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Kapitel 5
ОглавлениеAls sich die Tür hinter dem letzten Patienten des Vormittags schloss, atmete Jan auf. Eine ruhige Mittagspause lag vor ihm – oder fast ruhig, denn Jörg hatte angekündigt vorbeizukommen. Das passte perfekt. Jan hatte nichts vor, Gerda wollte schnell bei sich zu Hause vorbeisehen und im Tiefkühlschrank in der Pantry befand sich seine Lieblingspizza. Damit konnten sie in Ruhe essen und reden.
Kaum hatte sich Gerda verabschiedet, stürmte Jörg in die Praxis. »Vergiss die Pizza, ich habe uns was vom Zeus geholt.« Er hielt eine Tüte hoch und zog eine kleine Flasche aus der Jackentasche. »Inklusive Ouzo. Wenn du nichts davon willst, schaffe ich ihn auch alleine.«
»Tolle Einstellung, Herr Oberkommissar. Apropos, wie sieht’s eigentlich mit deiner fälligen Beförderung aus?«
»Spinnst du? Dafür bin ich noch viel zu jung«, gab Jörg zurück und platzierte das Essen auf Jans Schreibtisch. »Bleiben wir unten oder wollen wir nach oben?«
In seiner Wohnung hätten sie es zwar bequemer, aber Jan war zu faul, um den Platz zu wechseln. »Lass uns hierbleiben. Ich reiße nach dem Essen die Fenster auf, um den Knoblauchgeruch zu vertreiben.«
»Gute Idee, der Weg ist entschieden zu weit. Und erst die Treppe …«, stimmte Jörg zu.
Jan sah seinen Freund betont ernst an. »Wenn du weiter so faul bist, hängen deine Jungs dich im Training ab oder haben sie das schon?«
Jörg stutzte und lachte dann. »Sehr witzig.«
Erst als sie die Styroporboxen komplett geleert hatten, wandte sich ihr Gespräch ernsteren Themen zu.
Jörg lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Die Typen vom Kampfmittelräumdienst sind die Steilküste abgegangen und haben ein paar Metallreste gefunden, die ihnen nicht gefielen, allerdings keinen weiteren Phosphor. Warntafeln werden da jetzt trotzdem aufgestellt.«
»Waren die heute Vormittag da? Heute Morgen habe ich da niemanden gesehen. Na ja, fast niemanden. Du errätst nie, wem ich übern Weg gelaufen bin.«
Die Art und Weise, wie Jörg seinem Blick auswich, gefiel Jan nicht.
»Die sind erst gegen zehn aus Kiel gekommen. Und sag mir nicht, dass du deinen Vater ausgerechnet an der Steilküste getroffen hast! Was wollte der denn da?«
Verblüfft stellte Jan sein Wasserglas zurück, ohne getrunken zu haben. »Woher weißt du, dass mein Vater in der Gegend ist?«
»Andrea und Liz haben ihn gestern in Kappeln getroffen. Also Liz, sie hat Andrea gesagt, wer der Mann war, der vor ihr geflüchtet ist.«
Damit hatte sein Freund ihn komplett abgehängt. »Geflüchtet? Und wieso erzählt Liz mir das nicht? Und was wollte er an der Steilküste?«
»Keine Ahnung, als Antwort auf jede deiner Fragen. Eine davon habe ich dir übrigens schon gestellt. Gibt es irgendeine logische Verbindung zwischen Phosphor und deinem Vater?«
»Sie sind beide Gift für die Umwelt«, entfuhr es Jan. »Nein, keine, die einen Sinn ergeben würde.«
Da Jan ihm bei einem ihrer Treffen von dem gestörten Verhältnis zu seinem Vater erzählt hatte, wunderte es ihn nicht, dass Jörg nicht weiter nachfragte, sondern seufzte.
»Langsam wird es unübersichtlich«, stellte sein Freund fest und kratzte sich am Kopf.
