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Die Schwere Korvette glitt langsam und behäbig in den gewaltigen Hangar und dockte an einer der freien Buchten an. Ihr folgte der erbeutete Sturmkreuzer. Dessen Besatzung steuerte einen weiteren freien Platz an. Die Dockklammern umfassten die beiden Schiffe und fixierten sie an ihrem Standort. Eine röhrenartige Rampe wurde ausgefahren und die Besatzungen beider Schiffe verließen ihre Beute, während sich Kexaxa daranmachten, die Schäden zu begutachten und nötige Reparaturen vorzubereiten.

Gareth deaktivierte seine Rüstung mit einem kurzen Schlag auf den entsprechenden Schalter. Die durch Nanotechnologie verbundenen Plättchen zogen sich eins ums andere zurück, bis er nur noch in seinem Kampfoverall dastand. Er streckte sich und genoss das Gefühl, als die einzelnen Rückenwirbel nacheinander knackten. Erst als der letzte wieder an seinen Platz rückte, fühlte er sich richtig entspannt.

Sein Blick glitt über die Andockbuchten. Mehr als ein Dutzend Schiffe unterschiedlicher Klassen war hier untergebracht. Allesamt Beutegut, das sie Sekari, Syall und auch dem Imperium abgenommen hatten. Dutzende Kexaxa schwärmten über die Außenhülle eines jeden Schiffes, um es wieder gefechtstauglich zu kriegen.

Gareth seufzte. Sie konnten weiß Gott jedes bisschen Feuerkraft dringend gebrauchen. Ihr Feind war ihnen zahlenmäßig tausendfach überlegen. Und er war sich dessen bewusst. Das war eigentlich das Schlimmste daran.

Als er sich umdrehte, erkannte Gareth, dass er bereits erwartet wurde. Fabian Hoffmann stand abwartend einige Meter entfernt. Sein Freund und Waffenbruder wirkte oberflächlich betrachtet völlig gelassen. An dem rhythmisch auftippenden rechten Fuß erkannte er jedoch die Nervosität, die unter der Oberfläche brodelte.

Gareth lächelte, als sein Freund näher trat. Es schwand, als Fabian nicht darauf einging, sondern ihn weiterhin mit ernster Miene musterte.

»Was ist passiert?«, verlangte der Anführer der Rebellion zu erfahren.

»Das sage ich dir besser in der Zentrale«, erwiderte Fabian. »Michael, Ris’ril und Ludwig sind bereits dort. Aber sie sind noch nicht gebrieft. Ich wollte damit warten, bis du auch dabei bist.«

Gareth nickte. Fabian übernahm die Führung, während sie schnellen Schrittes durch die Korridore eilten. Die von den Sekari eingenommene Basis im Aquarius-Sektor diente inzwischen als Hauptquartier der Rebellion. Die Sekari hielten sie für zerstört und die Ashrak wussten nichts von ihr. Es war der perfekte Ausgangsort, um ihre weiteren Operationen zu planen.

Gareth blieb nicht viel Zeit, um sich umzusehen. Sie hatten in kurzer Zeit sehr viel erreicht. Der Stützpunkt war nicht wiederzuerkennen. Er wimmelte vor befreiten Blutläufern der unterschiedlichsten Spezies.

Darüber hinaus befanden sich noch eine ganze Menge Kexaxa unter ihnen, die sich der Rebellion angeschlossen hatten. Dafür war Untray verantwortlich. Viele seiner Artgenossen gehörten der Untergrundbewegung an und nun, da der Kampf begonnen hatte, waren die Kexaxa dafür verantwortlich, das verfügbare Kriegsgerät für den Kampf vorzubereiten.

Die Anzahl an Blutläufern, die die Basis nun bevölkerten, ließ Gareth beinahe schwindlig werden. Sie eilten mit den verschiedensten Aufgaben durch die Korridore. Die wenigsten hatten für Gareth auch nur einen Blick übrig, und auf den dies doch zutraf, der nickte ihm lediglich kurz und respektvoll zu. Die Rebellion war im Entstehen. Gareth war zu Recht stolz auf das Erreichte. Er war sich aber im Klaren, dass er das allein nie zustande gebracht hätte.

Sein Blick fiel auf ein junges Paar, das sich in den Schatten verbarg. Die beiden knutschten wild und hemmungslos, was auf Gareths Miene ein Lächeln auslöste. Das Zwischenmenschliche war also auch auf einem guten Weg. Sie waren dabei, eine gesunde und florierende Gemeinschaft zu werden.

