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Der erste Brief

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19.03.2004 Freitag

20.22 Uhr

Ich sitze zu Hause vor dem Computer. Hinter mir flimmert Wer wird Millionär? über die kulturelle Mattscheibe, was mich aber nicht juckt. Normalerweise rate ich bei solchen Quizshows gerne mit, um zu schauen, wie weit ich da so mit meinem Halbwissen mithalten kann. Scheitere oft bei Fragen um Jahreszahlen und klassische Literatur. Doch jetzt möchte ich der neuen Pastorin eine Mail schreiben. Die terrestrische Mailadresse habe ich aus der Kirchenzeitung. Ich warte auf eine Eingebung. Das Thema Sex kann ich keinesfalls als Einstieg für ein Kennenlernen benutzen. So was wird schnell missverstanden.

Ich entscheide mich für die Thematik des Blutspendens, was religiöse Menschen teilweise ablehnen, wie die Zeugen Jehovas. Die keusche christliche Jungfrau und der dämonisch rebellische Sohn eines heidnischen ostpreußischen Bauern treffen nun aufeinander. Aus dem Stoff macht man göttliche Bestseller. Shakespeare hätte das zum Beispiel geschafft, würde er heute noch unter uns verweilen. Wie wir alle wissen ist Shakespeare keine geschüttelte Hopfenschale, sondern war ein Brite, der unter anderem Romeo und Julia schrieb. Zu Romeo und Julia fällt mir immer dieser Song von Dire Straits ein – kennt ihr den? Die tragische Lovestory spielt in Verona. Zu Verona fällt mir immer die Feldbusch zu ein. Mit Feldbusch meine ich die Ex-Frau von Dieter Bohlen. Dessen Sprüche wiederum sind bei Männern recht beliebt. Zu Verona Feldbusch fällt mir immer der Spruch ein: Die Dummheit der Frauen ist beständiger als ihre Gier nach Schuhen. Hamlet halte ich für eine Art Omelett, also irgend so ein dänisches Gericht aus Schinken und Eiern, von einem Mohr zubereitet. Dessen Geschlechtsteil nennt man übrigens Mohrrübe.

So fertig, die erste Mail ist geschrieben. Bin mal gespannt, ob ich eine Antwort erhalte. Muss den Text auf Diskett speichern, weil ich daheim nicht ans Internetz angeschlossen bin. Werde ich ihn morgen vom Internet-Café aus durchs Datennetz katapultieren. Der Besitzer vom Café ist ein Türke, der zudem alle vier Wochen auf dem Trödelmarkt neuwertiges Handyzubehör verkauft. So wie billige Jeans, auf die er zehn Jahre Garantie gibt. Mein Telefon, was genau genommen ein Faxgerät ist, mit dem man auch einfache Rechenaufgaben lösen kann, läutet. Ein Handy besitze ich auch, aber das ist meistens ausgeschaltet. Wird bestimmt Meisen sein. Die heutige Welt ist verrückt. Und mein Freund Meisen trägt viel dazu bei, dass es so ist.

„Jo!?“

Die Pastorin und der Punk

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