Читать книгу Momentaufnahme - Sören Prescher - Страница 8

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Jenny hatte befürchtet, in der Nacht durch laute Geräusche aus dem Nebenzimmer wachgehalten zu werden. Doch Gott war ihr gnädig und ließ sie weder ein übermütiges Kreischen noch Bettquietschen hören. Was allerdings nichts zu sagen haben musste. Ein Grund mehr, auch am Morgen besser gar nicht erst darüber nachzudenken.

Der Krimskramsshop an der Straßenecke kam ihr dafür gerade recht. Vor allem die zwei zum Bersten gefüllten Zeitschriftenregale dürften einiges an Ablenkung zu bieten haben. Jenny griff nach einer Modeillustrierten, stellte aber nach wenigen Seiten fest, dass ihr Geschmack und der der Redakteure nie denselben Weg gehen würden. Ganz egal, was sie schrieben, Rüschenblusen kämen für sie niemals in Frage. Ebenso wenig wie gepunktete Shirts.

Als sie nach einer anderen Zeitschrift greifen wollte, sah sie eine schlanke Brünette ungefähr in ihrem Alter auf sich zukommen. Jenny erkannte sie sofort. Sie war eines der Mädchen, das gestern an Marcys Diner vorbeilaufen war.

»Hi«, sagte sie.

»Hi«, erwiderte Jenny im selben Tonfall.

»Urlaub oder neu hergezogen?

»Urlaub. Bin nur über den Sommer hier.«

»Dann gehörst du bestimmt zu den Leuten aus Boston, die gestern drüben im Motel eingecheckt haben.«

»Genau! Woher weißt du was?«

»Milton ist ein ziemlich kleiner Ort. Neuigkeiten sprechen sich schnell herum. Sehr viele Besucher haben wir hier nicht.«

Jenny verkniff sich eine spitze Bemerkung und griff nach einer Flasche Coke Light. »Wo seid ihr denn gestern Abend hingegangen? Ich habe euch von Marcys Diner aus gesehen. Ist hier irgendwo was los?«

»Leider nicht. Am Stadtrand gibt es zwar einen Club, aber ansonsten sieht es echt öde aus. Ein paar der Jungs surfen, die anderen schwimmen oder albern herum. Ist auf jeden Fall besser, als im Ort zu versauern oder sich das Hirn wegzukiffen.«

Jenny nickte. »Ich bin zwar erst kurze Zeit hier, aber so richtig spannend scheint es wirklich nicht zu sein.«

»Da möchte ich nicht widersprechen. Ich heiße übrigens Sheryl. Sheryl Foster.«

»Ich bin Jenny Bradfield.«

»Hast du heute Nachmittag schon was vor, Jenny Bradfield?«

Sie tat, als müsste sie darüber nachdenken, aber eigentlich war die Antwort klar. »Nein, habe ich nicht.«

»Wenn du Lust hast, komm doch mit uns zum Strand. Da ist zwar auch bloß sonnen, ins Wasser gehen und ablästern angesagt, dürfte aber spannender sein, als seinen Nachmittag im Motelzimmer oder bei einem Spaziergang mit den Ellies durch die Stadt zu verbringen.«

»Wem sagst du das? Ich wäre gern dabei.«

»Toll. Sagen wir, ich hol dich so gegen zwei ab?«

Jenny nickte und überlegte, ob sie ihr den Weg beschreiben sollte, aber Sheryl kannte sich mit Sicherheit bestens aus. »Zwei klingt gut. Ich warte auf dem Parkplatz vor dem Motel auf dich.«

»Super. Ich muss dann mal wieder. Meine Mutter wartet daheim auf irgendein Soßenpulver, das ich ihr holen soll.« Sheryl verdrehte die Augen.

Dann verabschiedeten sie sich lächelnd.

Jenny freute sich auf den Nachmittag. Zwar musste sie noch ihre Eltern überreden, aber das würde vermutlich kein Problem sein. Mom und Dad waren ja derzeit genug mit sich selbst beschäftigt.

Momentaufnahme

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