Die beiden Freunde erreichten die Zentrale. Irgendjemand hatte in krakeliger Schrift über den Eingang das Wort Bounty geschrieben. Dies war inzwischen sowohl Spitz- als auch Codename für den Stützpunkt, der dem Aufstand als Hauptquartier diente.

Gareth gab zu, dass er am Anfang mit dem Wort nichts anzufangen gewusst hatte. Bis ihm jemand erklärte, dass es sich dabei um einen berühmten Fall von Meuterei auf der Erde handelte. Von diesem Moment an wusste er, dass die Bezeichnung auf ihre Situation durchaus zutraf.

Die beiden Soldaten betraten die Kommandozentrale, wo sie bereits von Michael, Ludwig sowie Ris’ril erwartet wurden. Fabian sah sich unter den Offizieren um, die an den Konsolen ihren Dienst versahen.

»Bitte verlassen Sie die Zentrale für einen Moment. Die folgende Besprechung unterliegt der Geheimhaltung.«

Die Blutläufer sahen von ihren Konsolen auf, als würden sie die ranghohen Offiziere erst jetzt bemerken. Sie wechselten verhaltene Blicke. Einige erhoben sich und strebten dem Ausgang zu, erst dann folgte auch der Rest ein wenig verunsichert.

Fabian wartete, bis auch der Letzte von ihnen die Zentrale verlassen und die Tür sich hinter diesem geschlossen hatte. Er seufzte und betätigte einige Kontrollen. In der Luft zwischen den Offizieren materialisierte ein Hologramm. Gareth erkannte es als das Abbild eines Systems namens Kelill.

Dessen dritter Planet war ein imperialer Garnisonsposten mit einer Stärke von knapp einer halben Million Blutläufer. Kelill befand sich an einem Verbindungspunkt zwischen Rod’Or-Imperium, Syall und Sekari und war deshalb erstens von besonderem Interesse und zweitens stark gesichert.

Gareth kniff die Augen leicht zusammen. Im Orbit des Planeten befanden sich mehrere Flottenverbände. Es waren wesentlich mehr, als eigentlich hätten dort sein dürfen. Noch während Gareth die Aufnahme musterte, zuckten Energieblitze von einem der Schlachtschiffe zur Planetenoberfläche. Ludwig keuchte erschrocken auf. Sogar Ris’ril machte große Augen. Lediglich Michael verzog keine Miene. Dessen Kaltschnäuzigkeit bereitete Gareth zuweilen Sorgen. Weitere Schiffe schlossen sich dem Beschuss an, bis der Raum zwischen Flottenverband und Planet erfüllt war von Energiestrahlen und kinetischen Geschossen.

Das Bombardement dauerte nur wenige Minuten. Anschließend drehte einer der Kampfverbände ab und nahm Kurs auf einige der Hyperraumkatapulte.

Gareth deutete auf das Hologramm. »Wie alt ist diese Aufnahme?«

»Etwa vier Monate. Sie stammt von einem unserer Aufklärer.«

»Vier Monate?«, protestierte Gareth. »Und wir kriegen sie erst jetzt?«

Fabian zuckte die Achseln. »Was erwartest du? Wir haben keinen Zugang zu Hyperraumkatapulten. Unsere Schiffe sind gezwungen, mittels gewöhnlichem Antrieb zwischen den Systemen herumzureisen. Und solange wir keine Möglichkeit haben, ebenfalls Katapulte einzusetzen, wird das auch so bleiben.« Fabian musterte seinen Anführer mit festem Blick. »Denk mal darüber nach: Ris’ril und du, ihr habt selbst fast zwei Monate benötigt, um eure Beute vom Schiffsfriedhof hierher zu bringen.«

Gareth schüttelte leicht den Kopf. »Wir müssen das Transportproblem irgendwie in den Griff kriegen. Wir sind ohnehin zahlenmäßig weit unterlegen. Wenn der Feind seine Schiffe und Truppen auch noch schneller verlegen kann als wir, werden uns die Ashrak früher oder später ausmanövrieren.«

Fabian nickte und deutete erneut auf das Hologramm. »Das ist zwar richtig, soll aber nicht das heutige Thema sein. Es gibt Wichtigeres, um das wir uns sorgen müssen.«

