Читать книгу Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo - Страница 38

XIII. Die Zentren

Оглавление

Es gibt sieben Zentren oder cakras:

L. Der tausendblättrige Lotos über dem Scheitelpunkt des Kopfes;

2. das ajnacakra in der Stirn (Wille, Vision, dynamisches Denken);

3. das Hals-Zentrum, das sich ausdrückende Mental (das physische Mental);

4. der Herz-Lotos, das emotionale Zentrum; die Seele befindet sich dahinter;

5. der Nabel, das eigentliche höhere Vital;

6. unterhalb des Nabels, das niedere Vital;

7. das muladhara, das Physische.

Diese Zentren befinden sich in der Mitte des Körpers und man ordnet sie der Wirbelsäule entlang an; in Wirklichkeit jedoch befinden sich all diese Dinge im feinstofflichen Körper, suksma deha, obwohl man, sobald das Bewusstsein erwacht ist, das Gefühl hat, als würden sie im physischen Körper wirken.

*

In unserem Yoga hat jedes der Zentren einen bestimmten psychologischen Zweck und eine allgemeine Aufgabe, die all seinen speziellen Eigenschaften und Wirkungsweisen zugrunde liegen. Das muladhara regiert das Physische bis hinunter ins Unterbewusste; das Leib-Zentrum – svadhistana – beherrscht das niedere Vital; das Nabel-Zentrum – nabhipakma oder manipura – beherrscht das größere Vital; das Herz-Zentrum – hrtpadma oder anahata – regiert das emotionale Wesen; das Hals-Zentrum – visuddha – regiert das sich ausdrückende und gestaltende Mental; das Zentrum zwischen den Augenbrauen – ajnacakra – beherrscht das dynamische Mental und den dynamischen Willen, die innere Schau, die mentale Gestaltung; der tausendblättrige Lotos darüber – sahasradala – befiehlt dem höheren, denkenden Mental und öffnet sich zuoberst der Intuition, wodurch das Obermental mit den übrigen Zentren Verbindung oder unmittelbaren Kontakt aufnehmen kann – wenn dies nicht in einer alles überflutenden Unmittelbarkeit geschieht.

*

Ich habe nie von zwei Lotossen im Herz-Zentrum gehört; doch ist es der Sitz von zwei Mächten, im Vordergrund das höhere Vital oder emotionale Wesen, dahinter und verborgen die Seele oder das seelische Wesen.

Die Farben der Lotosse und die Anzahl der Blätter sind im einzelnen von unten nach oben: 1) das muladhara oder physische Bewusstseins-Zentrum, vier Blätter, rot; 2) das Leib-Zentrum, sechs Blätter, tief-purpurrot; 3) das Nabel-Zentrum, zehn Blätter, violett; 4) das Herz-Zentrum, zwölf Blätter, gold-rot; 5) das Hals-Zentrum, sechzehn Blätter, grau; 6) das Stirn-Zentrum zwischen den Augenbrauen, zwei Blätter, weiß; 7) der tausendblättrige Lotos über dem Kopf, blau mit goldenem Licht umgeben. Ihre Funktionen in unserem Yoga sind die folgenden: 1) dem physischen Bewusstsein und dem Unterbewussten zu gebieten; 2) den kleinen vitalen Regungen zu gebieten, den kleinen Begierden, Lüsten und Begehren, den kleinen Regungen der Sinne; 3) den größeren Lebenskräften zu gebieten, den Leidenschaften und größeren Wunsch-Regungen; 4) dem höheren emotionalen Wesen zu gebieten mit der Seele tief dahinter; 5) dem Ausdruck und der ganzen Formgebung der höheren, denkenden Mentalregungen und der mentalen Kräfte zu gebieten; 6) dem Denken, dem Willen, der inneren Schau zu gebieten; 7) dem höheren denkenden Mental, dem erleuchteten Mental und der Öffnung zur Intuition und zum Obermental zu gebieten. Die siebente wird zuweilen, das heißt von manchen mit dem Gehirn identifiziert, doch ist dies ein Irrtum; das Gehirn ist nichts als ein Verbindungskanal zwischen dem tausendblättrigen Lotos und dem Stirn-Zentrum. Ersterer wird manchmal das Zentrum der Leere genannt, sunya, entweder weil er sich nicht im Körper befindet, sondern in der scheinbaren Leere darüber, oder weil man, sobald man sich über den Kopf erhebt, zuerst in die Stille des Selbstes oder des spirituellen Wesens eintritt.

