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IX. Das Mental
ОглавлениеDas Wort „Mental“ bezieht im allgemeinen Sprachgebrauch unterschiedslos das gesamte Bewusstsein mit ein, denn der Mensch ist ein mentales Wesen und mentalisiert alles; doch in der Sprache dieses Yoga werden die Worte „Mental“ und „mental“ benutzt, um insbesondere den Teil der Natur zu bezeichnen, der mit Erkennen und Vernunft zu tun hat, mit Ideen, mit mentalen oder gedanklichen Wahrnehmungen, mit den Reaktionen des Gedankens auf die Dinge, mit wahren mentalen Regungen und Gestaltungen, mit mentaler Schau, mentalem Willen usw., die alle Teil seines Verstandes sind. Das Vital muss sorgfältig vom Mental unterschieden werden, auch wenn es von einem mentalen Element durchsetzt ist; das Vital ist die Lebensnatur, die sich aus Begierden, Gefühlen, Erregungen, Leidenschaften, Tat-Energien, dem Begierden-Willen und den Reaktionen der Begierden-Seele im Menschen zusammensetzt und aus jenem ganzen Spiel von besitzergreifenden und anderen, verwandten Instinkten, wie Ärger, Furcht, Gier, Lust usw., die alle in diesen Bereich der menschlichen Natur gehören. Mental und Vital werden an der Oberfläche des Bewusstseins miteinander vermengt, doch sind sie in sich ganz getrennte Kräfte; sobald man aber hinter das gewöhnliche Oberflächenbewusstsein gelangt, erkennt man sie als getrennt, man entdeckt ihren Unterschied und vermag mit Hilfe dieses Wissens ihre Vermengung an der Oberfläche zu analysieren. Es ist durchaus möglich und sogar üblich, dass das Mental während einer längeren oder kürzeren Zeit – manchmal während einer sehr langen Zeit – das Göttliche oder das yogische Ideal annimmt, während das Vital noch nicht überzeugt ist, sich nicht hingibt und widerspenstig seinen Weg des Begehrens, der Leidenschaft und des Hingezogenseins zum gewöhnlichen Leben fortsetzt. Ihre Verschiedenheit oder ihr Zwiespalt ist die Ursache der tieferen Schwierigkeiten der Sadhana.
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St. Augustin war ein großer Heiliger und ein Mann Gottes, doch sind große Heilige nicht immer – oder nicht oft – große Psychologen oder große Denker. Seine Psychologie hier ist von sehr oberflächlicher Art, wenn nicht überhaupt die des Mannes von der Straße; in ihr sind ebenso viele Fehler wie psychologische Äußerungen enthalten – und mehr, denn einige werden nicht direkt ausgedrückt, sondern gehen aus dem, was er schreibt, hervor. Ich bin mir bewusst, dass solche Fehler praktisch universal sind, denn die psychologische Forschung in Europa (und ohne Forschung gibt es kein stichhaltiges Wissen) steht erst an ihrem Anfang und ist noch nicht sehr weit gekommen; was bislang das Denken der Menschen beherrschte, ist eine oberflächliche Darstellung der oberflächlichen Erscheinungsformen unseres Bewusstseins, so wie sie sich uns auf den ersten Blick darbieten, und nichts sonst. Wissen beginnt jedoch erst, wenn wir uns von den Phänomenen der Oberfläche entfernen, um hinter ihnen ihr wahres Wirken und ihre Ursachen zu suchen. Für die oberflächliche Sicht des äußeren Mentals und der Sinne ist die Sonne ein kleiner feuriger Ball, der in der Luft um die Erde kreist, und die Sterne sind ein glitzerndes, winziges Etwas am Nachthimmel, vorhanden, um uns zu erfreuen. Wissenschaftliche Forschung macht diesen kindlichen „Auf-den-ersten-Blick-Eindruck“ zunichte. Die Sonne ist ein ungeheures Etwas (Millionen Meilen von unserer Lufthülle entfernt), um das die kleine Erde kreist, und die Sterne sind unendlich ferne, gewaltige Bestandteile eines riesigen Systems und haben offensichtlich nichts mit der winzigen Erde und ihren Geschöpfen zu tun. Die Wissenschaft widerlegt den Eindruck der Sinne oder den oberflächlichen Anschein der Dinge und macht Wahrheiten geltend, die der gewöhnliche und ununterrichtete Verstand nicht ahnt. Dem gleichen Vorgang muss man in der Psychologie folgen, wenn man wirklich wissen will, was unser Bewusstsein ist, wie es aufgebaut und gemacht ist, was das Geheimnis seiner Wirkungsweise und der Ausweg aus seiner Unordnung ist.
