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1 Elf Jahre später

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Kriminalhauptkommissar Matthias Alberts überlegte, ob er am Wochenende ins Stadion gehen oder das Spiel des HSV am Fernseher verfolgen sollte. Im Wohnzimmer hätte er den besseren Überblick und das kühlere Bier, aber dafür fehlte die Stadionatmosphäre. Wenn Lotto King Karl die HSV-Hymne anstimmte, war Gänsehaut garantiert. Aber wog das die Anfahrt mit überfüllten Straßen oder S-Bahnen auf? Unbeeindruckt von seinen tiefschürfenden Problemen steuerte Sandra Meinke den Streifenwagen Richtung Alsterdorf. Ein Funkspruch riss ihn aus seinen Gedanken.

»Leitstelle an Peter 13, wo seid ihr?«

Ehe er darauf hinweisen konnte, dass sie sich den Wagen nur geliehen hatten und bereits auf dem Rückweg ins Präsidium waren, griff Sandra zum Funkgerät. »Hier Peter 13, Eiffestraße, Höhe Berliner Bogen.«

»Das passt. Wir haben einen anonymen Tipp bekommen, dass es exakt um 19:55 Uhr bei der Fischküche in Verbindung mit einem schwarzen Fahrzeug, Marke Mercedes Benz, ›knallen‹ soll. Das ist am Rödingsmarkt, Ecke Kajen. Näheres ist nicht bekannt. Ihr seid der einzige freie Wagen in der Nähe. Übernehmt ihr das?«

»Klar, verstanden. Wir sind unterwegs.«

»Großartig. Hast du solche Sehnsucht nach dem Streifendienst? Da steckt doch nichts hinter. Reine Zeitverschwendung. Aber egal, das Essen dort ist spitze. Gib Gas.«

»Aber kaum deine Preisklasse. Außerdem hast du deiner Frau versprochen, weniger zu essen, und du hast vorhin praktisch alle Kekse alleine gefuttert.«

Vielsagend blickte Sandra auf seinen Bauch, ehe sie sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. Mit wochenlanger Übung ignorierte er die Stichelei.

Hinter dem Deichtortunnel verließ Sandra die B4 und bog vor dem ehemaligen Spiegel-Hochhaus in das Dovenfleet ein. Wenigstens war Matthias ein direkter Blick auf die Speicherstadt vergönnt. Tagsüber waren die Parkstreifen rechts und links der Straße überfüllt, aber um die Zeit gab es genug freie Plätze. Das wären ideale Voraussetzungen für ein Bier im Gröninger und einen anschließenden Bummel durch den Freihafen, um sich die neuesten architektonischen Abenteuer in der Hafencity anzusehen. Stattdessen wurde Sandra erst langsamer, als sie sich dem Rödingsmarkt näherten.

»Da vorne ist es.«

Als ob er das nicht selbst wüsste, und wie erwartet war kein Fahrzeug mit Stern auf der Motorhaube zu sehen.

Matthias lehnte sich in seinem Sitz zurück und gab sich keine Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. Für ihn war die Sache erledigt, leider sah Sandra das anders. Sie steuerte eine Parklücke wenige Meter von dem Restaurant entfernt an.

Sein bissiger Kommentar über ihren Übereifer blieb ihm im Hals stecken, als vor ihnen ein schwarzer Mercedes in zweiter Reihe mit Warnblinkanlage hielt. Ohne den Wagen aus den Augen zu lassen, schielte er auf seine Armbanduhr. 19:55 Uhr.

Damit war eine Entschuldigung bei Sandra fällig. Der Fahrer sprang aus dem Wagen und eilte in das Restaurant.