*

Wenn wir von der Konzentration im Herzen sprechen, meinen wir das emotionale Zentrum, das sich wie alle Übrigen auf einer Linie in der Mitte des Körpers befindet, die der Wirbelsäule entspricht. Die Ebenen, auf die er9 sich bezieht, sind vier der Zentren: 1. das Scheitel-Zentrum oder höhere Mental-Zentrum; 2. zwischen den Augenbrauen gelegen, das Zentrum des Willens und der inneren Schau; 3. das Hals-Zentrum oder Zentrum des sich ausdrückenden Mentals und 4. das Herz, das heißt das mental-vitale und emotionale Zentrum mit der Seele dahinter (die Seele, der Purusha im Herzen).

Citta, im Gegensatz zu cit oder vijnana, ist lediglich das grundlegende Bewusstsein von Mental und Leben, aus dem sich die Substanz der (gewöhnlichen) Gedanken, Gefühle, Erregungen usw. erhebt. Die Kraft, die er fühlt, hat damit gar nichts zu tun; es ist die größere Kraft, die die Individualität übersteigt; fühlt man sie in ihrer Fülle, wird sie entsprechend ihrer Eigenart als die kosmische Kraft erfahren oder als ein Teil der kosmischen Kraft oder auch als die Göttliche Kraft von oben.

Sein Mental ist noch nicht bereit für das Wirken der größeren Kraft, da er voller mentaler Vorstellungen und Aktivitäten steckt, und in dieser Gegensätzlichkeit entsteht, jene Hitze; sobald sich die andere Kraft zurückzieht und nicht länger versucht, das Gehirn in Beschlag zu legen, fühlt sich die persönliche mentale Aktivität befreit (das ist der Grund für das Gefühl der Kühle) und folgt ihren gewöhnlichen Vorstellungen. Nur in einem schweigenden, (das heißt ruhigen, nicht notwendigerweise leeren) Mental kann die größere Kraft empfangen werden und auf das System einwirken, ohne zu viel Reaktion und Widerstand zu erzeugen.

*

Gut, dass du,die Schwierigkeit überwinden konntest und eine befriedigende Meditation hattest. Deine Beobachtung, dass sich die Schwierigkeit allein im Kopf und Hals befindet, hauptsächlich aber in letzterem, ist sehr bezeichnend. Dies sind die mentalen Zentren, und es ist daher deutlich, dass die Schwierigkeit vom physischen Mental kommt. Die höheren Teile der Mental-Ebene gehören dem eigentlichen denkenden Mental an – der buddhi –, das, was versteht, beobachtet und lenkt; der Hals ist das Zentrum des sich ausdrückenden Mentals, das sich mit äußeren und physischen Dingen befasst und auf diese reagiert. Seine Aktivität ist immer eine der hauptsächlichen Schwierigkeiten in der Sadhana. Sobald es zur Ruhe gelangt, ist es, wie du selbst bemerkt hast, für das ganze Wesen leichter, ruhig zu sein.