Es gibt hier [bei Augustin] mehrere grundlegende und allgemeine Fehler:
1. Dass Mental und Spirit das gleiche sind.
2. Dass man von dem gesamten Bewusstsein als vom „Mental“ sprechen kann.
3. Dass das gesamte Bewusstsein daher aus einer spirituellen Substanz besteht.
4. Dass der Körper lediglich Materie und nicht bewusst und daher etwas vom spirituellen Teil der Natur ganz und gar Verschiedenes ist.
Erstens, Spirit und Mental sind zwei verschiedene Dinge und sollten nicht miteinander verwechselt werden. Das Mental ist eine instrumentale Wesenheit oder ein instrumentales Bewusstsein, dessen Funktion es ist zu denken und wahrzunehmen – der Spirit ist eine essentielle Wesenheit oder ein essentielles Bewusstsein, das nicht zu denken oder wahrzunehmen braucht, weder auf dem Weg des Mentals noch auf dem der Sinne, denn all sein Wissen ist ein direktes oder essentielles Wissen, svayam-prakasa.
Als nächstes folgt, dass nicht alles Bewusstsein notwendigerweise spirituellen Charakter haben muss, und es braucht nicht wahr zu sein und ist nicht wahr, dass der Befehlende und der Befehlsempfänger dasselbe sind und nicht völlig verschieden, dass sie von der gleichen Substanz und daher aneinander gebunden sind oder zumindest miteinander übereinstimmen sollten.
Und drittens ist es nicht wahr, dass es das Mental ist, welches dem Mental befiehlt und sich selbst ungehorsam ist. Es gibt viele Ebenen des Mentals, und jede ist eine Kraft für sich mit ihren Formen, Wirkungsweisen und Interessen, und sie brauchen durchaus nicht übereinzustimmen. Ein Teil des Mentals mag spirituell beeinflusst sein und gern an das Göttliche denken und dem spirituellen Impuls folgen, ein anderer Teil mag rational ausgerichtet sein, wissenschaftlich oder literarisch, und es vorziehen, jenen Formen, Ansichten oder Zweifeln, jenen mentalen Vorlieben und Interessen zu folgen, die mit seiner Erziehung und Natur übereinstimmen. Doch ganz abgesehen davon mag das, was in St. Augustin befahl, sehr wohl das denkende Mental, der Verstand gewesen sein, während der Befehlsempfänger das Vital war – und Mental und Vital, was immer man sagen mag, sind nicht das gleiche. Das denkende Mental oder die buddhi lebt im Menschen – wenn auch unvollständig – durch den Verstand und die Vernunft. Andererseits besteht das Vital aus Begierden, Impulsen, Triebkräften, Gefühlen, Sinneswahrnehmungen, dem Suchen nach Lebenserfüllung, nach Besitz und Vergnügen; dies sind seine Funktionen und seine Natur; es ist jener Teil in uns, der das Leben und seine Bewegungen um ihrer selbst willen sucht und seinen Griff nicht lockern will, selbst wenn ihm dies ebenso viel oder sogar noch mehr Leiden als Freuden bringt; es ist sogar fähig, in Tränen und Leid als einem Bestandteil des Lebensdramas zu schwelgen. Was also hat der denkende Verstand mit dem Vital gemein, und warum sollte letzteres dem Mental gehorchen und nicht der eigenen Natur folgen? Der Ungehorsam ist vollkommen normal und nicht, wie Augustin meint, unerklärlich. Natürlich kann ein Mensch eine mentale Kontrolle über sein Vital errichten, und in dem Maße, wie er es tut, ist er ein Mensch – denn das denkende Mental ist ein edleres und erleuchteteres Wesen und Bewusstsein als das Vital und sollte aus diesem Grund das Übergewicht haben und hat es auch, vorausgesetzt, dass der mentale Wille stark ist. Doch diese Regel ist unsicher und unvollständig und besitzt nur Gültigkeit, wenn viel Selbstdisziplin vorhanden ist. Denn wenn auch das Mental erleuchtet ist, so steht das Vital doch der Erde umso näher und kann desto intensiver, kraftvoller und unmittelbarer den Körper beeinflussen. Es gibt auch ein vitales Mental, das von Phantasien lebt, von Wunschgedanken, von dem Willen, aus eigenem Impuls zu handeln und zu genießen; dieses ist fähig, vom Verstand als solchem Besitz zu ergreifen und ihn zu seinem Verbündeten zu machen, zu seinem rechtfertigenden Berater und Lieferanten von Vorwänden und Entschuldigungen. Es gibt auch die reine Kraft des Begehrens im Menschen, die Hauptstütze des Vitals, die stark genug ist, den Verstand fortzureißen – die Gita sagt: „wie ein Boot auf sturmbewegten Wassern“, navamivambhasi.
