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Fünftes Kapitel

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Meghan biss die Zähne zusammen, als sie auf den schwankenden Boden starrte. »Ist dir schon aufgefallen, dass ich kein Sack Weizen, sondern eine lebende, atmende Frau mit zwei gesunden Beinen zum Laufen bin?« Meghan spuckte Rolf die Worte entgegen, während sie sich wand und austrat.

Der Sperber landete und hüpfte neben ihnen her. Sein kleiner Kopf ruckte von einer Seite zur anderen, während er Meghan betrachtete. Wenn sie doch bloß dem Sperber befehlen könnte, auf Rolfs Kopf herumzuhacken, bis kaum mehr Haarsträhnen übrig blieben!

»Ja. Ist mir aufgefallen. Aber diese lebende, atmende Frau mit den zwei gesunden Beinen ist viel leichter zu handhaben, wenn sie ihre Füße nicht gebrauchen kann.«

An seinem Tonfall erkannte sie, dass sich seine Lippen nun zu einem Grinsen verzogen.

Sein Arm packte sie fester um die Taille, während er sie gegen seine linke Hüfte gedrückt trug.

Als sie anhielten, ließ er sie nicht auf die Wolldecke fallen, wie sie erwartet hatte, sondern setzte sie sanft ab. Er fesselte sie nicht wieder, sondern drückte sie auf die linke Seite. Sein Arm schlang sich um ihre Hüfte, zog sie gegen ihn und hielt sie in dieser Lage fest.

»Es gibt keinen Grund für eine solche Nähe.« Meghan versteifte sich und versuchte von ihm fort zu kommen.

»Sei ruhig, sonst landest du bald unter mir.«

Sie wurde so still wie das Baumskelett einer toten Eiche.

»Können wir nicht einen zeitlich begrenzten Waffenstillstand schließen? Bis zum Morgengrauen?« Es war einen Versuch wert. Alles war besser als diese erzwungene Nähe. »Ich werde keinen Fluchtversuch unternehmen, während du schläfst.«

Er gab ihr ein ungläubiges Schnauben zur Antwort.

Bei allem, was heilig war, das war eine schlimmere Folter, als wenn Rolf ihr die wunden Handgelenke erneut gefesselt hätte. Sein Geruch, an den sie sich so gut erinnerte, quälte ihre Sinne. Und sein harter Körper an ihrem Rücken quälte ihre Erinnerungen.

Beides hatte sie über die Jahre nicht vergessen. Aber sie hatte auch nicht vergessen, dass er nicht mehr derjenige war, der er früher einmal gewesen war.

Der Rolf der Vergangenheit war nicht der Mann, der sich nun gegen ihren Rücken drängte. Dieser frühere Rolf hätte keiner Frau etwas zuleide getan. Er hätte niemals eine Frau entführt.

Vielleicht hätte er es aus Liebe getan. Doch das war jetzt nicht sein Beweggrund. Wenn er überhaupt etwas für sie empfand, dann war es Hass. Sie war für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Seine Grobheit, seine Taten, all das zeigte ihr, warum er sie gefangen hielt.

Nicht um Gold, hatte er gesagt.

Nicht einmal für etwas, das noch wertvoller als Gold war.

Sondern um Rache zu nehmen. Welche Gestalt würde diese Rache annehmen? Er wollte sie nicht töten. Wenn er das vorgehabt hätte, hätte er sie einfach an einem Baum aufgeknüpft, während sie noch in der Nähe von Blackthorn waren. Sie erbebte. Wie entsetzlich wäre es für ihre Familie gewesen, wenn sie Meghans Leiche im Wald gefunden hätten! Nein, Rolf würde nie eine Frau töten. Er würde eine Frau nicht einmal schlagen.

Oder doch? Würde er Meghan vielleicht an einen Pfahl binden und auspeitschen lassen?

Nein. Das war bei ihm unvorstellbar. Auch hatte er nicht vor, sie zur Frau zu nehmen. Das spürte sie.

Das Flaumhaar in ihrem Nacken richtete sich unter seinem sanften, kitzelnden Atem auf. Er umfasste sie fester und drängte sich im Schlaf gegen sie.

»Ingirid«, murmelte er, während seine schwielige Hand sanft ihre Brust umfing.

Sie erstarrte. Was würde er tun, wenn er erwachte und feststellen musste, dass er erregt war? Sie atmete flach, denn jedes Luftholen drückte ihre aufgerichtete Brustwarze gegen seine Handfläche. Hitze bündelte sich zwischen ihren Schenkeln und machte sie dort unten feucht. Noch nie hatte ein Mann in ihrem Körper ein solches Verlangen entfacht. Das war bisher nur ihm gelungen. So war es schon immer gewesen, obwohl er das nicht wusste.