Die letzte der vier Erfahrungen, diejenige, in der du das innere Wesen in Lagen geschichtet gesehen hast, eine nach der anderen wie die Sprossen einer Leiter, ist ebenfalls sehr bedeutsam und sehr wahr. Tatsächlich ist das innere Bewusstsein so geordnet. Es gibt fünf hauptsächliche Abschnitte dieser Leiter. Am Scheitelpunkt über dem Kopf sind die Lagen (oder Ebenen, wie wir sie nennen), deren wir uns nicht bewusst sind und die uns erst im Laufe der Sadhana bewusst werden, jene über dem menschlichen Mental – also das höhere Bewusstsein. Darunter, vom Scheitelpunkt des Kopfes bis zum Hals, befinden sich die Ebenen des Mentals (es gibt viele); von den drei hauptsächlichen befindet sich eine am Scheitel des Kopfes, die die Verbindung mit dem höheren Bewusstsein herstellt, eine weitere zwischen den Augenbrauen, wo sich das Denken, die innere Schau und der Wille befinden, und eine dritte im Hals mit dem gestaltenden Mental. Ein weiterer Abschnitt liegt zwischen Schultern und Nabel, dies sind die Ebenen des höheren Vitals, die vom Herz-Zentrum gelenkt werden, wo sich das emotionale Wesen mit der Seele dahinter befindet. Unterhalb des Nabels befindet sich das übrige vitale Wesen, das verschiedene Ebenen enthält. Von der Basis der Wirbelsäule abwärts sind die Ebenen des eigentlichen physischen Bewusstseins, des Stofflichen, und unter den Füßen das Unterbewusste, das wiederum viele Ebenen besitzt.

Die Erfahrung, dass dir die Stirn von der Mitte aus zerspringt und Licht herausströmt, ist kennzeichnend für das Öffnen des Zentrums der Sicht, des Willens und der inneren Schau dort. Mit diesem Öffnen öffnet sich das innere Mental-Bewusstsein, durch welches das Licht des höheren (Mental-Bewusstseins) herausfließen kann – in diesem Falle strömte das weiße Licht der Mutter heraus.

Die Lichter, die du sahst, waren die vielen Lichter (Mächte und Kräfte voller Licht) des höheren Bewusstseins, des Wahrheits-Bewusstseins oder göttlichen Bewusstseins. Ihrem Herabströmen ging das Erscheinen des Mondes, des spirituellen Lichtes voran und machte dieses möglich. Ist das spirituelle Licht vorhanden, kann die Gegenwart der Mutter enthüllt werden; ihr Wirken bringt die Kräfte der Wahrheit und des Göttlichen herab, die sie dem Sadhak gibt.

*

Wenn wir vom Purusha im Herzen, im Kopf usw. sprechen, verwenden wir ein Gleichnis. Das muladhara, von dem sich die Kundalini erhebt, befindet sich wie die übrigen Zentrum nicht im physischen, sondern im feinstofflichen Körper (in diesen feinstofflichen Körper geht das Wesen in tiefer Entrückung ein oder endgültig bei Eintritt des Todes). Doch da der feinstoffliche Körper, den grobstofflichen durchdringt und mit ihm verwoben ist, besteht eine Art Entsprechung zwischen diesen cakras und gewissen Zentren im eigentlichen Physischen. Wir sprechen daher bildlich vom Purusha in diesem oder jenem Zentrum des Körpers. Aufgrund dieser Entsprechung durchdringt der Ananda, oder was immer herabkommt, den feinstofflichen Körper und teilt sich über diesen dem grobstofflichen Körper und seinem Bewusstsein mit, so dass die Empfindung entsteht, als würde er den grobstofflichen Körper (direkt) durchdringen. Doch all dies hat nichts mit der Behauptung zu tun, der Spirit befände sich in einer Drüse. Der grobe Körper ist eine Maschine, ein Mittel der Kommunikation und des Wirkens des Spirits auf die Welt, und er ist nur ein kleiner Teil der Instrumentierung. Es ist absurd, von all dem so viel Aufhebens zu machen. Es ist eine Art falscher Materialismus mit dem Ziel, Menschen mit dürftiger wissenschaftlicher Kenntnis zu beruhigen. Doch was ist der Zweck? Jeder weiß heute, dass Wissenschaft nicht die Wahrheit der Dinge darlegt, sondern einfach eine Sprache ist, die gewisse Erfahrungen mit Objekten, ihre Struktur, ihre Mathematik und eine koordinierte und brauchbare Vorstellung ihrer Vorgänge formuliert – und nichts sonst. Die Materie als solche ist etwas (vielleicht eine Formung von Energie?), das wir seiner Struktur nach oberflächlich kennen, so wie sie unserem Mental und den Sinnen und gewissen untersuchenden Instrumenten erscheint (von denen man inzwischen annimmt, dass sie großenteils ihre eigenen Ergebnisse determinieren, da die Natur ihre Antworten den benutzten Instrumenten anpasst – doch kein Wissenschaftler weiß mehr oder kann mehr wissen.