Und schließlich gehorcht zwar der Körper dem Mental automatisch in jenen Dingen, in denen zu gehorchen er geformt oder erzogen wurde, doch ist die Beziehung des Körpers zum Mental nicht immer die eines automatischen und vollkommenen Instrumentes. Der Körper hat ebenfalls ein eigenes Bewusstsein, und obwohl dies ein untermentales Instrument oder ein „dienendes“ Bewusstsein ist, kann es ungehorsam sein oder in seinem Gehorsam versagen. In vielen Dingen, in Fragen der Gesundheit und Krankheit zum Beispiel, in allen automatischen Funktionen handelt der Körper selbständig und ist kein Diener des Mentals. Sobald er ermüdet, vermag er dem Willen des Mentals einen passiven Widerstand entgegenzusetzen. Er kann ihn mit tamas umwölken, mit Trägheit, Dumpfheit, mit den Schwaden des Unterbewussten, so dass das Mental nicht zu handeln vermag.... Wenn du der Hand befiehlst, eine gerade Linie zu ziehen oder Musik zu spielen, kann und wird sie es anfangs nicht tun. Sie muss geschult, geübt, belehrt werden, und dann tut sie automatisch, was man von ihr erwartet. All dies beweist, dass es ein Körper-Bewusstsein gibt, welches die Dinge auf Befehl des Mentals tun kann, jedoch zuerst geweckt und geschult und zu einem guten und bewussten Instrument gemacht werden muss. Es kann so sehr geschult werden, dass ein mentaler Wille oder Einfluss eine Krankheit des Körpers heilen kann. Doch all diese Dinge, diese Beziehungen zwischen Mental und Körper stehen im wesentlichen auf der gleichen Grundlage wie die Beziehungen zwischen Mental und Vital und sind keine so einfache und primäre Angelegenheit, wie Augustin es wahrhaben will.
Dies stellt das Problem auf eine andere Ebene, die Ursachen werden klarer, und wenn wir bereit sind, weit genug zu gehen, bietet sich der Ausweg an, der Weg des Yoga.
P. S. All dies hat nichts zu tun mit dem mitwirkenden und sehr wichtigen Faktor der vielfachen Personalität, dem die psychologische Forschung neuerdings auf noch ziemlich unbestimmte Weise Rechnung trägt. Dies ist eine noch verwickeltere Angelegenheit.
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Wenn das Mental dem Göttlichen und der Wahrheit zugewandt ist und ausschließlich oder hauptsächlich diese fühlt oder auf sie reagiert, kann es ein seelisches Mental genannt werden – es wurde durch den Einfluss des seelischen Wesens auf der mentalen Ebene geformt.