Warum wollte er Rache nehmen? Sie konnte sich nur vorstellen, dass er sowohl sie als auch Connor vernichten wollte. Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn.

Am besten würde Rolf sein Ziel erreichen, wenn er sie zu seiner Geliebten machte.

Welche bessere Rache gäbe es, als es einem liebenden Bruder unmöglich zu machen, seine nächste Blutsverwandte zu beschützen? Den Stolz einer Frau zu zerschmettern? Bitte, lieber Jesus, nicht das! Es wäre besser, wenn er sie auspeitschen ließe, bis ihr Rücken blutig war, und sie dann zurück auf das Land der Blackthorns warf, als sie auf diese Weise zu vernichten.

Meghan betete darum, dass es Morgen wurde. Sie musste eine Fluchtmöglichkeit finden, um ihrer selbst und um Rolfs willen. Was immer er vorhatte, würde nicht nur ihre Seele und ihren Stolz brechen, sondern dasselbe auch bei ihm bewirken.

Dessen war sie sich sicher.

Schließlich übermannte sie die Erschöpfung.

Rolf schlief fest und träumte, er halte seine süße Ingirid im Arm. Als er erregt war, stahl sich seine Hand zwischen ihre Beine. Sein Körper begehrte Erleichterung von dem sanften Leib, der sich gegen den seinen presste. Doch statt eines weichen Rocks berührte er eine enge Hose! Ein Junge? Er zog rasch die Hand fort, wich zurück und stützte sich auf dem Ellbogen ab. Er schüttelte den Kopf, um klar denken zu können.

In der hereinbrechenden Morgendämmerung erinnerte er sich daran, wer dort neben ihm lag.

Und warum sie dort lag.

Im Schlaf war Meghans Gesicht sanft; die langen Wimpern verdeckten die dunklen Ringe unter ihren Augen. Sie hatte nicht gut geschlafen. Ihre sanften, einladenden Lippen öffneten sich ein wenig, und kleine Atemwölkchen drangen zwischen ihnen hervor. Braunes, ungekämmtes Haar fiel ihr über das Gesicht und verlieh ihr das Aussehen einer Frau, die zwischen ihren Laken heftig geliebt worden war.

Vermutlich vermisste sie seine Wärme, denn sie machte eine Bewegung nach hinten und suchte nach diesem schwachen Trost. Als sie ihn nicht fand, entwich ihren Lippen ein leiser, verloren klingender Ton, und sie wurde reglos.

Langsam stand er auf und schlüpfte zwischen die Bäume. Dabei wandte er den Blick kein einziges Mal von ihr ab. Er vertraute ihr nicht, obwohl sie noch schlief. Als er zurückkehrte, entfachte er das Feuer.

»Steh auf, Frau, wenn du dich etwas frisch machen willst, bevor wir aufbrechen.« Selbst für seine eigenen Ohren klang seine Stimme barsch. Es war nicht gerade die geeignete Weise, um eine schlafende Frau zu wecken.

Sie reagierte darauf nicht so, wie es seine Krieger getan hätten. Er versetzte ihrem Hintern mit dem Stiefel einen leisen Stups.

»Flegel!« Meghan drückte sich mit den Händen vom Boden ab und keuchte auf. Während sie sich erhob, biss sie die Zähne fest zusammen.

Sie fühlte sich von Kopf bis Fuß wund und steif. Scham nagte an ihm. Er verdrängte dieses Gefühl. Sicherlich hatte Meghan schon eine Menge Blutergüsse unter ihrer Kleidung, also sollte er sie heute eigentlich nicht fesseln. Doch dieser Gedanke gefiel ihm gar nicht. Im Gegensatz zu allen anderen Frauen, die er je gekannt hatte, flößten ihm Meghans starker Wille und ihre Entschlossenheit zur Flucht widerwilligen Respekt ein.

Es würde ihm nicht leicht fallen, sie gefügig zu machen.

»Komm.« Wie schon am Tag vorher, führte er sie auch diesmal ein kurzes Stück ins Gebüsch.

»Gib mir deinen Fußknöchel«, befahl er, während er mit dem Seil schlenkerte. Er sah ihr in die Augen und warnte sie, sich zu benehmen.

Sie tat, was er erwartet hatte. Eine leichte Drehung nach rechts, dann eine rasche nach links, und ihr rechter Fuß zielte nach seinem Kiefer. Er packte ihren Knöchel mit festem Griff und hielt ihn schulterhoch.

