Читать книгу Die Pastorin und der Punk - Stefan Hoffmann - Страница 7
Das Opfer
Оглавление17.03.2004 Mittwoch
17.22 Uhr
Wer ist diese Frau auf dem Bild in der örtlichen Lokalzeitung? Der unschuldige Gesichtsausdruck gefällt mir. Ihr hellblondes Haar steht etwas im Kontrast zu der weiten schwarzen Robe, die sie umhüllt. Zu diesem unerotischen Umhang, wo man wirklich schwer raten muss, welche Figur sich darunter verbirgt, kommt zu meinem Leidwesen ferner dazu, dass ein fast überdimensionaler Blumenstrauß mir den Blick auf ihren oberen Brustbereich verwehrt. Dieses wiederum lässt, was die Frage nach ihrer Körbchengröße betrifft, einiges an Spekulationen zu. Im Artikel stellt man sie als Frau Sybille Specht vor, die neue evangelische Pastorin in einem auswärtigen Bezirk. Stellt sich mir nur die Frage, ob bei so viel Unschuld der Heiligenschein wegretuschiert wurde. Hätte sie statt dem Blumenstrauß eine Harfe in der Hand, käme das meiner Vorstellung von einem Englein ziemlich nahe. Störend finde ich nur das Brillengestell, von dem ich nicht gerade begeistert bin. Aber Mängel dieser Art lassen sich bei einem Besuch bei Monsieur Fielmann schnell beseitigen. Trotzdem, alles im allem eine knipswürdige Erscheinung.
Mir kommt so der Gedanke, mal am Sonntag den Gottesdienst aufzusuchen und der Braut Christi fachspezifische Fragen zu stellen. Über den Alkohol. Ist ein Vollrausch erlaubt? Weshalb ist sechs-sechs-sechs die Zahl des Teufels?
Oder zum Beispiel, wann gesunder Sex aufhört und sündige Unzucht anfängt. Was ist dran an dem Spruch: Frischer Liebeswille durch die Anti-Baby-Pille. Wie sieht die Kirche das? Heutzutage boomt ja die Porno-Industrie gewaltig, während die Kirche fast Konkurs anmelden muss. Sympathisanten des christlichen Glaubens unterstützen jedoch teilweise beide Institutionen. Man überlegt es sich zweimal, ob man Geld für ein Hilfsprojekt spenden soll, scheut aber anderseits nicht die sofortige finanzielle Investition, um die geile Gina Wild mal in Aktion zu sehen.
Vielleicht kommt dem Papst die goldige Idee, den einfallslosen Politikern mal vorzuschlagen, beim Verkauf von Sexartikeln oder beim Besuch eines Bordells eine steuerliche Abgabe an die Kirche zu erzwingen. So hätte wilde Sexgier noch einen positiven Nebeneffekt. Auch ausgefallene Sexpraktiken sollten auf diese Weise besteuert werden. Zum Beispiel müsste die Domina bluten und pro Peitschenhieb einen Euro an die Kirche überweisen. Ich sage euch, wäre ich eine sexuell abartig veranlagte Kreatur, die zudem auf Jungfrauen steht, ich würde Hausmeister in einem katholischen Frauenkloster werden. Ich hätte einen Haufen potenzieller Opfer und würde mich zudem vor dieser Steuer drücken.