Das spirituelle Mental ist ein Mental, das sich in seiner Fülle des Selbstes bewusst ist und das Göttliche widerspiegelt, das die Natur des Selbstes und seine Beziehungen zur Manifestation erkennt und versteht, das darin lebt oder Kontakt dazu hat, das ruhig und weit und für das höhere Wissen offen ist und nicht durch das Spiel der Kräfte beunruhigt wird. Sobald es sein völlig befreites Stadium erreicht hat, wird sein zentraler Sitz meist über dem Kopf gefühlt, obwohl sein Einfluss sich nach unten durch das ganze Wesen und nach außen durch den Raum ausdehnen kann.
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Spirituelle Befähigung bedeutet lediglich die natürliche Befähigung für wahre spirituelle Erfahrung und Entwicklung. Man kann sie auf jeder Ebene erlangen, und ihr normales Ergebnis ist, dass man mit dem Selbst und den höheren Ebenen leicht in Kontakt kommt.
Das seelische Mental und die mentale Seele sind praktisch das gleiche – eine Regung des Mentals, in welcher der seelische Einfluss vorherrscht, wird die Seele im Mental oder das seelische Mental genannt.
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Das höhere Mental ist eine der Ebenen des spirituellen Mentals, und zwar die erste und niedrigste von ihnen; sie liegt über der normalen mentalen Ebene. Das innere Mental ist jenes, das hinter dem Oberflächen-Mental liegt (unserer gewöhnlichen Mentalität), und seine unmittelbare Erfahrung kann man allein durch die Sadhana erlangen (von seinen vrttis im Oberflächen-Mental abgesehen, wie Philosophie, Poesie, Idealismus usw.). durch die man die Gewohnheit des Wesens, an der Oberfläche zu leben, durchbricht und sich tiefer nach innen wendet.
Das größere Mental ist ein allgemeiner Ausdruck, um jene Bereiche des Mentals zu bezeichnen, in die wir eintreten, wenn wir uns nach innen wenden oder in das kosmische Bewusstsein weiten.
Das wahre mentale Wesen ist nicht das gleiche wie das innere Mental – das wahre Mental, das wahre Vital, das wahre Physische ist gleichbedeutend mit dem Purusha der jeweiligen Ebene, der vom Irren und unwissenden Denken und Wollen der niederen Prakriti frei und unmittelbar dem Wissen und der Führung von oben zugänglich ist.
Der Ausdruck „höheres Vital“ bezieht sich meist auf das vitale Mental und das Gefühls-Wesen, im Gegensatz zum mittleren Vital, das seinen Sitz im Nabel hat und dynamisch, sinnlich und leidenschaftlich ist und dem niedrigeren Vital, das aus den kleinen Regungen der menschlichen Lebensbegierden und Lebensreaktionen besteht.
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Alles hier, das strenggenommen zur Erdebene gehört, wird aus dem Unbewussten entwickelt, aus der Materie – doch das essentielle mentale Wesen besteht bereits, nicht involviert, auf der mentalen Ebene. Hier auf der Erdebene wird lediglich das persönliche Mental durch etwas entwickelt, das sich aus dem Unbewussten erhebt und sich unter einem Druck von oben entfaltet.
Die Neigung zu fragen und zu wissen ist an sich gut, doch muss sie unter Kontrolle gehalten werden. Was man für den Fortschritt in der Sadhana braucht, wird am ehesten durch ein Wachsen des Bewusstseins, der Erfahrung und des intuitiven Wissens gewonnen.
Über dem Scheitelpunkt des Kopfes befinden sich das universale oder Göttliche Bewusstsein und die Göttliche Kraft. Die Kundalini ist die latente Macht, die in den cakras ruht.
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Das eigentliche Mental gliedert sich in drei Teile – denkendes Mental, dynamisches Mental und sich ausdrückendes Mental – ersteres befasst sich mit Ideen und Wissen um ihrer selbst willen, das zweite mit dem Hervorbringen mentaler Kräfte zur Verwirklichung einer Idee, das dritte mit deren Ausdruck im Leben (nicht nur durch die Sprache, sondern in jeder Weise). Die Formulierung „physisches Mental“ ist ziemlich zweideutig, da sie entweder das sich ausdrückende Mental oder insgesamt das Mental im Physischen bedeuten kann.
