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SECHS

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Ich gehe nicht mit nach Paris«, hörte er Marla sagen, die in der Küche am Tisch saß und ihre Hausaufgaben machte. »Einer muss schließlich bei den Katzen bleiben.«

»Die Katzen«, sagte Frederick, der unter dem Waschbecken lag, aufmerksam beobachtet von Monpti und Mabelle. »Ja, das ist tatsächlich ein Problem. Die Rohrzange, bitte.«

»Liebes, du kannst nicht allein in Beaulieu bleiben«, sagte Ivonne geistesabwesend und reichte Frederick etwas aus der Werkzeugkiste.

»Ich bin nicht allein. Ich bin bei Filou. Und Josephine. Und Monpti und Mabelle. Und bei …«

»Lucrezia kommt mit!« Ivonne, hastig.

Filou hob den Kopf vom Wassernapf. Luc reckte und streckte sich und sprang von ihrem Stuhl. »Nach Paris!«, murmelte sie. »Das muss der Himmel sein.«

»Du hast doch keine Ahnung«, knurrte Filou.

»Du vielleicht?«, sagte sie schnippisch.

»Außerdem kann es dir völlig egal sein, wo du wohnst. Himmel ist für dich da, wo dein Fressnapf steht.«

Luc war seit dem Winter nicht mehr draußen gewesen. Sie hatte die Düfte Beaulieus nicht mehr in der Nase, hatte keine der Spuren verfolgt, die man an jeder Straßenecke fand. Wusste nicht, dass man das Haus renoviert hatte, in dem ihr Keller gewesen war. Hatte nicht mitgekriegt, dass Yapper altersschwach geworden war und keine Katzen mehr jagen konnte. Lucrezia war eine Hauskatze geworden.

»Ich gehe jedenfalls mit«, meinte sie selbstzufrieden. »Ihr könnt meinetwegen sehen, wo ihr bleibt.«

Genau das war das Problem, wie Filou mittlerweile ahnte.

»Sei vernünftig, Marla«, sagte Ivonne. »Du kannst nicht hierbleiben, wenn wir in Paris wohnen. Dazu bist du noch nicht groß genug.«

»Eimer!«, rief es unter der Spüle hervor. »Dieser verdammte Siphon!«

Ivonne lief zur Kammer und kam mit einem blauen Plastikeimer zurück, den sie zu Frederick unter die Spüle schob.

»Aber die Katzen! Wer soll sich um die Katzen kümmern?« Filou spürte Marlas Panik und sprang auf den Stuhl neben ihrem.

»Marla hat recht, Ivonne«, rief es unter der Spüle. »Wenn Lucrezia mitkommt, müssen die anderen auch mit.« Man hörte es klirren, dann rauschte Wasser, und ein Geruch machte sich in der Küche breit, den Filou kannte. So roch es an heißen Sommertagen aus dem Abflussrohr am Haus des alten Stinkers. Der hieß allerdings nicht so wegen des Abflussrohrs. Sondern weil er schon von weitem nach dem Auspuffqualm seines alten Motorrads, Zwiebeln und nassem Hund roch.

»Das ist nicht dein Ernst!« Ivonne stemmte die Hände in die Seiten und starrte auf Fredericks Hinterteil. »Fünf Katzen in einer Stadtwohnung?«

Ächzend kam Frederick unter der Spüle hervor. Die dunklen Haare waren ihm in die Stirn gefallen. »Die Wohnung ist groß genug, so wie du sie beschreibst.« Er reichte Ivonne den Eimer, den sie angewidert beiseitestellte.

»Luc ist alt und gebrechlich. Die muss nicht mehr raus. Aber die anderen sind Freigänger. Die kann man doch nicht einsperren!«

Seit wann interessiert sich Ivonne für meine Freiheit?, dachte Filou. Aber sie hatte recht. Und wie recht sie hatte.

»Ohne Filou gehe ich nicht mit.« Marla klang bestimmt. Filou legte die Ohren an. Hieß das, er sollte doch mitkommen? Ohne Josephine und die Kleinen? Niemals. »Und Filou geht nicht ohne Josephine.« Genau, dachte Filou und entspannte sich.

Ivonne reichte Frederick ein Handtuch. »Ihr macht mir das Leben schwer«, sagte sie. »Also gut: Luc und Filou und Josephine kommen mit. Aber die beiden Kleinen…«

Nein, dachte Filou. Nein. Nicht.

»Das ist eine gute Idee. Die beiden Kleinen bleiben hier. Wir geben sie zu liebevollen Menschen«, sagte Frederick.

Niemand antwortete. Aber Filou fühlte, wie sich die dunkle Wolke verdichtete. Sie wartete nur darauf, dass sie sich über ihn stürzen konnte, um ihn lebendig zu begraben. Er spürte eine Bewegung neben sich: Josephine. Sie drängte sich an ihn, mit zitternden Flanken. »Höre ich recht?«, sagte sie. »Das kann nicht sein!«

In diesem Moment beschloss Filou, dass sie Abschied nehmen mussten. Abschied von Marla. Abschied vom Paradies auf Erden.

Filou - ein Kater auf Abwegen

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