»Ah, wie gehorsam. Du brauchst aber nicht so schnell zu sein.« Als Meghan schwankte und mit den Armen ruderte, nahm er ihren Fuß zwischen seine Beine und drückte ihn fest gegen sein Gemächt. Schamesröte nahm an Meghans Halsausschnitt ihren Ausgang und kroch bis zu ihren Wangen.

Was? Meghan errötete? Das hätte er nicht erwartet. Ihr Blick fiel dorthin, wo er sie festhielt. Was sie sah, ließ sie die Augen weit aufreißen. Er schenkte der heißen Ausbuchtung in seiner Kleidung keine Beachtung. Noch bevor diese Woche vorüber war, würde es Erleichterung für seine Qualen geben.

»Ich zähle bis fünfundzwanzig. Nicht weiter.« Er drehte sich um und ließ die Leine locker, während er sich entfernte, aber nicht so locker, dass er nicht sofort ihren Widerstand gespürt hätte.

»Eins. Zwei. Drei. Vier …« Ihre Flüche hallten ihm in den Ohren. Einige waren durchaus bemerkenswert. Noch nie hatte ihn jemand ›rattenäugiges Wiesel‹ oder ›Warze an Satans Hintern‹ genannt.

Bevor er bei vierundzwanzig angelangt war, kam sie zwischen den Bäumen hervor. Wenn Blicke Waffen wären, müsste er allmählich verbluten.

Rolf warf ihr einen kleinen Sack mit Korn entgegen und ging zum Feuer, über dem aus einem Eisentopf Dampf aufstieg. »Mach dir Hafergrütze, wenn du frühstücken möchtest.«

Sie streckte trotzig das Kinn vor und verengte die Augen. Auch er kniff die Augen zusammen und dachte daran, was er mit ihr machen würde, wenn sie ihm gleichgültig wäre. Sie erriet seine Gedanken und tat, was er ihr vorgeschlagen hatte. Sie schüttete eine Hand voll Hafer in das kochende Wasser.

Wenn sie in Rimsdale eintrafen, würde sie ihm bereits gehorchen. Seine Leute durften nicht glauben, er sei außerstande, eine Frau zu beherrschen. Vor allem diese junge Frau, die von ihrer Familie getrennt war und niemanden zu ihrer Verteidigung hatte.

Meghan biss die Zähne zusammen. Bei allen Heiligen! Für sie war die Veränderung, die Rolf durchgemacht hatte, wie der Unterschied zwischen einem Ferkel und einem rasenden Eber.

Wird er mich wie ein Tier an der Leine behandeln?

Wird er es auch tun, wenn ich ihm seine Hafergrütze mache?

Sie schaute dem kochenden Wasser zu, und beim Geruch der Hafergrütze lief ihr das Wasser im Munde zusammen. Sie war hungrig. Welche Schande, gutes Korn an einen solch groben Mann zu verschwenden.

Dann hellte sich ihr Blick auf. Merecks Braut Netta hatte ihr einmal erzählt, welchen Schabernack sie während ihrer Reise von Northumbria nach Blackthorn getrieben hatte. Als sie Mereck das Essen gebracht hatte, hatte sie Würmer in den Eintopf getan.

Meghan schaute hinunter auf Steine und Blätter. Sie waren für ihre Zwecke ungeeignet. Vielleicht würde es auch etwas Sand vom Ufer tun? Sie hatte genug Auslauf an der Leine, um es zu erreichen.

»Ich hole frisches Trinkwasser«, rief sie ihm zu. Als er nickte, nahm sie ihren Behälter, ging zum Wasser und füllte ihn mit einer Hand. Mit der anderen hob sie ein wenig Sand auf.

Sie schlenderte zum Feuer und schoss Blickpfeile in seinen Rücken, während sie einen hölzernen Löffel nahm und Haferschleim aus dem Topf in eine Schale aus hart gewordenem Brot schöpfte. Dann gab sie den Sand in den Topf und rührte die restliche Grütze gut um. Sie grinste, als sie das Gemisch auf das zweite Brot goss.

Sie spürte, dass er sie beobachtete. Hatte er es bemerkt?

»Komm. Dein Essen wird kalt.«

Sie entfernte sich einige Schritte vom Feuer, setzte sich mit überkreuzten Beinen auf den Boden und nahm einen großen Löffel von ihrer Hafergrütze. Sie sah ihn über den Löffel hinweg an und blies, bis die Grütze so sehr abgekühlt war, dass man sie essen konnte. Es war himmlisch, endlich wieder etwas Warmes in den Magen zu bekommen.

