Читать книгу Kampf der Leidenschaft - Sophia Johnson - Страница 5
Drittes Kapitel
ОглавлениеRolf unterdrückte den Drang, vor Erleichterung aufzuseufzen, als sie das Ende des gefährlichen Pfades erreicht hatten. Wenn er Meghan of Blackthorn gegenüber zugegeben hätte, wie besorgt er gewesen war, hätte er ihr auch gleich ein Messer in die Hand drücken können.
Er konnte es nicht erwarten, sie auf den Boden zu werfen und eine gewisse Entfernung zwischen sie und ihn zu bringen. Als sein Freund Alpin vorgeschlagen hatte, er solle Meghan entfuhren, hatte er nicht mit dem Aufruhr der Gefühle gerechnet, den dieses Mädchen in ihm selbst hervorrufen würde.
Während er im Wald gelauert und ihre Gewohnheiten ausspioniert hatte, war er zu weit entfernt von ihr gewesen, um sie deutlich zu sehen. Er hatte geglaubt, sie sei so wie früher. Wie sehr er sich geirrt hatte! Die Jahre hatten sie zu einer Frau gemacht, die sogar das Verlangen eines blinden Mannes angestachelt hätte.
Als er die Höhle betrat und sie noch nicht bemerkt hatte, dass er nicht ihr geliebter Bruder war, flackerten ihre meeresgrünen Augen vor Vergnügen, und sie lachte ihn an. Wie oft hatte er sie in der Vergangenheit so gesehen? Der Duft von Heidekraut umgab sie. Sein Körper verhielt sich, als wäre er ein grüner Junge. Sein Puls durchraste ihn, machte seine Rute steif und lang und seine Hoden schwer vor drängendem Verlangen.
Meghans verführerische, freigiebige Lippen hoben sich in den Mundwinkeln, als lüden sie zum Küssen ein. Ein kleiner Schnitt, aus dem noch etwas Blut tröpfelte, verunzierte ihre breite Stirn. Fein gezeichnete braune Brauen wölbten sich über Augen, die nicht länger einladend leuchteten, sondern sich vor Wut verdunkelten, sobald sie erkannte, wer er war. Kastanienbraunes Haar mit Zweigen und Blättern darin fiel ihr in wilder Unordnung über das Gesicht. Wusste sie, dass sie aussah wie eine Frau, die soeben einen Mann auf dem Waldboden geliebt hatte?
War es schon so lange her, seit er eine Frau gehabt hatte, dass sie ihn derart erregen konnte? Auch wenn sie in seltsamer Kleidung steckte und von Kopf bis Fuß mit Schmutz überzogen war, machte sie seine Rute so hart wie seine Streitaxt. Wut darüber entzündete sich in ihm. Er reckte das Kinn und verbannte alle Gefühle für sie. Schließlich war es ihr Bruder Connor gewesen, der Rolfs Leben in den Staub getreten hatte.
Es wäre besser, wenn er sie einfach über die Felsklippe werfen und die Sache damit erledigen würde. Er blieb stehen und betrachtete den Felsvorsprung. Als Meghans Körper sich wie ein schussbereiter Bogen spannte, bemerkte er, dass er versonnen die schroffen Felsen unter ihm anstarrte, auf denen Stechginsterbüsche wuchsen. Ihre hellgelben Blüten schickten ihm einen süßen Duft entgegen. Er zuckte zusammen und holte tief Luft. Sein Körper erschauerte unter seinen Gedanken.
Beim Blute Christi! Wie könnte er nur so etwas tun?
»Wenn du vorhast, mich zu töten, dann bring es hinter dich, bevor ich alles ausspucke, was ich heute gegessen habe«, brachte Meghan keuchend hervor. Einen Atemzug später leerte sie ihren Mageninhalt auf den Saum seines Umhangs.
»Bei allem, was heilig ist: Wenn du das noch einmal tust, werde ich dir das Gesicht damit einreiben!«, brüllte Rolf. Aus Angst, er könnte seinem Drang nachgeben und Meghan einfach in die Tiefe werfen, drehte er sich um und schoss mit ihr wie ein waidwundes Tier davon. Er wurde erst langsamer, als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Drei Schritte später spürte er ein heftiges Zwicken an seinem Hintern. Die Frau musste verrückt sein, einen Mann durch die Kleidung zu beißen, und dazu noch jemanden, von dem ihr Leben abhing.
