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Vorlesung 7

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Unkenntnis gebiert die Angst in der Welt. Und da der Mensch keine Kenntnisse besaß, so benahm er sich in der damaligen Welt nicht wie ein Herr, sondern wie ein schüchterner, jämmerlicher Bittsteller. Es war noch zu früh für den Menschen, sich als Herr der Natur zu fühlen. Er war zwar kräftiger als alle Tiere der Welt geworden, er hatte das Mammut besiegt, aber im Vergleich mit den starken Mächten der Natur, die er nicht regieren konnte, war er immer noch ein schwaches Wesen. Eine missglückte Jagd konnte ihn für Wochen zum Hungern verurteilen. Ein Schneesturm konnte ihm seine Jagdhütte verwehen. Was gab dem Menschen die Kraft, zu kämpfen und auf dem Weg zur Beherrschung der Natur einen Schritt nach dem anderen zu machen?

Er hatte diese Kraft, weil er nicht allein war. Mit der Gemeinschaft, in der Horde, kämpften die Menschen gegen die feindlichen Kräfte der Natur. In der Gemeinschaft arbeiteten sie, und in der Arbeit erwarben und sammelten sie Erfahrung und Wissen.

Allerdings, sie selbst erkannten dies kaum, oder vielmehr sie erkannten es auf ihre eigene Art.

Sie wussten nicht, was das ist: „menschliche Gesellschaft“. Aber sie fühlten, dass sie miteinander verbunden waren, dass die Menschen einer Gemeinde wie ein einziger großer, vielhändiger Mensch waren.

Was verband sie miteinander? Vor allem die Verwandtschaft. Sie lebten in einem Stamm; die Kinder lebten mit ihren Müttern, und bei diesen Kindern wurden wiederum deren Kinder geboren, die mit ihren Brüdern und Schwestern, mit Onkel und Tanten, Müttern und Großmüttern zusammenblieben. So breitete sich das Geschlecht aus. Die Gesellschaft der ursprünglichen Jäger ist ein Geschlecht, das von gemeinsamen Vorfahren abstammt. Alles verdanken sie ihren Vorfahren. Die Vorfahren haben sie gelehrt, zu jagen und Werkzeuge herzustellen, die Vorfahren haben ihnen die Wohnung und das Feuer verschafft – und die Rituale zur Besänftigung der Naturgewalten, die Beschwörungen, dass ihnen weiterhin Bison, Bär oder Hirsch als Mahlzeit zur Verfügung stehen mögen.

Arbeiten und Jagen – das bedeutete, den Willen der Vorfahren erfüllen. Wer auf die Vorfahren hört, vermag dem Unglück und den Gefahren zu entgehen. Die Vorfahren leben bei ihren Nachkommen, sie sind bei der Jagd und im Haus unsichtbar anwesend. Sie sehen alles, und sie wissen alles. (Wir denken auch heute noch an unsere verstorbenen Eltern und Großeltern und fragen uns, was sie wohl sagen, wenn sie auf uns und unser Handeln herabschauen …) Die Vorfahren bestrafen das Schlechte und belohnen das Gute. So erscheint im Kopf des ursprünglichen Menschen die gemeinsame Arbeit für den gemeinsamen Nutzen als einfacher Gehorsam, als Ausführung der Befehle der gemeinsamen Vorfahren.

Aber auch die Arbeit begreift der Urmensch nicht so, wie wir sie begreifen. Nach unseren Begriffen ernährt die Jagd auf den Bison die Jäger. Der ursprüngliche Jäger aber meint, dass der Bison ihn füttere. Noch heute nennen wir die Kuh unsere Ernährerin und die Erde unsere Mutter. Wir nehmen zwar der Kuh die Milch, ohne nach ihrem Einverständnis zu fragen. Trotzdem sagen wir, dass die Kuh uns die Milch „gibt“.

