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FÜNF

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Und wieder schrillte ein Schrei über die Place de la Patrie. Diesmal war es kein Kater, der schrie, sondern ein Mensch. Eine Frau. Und der Schrei kam vom Café de la Paix. Filou machte auf halber Strecke halt. Und sah mit Verblüffung, wie ein dickes weißes Etwas im Schweinsgalopp auf ihn zuraste.

»Ich hab mich schon gewundert«, sagte er, als sich der Mops schwer schnaufend neben ihn fallen gelassen hatte. »Dass du den dir von Herrchen zugewiesenen Platz freiwillig verlässt – also wirklich!« Filou hob die Pfote und kratzte sich hinter dem Ohr. »Das ist doch sonst nicht deine Art.«

»Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen«, keuchte Fidel.

»Und? Hat’s geholfen?«

»Leider nein, sonst wäre ich ja nicht hier.«

»Also Rückzug?«

Fidel erhob sich mit zitternden Beinen. »In geordneter Weise«, flüsterte er.

»Und vielleicht erzählst du mir dabei, was eigentlich los ist.«

Das hätte Filou vielleicht nicht sagen sollen, denn der Mops redete unaufhörlich, während sie zurück zu ihrem Stammplatz im Gärtchen unter dem Kriegerdenkmal trabten. Dort ließ er sich beseligt seufzend fallen und schloss die Augen.

»Sie heißt Agathe«, sagte er, als er wieder Atem geschöpft hatte.

»Das sagtest du bereits.« Filou riss das Maul weit auf und gähnte. »Mindestens fünf Mal. Falls ich mich nicht verzählt habe.«

»Und ihr Duft …«

»Ja, ich weiß. Narzissen und Moschus. Mit einer ganz kleinen Spur verrottetem Fisch. Du sagtest auch das bereits.«

»Und das glänzende schwarze Fell. Die feinen Ohren. Ihr entzückender Schwanz.«

Und die platte Nase, dachte Filou. Offenbar noch platter als die von Fidel, sofern das überhaupt möglich war.

»Ihre rosafarbene Zunge …«

»Genau. Und ihr kreischendes Frauchen, das glaubte, du wolltest ihr kostbares Tier – ähhh …«

»Ein dummes, peinliches Missverständnis. Ich wollte Agathe meine Aufwartung machen«, entgegnete Fidel würdig. »Das war alles.«

»Und? Hat sie vielleicht der Blitz der Erkenntnis getroffen, dass du der Mops ihres Lebens bist?«

»Sagen wir es so …« Der Freund hob die weiße Pfote und betrachtete angelegentlich die weißen Polster auf ihrer Unterseite. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich kam mir so – unförmig vor neben ihr. Zu … zu …«

Filou hob den Kopf. Das war ein weiteres erstes Mal: das erste Mal, dass Fidel die Worte fehlten. »Zu fett«, sagte er brutal.

Fidel senkte den Kopf. »Zu fett«, wiederholte er tonlos. »Du sagst es.« Und dann brach es aus ihm heraus wie ein lang angestauter Gefühlssee. »Ich verdiene sie nicht. Ich bin unwürdig. Ich bin es nicht wert, sie anzuschauen.«

Filou hörte schweigend zu. Das Elend des Freundes tat ihm weh.

Als endlich Herrchen nach ihm rief, führte Fidel nicht das gewohnte Stück auf, diesen »Ich freue mich so wahnsinnig, dass du endlich wieder nach mir verlangst«-Freudentanz, sondern schleppte sich geduckt hinüber zum Café. Filou folgte. Er hatte das Gefühl, dass er den Freund nicht alleinlassen durfte.

»Na, alter Fettsack, was hat dich denn getroffen?«, sagte Herrchen zur Begrüßung und tätschelte Fidels Kopf. Filou hielt er die Hand hin. »Hallo, räudige Flohfalle.« Filou rieb seine Wange an Herrchens Hand. Herrchen hatte bessere Manieren, als seine Wortwahl erahnen ließ. Im vergangenen Jahr hatte er Filou Asyl gewährt, in dieser schrecklichen dunklen Zeit, als es kein Zuhause für ihn gab und er Josephine noch nicht gefunden hatte.

Sie alle standen an der Straße, die zu Fidels Zuhause führte, als sich ein Auto näherte. Ein kleines rotes Kabriolett, das Verdeck war geöffnet, am Steuer saß eine Frau, die sich einen Schal um die Haare geschlungen hatte und eine Sonnenbrille trug. Und neben ihr thronte ein Wesen, das ebenfalls mit einer Sonnenbrille ausgestattet war. Als der Wagen an ihnen vorbeifuhr, japste Fidel auf.

Herrchen hielt sich den Bauch vor Lachen. »Habt ihr das gesehen? So ein verrücktes Weib. Hat ihren Mops ausstaffiert, als ob er Michael Jacksons Affe wäre. Sonnenbrillen für Hunde! Ich fasse es nicht.«

»Das ist Agathe«, flüsterte Fidel. »Agathe Comtesse de la Haye.«

Filou - Ein Kater rettet die Liebe

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