Gareth richtete sein Augenmerk erneut nach oben. In Gedanken versunken musterte er die Flotte, die weiterhin Fahrt aufnahm. »Wissen wir, wem das Bombardement galt? Das Imperium wird ja nicht ohne Grund einen seiner eigenen Planeten angegriffen haben. Hatten wir Einsatztruppen vor Ort?«

Fabian machte eine verkniffene Miene. »Jein«, erwiderte er rätselhaft. »Unsere Kexaxa-Freunde von Kelill haben uns die entsprechende Erklärung geliefert.« Der Blutläuferoffizier machte eine dramatische Pause. »Auf Kelill waren etwa zweihundertfünfzigtausend Soldaten unterschiedlicher Spezies stationiert, die in den letzten Standardjahren auf Suvus ausgebildet worden sind.«

Gareths Blick zuckte in Fabians Richtung und der Mann nickte bedrückt. Nun war klar, was das Bombardement zu bedeuten hatte. Er hätte nur nie erwartet, dass das Imperium derart weit gehen würde.

Fabian seufzte. »Sie haben alle Blutläufer, deren Loyalität infrage steht, an einen Ort gebracht und dort ausgelöscht. Inzwischen hat uns die Nachricht ereilt, dass sich dieser Vorgang auf weiteren Welten ereignet hat. Wir rechnen mit über einer Million toter Blutläufer, die vielleicht irgendwann unsere Reihen aufgefüllt hätten.«

Gareth spie einen Schwall Luft zwischen den Vorderzähnen aus. »Sie töten potenzielle Rebellen, bevor wir in der Lage sind, sie zu befreien. Das ist eine brutale, aber nichtsdestoweniger sehr effiziente Taktik.«

»So ist es«, nickte Fabian. »Es bedeutet, dass der Wurm in den Loyalitätsimplantaten und auch dein Alpha-Wurm nun bedeutungslos sind. Wir können nichts mehr mit ihnen anfangen.«

Ludwig fluchte. »Sie versuchen, unseren Nachschub auszutrocknen.«

»Und das auch noch auf sehr elegante Art und Weise«, schloss sich Michael an. Der Mann schien vom Vorgehen des Imperiums tatsächlich beeindruckt zu sein. Gareth nahm sich vor, mit ihm irgendwann ein ernstes Gespräch über seine Einstellung zu führen.

Gareth seufzte. »Was tun wir also? Eigentlich hatte ich vor, weitere Blutläufer zu befreien und unsere Reihen zu stärken, bevor wir das Imperium offen herausfordern. Aber das könnte tödlich für unsere Bewegung enden. Nichts zu tun und die Beine stillzuhalten, wäre meiner Meinung nach genau die falsche Reaktion.«

»Vor allem angesichts unserer Verluste«, fuhr Fabian fort. Er blickte Gareth erwartungsvoll an. Dieser bedeutete seinem Freund weiterzusprechen. Fabian nickte. »Gemäß unserem Plan haben wir uns nach dem Angriff auf Suvus dezentralisiert. Wir haben uns verteilt und Stützpunkte überall im Imperium aufgebaut. In jedem Sektor des Rod’Or-Reiches existieren nun zwischen einem und drei Rebellenbasen, jede mit einem kleinen Flottenkontingent ausgestattet. Parallel dazu haben wir uns auf die Suche nach noch funktionsfähigen Wracks gemacht, um unsere Flotte weiter auszubauen.«

»Das war sinnvoll«, kommentierte Ludwig selbstzufrieden.

Fabian neigte leicht den Kopf zur Seite. »Nur, dass es uns mehr schadet als nutzt. Im letzten halben Jahr haben wir gut zweihundert Schiffe auf den Schlachtfeldern des Krieges gefunden und wieder so weit repariert, dass sie als einsatzfähig angesehen werden können. Im Gegenzug haben wir annähernd fünfzig verloren. Sie kamen feindlichen Patrouillen in die Quere oder gingen Hinterhaltkommandos der Ashrak ins Netz. Die Ashrak haben großflächig damit begonnen, Schiffsfriedhöfe zu überwachen. Das stellt zunehmend ein Problem dar.«

Gareth kratzte sich leicht über das unrasierte Kinn. »Die Agenten der Honuh-ton sind nicht blöd. Und Cha’acko ist einer der gefährlichsten von ihnen. Die Idee, ehemalige Schlachtfelder zu überwachen, dürfte auf seinem Mist gewachsen sein. Ihm wird klar sein, dass sie unsere einzige Möglichkeit sind, an Nachschub zu kommen.«

»Wir hätten ihn umbringen sollen, als sich die Gelegenheit dazu bot«, kommentierte Michael.