Der Ernährer des ursprünglichen Jägers war das Tier – Bison, Bär, Mammut oder Hirsch. Nach der Vorstellung des Jägers tötete er nicht das Tier, sondern das Tier schenkte ihm Fleisch und Fell. Teile der Indianer glaubten noch im vorigen Jahrhundert, dass man ein Tier nicht gegen seinen Willen töten kann. Wenn der Bison getötet wurde, so nur deshalb, weil er sich den Menschen zum Opfer brachte, weil er wünschte, getötet zu werden. Der Bison war der Ernährer und Beschützer des Stammes. Gleichzeitig war er aber auch der gemeinsame Vorfahre der Beschützer des Stammes. So verbinden sich in der noch unklaren Vorstellung der beschützende Vorfahr mit dem beschützenden Tier, das den Stamm ernährt, zu einem einheitlichen Ganzen.

„Wir, die Kinder des Bisons“, sagten die Jäger, und sie glaubten wirklich, dass der Bison ihr Vorfahr war. Wenn der Maler einen Bison zeichnete und über ihm drei Laubhütten, so bedeutete das: „Das Lager der Bisonkinder.“

Durch seine Arbeit ist der Mensch mit dem Tier verbunden. Aber er begreift diese Bindung nur als Verwandtschaft, als Ähnlichkeit. Instinktiv spürt der damalige Mensch seine enge Verwandtschaft mit der Tierwelt, fühlt seine Abstammung und gibt dem in seinem Glauben Ausdruck. Wenn er ein Tier tötet, so bittet er es um Entschuldigung und nennt es seinen älteren Bruder. Er bemüht sich in seinen Bräuchen, in seinen Tänzen, dem Tier, seinem Bruder, ähnlich zu sein: er zieht sich dessen Fell über und ahmt seine Bewegungen nach.

Der Mensch nennt sich noch nicht „Ich“, er fühlt sich als Teil, als Werkzeug des Stammes, des Geschlechts. Jedes Geschlecht hat seinen Namen, sein Totem. Das ist der Name des Tiervorfahren und des Beschützers. Daran glauben die Menschen der Urzeit. Sie sind jetzt noch Jahrtausende entfernt von einem Glauben an einen abstrakten Begriff wie Gott oder Allah oder Jahwe oder wie auch immer. Sie sind Ewigkeiten entfernt von Diskussionen um Urzelle, codierte Informationen, Mikro- und Makroevolution usw. Ihr Denken bewegt sich in einem völlig anderen Rahmen. Das eine Geschlecht nennt sich Bison, das andere Bär, das dritte Hirsch. Die Menschen sind bereit, ihr Leben für ihr Geschlecht zu geben. Die Bräuche des Geschlechts betrachten sie als Gebote des Totems, und die Gebote des Totems sind für sie Gesetz. So erstellt der Mensch das erste Regelwerk.

Wir wollen noch einmal in die Höhle des ursprünglichen Menschen treten, uns neben den Herd setzen und mit ihm über seinen Glauben und seine Bräuche sprechen. Er soll uns selbst sagen, ob unsere Vermutungen richtig sind, ob wir die Zeichnungen richtig gedeutet haben, die er an die Wände der Höhle gemalt hat, als seien sie für uns bestimmt, und jene, die sich auf seinen Talismanen aus Knochen und Horn befinden.

Wie aber können wir unseren seit Jahrtausenden toten Vorfahren zum Sprechen bringen? Längst schon hat der Wind die Asche aus dem Herd geweht, längst schon sind die Knochen der Menschen zerfallen, die hier irgendwann am Feuer ihre Werkzeuge aus Feuerstein und Horn bastelten und ihre Kleidung aus Tierfellen nähten. Selten nur finden wir in der Erde einen bleichen, ausgetrockneten Schädel.

Wenn man ihn aber findet, wie kann man dann diesen Schädel zum Sprechen bringen? Wenn wir in der Höhle Ausgrabungen durchführten, so setzten wir Bruchstücke zusammen und suchten Werkzeuge, um aus ihnen zu schließen, wie der Mensch gearbeitet hat.

Wie aber soll man die Überreste der alten Sprache ausfindig machen?

Man muss sie in Sprachen finden, die auch heute noch existieren. Zu diesen Ausgrabungen sind der Spaten, die Isotopenbestimmung oder die radiometrischen Bestimmungsmethoden untauglich. Man muss nicht in der Erde, sondern im Wörterbuch graben. Jedes Wörterbuch, jede Sprache enthält kostbare Reste der Vergangenheit. Das kann auch nicht anders sein, da die Sprache uns die Erfahrung von Hunderten und Tausenden von Generationen überliefert.