Er füllte seinen Holzlöffel und führte ihn zum Mund, dann runzelte er die Stirn. Er schien sein Essen nicht so sehr zu genießen wie sie. Er hob den Blick. Den nächsten Löffel hielt er mit den Lippen fest und rieb ihn daran. Mit der Hand wischte er die Rückstände ab. Er spülte mit einem Schluck Wasser nach.

Sein Blick versengte ihr beinahe das Gesicht. Sie zuckte die Schultern und tauchte den Löffel erneut ein. Da flog er auch schon zwischen die Blätter. Rolf riss ihr die Schale aus Brot aus der Hand und stellte sie neben sich.

»Hat dir deine Tante Phillipa keine weiblichen Fähigkeiten beigebracht? Dann solltest du sie lernen. Jetzt.«

Seine große Hand schloss sich um ihren Kiefer und zwang sie, ihn zu öffnen. Rasch füllte er ihr den Mund mit seinem sandigen Haferbrei. Sie versuchte den Kopf wegzuziehen.

»Iss das, Hexe.« Mit der Hand hielte er ihr den Mund zu, damit sie nicht ausspucken konnte. »Du wirst dich so sehr bemüht haben, wie es in deiner Macht stand. Denn du würdest es niemals wagen, meinen Zorn zu erregen, indem du mein Essen verdirbst, oder?«

Sie warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Er drückte ihr die Nase zu. Wie eine Ertrinkende schlug sie um sich und rang nach Luft. Er hielt ihren Kopf fest, schlang die Beine um sie und drückte ihre Arme gegen ihre Seite, während er sie zu Boden warf.

»Schluck!« Das Wort endete mit einem Knurren.

Sie spürte, wie ihr Gesicht rot anlief. Dieser schreckliche Mann würde sie festhalten, bis sie erstickt war. Ihr Hals dehnte sich und versuchte zu schlucken. Doch sie konnte die sandige Grütze nicht herunterwürgen. In rasender Panik versuchte sie es erneut. Im letzten Augenblick ließ er ihre Nase los, und der Haferbrei glitt durch ihren Hals.

Er beugte sich über sie; seine Nase berührte beinahe die ihre.

»Versuch so etwas nie wieder mit mir, Meghan of Blackthorn, sonst wirst du für eine ganze Woche nichts anderes als verwurmtes Brot bekommen.«

Seine Worte brachen mit einer solchen Gewalt aus ihm hervor, dass sie ihr im Kopf dröhnten. Er ließ ihren Mund los und sprang auf die Beine, während sie nach Luft schnappte. Sie atmete immer noch schwer, als er die Nahrung ins Feuer kippte und den Topf ausspülte. Sie zuckte zusammen und hörte, wie ihr Magen knurrte.

Zum Teufel mit diesem Mann! Sie bürstete sich den Staub und die Blätter ab, die überall an ihr hafteten. Das war nicht leicht, denn ihr Haar war verfilzt, und sie hatte keinen Kamm. Sie benutzte die Finger, so gut es ging. Was machte es schließlich aus? Es war ihr egal, was er über sie dachte, und sie würde entkommen sein, bevor sie Rimsdale erreicht hatten.

»Wenn du mir noch einmal deine spitzen Ellbogen in die Rippen drückst, fessele ich dich wieder«, drohte Rolf.

»Lass mich auf Sturm reiten, und du bist von meiner Gegenwart befreit.« Meghan drehte den Kopf nach hinten und schaute ihn an. Hmm. Er sah ein wenig mürrisch aus. Gut.

»Ha! So dumm bin ich nicht.«

Meghans Muskeln kreischten auf. Sie saß mit gespreizten Beinen vor ihm und teilte den Sattel mit ihm. Sie war zwischen seinen Beinen gefangen, und ihr Gesäß drückte gegen seine heißen Lenden. Jedes Mal, wenn sie sich in eine bequemere Lage zu bringen versuchte, spürte wie, wie seine Rute darauf reagierte. Sie rutschte ein wenig nach vorn, machte den Rücken steif und versuchte so weit wie möglich von seiner Hitze fortzukommen. Wenn sie nicht eine ausgezeichnete Reiterin gewesen wäre, wäre sie schon lange von diesem verdammten Hengst gefallen.

Als sie sich leicht bewegte, fluchte er leise.

»Bei welchem Namen rufst du dein Reittier?« Vielleicht würde ein Gespräch ihre Gedanken von seiner Nähe ablenken.