Mit einem Anflug von Unsicherheit blickte Sandra ihn an. »Mist, und jetzt?«

»Halterfeststellung. Dann sehen wir weiter. Für einen Zuhälter ist die Karre zu dezent und wie ein Dealer sieht der nicht aus. Bisher ist nur ein Zettel wegen Falschparkens fällig. Schlechter Geschmack bei Klamotten ist ja noch nicht strafbar.«

»Also mir gefällt der. Nur weil du Anzug und Krawatte nicht magst, muss das nicht für alle gelten.«

Ehe er sich einen orangefarbenen Schlips umbinden würde, würde er im HSV-Trikot das Millerntor-Stadion besuchen. Er kam nicht dazu, das Sandra klarzumachen. Mit einer Tüte in der Hand kehrte der Fahrer zurück, fuhr los und kam mit einem Ruck wieder zum Stehen. Der linke Außenspiegel hatte sich mit einem Knall in seine Bestandteile zerlegt.

»Verdammt, da schießt jemand! Raus hier!«

Sandra blieb wie versteinert sitzen. Er beugte sich vor, löste ihren Sicherheitsgurt und stieß die Fahrertür auf. Endlich reagierte sie. Gemeinsam gingen sie hinter dem Kofferraum des Streifenwagens in Deckung, obwohl das dünne Blech gegen großkalibrige Kugeln keinen wirklichen Schutz bot. Dank der Rotphase herrschte auf der Straße gerade kein Verkehr. Trotzdem … Das war Wahnsinn. Schüsse mitten in der Hamburger City. Mittlerweile fehlte nicht nur der Außenspiegel des Daimlers, die Frontscheibe sah aus, als sei sie von einem Spinnennetz überzogen.

Schussgeräusche waren nicht zu hören, aber die Schäden am Fahrzeug sprachen für sich. Zunächst hatte Matthias an die U-Bahnbrücke als Standort des Schützen gedacht, aber dort war niemand zu sehen.

»Vermutlich hat der Kerl ein Gewehr und sitzt da oben.« Er deutete auf die Silhouetten einiger Bürohochhäuser. »Mit unseren Waffen haben wir gegen den keine Chance. Behalt deinen Kopf unten.« Die Augen bis auf einen Spalt zusammengekniffen, suchte er nach einem verräterischen Aufblitzen.

»Nimm du deinen lieber auch runter.«

Als wollte der unbekannte Schütze Sandras Worte bestätigen, zersplitterte das Blaulicht des Streifenwagens.

»Scheiße!« Matthias verabschiedete sich von der Idee, das Mündungsfeuer ausfindig zu machen.

»Konntest du erkennen, was mit dem Fahrer ist?«

»Nein, wenn er schlau ist, hat er den Kopf unten und behält ihn dort. Keine Blutspuren, soweit ich gesehen habe. Ich kann nur hoffen, dass da drinnen jeder mit seinem Fisch beschäftigt ist und nicht ausgerechnet jetzt den Laden verlassen will.«

Zum Glück waren kaum Passanten unterwegs, nur auf der anderen Straßenseite war ein junges Pärchen stehen geblieben und beobachtete die Szene eher neugierig als verängstigt. Mit lautem Rattern überquerte die U3 die Brücke. Matthias hielt den Atem an, nichts geschah. Das war kein Amokschütze, trotzdem … Er musste etwas unternehmen. Es waren keine weiteren Schüsse gefallen, und seine Geduld war zu Ende. Er richtete sich auf. Als Sandra ihn zurückhalten wollte, winkte er ab.

»Wir können schlecht morgen noch hier sitzen. Von da oben kann er uns auch hier erwischen. Wenn er will.«

Sein bestimmter Ton war nur halbwegs gelungen, überzeugt wirkte Sandra nicht und auch sein Puls raste, als er mit der Dienstwaffe in der Hand in gebückter Haltung auf den Mercedes zulief.

»Polizei! Alles in Ordnung bei Ihnen?«

»Sieht es so aus, als ob irgendwas in Ordnung wäre?« Der Fahrer, der sich hinter dem Lenkrad zusammengekauert hatte, rappelte sich hoch und stieg offensichtlich unverletzt aus. »Was ist hier los?«

Soviel zum Thema geschocktes oder verängstigtes Opfer. Matthias setzte zu einer passenden Antwort an, doch Sandra kam ihm zuvor.