Scheinbar eine einfache Sache, die Sprache zu untersuchen und zu studieren: Setz dich an den Tisch und wühle im Wörterbuch! --- In Wirklichkeit ist es aber anders. Auf der Suche nach der Sprache des Urmenschen wandern die Forscher über die Erde; sie erklettern Berge und fahren über Ozeane. So können sie vielleicht bei einem kleinen Volk, das hinter den Mauern der Gebirge, hinter undurchdringlichem Dschungel lebt, uralte Wörter finden, von denen in anderen Sprachen nichts übriggeblieben ist.

Jede Sprache ist wie eine Station auf dem Weg der Menschheit. Die Sprachen der Jagdstämme von Australien, Afrika und Amerika sind solche Haltestellen, die wir schon kennen gelernt haben, und so haben die Altertumsforscher im vorigen Jahrhundert den Ozean überquert und entdeckten in Polynesien uralte Begriffe und Ausdrücke, die wir schon vergessen haben. Auf ihrer Suche nach Wörtern kommen die Sprachforscher in die Wüste des Südens und die Tundra des Nordens.

Bei den Völkern des äußersten Nordens finden sie Wörter aus Zeiten, in denen es noch nicht den Begriff „Eigentum“ gab, als die Menschen noch nicht wussten, was „meine“ Waffe, „mein“ Haus bedeuten. Und gerade in diese Sprachen muss man eindringen, wenn man die Reste jener Redeweise finden will, die der Zeit entspricht, deren Werkzeuge die Archäologen ausgegraben haben.

Aber nicht jeder kann ein Archäologe des Wörterbuches sein. Ohne Vorbereitung, ohne Kenntnisse werdet ihr hier nichts erreichen, denn die alten Wörter sind in der Sprache nicht so aufbewahrt wie in einem Museum. Sie änderten sich im Laufe von Jahrhunderten mehrere Male, sie gingen von einer Sprache in eine andere über, wuchsen zusammen, veränderten ihre Endungen und Vorsilben. Manchmal blieb von einem Wort nur eine alte Wurzel, wie von einem abgebrannten Baum. Nur an der Wurzel kann man noch erkennen, woher das Wort kam.

Im Laufe der Jahrtausende änderte sich nicht nur die Form, sondern auch die Bedeutung der Wörter. Es geschah häufig, dass ein altes Wort eine neue Bedeutung bekam. Das geschieht übrigens auch heute noch. Wenn ein neuer Gegenstand auftaucht, so denken wir uns nicht immer ein neues Wort aus. Wir nehmen aus unseren Vorräten ein altes Wort und kleben es an das neue Ding an, wie ein Etikett.

Der Fuchsschwanz, mit dem wir sägen, hat mit dem Schwanz eines Fuchses bestenfalls den Umriss gemein, und der Buchstabe hat heute nichts mehr mit einem Stäbchen aus Buchenholz zu tun. Es sind alte Wörter: Schwanz, Buche, Stab. Und mit ihnen bezeichnen wir neue Dinge.

Das alles lagerte sich erst vor kurzem ab – in der obersten Schicht der Sprache. Daher erkennen wir mühelos die ehemalige Bedeutung dieser Wörter. Dringen wir aber tiefer, so wird die Arbeit schwieriger. Man muss ein großer Sprachkenner sein, um den verloren gegangenen ursprünglichen Sinn der Worte zu erforschen. Man fand, dass in manchen Sprachen das Wort für Pferd früher den Hirsch oder den Hund bezeichnete, da man Hunde und Hirsche vor den Pferden als Zugtiere benutzte. Es ist festgestellt, dass die ersten Ackerbauern das Brot mit dem Namen der Eichel benannten, da die Leute Eicheln gegessen hatten, ehe sie Brot zu essen begannen. Es gibt Sprachen, in denen der Löwe „großer Hund“ und der Fuchs „kleiner Hund“ genannt wird. Das kommt daher, dass der Hund früher bekannt war als Löwe und Fuchs.