*

Wie kann eine Wesenheit des Spirits in einer stofflichen Drüse eingeschlossen sein? Soviel ich weiß, ist das Selbst oder der Spirit nicht im Körper eingeschlossen, vielmehr ist es der Körper im Selbst. Sobald wir die volle Erfahrung des Selbstes besitzen, fühlen wir es als weites Bewusstsein, in welchem der Körper etwas sehr Kleines ist, ein Anhängsel, in etwas enthalten, nicht etwas, das enthält.

*

Man kann von cakras nur in Bezug auf den Yoga sprechen. In den gewöhnlichen Menschen sind die cakras nicht geöffnet, erst wenn man die Sadhana ausübt, öffnen sich die cakras. Denn cakras sind Zentrum des inneren Bewusstseins und gehören eigentlich dem feinstofflichen Körper an. Das, was von ihnen im durchschnittlichen Menschen aktiv ist, ist sehr gering – in ihnen ist das äußere Bewusstsein aktiv.

*

Chakras sind Zentren des Bewusstseins. Durch ihre Öffnung entwickelt sich das yogische oder innere Bewusstsein – andernfalls wärst du an das gewöhnliche, nach außen gerichtete Bewusstsein gebunden.

*

Dies muss das durchseelte höhere Mental-Wesen sein – die Stellung über dem Kopf deutet darauf hin. In anderen Worten, du bist dir deines höheren Mental-Wesens bewusst geworden; dieses steht sowohl mit dem Göttlichen über dir als auch mit der Seele hinter dem Herzen in Verbindung, es erkennt die Wahrheit und besitzt die seelische und spirituelle Einsicht in die Dinge, die seelische und spirituelle Schau.

Über dem Kopf dehnt sich das höhere Bewusstseins-Zentrum als sahasradala padma aus. Doch meist, wenn das sahasradala sich öffnet, ist ebenfalls ein teilweises Wirken des Stirnzentrums vorhanden.

Das durchschnittliche Mental besteht bestenfalls aus dem freien Verstand, der unter Umständen Intuitionen und Eingebungen von oben empfangen kann, die er intellektualisiert. Es befindet sich an der Oberfläche und sieht die Dinge von außen, es sei denn, Intuition und andere Kräfte verhelfen ihm dazu, ein wenig tiefer zu sehen. Sobald sich dieses durchschnittliche Mental nach innen dem inneren Mental und der Seele öffnet und nach oben dem höheren Mental und dem höheren allgemeinen Bewusstsein, wird es spiritualisiert, und seine höchsten Ebenen verschmelzen mit dem spirituellen Mental-Bewusstsein, wovon das höhere Mental ein Beginn sein kann. Diese Verschmelzung ist Teil der spirituellen Umwandlung.

Das Mental, hat viele Zentren: 1. das sahasradala, welches das spirituelle Mental das höhere Mental und das intuitive Mental zentralisiert und als eine Art Empfangsstation für die eigentliche Intuition und das Obermental wirkt; 2. das Zentrum in der Stirn für das innere Denken, den inneren Willen und die innere Schau; 3. das Hals-Zentrum für das formgebende oder physische Mental.