»Versucht haben wir es ja«, entgegnete Gareth gepresst, »aber der Kerl ist einfach nicht totzukriegen.«

»Leider ist er wirklich überaus clever«, spann Fabian den Faden weiter. »Die Hinterhaltkommandos haben nicht in jedem Fall sofort zugegriffen. Einige Male folgten sie unseren Bergungsteams zurück zu ihren Basen. Wir haben sieben verloren und das sind nur die, von denen wir im Moment wissen. Gut möglich, dass weitere Verlustmeldungen noch auf dem Weg sind.«

»Mit anderen Worten, wir sind so ziemlich am Arsch«, gab Michael zurück. »Wir können unsere Reihen nicht mehr mit Soldaten auffüllen und jedes Mal, wenn wir Bergungsteams ausschicken, müssen wir damit rechnen, dass wir Schiffe, Kämpfer und sogar Stützpunkte verlieren.« Michaels Kopf schwenkte in Gareths Richtung. »Die Rod’Or haben sich von den Schlachten um Draimina und Suvus erholt.«

»Falls es für sie jemals nötig war, sich von diesen Niederlagen zu erholen«, stimmte Gareth niedergeschlagen zu. Er widmete Fabian erneut einen missmutigen Blick. »Wie hoch sind unsere Verluste insgesamt?«

Fabian zögerte. »Nach derzeitigem Kenntnisstand: um die siebzigtausend Mann. Die Dunkelziffer dürfte höher sein.«

Gareths Schultern sackten ein ganzes Stück weit ab. »Hol die Leute wieder rein. Ich muss mir all das erst einmal durch den Kopf gehen lassen.« Er sah auf. »Treffen wir uns morgen wieder. Bis dahin will ich ein paar Ideen von euch hören. Wir müssen den Aufstand irgendwie am Leben halten oder alles, was wir erreicht haben – alles, was wir getan haben –, war völlig umsonst.«

* * *

Gareth verließ die improvisierte Versammlung mit einem Kopf, der dröhnte, als würde jemand mit einem Vorschlaghammer darauf eindreschen.

Es war schwierig, nicht die Hoffnung zu verlieren. Der Feind war haushoch überlegen, und egal welche Erfolge sie erzielten, die gegnerischen Streitkräfte schienen sie innerhalb kürzester Zeit ins Gegenteil zu verkehren. Dabei war Cha’acko mit unumstößlicher Sicherheit ihr gefährlichster Gegner. Gareth zweifelte keinen Augenblick daran, dass er von der Rod’Or-Obrigkeit mit der Zerschlagung des Aufstands beauftragt war.

Genau das hätte Gareth an deren Stelle auch getan. Cha’acko war nicht nur der fähigste Offizier für diese Art von Aufgabe. Darüber hinaus hatte der Agent die größtmögliche Motivation. Der Aufstand war unter seiner direkten Aufsicht ausgebrochen. Das wäre normalerweise Grund genug gewesen, ihn hinzurichten. Aber irgendwie bezweifelte Gareth, dass die Rod’Or so weit gegangen waren. Im Gegenzug glaubte er vielmehr, dass die Rod’Or erkannt hatten, dass Cha’acko alles tun und jede Moral über Bord werfen würde, um seine Scharte auszuwetzen. Die Herrscher über das Imperium nutzten dies gnadenlos für sich aus.

Michael hatte recht. Falls sie die Gelegenheit erhielten, Cha’acko auszuschalten, dann durften sie nicht zögern. Das Ganze war wie ein Spiel. Zug folgte auf Zug. Und Cha’ackos Figur musste dringend vom Brett genommen werden.

Er erreichte sein Quartier und öffnete die Tür. Gareth wollte nur noch schlafen und all die Probleme zumindest eine gewisse Zeit lang vergessen. Eine Hand packte ihn an der Schulter. Der Griff war eine seltsame Mischung aus grob und sanft. Schon allein deshalb wusste er auf Anhieb, um wen es sich handelte.

Er wandte sich um und sah sich unvermittelt Ris’rils riesiger Gestalt gegenüber. Die Frau überragte ihn um Haupteslänge, wirkte aber durch die Muskelstränge wesentlich bulliger als er. Seit sie in den Kampf eingetreten war, band sie kleine Kugeln aus Stahl in ihre Dreadlocks ein. Diese waren wiederum mit Hunderten kleiner Dornen versehen. Auf diese Weise wurde selbst ihr Haar zu einer Waffe und sie verstand es, dies im Nahkampf meisterhaft einzusetzen.