So fanden die Forscher allmählich die Bruchstücke der älteren Lautsprachen. In der jukagirischen Sprache zum Beispiel gibt es ein Wort, das, buchstäblich übersetzt, „Menschenhirschtötung“ bedeutet. Dieses lange Wort ist schwer auszusprechen und noch schwerer zu verstehen. Es ist unverständlich, wer wen getötet hat: der Mensch den Hirsch oder der Hirsch den Menschen oder der Mensch gemeinsam mit dem Hirsch einen Dritten, oder schließlich, ob ein Dritter den Menschen und den Hirsch tötete. Der Jukagire aber versteht dieses Wort. Er benutzt es, wenn er sagen will: „Der Mensch tötete den Hirsch.“

Wie verhält es sich nun damit? Wie konnte solch ein sonderbares Wort entstehen?

Es entstand zu jenen Zeiten, als der Mensch sich noch nicht „Ich“ nannte, als ihm noch nicht bewusst war, dass er selbst arbeitet, jagt, die Hirsche verfolgt und tötet. Er meinte, dass nicht er den Hirsch getötet habe, sondern sein ganzer Stamm. Und sogar nicht nur sein Stamm, sondern jenes geheimnisvolle Unbekannte, das die Welt regiert. Der Mensch fühlte sich noch sehr schwach und hilflos gegenüber der Natur. Die Natur gehorchte ihm noch nicht.

Einmal, nach dem Ratschluss irgendeiner unverständlichen Kraft, ging die Menschenhirschtötung gut aus, das andere Mal endete die Jagd mit einem Misserfolg, und die Menschen kehrten mit leeren Händen nach Hause zurück. In dem Ausdruck „Menschenhirschtötung“ gibt es keine handelnde Person. Wie konnte auch der ursprüngliche Mensch begreifen, wer die handelnde Person war, er oder der Hirsch? Meinte er doch, dass der Hirsch dem Menschen von einem unbekannten Beschützer, von dem Vorfahren des Hirsches und des Menschen, übergeben worden sei.

Wenn wir bei unseren Nachforschungen von den ältesten Schichten der Sprache zu den neueren vorstoßen, so werden wir immer wieder Reste aus jenen Zeiten finden, in denen der Mensch sich noch als Werkzeug in den Händen geheimnisvoller Kräfte fühlte.

Hier ein Satz: „Das Fleisch gibt dem Menschen seinem Hunde.“

Für uns ist dieser Satz unverständlich. Er stammt aus einer Sprachschicht, zu deren Zeit der Mensch noch anders dachte als wir, und will sagen: „Der Mensch gibt das Fleisch seinem Hunde.“

Die Dakota-Indianer sagen nicht: „Ich stricke“, sondern „Die Strickerei durch mich.“ Als ob der Mensch eine Stricknadel wäre und nicht derjenige, der mit dieser Nadel arbeitet.

Auch in Europa gibt es solche Reste alter Sprechweise:

So sagen die Franzosen: „Il fait frois“, das heißt „Es ist kalt.“ Buchstäblich übersetzt aber bedeutet es: „Es macht kalt.“

Da ist wieder jenes „ES“, das die Welt regiert.

Warum aber in fremden Sprachen herumsuchen, wenn wir in der eigenen die Überreste früherer Formen finden, das heißt früherer Denkformen.

Wir sagen: „Es regnet“.

Wer regnet? „Es“, die geheimnisvolle Kraft!

Oder ein anderes Beispiel: „Ihn schaudert“, „Ihn fiebert“. Was ist das für ein Wesen, das den Menschen schaudern und fiebern macht, sich an seiner Angst, seinem Unglück gar erfreut?

Dieses gleiche, unbekannte, geheimnisvolle „Es“ steckt in den Ausdrücken „Es dämmert“, „Es wird Tag“, „Es schneit“. Wir glauben an keine geheimnisvollen Kräfte mehr, aber in unserer Sprache sind noch Überreste der mystischen Redeweise unserer Ahnen erhalten, die an diese Kräfte glaubten.

Indem wir so die tieferen Schichten der Sprache freilegen, entdecken wir nicht nur die Wörter, sondern auch die Gedanken der früheren Menschen. Der ursprüngliche Mensch lebte in einer geheimnisvollen, ihm unverständlichen Welt, in der nicht er arbeitete und jagte, sondern irgendjemand mit ihm arbeitete, mit ihm die Hirsche tötete, in der alles nach dem Willen eines Unbekannten geschah.

