Chevrolet Camaro Cabrio. Ihr CC, wie Mia ihn liebevoll nannte, war ihr wertvollster Besitz, ihr Schatz. Etwas, das man nur mit Liebe auf den ersten Blick bezeichnen konnte. Niemals, und sie meinte wirklich niemals, würde sie es erlauben, dass sich ein anderer hinter das Steuer des CCs setzte.
Ohne dass es ihr bewusst war, summte sie leise das Lied, das aus den Boxen drang, mit.
Everlasting Love in der Version von Jamie Cullum versetzte sie in so gute Laune, dass sie immer mitsingen musste.
___
Aiden Haper lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und blickte auf seinen Klienten, der vor ihm auf einem der Besucherstühle hockte. Hocken war genau der richtige Begriff dafür, denn er saß verkehrt herum darauf, mit der Rückenstütze nach vorn, die Unterarme auf die Stuhllehne abgestützt, und sah Aiden erwartungsvoll an.
Den Schirm seiner Baseballkappe hatte er nach hinten gedreht und kaute lässig auf einem Kaugummi herum.
»Ich werde in keinem der Punkte nachgeben, Aid. Du auch nicht!«, mahnte Jacob Archer seinen Anwalt und zeigte mit dem Finger auf ihn.
»Jack, deshalb kommt aber die gegnerische Seite aus Washington D.C. zu uns. Sie wollen verhandeln. Sie bieten dir Geld an, um die Sache zu einem guten Ende zu führen. Und wenn du meine Meinung dazu hören willst, dann sollten wir uns zumindest deren Angebot anhören.«
Jacob schnaufte genervt. »Ich werde mich mit keinem von diesen verknöcherten, steifen Anzugträgern unterhalten …«
»Brauchst du auch nicht, dafür bin ich da. Außerdem bin ich auch einer dieser verknöcherten, steifen Anzugträger – danke für das Kompliment.«
»Mensch, Aid, du weißt, wie ich das meine. Aber nur, weil dieser Typ für die Regierung arbeitet, muss er nicht meinen, er sei im Recht.« Jacob zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hemdtasche.
»Du darfst hier nicht rauchen! Fred Shriver ist Hausmeister in einem Gebäude, das zum Finanzministerium gehört, ich glaube nicht, dass man ihn als einflussreich bezeichnen kann«, gab Aiden zu bedenken.
»Na, immerhin kann er sich einen Anwalt aus Washington D.C. leisten.«
Jacob war nicht zu beruhigen. Er drehte missmutig seine Zigarette zwischen den Fingern und stand auf. »Ich muss eine rauchen. Du findest mich in der Werkstatt. Wenn sich der Anwalt sehen lässt, ruft mich einfach an, dann komme ich sofort rüber.«
Er setzte sein Cap richtig herum auf, nickte Aiden kurz zu.
»Du hast übrigens mit dem Rauchen aufgehört, hast du das schon wieder vergessen?«, rief Aiden Haper ihm hinterher. Und während Jacob zur Tür hinaus verschwand, zerkrümelte er die Zigarette zwischen seinen Fingern.