»Das würden wir gerne von Ihnen erfahren. Den Fahrzeugschein und Ihre Papiere.«

Der Blick durch das Zielfernrohr war überflüssig. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal ein Ziel verfehlt hatte, und keiner der abgegebenen Schüsse hatte eine besondere Herausforderung dargestellt. Nur das Verhalten des Polizisten war eine Überraschung gewesen. Statt in Deckung zu bleiben, hätte er beinahe seinen Standort entdeckt. Aber das zerschossene Blaulicht war als Warnung definitiv angekommen. Mit routinierten Handgriffen zerlegte er das Scharfschützengewehr.

Den Rucksack mit den Einzelteilen der Waffe neben sich, genoss er einige Sekunden den Ausblick auf den Hafen, der wie eine Postkartenidylle vor ihm lag. Es war Zeit, die Aussichtsplattform im Glockenturm des Michel zu verlassen. Weder das sieben Kilo schwere Gewehr noch die ausgetretenen Stufen der Wendeltreppe störten ihn beim Abstieg aus ungefähr achtzig Meter Höhe. Auf dem Weg zu der Seitentür, durch die er den Michel betreten hatte und jetzt verlassen wollte, blieb er inmitten des halbdunklen Kirchenschiffs stehen. Die tief stehende Sonne fiel auf die Jesusfigur, die über dem Holzaltar thronte. Das Spiel von Licht und Schatten war faszinierend.

»Vergebung? ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹ gefällt mir besser. Statt auf ausgleichende Gerechtigkeit zu vertrauen, nehme ich die Sache lieber selbst in die Hand.«

Zwiesprache mit einer Holzfigur? Er schüttelte den Kopf. Normalerweise hielt er sich nicht damit auf, sein Vorgehen zu rechtfertigen oder zu diskutieren.

Vorsichtig öffnete er die Seitentür einen Spalt. Der Vorplatz der Kirche war wie erwartet leer, wegen längst fälliger Sanierungsarbeiten war der Michel seit zwei Wochen nur in den Mittagsstunden für die Öffentlichkeit zugänglich, und die Handwerker hatten ihre Arbeit schon vor Stunden beendet. Auf der wenige Meter entfernten Ludwig-Erhard-Straße hastete eine Gruppe Geschäftsleute vorbei, aber niemand schenkte ihm oder der Kirche die geringste Aufmerksamkeit. Unbehelligt überquerte er an der nächsten Ampel die Straße und ging am Glaspalast des Deutschen Rings vorbei zum Großneumarkt.

Während Autofahrer ohne Anwohnerausweis in diesem Stadtviertel an der Parkplatzsuche schier verzweifelten, hatte er für sein Motorrad mühelos eine Lücke am Straßenrand gefunden. Er startete die Yamaha und fuhr über das Kopfsteinpflaster davon.

Mit einem unterdrückten Gähnen ließ Sven Klein, Kriminalhauptkommissar im Wirtschaftsdezernat des Landeskriminalamtes, seinen Blick über den Freihafen und die U-Bahnbrücke schweifen. Der Kaffee in seinem Plastikbecher war kaum genießbar und die Erklärungen des Kollegen, der bisher die Leitung vor Ort übernommen hatte, zu ausschweifend. Seit den Schüssen war eine knappe Stunde vergangen, der Tatort war weiträumig abgesperrt, und der Verkehr wurde über die Ost-West-Straße umgeleitet. Er verzog den Mund, als ihm bewusst wurde, dass er wie fast alle Hamburger weiterhin die alte Bezeichnung benutzte, obwohl der Abschnitt zwischen Deichtor und Rödingsmarkt seit 2005 offiziell Willy-Brandt-Straße hieß. Tagsüber hätte die Sperrung zu einem Verkehrschaos geführt, aber mittlerweile waren Berufsverkehr und Touristen von den Straßen verschwunden. Das enorme Aufgebot an Polizeibeamten wunderte ihn nicht, es kam glücklicherweise nicht jeden Tag vor, dass auf einen Streifenwagen geschossen wurde. Beamte der Abteilung für kriminaltechnische Untersuchungen – kurz KTU – versuchten mit Laserpointern, aus den Einschusswinkeln auf den Standort des Schützen zu schließen. Dünne rote Lichtstrahlen bohrten sich durch die Dunkelheit und formten ein bizarres Muster in den Abendhimmel, das wesentlich interessanter war als die Ausführungen des Kollegen. Svens Blick ruhte sekundenlang auf dem fernen Umriss des Michel. Knapp achthundert Meter, eindeutig zu weit, damit blieb nur eines der näher gelegenen Bürogebäude als Standort des Schützen.