»Na ja, einfach kann ja jeder. Hast du mal ein wenig wegen des Bootes oder der Munition generell nachgeforscht?«
»Ja, kannst du alles vergessen. Das Boot kann überall liegen und dass solche Funde hier ungewöhnlich sind, gerade bei dieser Wetterlage, wussten wir. Einen Markt für solchen Kram gibt es nicht. Jedenfalls habe ich keinen gefunden und Markus hätte mir fast den Kopf abgerissen, als ich ihn danach gefragt habe.« Jans Unschuldsmiene saß wohl nicht besonders gut, denn Jörg stutzte und seufzte erneut. »Lass mich raten: Du hast ihn auch schon gefragt.«
Jan nickte schmunzelnd. »Was kann ich dafür, wenn du zu spät auf die Idee kommst? Aber mir ist gerade etwas eingefallen. Du könntest bei den Kampfmittelräumern nachfragen, ob theoretisch die Möglichkeit besteht, aus geborgenen Granaten oder Bomben Waffen herzustellen, die man heute noch verwenden kann.«
Jörgs selbstzufriedene Miene warnte ihn, dass dieses Mal er zu spät dran war.
»Schon erledigt. Ich bin extra mit Ginger an die Steilküste, weil ich mit den Jungs reden wollte. Und ich hatte Glück, Julian war dabei. Der kennt sich mit dem Kram ganz gut aus und wird gerne als Unterstützung angefordert. Leider änderte das nichts an der Antwort. Julian meinte, dass das unmöglich sei. Das, was man da hochholen könnte, sei viel zu instabil. Das mit dem Boot klang für ihn zwar nach einem merkwürdigen Zufall, aber einen Zusammenhang sieht er nicht. Damit können wir unsere schöne Theorie vergessen.«
Julian arbeitete fürs LKA als Spezialist für Brände und Sprengstoffe, sodass es Jan nicht weiter überraschte, dass er hinzugezogen worden war, doch die Antwort gefiel ihm nicht. Leider sagte ihm alles, was er über Sprengstoffe wusste, dass der Kieler Experte mit seiner Aussage richtiglag.
Jan überlegte kurz. »Die Theorie lautet also trotzdem weiterhin, dass die vom Boot aus einem unbekannten Grund dabei waren, so einen Mist zu bergen, um das Zeug zu verkaufen. Dabei ist was schiefgegangen und der Russe vergiftet worden.«
»Ganz genau. Ohne den toten Russen würde ich sagen, dass du spinnst. Da der nicht wegzudiskutieren ist, stimme ich dir zu«, gab Jörg ihm recht.
Jan schüttelte den Kopf. »Die Theorie ist gut, aber ich weiß nicht, wie wir da weitermachen können.«
Jörg verzog den Mund. »Ich auch nicht. Schöner Mist. Ich hatte gehofft, dass du ein Kaninchen aus dem Hut zauberst.«
»Ich? Wer ist denn hier der Bulle?«
Jörg winkte lässig ab. »Wer hat sich denn als scheinbar seriöser Landarzt einen Ruf wie eine Mischung aus James Bond und Terminator aufgebaut? Du enttäuschst mich!«
Sie lachten gleichzeitig los, dann zielte Jan mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Jörg. »Über den Terminator reden wir noch!«
Unbeeindruckt sammelte Jörg die leeren Verpackungen ein und stopfte sie in eine Plastiktüte. »Gut, dass Andrea und Ida nicht hier sind. Die hätten mir wieder Vorträge über Müllberge gehalten.«
»So ganz unrecht haben sie nicht, aber solange Dimitri sein Essen nicht auf unsere Tische beamen kann, fällt mir nichts ein, um das zu vermeiden.«
»Stimmt und …«, begann Jörg und verstummte. »Die Praxis ist doch noch geschlossen? Da kommt jemand.«
Diesmal seufzte Jan und drehte sich zum Fenster um. Den Mann, der auf die Eingangstür zueilte, erkannte er erst auf den zweiten Blick. Paul Winkler. Ein ehemaliger Kamerad aus seiner Bundeswehrzeit, aber keiner der Männer, die er besonders geschätzt hatte.