*

Der tausendblättrige Lotos befindet sich über dem Kopf. Es ist das siebte und höchste Zentrum.

*

Es ist offensichtlich das sahasradala padma, durch welches die höhere Intuition, das erleuchtete Mental und das Obermental ihre Strahlen senden.

*

Das Supramental ist nicht im Körper geordnet, daher besitzt es kein gesondertes Zentrum; doch alles, was von oberhalb des Mentals kommt, benutzt das sahasradala als Durchgang, und daher öffnet sich dort etwas.

*

Das Zentrum am Scheitel muss ein Teil des sahasradala sein, das direkte Verbindungszentrum zwischen dem individuellen Wesen und dem unendlichen Bewusstsein darüber. Man weiß von keinem anderen wichtigen dynamischen Zentrum zwischen diesem und dem ajnacakra. Doch kann es viele Nervenzentren in verschiedenen Teilen des Körpers geben, abgesehen von den sechs oder besser sieben Hauptzentren.

*

Der Scheitelpunkt ist der Durchgangsort zwischen dem Körperbewusstsein und all dem, was es an Mental und Leben enthält, und dem höheren Sein über dem Körper. Dort beginnen die beiden Arten des Bewusstseins, sich zu treffen.

*

Die Öffnung des Scheitelzentrums ist gleichbedeutend mit der Öffnung des Lides zwischen dem gewöhnlichen Mental und dem höheren Bewusstsein darüber. Ist das ajnacakra ebenfalls offen, dann kann eine deutliche Verbindung zwischen dem höheren Bewusstsein und dem inneren Mental und auch mit dem äußeren Mental (Hals-Zentrum) hergestellt werden. Das ist die Voraussetzung für die Verwirklichung von Wissen und mentaler Erleuchtung und Umwandlung. Das Herz-Zentrum beherrscht die Seele und das Vital, seine Öffnung ermöglicht dem seelischen Einfluss, im Vital zu wirken, und endet mit dem Hervortreten des seelischen Wesens.

*

Das Gehirn ist lediglich ein Zentrum des physischen Bewusstseins. Man fühlt sich dort solange verankert, als man im physischen Mental zu Hause oder mit dem Körper-Bewusstsein identifiziert ist; später empfängt das Gehirn über das sahasradala. Ist man nicht länger im Körper verankert, dann bietet das Gehirn keinen Halt mehr, es wird zu einem passiven und schweigend übermittelnden Kanal.

*

Das ajnacakra, Zentrum des inneren Willens, der inneren Schau, des dynamischen Mentals usw., befindet sich in der Stirn zwischen den Augen – ein klein wenig darüber (Es ist nicht der gewöhnliche, nach außen gerichtete mentale Wille, das äußere Sehen, sondern etwas Machtvolleres, das zum inneren Wesen gehört). Sobald dieses Zentrum geöffnet und die Kraft dort tätig ist, öffnet sich ein größerer Wille, eine Macht der Entscheidung, Gestaltung, Wirksamkeit, die über das hinausgeht, was das gewöhnliche Mental erreichen kann.

*

Das Zentrum [ajnacakra] ist die Stelle, die ich meine, doch der Druck kann in der gesamten Stirn gefühlt werden, auch zwischen den Augenbrauen oder sonst irgendwo. Er strahlt vom Zentrum aus.

*

Ja, ein drittes Auge öffnet sich dort [im Zentrum der Stirn]– es vermittelt die okkulte Schau und die okkulte Macht, die mit dieser Schau verbunden ist – es ist mit dem ajnacakra verbunden.

*

Wenn das Stirnzentrum sich öffnet, ist es ziemlich sicher, dass das Scheitelzentrum sich hinreichend geöffnet haben muss, zumindest um dem Durchgang der höheren Kraft darüber stattzugeben. Die Seele ist etwas anderes, die befindet sich hinter den Zentren, und der Zeitpunkt ihres Sich-Öffnens ist bei den einzelnen Menschen verschieden – tatsächlich handelt es sich nicht so sehr um das Öffnen eines Zentrums, als um das Hervortreten des seelischen Wesens.

