Читать книгу Mariedl - Sophie Reyer - Страница 6

1. Prolog

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Eine Riesin, werden sie später sagen. Und zugegeben: Das hört sich gut an – Mariedl, die Riesin. Die Riesin von Ridnaun! Wohlklingend, nicht wahr? Tritt um die Jahrhundertwende einfach als Schaustellerin, Gauklerin auf – und das als Frau! Und diese großen Hände, die massigen Füße, der Körper, der sich in einem normalen Menschenbett krümmen müsste, kaum zur Ruhe käme! Exotisch, finden Sie nicht, nein? Im Gedächtnis der Menschen wird sie bleiben, diese Mariedl. Die Monsterfrau mit ihren zwei Komma siebenundzwanzig Metern! Ungewöhnlich, wird man sagen.

Und so mancher Voyeur erfreut sich an ihren Geschichten. Die Zirkusqueen, die da in Tiroler Tracht auftritt, der Freak mit den großen, langen Armen, die da so herabbaumeln, als wären sie Fremdkörper. Ja, im Wiener Prater wird sie viele Jahre später noch zu finden sein, in Wachs gebannt, diese Dame. Und ist sie auch nicht die größte Frau der Welt: Maria ist zumindest eine Frau von Welt! Wen wundert es da, dass die Erinnerungen an sie noch heute wach sind in dem kleinen Südtiroler Tal?

Was heute noch wirklich greifbar ist von ihr, ist zeitgenössischen Zeitungsartikeln und Werbeannoncen zu verdanken. Aber wie viel davon stimmt wirklich? Und könnten sich die Dinge vielleicht doch ein wenig anders zugetragen haben? Wer war die Riesin von Ridnaun? Und vor allem: Wie? Wie war diese Mariedl, abgesehen von ihrer Größe?

Vielleicht gibt es eine Antwort hier in der morgendlich schlafenden Landschaft von Ridnaun, deren Bergriesen friedlich daliegen wie eh und je. Wir müssen auf die Reise gehen: dorthin, wo alles beginnt.

Mariedl

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