Читать книгу Coaching - Sonja Becker, Martin Sage - Страница 31
ОглавлениеDenn Coaching hilft, Visionen zu erhellen. Coache sagen Dinge, die man sich selbst nicht zutraut. Sie werfen ihre Leute ins Feuer, schicken sie in den Nebel, lassen sie (verbal) über glühende Kohlen laufen – so lange, bis sie selbst erkennen, was in ihnen steckt.
Coaching ist Kuriosität. Sie bringt die Neugier der Mitarbeiter und den Spirit des Unternehmens hervor. Dort liegen Energien brach. Was Coaching von anderen Maßnahmen unterscheidet, ist die Tatsache, dass niemand mehr mühsam bewegt werden soll, einer Idee oder einem Ideal hinterher zu rennen, mit dem er sich nicht hundertprozentig identifiziert. Ein Mitarbeiter ist oft genug gezwungen, merkwürdigen und ziemlich aussagefreien „Leitbildern“ entsprechend zu arbeiten und zu agieren. Aber erst nach fünf geht er aus dem Büro, zieht sich seine Fußballklamotten an, trifft seine alten Kumpels, hat eine Unmenge Spaß – und ein kohärentes Team.
Coaching ist Zukunft. Vision, Mission, Motivation, Unternehmensleitbilder, das sind die alten Zöpfe, die man abschneiden muss, um erfolgreich zu bleiben. Ganz so sexy wie bei Apple wird es bei der Arbeit vielleicht nicht zugehen – aber in Zukunft braucht man echte Teams statt jener künstlich motivierter „freundlicher Teams“, Teamplayer statt „Mitarbeiter“, Team-Spirit statt „Missionen“ und „Leitbilder“ – und vor allem, einen Team-Coach statt eines Chefs, der seine Truppe so richtig auf Vordermann bringt – und so, dass es am Ende allen Spaß macht, die Resultate zu genießen. In der Service Economy sind die Leute wichtiger als Geld. Coaching bildet eine Kettenreaktion von Information und Energie. Denn Menschen sind keine Mitarbeiter, sondern Innovatoren. Sobald sie zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind, werden sie ihr Unternehmen nach oben bringen, und auch für ihre Chefs nicht länger träge Kostenfaktoren darstellen. Ein enthusiastisches Team trainiert sogar den Coach und sich selbst dazu. Dadurch bringt Coaching ungeahnte Power in ein Unternehmen.
Das Coaching-System wird sich in der ganzen Welt durchsetzen. Dies geschieht 1:1, person-to-person, durch Menschen, die anderen Menschen wiederum zu ihren Zielen verhelfen. Man wird zusammen seine Werte entwickeln, und nach diesen Regeln spielen. Je besser diese „core values“ gestaltet sind, desto langfristiger wird der Erfolg des Unternehmens sein – wie man es zum Beispiel bei der Marriott-Kette verfolgen kann, deren Regeln so fundamental sind, dass sie sich über Generationen hinweg nicht verändert haben.
In den nächsten zwanzig Jahren werden immer mehr Leute Coache werden – sogar, wenn sie älter werden. Zum einen können sich die Unternehmen nicht mehr die Pension leisten, zum anderen wird ihre Erfahrung immer wichtiger. Sie können anderen direkt die Spielregeln vermitteln, bevor diese sich eine Beule am Kopf holen. Viele Unternehmen in Amerika holen inzwischen die „Alten“ für 12 Stunden die Woche als Coach zurück, um von ihrer Erfahrung zu profitieren und zu verstehen, mit welchen Regeln und „core values“ das Unternehmen so viel Erfolg hat. So wie Clive Davis, den vermeintlich ausgedienten „Mann mit dem goldenen Ohr“, Entdecker von Janis Joplin, Jimi Hendrix, Santana und Alicia Keys. Er wurde von seinem Arbeitgeber BMG Group gefeuert, machte allein weiter, entdeckte Alicia Keys, und hatte dann mehr Erfolg als bei Bertelsmann. Der Konzern kaufte ihn zurück. Sein Wert: Es gibt so viel schlechte Musik, da muss man einfach nur gute Musik produzieren. Klingt einfach, aber es steckt mehr dahinter.
Jedes menschliche Wesen ist oft genug in der Lage, zu coachen. Wer eine Familie hat, coacht seine Kinder. Wer Ahnung von irgendwas hat, coacht automatisch andere Leute. Jeder kann anderen Leuten Dinge zeigen, die in ihrem Gesicht stehen: Nur weil sie keinen Spiegel haben, entdecken sie sie nicht. Zum Beispiel, wo ihre Ziele liegen. Da werden sie neugierig. Um besser zu verstehen, worum es beim Coaching geht, hier noch ein kurzer Rückblick.