»Pferd.«

War er gereizt? Ha! Welchen Grund hatte er dazu? Sie war schließlich diejenige, die gegen ihren Willen verschleppt wurde.

»Pferd?« Sie stieß verächtlich die Luft aus und drückte wieder den Ellbogen gegen ihn. »Willst du mir weismachen, dass du deinem Stallknecht sagst, er soll Pferd satteln, und er bringt dir dieses hier?«

»Warum nicht? Er weiß, dass es einzig und allein mein Pferd ist.« Er schlang beide Arme unter die ihren und drückte sie fest an seinen Körper.

Meghan erschauerte, als sie seine harten, muskulösen Arme um ihren Oberkörper spürte. Mit jedem Atemzug, den sie tat, rieben sich ihre Brüste gegen ihn. Sie versuchte flach zu atmen. Es half nicht, denn schon bald bekam sie nicht mehr genug Luft und machte einen zu tiefen Atemzug.

»Es ist typisch für Mädchen, allem einen Namen zu geben, was sich auf dem Grund und Boden des Schlosses befindet«, fügte Rolf hinzu.

»Typisch für Frauen, meinst du? Nein, das stimmt nicht. Damron nennt sein Kriegspferd Engel, auch wenn Brianna der Meinung ist, es solle besser Luzifer heißen. Merecks Schlachtross heißt MʼFamhair, denn das Tier ist wirklich ein Riese. Und Bleddyns großer Schwarzer heißt Donner.« Sie reckte das Kinn in die Luft. »Sie alle haben ihren Namen nicht von einem Mädchen, sondern von einem Mann.«

Sie drehte sich um und schaute ihn an. Als sie seinen unheilvollen Blick bemerkte, wandte sie sich wieder nach vorn. Ihre andauernden Bewegungen hatten einen guten Grund. Ihr Dolch steckte in einer Scheide, die an Rolfs rechtem Stiefel festgemacht war. Falls sie an die Waffe herankam, würde sie fliehen können, wenn er sie das nächste Mal am Fußknöchel fesselte.

»Sei still. Um Christi Liebe, halt endlich den Mund! Ich kann mich nicht erinnern, dass du je so viel geplappert hättest wie heute.«

Als sie sich erneut umdrehte und ihn ansah, packte er sie bei den Schultern.

»Genug!« Unter seinem Ruf stieß der Sperber einen verwirrten Schrei aus und erhob sich in die Lüfte.

»Sieh nur, was du getan hast! Das arme Dummerchen wird jetzt sicherlich verloren gehen. Das ist deine Schuld, du verfluchter Kerl.«

Sie unterdrückte ein Kichern, als ein heftiger Luftstoß an ihrem Ohr vorbeifegte. Kein Zweifel, Rolf war verärgert.

Nun, auch sie selbst war nicht allzu glücklich. Sie hatten kein einziges Mal angehalten. Dem Sonnenstand nach zu urteilen, war es bereits später Nachmittag. Wenn sie nicht rasch handelte, würden sie bald in der Reichweite von Rimsdale sein. Falls sie das nicht schon waren.

Sie streckte die Hände weit vor sich und hielt sie dann hoch über den Kopf. Es war ihr egal, dass ihre Brüste durch diese Bewegung wieder gegen seine Arme drückten.

»Hör auf damit«, befahl er.

»Ich kann nicht. Meine Muskeln werden steif. Bald kann ich sie gar nicht mehr bewegen.« Sie bewegte die Arme in alle Richtungen.

»Wir werden gleich anhalten. Rimsdale ist nur noch drei Meilen entfernt.«

So nahe lag es? Wie hatten sie heute eine so weite Strecke zurücklegen können? Indem ihr schnell geritten seid und keine Pause eingelegt habt, du dumme Frau. Bei allen Heiligen! Nun redete sie nicht nur zu sich selbst, sondern gab sich auch noch die passende Antwort.

»Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich mich etwas entspanne, bevor wir halten.« Sie lehnte sich weit nach links, dann nach rechts und streckte dabei die Arme aus. Er packte sie um die Hüfte, denn er schien zu befürchten, dass sie vom Pferd fiel.

Sie richtete sich auf und grinste triumphierend. Jetzt war ihr Dolch wieder da, wo er hingehörte – in der Scheide, die um ihr Bein gebunden war und von den Falten ihres überlangen Hemdes verdeckt wurde.

Endlich hatte er seinen angestammten Platz wiedergefunden.

Kampf der Leidenschaft

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