»Du Satansschweif! Hör auf, oder du spürst meine Hand!«, brüllte er, während ihn seine langen Schritte auf sicheren Boden und zu seinem angebundenen Pferd führten. Der Hengst schnaubte verwirrt und bäumte sich auf.
Rolf beugte sich nach vorn, um Meghan von seiner Schulter abzusetzen. Dabei biss sie ihn erneut. Er zuckte vor und warf sie auf den Boden. Der Saum seines verschmutzten Umhangs folgte ihr und stülpte sich über seinen Kopf.
»Was in … bei Gottes …«, stotterte er.
Er warf den Kopf nach rechts, um ihn frei zu bekommen, und blickte finster auf Meghan. Zwischen ihren Zähnen steckte die Wolle seines Umhangs. Er packte den Stoff und zerrte daran. Ihr Kopf peitschte vor und zurück. Sie erinnerte ihn an einen närrischen Hund, der einen gestohlenen Stiefel nicht hergeben wollte. Er packte sie am Kiefer und drückte gegen die Wangen. Aus ihrem Blick loderte ihm Trotz entgegen.
»Zum Teufel mit dir, Frau. Mach den Mund auf«, murmelte er.
Sie weigerte sich, ihm zu gehorchen, und versuchte den Kopf wegzudrehen. Aber seine Finger gruben sich tief in ihre Wangen, bis ihr nichts anderes mehr übrig blieb, als den Mund zu öffnen. Er entspannte seinen Griff, doch da hatte sie ihn schon in das weiche Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger gebissen. Er schlug ihr auf die Wange, zuckte aber zurück, als ihr Kopf heftig zur Seite schnellte.
»Schlägst du jetzt auch Frauen, MacDhaidh?« Meghan drehte ihm das Gesicht zu und betrachtete ihn.
Ihr Blick übergoss ihn mit Wut. Was war bloß in ihn gefahren? So etwas hatte er einer Dame von Stand noch nie angetan, doch noch nie hatte eine Dame seine Geduld so herausgefordert. Dame? Niemand würde Meghan of Blackthorn je eine Dame nennen.
Für die meisten Männer war sie eine ebenbürtige Gegnerin. Aber nicht für ihn. Schon vor zehn Jahren hatte sie gelernt, dass er ihr überlegen war. Und heute würde sie sich daran erinnern.
Er sprang auf die Beine und brachte Abstand zwischen sich und Meghan, damit er sich etwas beruhigen konnte. Er ging hinüber zu ihrem Pferd, untersuchte Zaumzeug und Sattel und richtete sie für den Ritt her.
Ein ganz schwacher Laut drang an sein Ohr. Er schaute über die Schulter und sah, dass Meghan sich auf den Bauch gerollt und die Knie angezogen hatte. Sie versuchte aufzustehen.
Das Kettenhemd hatte sich an den Beinen hochgeschoben, so wie es auch beim Reiten sein würde. Der Stoff ihrer Hose spannte sich um einen schlanken Hintern. Sie enthüllte seinem Blick mehr als sie verbarg. Es war klug von Meghan gewesen, dass sie in der Höhle nicht aufzustehen versucht hatte, während sein Blick auf ihr geruht hatte. Wenn sie wüsste, dass er nun zu ihr hinüberspähte, würde sie sich zweifellos sofort flach auf den Boden werfen.
Sein Blut wurde dick. Als sie sich auf den Knien voran wand, zuckten seine Hände in dem dringenden Verlangen, sich auf ihr festes Fleisch zu legen. Ohne ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, schlich er sich an sie heran. Schließlich hob sie die Schultern vom Boden und kniete sich.
»Möchtest du irgendwohin gehen, Meghan?« Er packte sie. Ihre Schultern zuckten unter seinen Fingern. »Es wäre eine Schande, jetzt aufzustehen. Meghan of Blackthorn auf den Knien sehe ich viel lieber.«
Er stieß sie vor sich her, hatte eine Hand auf ihrer Schulter, die andere an ihrer Hüfte, als wolle er ihren Kopf wieder in den Dreck drücken, das Hinterteil aber hoch halten.