Das eigentliche vitale Mental ist eine Art Mittler zwischen vitalem Gefühl, Begehren, Impuls usw. und dem eigentlichen Mental. Es drückt Begierden, Gefühle, Erregungen, Leidenschaften, besitzergreifende und aktive Neigungen des Vitals aus und presst sie in mentale Formen (die reinen Phantasien oder die Träume von Größe, Glück usw., denen die Menschen sich hingeben, sind eine besondere Tätigkeitsform des vitalen Mentals). Es gibt ein noch niedrigeres Stadium des Mentals im Vital, das lediglich vitalen Stoff ausdrückt, ohne ihn irgendwie dem Verstand zu unterwerfen. Durch dieses mentale Vital erheben sich vitale Leidenschaften, Impulse und Begierden und gelangen in die buddhi, um diese entweder zu umwölken oder zu verzerren.
So wie das vitale Mental durch die vitale Anschauung und das vitale Gefühl gegenüber den Dingen begrenzt ist (während der dynamische Verstand dies nicht ist, denn er wird von der Idee und Vernunft geleitet), so ist auch das Mental im Physischen oder im Mental-Physischen durch die physische Anschauung und Erfahrung der Dinge begrenzt; es mentalisiert die Erfahrungen; die durch Kontakte mit dem äußeren Leben und den Dingen entstehen, geht aber über diese nicht hinaus (obwohl es dies auf sehr schlaue Weise zu tun vermag); es gleicht nicht dem sich ausdrückenden Mental, das sich mit den Dingen mehr vom Standpunkt der Vernunft und ihrer höheren Einsicht beschäftigt. Doch in der Praxis werden diese beiden gewöhnlich miteinander vermischt. Das mechanische Mental ist eine viel niedrigere Tätigkeitsform des mentalen Physischen, das, wäre es sich selbst überlassen, nur die gewöhnlichsten Ideen registrieren würde sowie die natürlichen Reflexe des physischen Bewusstseins auf die Kontakte mit dem äußeren Leben und den Dingen.
Das niedere Vital, das sich vom höheren unterscheidet, ist nur mit kleinen Lüsten, Leidenschaften und Begierden beschäftigt, die den täglichen Lebensstoff für den normal empfindenden Menschen ausmachen, während das eigentliche Vital-Physische das Nerven-Wesen ist, das vitale Reflexe auf den Kontakt von Dingen mit dem physischen Bewusstsein zeigt.
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Es ist ganz normal für den dynamischen und formgebenden Teil des Mentals, schneller tätig zu sein, als der reflektierende und unterscheidende Teil kontrollieren kann. Das Problem ist, eine Art Gleichgewicht und Harmonie zwischen beiden herzustellen.
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Das denkende Mental lenkt weder die Menschen, noch übt es einen Einfluss auf sie aus; es sind die vitalen Neigungen und das vitale Mental, die das Übergewicht haben. Das denkende Mental ist bei den meisten Menschen in den Fragen des Lebens lediglich ein Instrument des Vitals.
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Das wahre denkende Mental gehört nicht zum Physischen, es ist eine Kraft für sich. Das physische Mental ist jener Teil des Mentals, der sich nur mit physischen Dingen befasst. Es hängt vom Sinnen-Mental ab, sieht nur Objekte und äußere Tätigkeiten und bezieht seine Ideen aus den Daten, welche die äußeren Dinge ihm liefern; allein aus ihnen zieht es seine Rückschlüsse und kennt keine andere Wahrheit, bis es von oben erleuchtet wird.
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Das physische Mental kann sich nur mit äußeren Dingen befassen. In anderen Dingen muss man mit dem eigentlichen Mental denken (buddhi) und entscheiden, nicht mit dessen physischem Teil.
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Dieser Teil des Wesens kennt keine Vernunft [das physische Mental], er kennt allein seine Launen, seine Gewohnheiten oder die Neigung, tamasisch zu sein.
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Es ist das physische Mental, das sich gern alles leicht macht.
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Wiederholung ist eine Gewohnheit des mentalen Physischen, die nicht vom wahren denkenden Mental gewollt wird, sondern vom mentalen physischen oder vom niederen Teil des physischen Mentals.