Gareth zwang sich zu einem Lächeln. Sie ließ sich dadurch nicht täuschen. Sie senkte das Haupt und musterte ihn durch wache und intelligent blickende Augen. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.

Er fühlte sich von ihr ertappt und wandte den Blick ab. »Warum sollte es nicht? Ich bin einfach nur müde.«

Sie schüttelte den Kopf. »Tu das nicht. Nicht mit mir.«

Nun sah er doch auf. »Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Versuch nicht Stärke vorzugeben, wo du nichts als Verzweiflung spürst.«

Seine Mundwinkel zogen sich etwas nach unten. Er seufzte. »Wir können nicht gewinnen. Oder?«

Ihre Lippen teilten sich zu einem ehrlichen Lächeln. »So wie die Dinge im Augenblick liegen, nicht. Aber ist das denn wichtig?«

Er runzelte die Stirn. »Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen. Wenn alles umsonst ist, warum es dann überhaupt versuchen?«

Ris’ril dachte ernsthaft über die Frage nach, bevor sie antwortete. »Weil es im Prinzip keine Rolle spielt, ob wir gewinnen oder verlieren.« Sie hob die Hand, um Gareths im Entstehen begriffenen Einwand zuvorzukommen. »Versteh mich bitte richtig. Ich gewinne genauso gern wie jeder andere. Aber das ist hier nicht das Entscheidende. Das Imperium ist zu selbstgefällig. Die Rod’Or sehen sich als die Stärksten an. Sie erobern und versklaven bedenkenlos jede Spezies, der sie begegnen. Es ist wichtig, dass endlich jemand aufsteht und sagt: ›Nein!‹ Wir kämpfen lieber, als uns zu unterwerfen. Vielleicht verlieren wir, aber möglicherweise wird bereits unser Widerstand an sich etwas bewirken. Eines ist auf jeden Fall mal sicher: Nach diesem Krieg wird das Imperium nicht mehr dasselbe sein. Ganz egal, wie er auch ausgehen mag. Und ich sehe das bereits als Sieg an.«

Gegen seinen Willen schmunzelte er. Mit einem Mal fühlte er sich leichter und eine Last schien von ihm genommen zu werden. Mit neuem Respekt sah er zu seiner Gefährtin auf. »Du hast eine sehr pragmatische Sichtweise.«

»Wir Samirad sind Krieger. Das waren wir schon immer. Wir werden für den Krieg gezeugt, wir werden für ihn geboren, wir leben für ihn und irgendwann werden wir in ihm sterben. Das ist unser Schicksal. Sieg oder Niederlage sind von untergeordneter Bedeutung. Es ist nur wichtig, aufzustehen und sich Tyrannei zu widersetzen. Man darf sich Despoten niemals ergeben.« Sie senkte betreten den Blick. »Eine Lektion, die viele aus meinem Volk vergessen haben. Ich selbst schließe mich da nicht aus. Daran ist das verdammte Loyalitätsimplantat schuld.«

Gareth berührte sie sanft an der Schulter. »Auch dein Volk wird irgendwann wieder frei sein. Vielleicht nicht durch diesen Krieg.« Er zuckte leichthin mit den Schultern. »Aber unter Umständen durch den nächsten.«

Ris’ril grinste. »Du hast noch nicht einmal diesen gewonnen und planst schon für den nächsten? Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«

»Deine Worte haben mich etwas aufgeheitert. Diesen Gefallen wollte ich erwidern.«

Ihr Grinsen wurde breiter, sie nahm ihn mit einen Griff bei den Händen, der keinerlei Widerstand duldete, und führte ihn in sein Quartier. »Apropos aufheitern, da fällt uns doch noch was ganz anderes ein.«

Gareth stöhnte und stemmte sich halbherzig gegen den unnachgiebigen Zug seiner Gefährtin. »Eigentlich wollte ich nur schlafen.«

Sie lachte. Es handelte sich um einen melodischen Klang, der so gar nicht zu dieser kampferprobten Kriegerin passen mochte. »Keine Sorge, du wirst in wenigen Minuten nicht mehr an Schlaf denken.«

Blutläufer 2: Aufstand der Sklaven

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