»Nein! Tu das nicht!« Ihr Kopf schnellte zurück, als die entsetzten Worte aus ihrer Kehle drangen.
Rolf wand den Arm um ihren Körper und stellte sie mit dem Rücken zu sich auf die Beine. Dann packte er ihre Hüfte mit beiden Händen und schwang sie in Sturms Sattel.
»Ich kann nicht mit gefesselten Händen reiten«, beteuerte sie.
»Ha.« Nachdem er Sturms Zügel ergriffen hatte, drückte er ihre Füße in die Steigbügel »Glaubst du wirklich, ich bin so dumm? Nachdem ich gesehen habe, wie du auf der Jagd durch den Wald gestürmt bist, in der Hand Pfeil und Bogen?« Er schnaubte abfällig, legte eine Hand auf den Knauf seines Sattels und schwang sich auf sein eigenes Reittier. Sodann drehte er sich nach dem Sperber um, der auf einem Busch gewartet hatte, pfiff ihn herbei und gab dem Pferd den Befehl zum Galopp.
Meghan hielt sich mit den Beinen an Sturm fest, während sie Rolf unablässig verfluchte.
»Du Mistkerl! Wie viel Lösegeld wird man dir für einen Sack gebrochener Knochen bezahlen? Ich kann mit den Händen auf dem Rücken kein Gleichgewicht halten!«, schrie sie ihm zu.
»Dann lernst du es eben.« Er machte sich nicht die Mühe, zu ihr zurückzuschauen.
Zum Teufel mit dem Bastard! Sie schwankte ein wenig hin und her, bis sie das Gleichgewicht gefunden hatte. Noch bevor sie den Bruchteil einer Meile zurückgelegt hatten, würde sie sicher im Sattel sitzen. Aber warum sollte sie es sich selbst schwer machen?
»Wenn du ein Krachen hörst, dann bin ich das. Bestimmt werde ich mir den Kopf an einem Fels einschlagen«, grummelte sie. Kurz danach keuchte sie: »Oh!« Durch die gesenkten Augenlider sah sie, wie er einen Blick zurück auf sie warf, während sie im Sattel schlingerte.
Die Männer aus ihrer Familie hätten über ihre Vorstellung gelacht. In Blackthorn wussten alle, dass Meghan auf dem Pferderücken so geschickt war wie der wendigste Waliser, denn es war schließlich ein Waliser gewesen, der ihr Kniffe gezeigt hatte, die weder Connor noch Damron kannten. Der Atem von Pferd und Reiterin verschmolz in der frischen Luft. Sie waren so sehr im Einklang miteinander, dass Meghan nur eine winzige Bewegung zu machen brauchte, damit das Pferd darauf reagierte. Es war, als könnte Sturm ihre Wünsche und Gedanken vorhersehen.
Sie hatte einen Plan. Mit den Händen vor sich hätte sie möglicherweise die Gelegenheit, ihm zu entkommen.
»Umpf!«, schrie sie auf. Um überzeugender zu wirken, hob sie sich halb aus dem Sattel.
Rolf wirbelte herum, ergriff Sturms Zügel und zog ihn näher an sich heran.
Gut. Er glaubte ihr. Wenn er es nicht getan hätte, hätte sie sich an Sturms Flanke gehängt, um ihn zu überzeugen.
»Wohl doch nur eine Frau, Meghan?«
Der Hohn in seiner Stimme nagte an ihr, doch sie kniff die Lippen zusammen. Eines Tages würde er herausfinden, dass sie alles konnte, außer auf einem Finger kopfüber auf Sturm zu stehen.
Doch heute war nicht dieser Tag.
Rolf griff nach ihr. Ein leiser Druck von ihr brachte Sturm dazu, sich aufzubäumen und stehen zu bleiben. Als Rolf sich dem Hengst erneut näherte, wich Sturm ein wenig zur Seite.