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Dein Irrtum liegt hauptsächlich in der Beschreibung des physischen Teils des Mentals – was du beschrieben hast, ist das mechanisch-mentale Physische oder das Körper-Mental, das, sobald es sich selbst überlassen ist, einfach fortfährt, frühere gewohnte Gedanken und Regungen zu wiederholen, oder ihnen bestenfalls weitere mechanische Reaktionen auf Dinge und Reflexe, wie sie im gewöhnlichen Leben vorkommen, hinzufügt. Das wahre physische Mental ist der empfangende und formgebende Verstand, der zwei Funktionen hat – erstens, auf äußere Dinge einzuwirken, ihnen eine mentale Ordnung zu verleihen mit der Möglichkeit, sich praktisch mir ihnen auseinanderzusetzen; und zweitens, ein Kanal für die Materialisierung zu sein und alles zur Auswirkung zu bringen, was das denkende und dynamische Mental zu diesem Zweck herabsendet.
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Das mechanische Mental ist eine Art Maschine – was immer es empfängt, steckt es in diese Maschine und hört nicht auf, es ständig darin herumzuwälzen, gleichgültig was es ist.
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Die Natur des mentalen Physischen ist, ziellos die stattgefundene Bewegung fortzusetzen. Wir nennen es das mechanische Mental – es ist in der Kindheit stark ausgeprägt, da das denkende Mental noch nicht entwickelt ist und zudem nur einen engen Interessenkreis besitzt. Später wird sie [die mental-mechanische Bewegung] zu einer Unterströmung in den mentalen Tätigkeiten. Sie muss sich [bei dir] mit anderen Eigentümlichkeiten des mentalen Physischen erhoben haben, da unsere Arbeit [der Mutter und meine Arbeit der Umwandlung] jetzt bis hinunter ins Physische gelangt ist. Manchmal kommen diese Dinge auch auf, wenn das Schweigen des Mentals eintritt, doch letzten Endes werden auch sie sich beruhigen.
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Du scheinst, deiner Beschreibung zufolge, mit dem mechanischen Mental in Berührung gekommen zu sein, dessen Natur es ist, sich fortwährend mit den eintretenden Gedanken im Kreise zu bewegen. Dies geschieht manchmal, wenn das denkende Mental still ist, und ist eine Eigenart des physischen Mentals; du solltest dich dadurch weder stören noch beunruhigen lassen, sondern erkennen, was es ist und es zur Ruhe bringen oder Kontrolle über seine Bewegungen erlangen.
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Das vitale Mental ist meist energisch und schöpferisch selbst in seinen mehr mechanischen Regungen, daher muss es [bei dir] das physische Mental sein, das sich im Kreise dreht. Dieses und das mechanische Mental sind am beharrlichsten doch werden auch sie ruhig, sobald der Friede und das Schweigen mächtig und vollständig werden. Nachher beginnt das Wissen von den höheren Ebenen zu kommen – zunächst vom Höheren Mental, was eine neue Art Gedankentätigkeit, ein neues Wahrnehmungsvermögen schafft, die das gewöhnliche Mental ersetzen. Dies geschieht zuerst im denkenden Mental, dann aber auch im vitalen und physischen Mental, so dass sie alle eine Umwandlung erfahren. Diese Art des Denkens ist nicht ziel- und rastlos, sondern genau und sinnvoll – sie findet nur dann statt, wenn man sie braucht oder ruft, und sie stört das Schweigen nicht. Überdies ist das Element dessen, was wir Gedanken nennen, dort zweitrangig, und an seine Stelle tritt das, was man als erkennende Wahrnehmung bezeichnen könnte (Intuition). Doch solange das Mental einer vollständigen Stille nicht fähig ist, kommt entweder dieses höhere Wissen, Denken und Wahrnehmen nicht herab oder nur zum Teil, wobei sie aber dann Gefahr laufen sich mit dem niedrigeren [Wissen] zu vermischen oder von ihm nachgeahmt zu werden – und das ist lästig und hinderlich. Daher ist die Stille notwendig.