»Mist«, kommentierte er den unerwarteten Besucher. »Der gehörte mal für ganz kurze Zeit zu meinem Team und hat zum Glück gewechselt, ehe ich ihn rausschmeißen musste. Was will der denn hier?«
»Phosphor, dein Vater, ein ehemaliger unsympathischer Kamerad …«, überlegte Jörg laut. »Vielleicht sehe ich Zusammenhänge, wo keine sind, aber irgendwie …«
»Nicht nur das. Gerda hat mir von bösen Gerüchten über mich erzählt und einem Unbekannten, der viele Fragen gestellt hat.«
Jan seufzte erneut, als es klingelte.
»Wie gut, dass er nicht weiß, dass das Schloss nur eingeschnappt ist«, zog Jörg ihn auf, während Jan zur Tür ging, um den unerwarteten und ungeliebten Besucher zu begrüßen. Paul einfach draußen stehen zu lassen, brachte er nicht fertig. Leider.
»Moin, Paul, das ist ja eine Überraschung. Willst du reinkommen? Ein paar Minuten habe ich noch.« Er zwang sich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck, um zu überspielen, dass er Einladung und Rausschmiss verband.
»Gerne. Ich war vielleicht überrascht, als ich gehört habe, dass wir quasi Nachbarn werden.«
Nachbarn? Die freundliche Miene drohte Jan zu entgleiten. Damit hatte er nicht gerechnet.
»Na, dann bin ich mal gespannt. Dich hätte ich in dieser abgelegenen, ruhigen Gegend nicht gerade vermutet.« Er führte ihn ins Sprechzimmer und deutete auf Jörg. »Jörg Hansen, ein Freund von mir. Das ist Paul Winkler, wir kennen uns aus meiner Bundeswehrzeit.«
Die Männer nickten einander zu und taxierten sich gegenseitig.
»Kaffee?«, bot Jan an.
Beide nickten.
Ehe Jan in die Pantry gehen konnte, war Jörg bereits dorthin unterwegs. »Ich übernehme das.«
»Na, dann erzähl mal. Wo wohnst du denn?«, begann Jan das Gespräch und zumindest diese Antwort interessierte ihn wirklich. Er deutete einladend auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch.
Paul setzte sich, ohne seine Jacke auszuziehen. »Im Moment wohne ich in Kappeln in einem Hotel, aber ich habe vorhin den Kaufvertrag für ein Anwesen zwischen Damp und Brodersby unterschrieben. Das war zwar ein bisschen teurer, doch die direkte Lage an der Ostsee war es mir wert.«
Anwesen … Der Ausdruck passte zu Pauls Markenklamotten. Schon früher hatte er viel Wert auf Statussymbole wie teure Uhren, Sonnenbrillen oder Kugelschreiber gelegt.
»Direkt am Meer gibt es nur noch wenige Objekte, da hattest du Glück.«
»Du ja offenbar auch«, gab Paul zurück.
»Stimmt«, erwiderte Jan bewusst neutral, obwohl er sofort an die Gerüchte über ihn dachte. »Was machst du denn jetzt so? Was ich mache, siehst du ja.«
»Tja, dass du mal als Landarzt endest, hätte ich nicht gedacht, Herr Major.«
Jörg kehrte mit drei gefüllten Bechern zurück und stellte sie auf dem Schreibtisch ab.
Die Unterbrechung konnte Jan gut gebrauchen, die unterschwellige Arroganz in Pauls Worten war ihm nicht entgangen. Vermutlich hatte Jörg den wenig netten Kommentar mitbekommen. Sein Freund hatte viele gute Eigenschaften, doch trotz seiner Erfahrung als verdeckter Ermittler gelang es ihm im privaten Bereich nicht, seine Gefühle zu verbergen. Ihm stand der Ärger förmlich auf die Stirn geschrieben.
»Na, dann hoffe ich mal, dass Sie eine interessantere Tätigkeit gefunden haben«, sagte Jörg. Auch die Benutzung der formellen Anrede verriet Jan einiges.
»Nenn mich ruhig Paul. Förmlichkeiten sind doch unter Freunden von Freunden überflüssig«, sagte Paul prompt. »Ihr werdet lachen, ich habe tatsächlich eine echte Nische entdeckt, die ordentlichen Gewinn verspricht. Was mir allerdings fehlt, ist ein Draht zu den Einheimischen. Was ist zum Beispiel mit dem Werkstattbesitzer? Kennt ihr den und könntet mir einen Kontakt zu ihm vermitteln?«
»Was genau hast du denn vor?«, fragte Jan sofort nach.