Wut machte sein Gesicht hart, als er anhielt, vom Pferd stieg und zu ihr herüberkam. Er befreite ihre Hände und band sie vor ihrem Bauch wieder zusammen. Nachdem er die Knoten überprüft hatte, drehte er ihr kurz den Rücken zu.
Meghan presste die Knie gegen Sturms Flanken. Das Pferd schoss davon und riss Rolf die Zügel aus der Hand. Als sie davongaloppierten, packte Meghan Sturms dicke Mähne und beugte sich dicht über seinen Hals. Sie brachen durch das Unterholz und gewannen bald einen beträchtlichen Vorsprung. Zweige schössen auf sie zu. Meghan drückte sie zur Seite. Büsche zwangen sie zum Ausweichen. Rolf folgte ihr. Mit jedem Atemzug kam er näher.
»Fliege, Sturm. Flieg so schnell, dass unser Luftzug den überheblichen Bastard aus dem Sattel weht.«
Sturms Lauf wurde noch geschwinder.
Die hämmernden Huftritte hinter ihr klangen so, als verfolge sie der Teufel höchstselbst. Zweige griffen nach ihren langen Haaren und peitschten ihr ins Gesicht. Kleine Äste verfingen sich im Kettenhemd und knickten ab. Sie spürte den wütenden Blick, der sich von hinten in sie bohrte, und bekam eine Gänsehaut.
Keinem Mann gefiel es, wenn man ihn zum Narren machte, und besonders diesem hier nicht.
Sie warf einen raschen Blick hinter sich – und wünschte sich, sie hätte es nicht getan. Ein Eisregen aus Angst ging über ihrem schwitzenden Körper nieder. Rolfs Augen waren bloße Schlitze der Entschlossenheit; er hatte die Zähne gefletscht wie eine rasende Bestie. Hunger nach Rache knisterte in der Luft um ihn herum. Noch nie hatte sie einen Mann gesehen, der so sehr bereit war, eine Frau zu erdrosseln.
Wenigstens kannte sie diese Gegend gut. Sie lenkte Sturm ruckartig nach links. Hoffentlich war Rolf das Gebiet unvertraut. Wenn ihn ein Hindernis erwischte, hätte sie die Zeit, die sie zum Entkommen brauchte.
Bald darauf steuerte sie nach rechts auf einen umgestürzten Baum zu. Sturm segelte über ihn, ohne langsamer zu werden. Zum Teufel! Sie hörte kein beruhigendes Krachen und Knirschen hinter sich.
Wenige Herzschläge später entdeckte sie einen Fluss, dessen Wasser über glatte Steine gurgelte. Sturm sprang auch darüber und wendete sich bei der nächsten scharfen Biegung nach links.
Rolf donnerte heran. Dunkle Flüche regneten auf ihren Körper herab wie kochendes Wasser.
Er konnte nichts von der tiefen Furche im Boden vor ihnen wissen. Eine Wendung nach rechts würde ihn zu einem Waldstück bringen, in dem die Bäume so dicht beieinander standen, dass er nicht hindurchkommen konnte. Sicherlich würde ihn dieses Hindernis langsamer machen.
Sie hatte sich geirrt.
Sie bog nach links ab und drückte sich zwischen zwei Eschen hindurch, um einen großen Felsblock zu umgehen, doch Rolf befand sich immer noch knapp hinter Sturms Schweif. Sie ächzte. Der Wald wurde lichter, und Rolf setzte sich neben sie. Sie würde es ihm nicht erlauben, Sturms Mähne zu packen. Bei Gott, das würde sie nicht!
Es waren nicht Sturms Haare, sondern ihre eignen, die er mit der Faust erwischte, als er sein Pferd neben sie lenkte. Er bremste sein Reittier. Sie tat dasselbe, denn sonst hätte er sie an den Haaren aus dem Sattel gerissen. Als sie zum Stehen gekommen waren, hatte er sich ihre Haare bereits fest um die Faust gewickelt.
Sie rang nach Luft. Ihr Herz hämmerte, und in ihren Ohren rauschte es. Die Muskeln in Rücken und Schenkeln brannten, die Beine zitterten wie bei einem neugeborenen Hündchen. Einen Moment lang schloss sie die Augen und ließ Sturms Mähne los.