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Sobald das höhere Bewusstsein das mechanische Mental ergreift, ist dieses nicht länger mechanisch.
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Die Ausdrücke manas usw. [Mental] gehören der gewöhnlichen Psychologie an und werden für das Oberflächenbewusstsein verwendet. In unserem Yoga verwenden wir eine andere Bezeichnung, die sich auf yogischer Erfahrung gründet. Zweierlei reagiert auf diese Regung des manas – ein Teil des physischen Mentals, das mit dem Physisch-Vitalen verbunden ist. Es empfängt etwas von den physischen Sinnen und übermittelt dies der buddhi,– das heißt dem einen oder anderen Teil des denkenden Mentals. Dann empfängt es wiederum von der buddhi zurück und übermittelt Idee und Willen den Organen der Sinneswahrnehmung und Tat. All dies ist unumgänglich in der gewöhnlichen Bewusstseinstätigkeit. Im normalen Bewusstsein jedoch wird alles miteinander vermengt, und es gibt keine klare Ordnung und Regel. Im Yoga hingegen wird man sich der verschiedenen Wesensteile und ihres eigentlichen Wirkens bewusst und ordnet jedem von ihnen unter der Kontrolle des höheren Bewusstseins oder auch der Göttlichen Macht seinen Platz zu. Zu einem späteren Zeitpunkt wird alles mit spirituellem Bewusstsein durchtränkt, und die verschiedenen Teile des Wesens gelangen zu einer automatisch richtigen Wahrnehmung, da sie gänzlich von oben kontrolliert werden und diese Anweisungen weder fälschen noch sich gegen sie auflehnen oder sie durchkreuzen können.
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Im physischen Mental kann es eine denkende Vernunft und Koordinierung geben, die die buddhi aussendet und die von der alten Psychologie möglicherweise nicht dem manas zugeschrieben würde. Dennoch korrespondiert der größere Teil der physischen Mentaltätigkeit mit manas das jedoch viel von dem mit einbezieht, was wir dem vitalen Mental und dem Nerven-Wesen zuschreiben würden. Es ist ein wenig schwierig, die alte Ausdrucksweise mit derjenigen dieses Yoga gleichzusetzen, denn erstere geht von der vermischten Oberflächentätigkeit aus und versucht, diese zu analysieren, während in diesem Yoga das, was an der Oberfläche vermischt ist, getrennt und im Licht eines tiefen inneren Wirkens gesehen wird, das der oberflächlichen Sicht verborgen bleibt. Daher mussten wir eine andere Art der Bezeichnung übernehmen.
Das physische Mental muss sich zuerst dem höheren Bewusstsein öffnen, dann fallen seine Begrenzungen weg, es anerkennt das Überphysische und beginnt, die Dinge im Gleichklang mit dem höheren Wissen zu sehen. Es wird zu einem Instrument, das dieses Wissen in der praktischen Erkenntnis und den praktischen Tätigkeiten des physischen Lebens ausdrückt. Es sieht die Dinge, wie sie sind, und behandelt sie entsprechend der größeren Wahrheit und mit einer automatischen Richtigkeit der Wahrnehmung, des Willens und der Reaktion auf äußere Einwirkungen.
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Ich gebrauche diese Ausdrücke im Allgemeinen nicht [manas, usw.] – sie gehören der psychologischen Ausdrucksweise des alten Yoga an.
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Die Funktion von manas ist, Dinge zu fühlen, mental auf Objekte zu reagieren und diese Eindrücke der buddhi zu vermitteln.
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Citta ist die allgemeine Substanz des mentalen Bewusstseins, die manas und alles Übrige stützt - sie ist ein unbestimmtes Bewusstsein, das in Gedanken und Erinnerungen deutlich wird, in Wünschen, Gefühlen, Wahrnehmungen, Impulsen und Empfindungen (cittavrtti).
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Citta ist jenes Bewusstsein, aus dem alles geformt wird, doch geschieht dies mit Hilfe des Mentals, des Vitals oder einer anderen Kraft, die gleichsam die Instrumente der citta für deren Selbstausdruck sind.