*

Die allgemeine Regel in diesem Yoga (für die Reihenfolge der sich öffnenden Zentren) ist von oben nach unten. Im vorbereitenden Stadium mag es Unterschiede geben. Es kann zum Beispiel zuerst ein teilweises Sich-Öffnen im Herzzentrum stattfinden. Auch das höhere vitale Zentrum kann als erstes aktiv werden, doch das bedeutet viel Kampf und Schwierigkeit.

*

Weißt du denn nicht, dass mit dem inneren Wesen das innere Mental, das innere Vital, das innere Physische mit der innersten Seele dahinter gemeint ist? Wie kann es ein Zentrum für all das geben?

*

Ja, das Zentrum im Hals ist das Zentrum des physischen Mentals. Es ist das Zentrum der Formgebung für Rede, Ausdruck sowie die Fähigkeit, auf mentale Weise mit physischen Dingen umzugehen usw. Sein Öffnen ermöglicht dem physischen Mental, sich dem Licht des göttlichen Bewusstseins zu öffnen, statt in der gewöhnlichen, nach außen gerichteten Mentalität zu bleiben.

*

Nacken, Hals und der untere Teil des Gesichtes gehören zum sich ausdrückenden Mental, dem physischen Mental. Die Stirn gehört zum inneren Mental. Über dem Kopf befinden sich die höheren Ebenen des Mentals.

*

Die Nase ist mit dem vital-dynamischen Teil des Mentals verbunden – ein Mensch mit einer kräftigen Nase soll einen starken Willen oder eine starke mentale Persönlichkeit besitzen – ich kann aber nicht sagen, ob das immer zutrifft. Doch das vitale Physische? Die Nase ist allerdings der Durchgang von prana, und prana ist die Stütze des vitalen Physischen.

*

Es kann nichts Stoffliches sein, sondern lediglich eine feine stoffliche Empfindung. Das Ohr ist die Durchgangsverbindung zwischen dem inneren Mentalzentrum und den Gedankenkräften oder Gedankenwellen der universalen Natur. Was du sagst, hört sich an, als hätte sich dieser Durchgang geöffnet und vergrößert.

*

Es ist das physische Mental, das so handelt. Das Zentrum des physischen Mentals oder des sich ausdrückenden Mentals liegt im feinstofflichen Körper im Hals und ist eng mit der Rede verbunden, doch es wirkt durch seine Verbindung mit dem Gehirn. Alle Kräfte, die das Bewusstsein umhüllen wollen, erheben sich, wirken auf die Mental-Zentren und kreisen sie ein, wenn sie es können; „einkreisen“, da andernfalls das Umhüllen nicht vollständig wäre.

*

Das Organ der Sprache ist ein Instrument des physischen Mentals oder des sich ausdrückenden, formgebenden Mentals.

*

Die Sprache kommt vom Hals-Zentrum, doch ist sie mit jenem Zentrum oder jener Bewusstseinsebene verbunden, die gerade vorherrscht – von welcher Ebene man auch immer denkt. Sobald man sich über den Kopf erhebt, findet das Denken über dem Kopf statt, und man vermag von dort zu sprechen, das heißt, dass die Sprache von dorther kommt.

*

Pasyanti ist offenbar die Rede, welche die Wahrheitsschau enthält – para ist vermutlich die offenbarende und inspirierte Rede. Über die genaue Natur der anderen bin ich mir nicht sicher [vaikhari und madhyama].

Die Tantriker lokalisieren diese Redeformen in verschiedenen cakras. Sprache kann innerlich oder äußerlich sein, beides kann den Stempel der gleichen Macht tragen. Doch wenn sie an ihrem Zurückstehen von der Äußerlichkeit gemessen werden soll, dann müsste para gleichbedeutend sein mit dem kausalen Bereich jenseits des Mentals.

