Читать книгу Brahmsrösi - Stefan Haenni - Страница 14
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ОглавлениеMeine schwarze Reisetasche steht bereit.
Ich studiere die Unterlagen, die Jüre bei Rico Reisen besorgt hat. Offenbar stehen keine Direktflüge zur Verfügung.
Die Maschine startet am Sonntagnachmittag um 13.55 Uhr Richtung Frankfurt am Main. Dort haben wir einen Aufenthalt von einer Stunde und 50 Minuten, bevor wir nach Krakau-Balice weiterfliegen. Um 18.25 Uhr erreichen wir unser Ziel. Mit 360 Franken für Hin- und Rückflug kommen wir glimpflich davon. Unser Financier wird es zu schätzen wissen.
Das Hotel befindet sich in Gehdistanz zur Altstadt, in der Gertrudystraße Nummer 6. Es trägt den krautigen Namen Planty. Das Dreisternehaus verfügt über 75 Zimmer, ein Restaurant und eine Bar. An der werde ich meinen Schützling vorbeizuschleusen suchen. Unsere Bleibe liegt nahe der Bibliothek. Ein Rendezvous mit Professor Marczyński, dem Leiter der Bibliothek, ist für morgen 9 Uhr vorgesehen.
Alles liegt parat. Ich schiebe die geliehene CD in den Player und lasse mich entspannt zwischen die Sofakissen fallen. Konzentriert lausche ich dem Thunerländler. Wohlfühlen im Dreivierteltakt.
Das Klavier eröffnet das Allegro amabile mit vier verhaltenen Takten, worauf die Violine mit zweigestrichenem Fis und drei absteigenden Achtelnoten antwortet. Als wär’s ein Nachseufzer. Die Geige scheint die Stimme einer Frau zu intonieren. Meldet sich die Altistin zu Wort?
Mit der markanten Pianostimme verschafft sich Brahms Gehör. Seine Melodie trägt Liedcharakter. Tatsächlich sollen hier die Brahmslieder ›Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn‹ und ›Komm bald‹ Verwendung gefunden haben. Wie zwei verliebte Schwäne turteln die Instrumente im gleitenden Wohlklang. Zum Schluss überrascht ein Stimmungswandel. Das furiose Finale kündet Misstöne an. Worüber streiten sich Hermine und Johannes?
Das Andante tranquillo tönt nicht so tranquillo. Vielmehr scheinen im zweiten Satz offene Fragen diskutiert zu werden. Mollklänge trüben die Stimmung. Mit gezupften Saiten akzentuiert die Violonistin jeden Ton einzeln. Gezupft und leicht betupft? Johannes brummt. Hermine schmollt. Dann egalisiert ein kurzes Vivace ihre Meinungsverschiedenheiten.
Drohen im Allegretto grazioso neue Schwierigkeiten? Das Piano räumt sie weg. Zuversicht und Vertrautheit machen sich breit. Die beiden Stimmen finden endlich einen sehr vernünftigen Tonfall. Er gipfelt im finalen Forte. Wie war das genau mit den beiden? Wie forte schlugen damals die Herzen füreinander?