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Beides ist richtig. Die citta empfängt diese Dinge, gibt sie zur Gestaltung an das Vital und Mental, und alles wird der buddhi übermittelt; doch die citta empfängt auch Gedanken von der buddhi und wandelt diese in Begierden, Gefühle und Impulse um.
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Die citta empfängt nicht die Begierden und Gefühle von der buddhi. Sie empfängt die Gedanken von der buddhi und wandelt sie in Begierden um.
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In der citta findet immer oder wenigstens im Allgemeinen eine abgewandelte Reaktion auf Gedanken statt, die von außen empfangen werden; es sei denn sie empfängt diese einfach und speichert sie, ohne sie an die Instrumente weiterzuleiten.
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Da es die alleinige Aufgabe der citta ist, von oben oder unten oder aus dem Umkreis zu empfangen, muss sie dies immer tun und kann nicht von sich aus entscheiden, was sie empfangen soll und was nicht. Es muss ihr von der buddhi, dem vitalen Willen oder einer höheren Kraft geholfen werden. Später, wenn das höhere Bewusstsein herabkommt, beginnt sie, sich zu wandeln und wird einer automatischen Zurückweisung dessen fähig, was nicht wahr und Rechtens oder dem Wachsen des Göttlichen im Wesen nicht förderlich ist.
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Citta bedeutet tatsächlich das gewöhnliche Bewusstsein, welches das Mental, Vital und das Physische mit einbezieht; doch in der Praxis kann sie als etwas Zentrales im Bewusstsein angesehen werden. Wenn diese im Göttlichen wurzelt, folgt das Übrige als ein natürliches Ergebnis mehr oder weniger rasch nach.
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Die citta ist dem Herzen nicht nahe; wenn du die Substanz des niederen Bewusstseins meinst, so hat diese keinen bestimmten Ort. Alle Dinge dieses Lebens sind in diesem Bewusstseinsstoff enthalten, doch ist die Erinnerung an vergangene Leben verhüllt und woanders involviert. Das Herz ist für die meisten Menschen das Hauptzentrum dieses Bewusstseins, daher kommt es, dass du seine Tätigkeiten auf dieser Ebene zentriert fühlst.
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Es gibt einen unterbewussten Teil der citta, der den vergangenen Eindruck von Dingen bewahrt und ihre Formen in das Traumbewusstsein sendet oder aber die Gewohnheit alter Regungen beibehält und diese emporsendet, wann immer sich Gelegenheit bietet.
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Wenn das Wort vasana (im Yoga-vasistha) gebraucht wird, heißt es nicht „Begehren“. Es bedeutet gewöhnlich die Idee oder das mentale Gefühl, das sich aus der citta erhebt, wie Vorstellungen, Eindrücke, Erinnerungen usw.. Eindrücke von Gefallen und Missfallen, von Schmerz und Vergnügen. Was Vasistha sagen will, ist, dass Vorstellungen. Eindrücke und Impulse, die im gewöhnlichen Menschen zur Tat führen, sich aus der citta erheben, während jene, die sich im Jivanmukta erheben, direkt aus dem sattva stammen, dem essentiellen Bewusstsein des Wesens – in anderen Worten, bei ihm sind es keine mentalen, sondern spirituelle Formungen. Man könnte sagen, statt citta-vritti sind es sattvaprerana, direkte Hinweise des inneren Wesens auf das, was gedacht, gefühlt oder getan werden muss. Sobald die citta nicht länger aktiv ist und das Mental zur Ruhe gelangt, tritt mukti ein, und ohne sie kann niemand zum Jivanmukta werden; erst dann wird das, was bleibt und wahrnimmt und die Dinge fühlt, als essentielles Bewusstsein empfunden, das Bewusstsein des wahren Selbstes oder des wahren Wesens.
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Ich glaube, mahat ist das essentielle und ursprüngliche Grundgefüge des Bewusstseins in der Prakriti aus dem die Individualität und Gestaltung kommen.
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Tanmatra ist lediglich die Grundlage der Materie. Im Sankya ist die Grundlage der Prakriti Pradhana, aus der die buddhi und alles Übrige stammt. Im Vedanta ist es die spirituelle Substanz, aus der alles stammt.
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