Die Zeit ging weiter. Und je kräftiger der Mensch wurde, umso klarer wurde ihm die Welt und seine Stellung in der Welt. In der Sprache erschien das „Ich“, erschien der Mensch, der kämpft, der handelt und sich die Dinge der Natur unterwirft.

Wir sagen nicht mehr „Menschenhirschtötung“, sondern „Der Mensch tötet den Hirsch“.

Und dennoch dringt manchmal in unsere Sprache der Schatten der Vergangenheit ein, denn wir sagen bis heute: „Es gelingt ihm“, „Es glückt ihm nicht“.

Wer hat kein Glück? Was gelingt?

Das Schicksal, das Fatum! Das ist jenes unbekannte Etwas, vor dem der Mensch der Vorzeit so große Angst hatte. Sie mussten sich als Sklaven der Natur, als Sklaven des Unbekannten fühlen.

Machen wir einen Schritt im Zeitraffer:

Bisher waren die Urmenschen Jäger und Sammler. Jetzt aber ging die Arbeitsteilung weiter. Vom Sammeln gingen die Menschen zum Säen über und überschritten so die Grenze, die den Sammler vom Ackerbauern trennte. Mit den Früchten und Beeren brachten die Frauen die Körner von Gräsern, die der wilden Gerste und des wilden Weizens, mit nach Hause. Diese Körner hoben sie als Vorräte in Töpfen und Körben auf. Dabei geschah es mitunter, dass Körner auf den Boden fielen. Manche dieser Körner keimten. Die Saat ging auf.

Zuerst säten die Menschen aus Versehen. Sie hatten einfach die Körner verloren. Danach wurden die Körner mit Absicht verstreut, wirklich gesät. Bei vielen Völkern haben sich Mythen und Legenden vom begrabenen und wiederauferstandenen Korn erhalten. Solche Legenden erzählen von einer Jungfrau und einem Jüngling, die lebendig in das Reich der Toten hinabsteigen, um später auf eine wunderbare Art auf die Erde zurückzukommen. Eine Wiederauferstehungsgeschichte.

Mit der bewussten Aussaat hatte der Mensch eine wunderbare Vorratskammer gefunden. Richtiger wäre zu sagen, dass er sie nicht gefunden, sondern mit seiner Arbeit geschaffen hat. Um Felder und Weiden zu haben, brauchte man Boden. Diesen Boden musste man dem Wald abringen. Und dann musste er umgegraben und gelockert werden. Welche Mühe hat das alles gekostet!

Die Freiheit, die Unabhängigkeit wurden dem Menschen nicht geschenkt, sondern mit harter Mühe erworben. Tausende von Hindernissen mussten überwunden werden. Die Sonne konnte die Ernte verdorren, das Gras auf Weiden und Wiesen verbrennen, der Regen konnte die Körner verfaulen lassen.

Der Urjäger hatte den Bison oder den Bären gebeten, ihm sein Fleisch abzugeben. Der Urackerbauer bittet die Erde, den Himmel, die Wolken, die Sonne und das Wasser, dass sie ihm eine Ernte geben mögen. Die Menschen schaffen neue Gottheiten. Diese Gottheiten ähneln noch den früheren. Man stellt sie nach den alten Bräuchen als Tiere oder als Menschen mit Tierköpfen dar. Diese Tiere aber haben neue Namen und neue Aufgaben. Das eine heißt der Himmel, das andere die Sonne, das dritte die Erde. Ihre Aufgabe ist es, Licht und Dunkelheit zu schicken, Regen und Trockenheit.

Unser Mensch ist größer und stärker geworden, aber er kennt immer noch nicht seine Kraft. Wie früher glaubt er immer noch, dass ihm das tägliche Brot vom Himmel und nicht durch seine eigene Hände Arbeit gegeben wird. Es sind die Tage, an denen Gott entsteht. Natürlich sind es jahrhunderttausende von Tagen. Die Gottheiten entstehen und wachsen mit den Fähigkeiten und Daseins-Erklärungen der Menschen.

Tag 1 - Als Gott entstand

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