Rolf atmete genauso schwer. War er auch so erschöpft wie sie? Sie nahm all ihren Mut zusammen und warf ihm einen raschen Blick zu.
Der Himmel möge ihr helfen! Rolf sah überhaupt nicht müde aus. Die Haare auf seinen Armen standen aufrecht, als sei in der Nähe ein Blitz eingeschlagen. Er hatte die Lippen so fest aufeinander gepresst, dass sie beinahe nicht mehr zu sehen waren. Wenn er die Zähne noch mehr zusammenbiss, würden sie zersplittern. Seine Augen waren nichts als Schlitze voller Wut.
Keiner von beiden sagte etwas. Sie sollte verdammt sein, wenn sie als Erste das Schweigen brach.
Schließlich holte Rolf tief Luft und ließ sie langsam entweichen, während er Meghan mit wütenden Blicken bedachte.
»Kannst du mir sagen, was dieses Fangen-Spiel bedeuten sollte?« Seine Stimme klang bedrohlich.
Als sie nicht antwortete, machte er eine ruckartige Handbewegung. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen.
»Antworte.«
»Dass ich nicht so einfach mit dir gehe.«
»Gut. Du wirst es aber. Von diesem Augenblick an wirst du mit mir gehen. Einfach so.«
Jeder Knochen in ihrem Körper schmerzte, als er mit dem Arm ausholte und sie von Sturm auf seinen Schoß zerrte. Nachdem er ihre langen Locken von seiner Hand gewickelt hatte, drückte er sie an sich. Er griff nach Sturms schlaffem Zügel und wickelte ihn um den Knauf ihres leeren Sattels. Mit den Knien trieb er sein Pferd zum Galopp an, und der reiterlose Sturm preschte gehorsam hinter ihnen her.
Rolf verschwendete keine Zeit. Er führte sein Pferd über breite Pfade, während Sturm Schritt mit ihnen hielt. Rolf schien sich nicht mehr um Meghan zu kümmern. Doch als sie einen steilen Hügel herabritten, presste er sie an sich, damit sie nicht abrutschte. Als die Hufe seines Pferdes in der Nähe einer Klippe über die Steine schlitterten, hielt er sie noch fester an sich gedrückt.
Meghan machte keinen Versuch, jetzt mit ihm zu reden. Stattdessen bemühte sie sich, sich aus dem, was sie während der letzten Jahre gehört hatte, ein Bild zu machen. Ein Datum stand ihr lebhaft im Gedächtnis: 1069. Damals hatte sie gehört, dass Rolf unerwartet eine junge Frau geheiratet hatte, eine Verwandte von Hereward the Wake.
Drei Jahre später waren Damron und Connor in Abernethy am Tay gewesen, um König Malcolm von Schottland zu unterstützen, und William von England hatte Malcolm gezwungen, ihn als seinen Feudalherrn anzuerkennen. Zu diesem Anlass hatte William verlangt, eine große schottische Familie solle sich mit einer englischen verbinden. Auf seine Anordnung hin hatte Damron Morgan of Blackthorn das Mündel des Eroberers geheiratet – Brianna of Sinclair. Ein Bevollmächtigter hatte die Braut vertreten.
Damron war wütend gewesen, aber er hatte gehorcht. Als er seine Braut zu sich hatte holen wollen, hatte sie es ihm nicht gerade leicht gemacht.
Meghan kicherte. Brianna war ein ihr verwandter Geist. Sie war jemand, der noch öfter in Schwierigkeiten geriet als Meghan.
»Was ist denn so lustig?« Rolfs tiefe Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
»Was willst du damit sagen?«
»Bist du so dumm, dass du grundlos lachst?« Er klang verärgert.
»Nein. Es war nur ein unerwarteter Gedanke.«
Als sie nichts mehr sagte, drang er nicht weiter in sie.
Die Dämmerung kroch über die Bäume und bezwang die Sonne. Wenn die nächste Nacht hereinbrach, würden sie seine Burg an der Nordspitze des Loch Rimsdale erreicht haben. Bis dahin musste sie seine Beweggründe für diese Entführung herausfinden. Warum zeigte der Mann, den sie einst geliebt und der in der Vergangenheit zärtliche Gefühle für sie gehegt hatte, nun nur noch Hass für sie?