Abwehrend hob Paul eine Hand. »Sorry, Geschäftsgeheimnis. Aber wenn ihr mich in diese ganzen Kreise beim Zeus und rund um diesen Kiosk einführt, denke ich über eine Beteiligung nach. So’n bisschen Extraeinkommen schadet doch nie!«
Als Jörg den Mund öffnete, ahnte Jan, dass sein Freund das Angebot harsch ablehnen würde. Da er neugierig war, was Paul vorhatte, wollte er diplomatischer vorgehen.
»Darüber sollten wir mal mit mehr Details reden. Wenn du Kontakt zu den Brodersbyern suchst, kann ich dir als Zugezogener nicht richtig helfen. Da bist du besser dran, wenn du es im Zeus bei Dimitri oder im Kiosk bei Erna versuchst. Mir fehlen da leider die richtigen Verbindungen.«
Schon früher war Jan aufgefallen, dass Pauls blaue Augen bei Ärger oder Wut plötzlich dunkler wirkten. Nun war es wieder so weit. Er trank einen Schluck Kaffee und stand auf.
»Tja, dann habe ich da wohl was Falsches gehört. Ich dachte, du kennst hier alle möglichen Leute.« Er legte eine Visitenkarte auf den Schreibtisch. »Ruf mich an, wenn du es dir überlegst.«
Mit einem knappen Nicken ging er.
Jörg wartete, bis die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss gefallen war. »Was war denn das für ein Auftritt?«
Jan hob die Hände. »Wüsste ich auch gerne.«
***
Missmutig betrachtete Jörg den Bildschirm seines Notebooks, dabei konnte das Gerät kaum etwas dafür, dass er in den Weiten des Internets nicht fündig wurde.
Andrea setzte sich neben ihn auf die Couch und kuschelte sich an ihn. »Da sieht jemand so aus, als ob er dringend auf andere Gedanken gebracht werden müsste. Habe ich mich schon fürs Abendessen bedankt?«
»Hm. Mir wäre jetzt nach einem Nachtisch«, gab er zurück und wollte das Notebook zusammenklappen.
»Oh menno, manchmal ist es echt peinlich mit euch«, erklang Idas Stimme von der Tür her. Der Teenager stürmte ins Wohnzimmer und hockte sich auf die Lehne neben Jörg. »Wenn du das Notebook nicht mehr brauchst, kann ich es haben?«
»Du hast doch dein eigenes«, erwiderte Jörg wenig begeistert von der Aussicht, dass sie sein Gerät nutzte. Ida neigte dazu, Einstellungen zu verändern, was sie als »optimieren« bezeichnete.
»Schon, aber Lukas und ich wollen noch Minecraft zocken. Und auf deiner alten Kiste läuft das, sodass wir uns jeder einloggen können.«
»Minecraft? Ich dachte, aus dem Alter seid ihr raus. Waren nicht Fortnite und League of Legends angesagt?«
»Es gibt da so einen neuen Modus, der ist echt cool. Wir wollen uns mit einigen aus unserer Klasse auf einem Server treffen.« Sie sah auf die Uhr. »In einer halben Stunde. Bitte, bitte.«
Gegen den Blick war er machtlos. »Okay, aber unter einer Bedingung.«
»Zimmer aufräumen? Ist erledigt! Meerschweinchengehege? Ist sauber! Geschirrspüler? Ist ausgeräumt! Was denn noch?«
»Nee. Etwas, das dir und Lukas Spaß machen wird. Sieh doch mal zu, ob du im Internet etwas über einen Typen namens Paul Winkler findest. Der ist so Ende dreißig, Anfang vierzig und gefällt mir gar nicht.«
Neben ihm schnappte Andrea nach Luft. »Mir auch nicht«, stimmte sie Jörg unerwartet zu.
Ida nahm sich das Notebook. »Oh, Jan und du seid wieder auf der Jagd? Cool. Megacool. Klar helfen wir euch!« Weg war sie.
