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Geigenbau in Europa

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Mit Stradivari und seinen Zeitgenossen im weiteren Sinn erreichte der Streichinstrumentenbau in Italien eine gewisse Zentralisierung, Perfektionierung und seinen vorläufigen Höhepunkt.

Ohne im Detail auf die Streitfrage eingehen zu wollen, ob die Instrumente von Stradivari und seiner legendären Zeitgenossen wirklich so viel besser sind als die heutigen, zumindest haben anonymisierte Hörtests und Vergleiche dieses nicht bestätigen können (im Gegenteil, moderne Instrumente wurden zum Teil sogar besser beurteilt), kann festgestellt werden, dass sich die Violinen Stradivaris durch objektivierbare Merkmale auszeichnen: Sie tragen besonders gut im Bereich zwischen 2.000 und 4.000 Hertz, dem Klangbereich, in dem das menschliche Gehör am empfindlichsten ist. Dies führt dazu, dass selbst ein sehr leise gespielter Ton in einer großen Konzerthalle weithin hörbar ist, wenn er auf einer Stradivari gespielt wird. Andererseits haben die Geigen Stradivaris deutliche Defizite, wenn es darauf ankommt, dunklere, sonore Töne zu erzeugen.

Schwingungsanalysen zeigen, dass spezielle, asymmetrische Abweichungen der Materialstärke eine wichtige Rolle für den Klangcharakter spielen. Schließlich konnte Stradivari auf eine besondere Holzqualität zurückgreifen. Offenbar waren besondere klimatischen Verhältnisse in Europa während der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ (16.-18.Jh.) dafür verantwortlich, dass zum Instrumentenbau Holzqualitäten verwendet werden konnten, die es heute nicht mehr gibt. Die geringeren Durchschnittstemperaturen führten zu verändertem Baumwachstum mit geringerem Jahrringabstand und reduziertem Spätholzanteil. Je weniger Spätholz pro Jahrring gebildet wird, desto geringer ist die Rohdichte, was sich auf die Klangqualität des Instrumentes günstig auswirken soll. Abgesehen von den Holz- und eventuell auch Lackeigenschaften verfügten Stradivari und sein Lehrmeister Amati oder auch Kollegen wie Guarneri etc. selbstverständlich über eine akribische Handwerkskunst, Voraussetzung für jedes Meisterinstrument.

Spätere Modellveränderung waren veränderten Aufführungsgewohnheiten geschuldet. Die Instrumente vor 1750 waren meist für kleinere Säle, schwächere Besaitung, elegantere Spielart und einen tieferen Kammerton gebaut worden. Veränderungen in der Aufführungspraxis, insbesondere die größeren Säle und Orchester, machten auch Veränderungen bei den Instrumenten erforderlich. Der Hals der Geigen wurde verlängert, der Steg erhöht, was wiederum eine größere Neigung des Halses erforderte. Diese Umwandlungen waren ca. 1800 beendet, und weitere 50 Jahre später waren auch nahezu alle früher gebauten Meistergeigen umgebaut worden, wobei man selbst vor den großen Namen wenig Respekt zeigte. Instrumente von Amati, Stradivari, Guarneri etc. gibt es nur noch ganz vereinzelt im musealen Originalzustand.

In dem Maß, wie sich eine gewisse Vereinheitlichung des Streichinstrumentenbaus durchsetzte, kam es gleichzeitig zu einer Dezentralisierung der Werkstätten. Neben Italien entwickelte sich in Frankreich ein eigener Geigenbau. Auch im süddeutschen Raum gab es hervorragende Geigenbaumeister. Berühmt wurden hier vor allem der 1618 geborene Tiroler Jakob Steiner. Gemessen an den Fälschungen, wobei in späteren Jahren seine nachgedruckten Geigenzettel in minderwertige Instrumente eingeklebt wurden, waren seine Instrumente sogar beliebter und berühmter als jene des nach ihm in Italien wirkenden Stradivari.

In Süddeutschland entwickelten sich anschließend regelrechte Stammsitze von Geigenbauern. Matthias Klotz war in Mittenwald der Begründer einer Dynastie von 36 Geigenbauern. Die Fichtls stellten 25 Berufskollegen.

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