*

Das Hals-Zentrum ist das formgebende (physische) Mental, das Herz-Zentrum ist das emotionale Mental und der Beginn des höheren Vitals. Sobald das Herz-Zentrum vom physischen Mental in einem bestimmten Maß beherrscht wird, ist es äußeren Angriffen geöffnet, die das physische und nervliche Bewusstsein beeinträchtigen. Das Herz muss mit der Seele und dem höheren Bewusstsein in Verbindung sein.

*

Das physische Herz befindet sich auf der linken Seite, doch das Herz-Zentrum des Yoga ist in der Mitte der Brust – es ist das Kardial-Zentrum.

*

Der Scheitelpunkt des psychischen und emotionalen Zentrums liegt – wie der Scheitel der übrigen Zentren – an der Wirbelsäule, seine Basis vorne im Brustbein.

*

Das Herz ist das Zentrum des Wesens und gebietet den Übrigen, da sich dort das seelische Wesen oder der caitya purusa befindet. In diesem Sinn war es gemeint, dass alles von dorther kommt, denn es ist das seelische Wesen, das sich jedes Mal ein neues Mental, ein Vital und einen Körper schafft.

*

Das seelische Wesen (welches die Seele ist) schafft sich keine Zentren im adhara. Die Zentren sind vorhanden. Das seelische Wesen kann die Zentren, die sich bereits dort befinden, überwachen – das Herz, das Nabel-Zentrum und die beiden unterhalb des Nabels. Auch werden Mental und Vital nicht ausgelöscht – sie werden unter den seelischen Einfluss gebracht und durchseelt; oder das höhere Bewusstsein bemächtigt sich ihrer und wandelt sie in seine Instrumente um.

*

Man geht weder durch das seelische noch durch irgendein anderes Zentrum hindurch. Die Zentren öffnen sich unter dem Druck der Sadhana. Man kann sagen, dass die Kraft in ein Zentrum herabkommt oder aufsteigt.

*

Das Nabel-Zentrum ist das hauptsächliche vitale Zentrum unterhalb des Emotionals; darunter gibt es noch das Zentrum der kleinen vitalen Regungen zwischen dem Nabel und dem muladhara.

*

Das physische Mental ist im Hals und Mund, das vitale Physische liegt zwischen den beiden untersten Zentren, das stoffliche Bewusstsein ist im muladhara.

*

Nerven sind über den ganzen Körper verteilt, doch hat die vital-physische Tätigkeit ihren Ausgangspunkt ursprünglich zwischen dem muladhara und dem Zentrum unmittelbar darüber.

*

Vom yogischen, psychophysischen usw. Standpunkt aus gesehen sind die vitalen Regungen und nicht das physische Bewusstsein im Magen, im Herz und in den Eingeweiden lokalisiert; dort ist es, wo Ärger, Furcht, Liebe, Hass und alle die anderen psychologischen Tier-Privilegien herumirren und die physische und moralische Verdauung durcheinanderbringen. Das muladhara ist der Sitz des eigentlichen physischen Bewusstseins.

*

Es [das Ende der Wirbelsäule] ist der Ort des physischen Zentrums, das auch ein Sex-Zentrum ist. Seine Spitze liegt am Ende der Wirbelsäule, sie erstreckt sich von dort nach vorne und beherrscht das [Geschlechts-] Organ und seine Tätigkeit.

*

Das niederste Zentrum ist am Grund der Wirbelsäule. Es enthält neben vielen anderen Dingen an seiner Oberfläche Grundlage sexueller Regungen.

*

Nein, das Unterbewusste ist zu dunkel, um ein Zentrum zu haben. Es besitzt eine Ebene, die unterhalb der Füße liegt – so wie das Überbewusste sich über einem befindet; doch kann es von dort überallhin emporwallen.

*

Ja, das Kleinhirn hat eine Verbindung mit dem Unterbewussten.