Erstaunt drehte sich Jörg zu Andrea um. »Du kennst ihn?«
»Ja, der hat unseren geplanten Sommerurlaub finanziert.«
Jörg brauchte einen Moment, bis er ihre Bemerkung eingeordnet hatte. »Paul hat diesen völlig überteuerten verfallenen Resthof gekauft?«
»Ja, genau. Den hat nur die Lage interessiert. Alles andere war ihm egal. Heute Morgen hat er den Kaufvertrag unterschrieben. Woher kennst du den? Und nebenbei, der hat sich gestern Abend in Kappeln mit Jans Vater getroffen.«
Jörg schüttelte den Kopf. »Jetzt brauche ich einen Whisky. Ich verstehe nämlich überhaupt nichts mehr!«
Andrea schob schmollend die Unterlippe vor, aber ihre Augen glitzerten vergnügt. »Ich dachte, du wolltest Nachtisch.«
Er zog sie an sich, bis ihr Kopf an seiner Schulter lag. »Den sollten wir lieber im Wintergarten genießen. Da sind wir ungestört.«
Andrea lachte. »Vergiss es. Ich wette, die beiden graben was aus und kommen gleich wieder runtergestürmt.«
»Dann warten wir, bis sie Minecraft spielen.«
»Hervorragende Idee. Und jetzt erzähl mal, woher du diesen Paul Winkler kennst und was du über ihn weißt.«
»Ich kenne den gar nicht. Er ist heute Mittag bei Jan reingeschneit. Er war früher bei der Bundeswehr und kurz in Jans Team. Und Jan war heilfroh, als er versetzt wurde.«
Andrea fuhr so heftig hoch, dass ihr Kopf ihn beinahe am Kinn getroffen hätte. »Natürlich. Ich erinnere mich! Der war Unteroffizier, hatte immer einen Haufen Geld zur Verfügung und hat sich aufgeführt, als wäre er der König von Absurdistan!«
Die Formulierung brachte Jörg zum Lachen. »Das trifft es. Er sprach nämlich betont von seinem ›Anwesen‹ …«
»So kann man die Bruchbude natürlich auch nennen. Michael hat sich über ihn fürchterlich geärgert und war ebenfalls froh, als er ihr Team verlassen hatte. Er und Jan hatten den Verdacht, dass er nicht ganz sauber war, konnten ihm allerdings nichts beweisen. Und er soll immer scheißfreundlich getan haben, hintenrum aber ein ziemliches Arschloch gewesen sein.«
Nun lachte Jörg laut. Solche Ausdrücke benutzte Andrea sonst nicht, da kam wohl die Erinnerung an ihren verstorbenen Mann durch, der Jans bester Freund und stellvertretender Teamführer gewesen war.
»Meinst du, er hat dich erkannt?«
»Nee. Wir sind uns nie begegnet und ich kenne ihn nur aus Michaels und Jans Erzählungen.« Sie musterte ihn prüfend und lächelte dann. »Ich bin so froh, dass ich mich mit dir ganz normal über Michael unterhalten kann. Selbstverständlich ist das ja nicht gerade. Oder dass du einfach so das Kochen und den Haushalt übernimmst, wenn ich arbeite und du freihast.«
Jörg zog sie in eine enge Umarmung. »Für mich ist das normal.«
»Und deshalb liebe ich dich so.«
»Nur deshalb?«
Statt ihn zu küssen, versetzte sie ihm einen Knuff in die Rippen. »Nö, auch noch wegen der Aussicht, auf einen Resthof direkt an der Schlei zu ziehen … Ida ist total begeistert, besonders nachdem Lukas versprochen hat, dass er sie dort immer besuchen wird.«
»Ach? Und das hat nichts damit zu tun, dass Idas Zimmer größer ist und die beiden dort ihre Ruhe vor uns haben? Während Lukas’ Mutter ihnen alle fünf Minuten Cola oder Kekse anbietet?«
»Ganz bestimmt nicht …«
Sie lachten beide. Dann wurde Andrea wieder ernst. »Ich weiß zwar nicht, was Paul Winkler vorhat, aber ich traue ihm nicht. Und jetzt, wo ich weiß, wer er ist, bin ich sicher, dass er den Resthof zu einem ganz bestimmten Zweck gekauft hat. Und den müsst ihr rausfinden!«