Hausierer hatten von Gerüchten berichtet, dass die Herrin von Rimsdale gestorben sei, während Rolf gegen Hereward the Wake gekämpft hatte. Niemand wusste, wie und warum sie gestorben war. War Rolf danach zum Lord der Rache geworden? Hatte es etwas mit seinem Krieg gegen Hereward zu tun? Und warum war er bei seinen Überfällen immer näher an Meghans Zuhause herangekommen? Die Männer von Blackthorn sprachen Rolfs Namen in Meghans Gegenwart nur widerstrebend aus. Hatten sie um ihre Gefühle schon immer gewusst? Nun zweifelte sie nicht mehr daran, dass die Botschaft ›Pass auf dein eigenes auf‹ von ihm gekommen war.
Doch all diese Gedanken verrieten ihr noch immer nicht, warum Hass Rolf umgab wie dichter Nebel an einem Sommermorgen.
Er bewegte sich ruhelos, als suche er nach einer bequemeren Position im Sattel. Den linken Arm hatte er um ihre Hüfte geschlungen. Es war klug von ihm, ihr nicht zu vertrauen. Bei der geringsten Gelegenheit würde sie entkommen. Sein rasselnder Atem fuhr durch die obersten Haare auf ihrem Kopf. Sie blinzelte und erzitterte unter dieser erzwungenen Nähe, aber sie weigerte sich, zu ihm aufzuschauen.
Stattdessen betrachtete sie seine Finger an den Zügeln. Weiße Narben überzogen die Knöchel und die Handrücken mit den dünnen braunen Haaren. Hatten diese Hände seine Frau auch so grob behandelt wie Meghan? Sie verspürte einen Stich der Trauer, denn sie bezweifelte es.
Diese Grobheit passte nicht zu dem Mann, den sie gekannt hatte.
Hatte er vor, die Nacht durchzureiten? Sie war dankbar für ihr Kettenhemd. Wenigstens spürte sie auf diese Weise sein festes, erhitztes Fleisch nicht so sehr.
Es war schon schlimm genug, dass sein Geruch sie umgab und quälte. Er tat seltsame Dinge mit ihr. Dinge, die ihr nicht gefielen, denn sein Duft machte ihren Herzschlag zu Wellen, die gegen den Strand schlugen. Sie erbebte und schloss die Augen.
»Wir werden bald anhalten.« Seine Stimme war nah an ihrem Ohr.
Sie seufzte vor Erleichterung. Sie war todmüde. Zwar war sie zäher als die meisten Frauen, aber sie trug immer noch das zusätzliche Gewicht des Kettenhemdes und war den größten Teil des Tages geritten. Dazu kamen noch die Anstrengungen der Flucht, der Gefangennahme, der erneuten Flucht und abermaligen Gefangennahme. Grundgütiger Himmel! Danach wäre selbst ein Mann müde.
»Wegen mir brauchst du nicht anzuhalten, Grobian. Ich kann im Sattel genauso gut schlafen wie ausgestreckt auf dem Waldboden.«
»Ich würde auch gern weiterreiten, aber die Pferde brauchen Rast.« Zum ersten Mal lockerte er den Griff um sie.
Gott sei Dank, er zwang sie nicht zum Weiterreiten.
»Meghan of Blackthorn ausgebreitet auf einem Bett aus weichem Laub liegen zu sehen, ist eine sehr angenehme Vorstellung.« In seiner Stimme schwang ein düsteres Versprechen mit. »Vor uns liegt der Ort, den ich im Sinn habe. Wir werden eine denkwürdige Nacht unter freiem Himmel verbringen. Gefällt dir das? Ja?«
Sie keuchte und sackte nach vorn.
O wie sie sich jetzt wünschte, er hätte sie doch zum Weiterreiten gezwungen.
Er riss sie nach hinten und drückte sie gegen sich. Selbst durch das Kettenhemd spürte sie die harte Ausbuchtung.
Ein tiefes Grollen drang aus seiner Brust und endete mit einem bösen Kichern.
Beides waren Laute der Vorfreude.