* * *

1 Dieser Ausdruck ist eine falsche Bezeichnung, da das Obermental nicht supramental sein kann; es kann höchstens etwas Licht und Wahrheit von der höchsten Quelle empfangen.

2 Ich möchte betonen, dass ich diese Dinge nicht dachte, es waren weder Gedanken oder Vorstellungen, noch stellten sie sich irgendeinem „Ich“ so dar; es war ganz einfach so.

3 Die Originalfassung dieses Briefes wurde in der Folge zweimal von Sri Aurobindo korrigiert. Da die beiden korrigierten Fassungen sich stellenweise beträchtlich unterscheiden, wurden hier beide veröffentlicht.

4 Jemand hatte gefragt, was das seelische Wesen sei, ob es als derjenige Teil des Wesens bezeichnet werden könne, der immer in direktem Kontakt mit dem Supramental stehe. Ich antwortete, dass man es nicht so formulieren könne. Denn das seelische Wesen in Tieren oder in den meisten Menschen steht nicht in direktem Kontakt mit dem Supramental, daher könne man es auch nicht derart ausdrücken. Doch ist einmal die Verbindung zwischen dem Supramental und dem menschlichen Bewusstsein hergestellt, dann ist es das seelische Wesen, das am bereitwilligsten darauf reagiert – bereitwilliger als Mental, Vital oder Körper. Man könnte hinzufügen, dass es auch eine reinere Reaktion sei; Mental, Vital und Körper erlauben anderen Dingen, sich in ihre Empfangsbereitschaft für den supramentalen Einfluss zu mischen und seine Wahrheit zu entstellen. Die Seele ist rein in ihrer Reaktion und lässt eine derartige Vermischung nicht zu. Die supramentale Veränderung kann nur dann stattfinden, wenn die Seele wach ist und zur hauptsächlichen Stütze der herabkommenden supramentalen Macht wird.

5 Die citta und der seelische Teil sind ganz und gar nicht das gleiche. Citta ist ein Ausdruck aus einer völlig anderen Kategorie; in ihr werden die hauptsächlichen Funktionen unseres äußeren Bewusstseins koordiniert und geordnet, und um sie zu erkennen, brauchen wir nicht hinter unsere Oberflächen- oder äußere Natur zu gehen. „Kategorie“ bedeutet hier eine andere Klasse psychologischer Faktoren, tattva-vibhaga. Die Seele gehört zu einer Klasse – Supramental. Mental, Leben, Seele, Körper – und bezieht sowohl die innere wie die äußere Natur mit ein. Citta gehört einer ganz anderen Klasse oder Kategorie an – buddhi, manas, citta, prana usw. –, dies ist die Klassifikation der gewöhnlichen indischen Psychologie des äußeren Wesens. In dieser Kategorie werden von den indischen Denkern nur die Hauptfunktionen unseres äußeren Bewusstseins koordiniert und geordnet; citta ist eine der hauptsächlichen Funktionen dieses äußeren Bewusstseins; wir brauchen daher, um sie zu erkennen, nicht hinter unsere äußere Natur zu gehen.

6 Die Originalfassung diese Briefes wurde in der Folge von Sri Aurobindo zweimal abgeändert. Da die beiden Fassungen sich an einzelnen Stellen beträchtlich unterscheiden, wurden beide wiedergegeben.

7 Eine unvollständige Artikelserie, die in der Zeit von 1915-1921 mit Unterbrechungen erstmals in der Zeitschrift „Arya“ veröffentlicht wurde und dann, ohne fertiggestellt zu sein, in Buchform unter dem Titel: „The Problem of Rebirth“ (Feb. 52) erschien.

8 Der Glaube, der Körper sei für die Dauer eines Lebens ein vorübergehender Aufenthaltsort des Selbstes.

9 Sri Aurobindo bezieht sich hier auf jemanden, der über einen Sadhak eine Frage an ihn gerichtet hatte.

Briefe über den Yoga

Подняться наверх