Er verbarg seine Erleichterung, als sein Gegenüber sich endlich verabschiedete. Wenn der Kommissar, dessen Namen er bereits vergessen hatte, ihn nicht sofort nach seiner Ankunft überfallen hätte, wäre er vermutlich schon einen Schritt weiter.

Ein Mann im Anzug saß in einem der Streifenwagen und zog nervös an einer Zigarette, zündete sich mit der halb aufgerauchten die nächste an und rieb sich ununterbrochen mit der Hand über die Stirn. Obwohl es sich um das Opfer zu handeln schien, hätte er auf einen Tatverdächtigen getippt, ohne dies genauer begründen zu können.

Als eine Kollegin mit einer Thermoskanne an ihm vorbeiging, bat er sie um einen weiteren Becher. Das ekelhafte Zeug wäre die ideale Rache für Matthias’ fieses Grinsen, während er sich mit dem nervigen Kollegen herumgeschlagen hatte. Sie kannten sich zu lange, als dass seinem Freund seine Ungeduld entgangen wäre. An einen Streifenwagen gelehnt, musterte Matthias ebenfalls den nervösen Raucher.

»Alles in Ordnung bei dir?«, begrüßte ihn Sven und sah bedeutungsvoll auf das zerschossene Blaulicht.

Matthias nickte. »Nur genervt von der ständigen Frage, ob bei mir alles in Ordnung ist. Was machst du hier? Das hat nichts mit gefälschten Bilanzen oder geplatzten Schecks zu tun. Es geht um Schüsse. Die kamen aus einem Gewehr. Das erkennst du nicht, selbst wenn ein Schild dranhängt.«

»Mach mir doch ’ne Skizze. Vielleicht bin ich hier, um dir einen Kaffee zu besorgen.« Sven reichte ihm den zweiten Plastikbecher. »Schön dich zu sehen. Du musst aber nicht unbedingt auf dich schießen lassen, um mich zu treffen.«

»Anscheinend doch.«

Sven nickte unverbindlich. Dies war der falsche Ort, um auf den kaum versteckten Vorwurf einzugehen. Dann lieber eine Erklärung, warum er den Fall aufgehalst bekommen hatte.

»Das Opfer ist ein hohes Tier bei der Hamburger Bank und spielt mit den richtigen Leuten Golf oder sonst was. Er hat sich per Handy bei einem Referenten des Innensenators gemeldet, um sicherzustellen, dass wir unseren Job machen. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie unser Polizeipräsident auf den Anruf des Referenten reagiert hat.«

Matthias schmunzelte. »Ja, ich weiß, wie er auf solche Klüngeleien steht. Bei dem Telefonat hätte ich gerne zugehört. Aber wieso Wirtschaftsdezernat?«

»Weil ich eine andere Untersuchung laufen habe, bei der es am Rande um die Hamburger Bank geht, die mich aber nicht gerade auslastet. Tannhäuser meinte, dass ich das Ding hier gleich mit übernehmen kann. Was ist das überhaupt? Ein Mordanschlag mit Vorankündigung, und kein einziger Schuss trifft? Ist der Typ da das Opfer? Und wenn wir schon dabei sind: Wieso fährst du Streife? Nichts mehr mit Jugend und Prävention?«

»Doch, klar, wir waren auf dem Rückweg von einer Schulveranstaltung. Der Direktor meinte, es würde mehr Eindruck machen, wenn wir in Uniform auftauchen.« Matthias hielt den Kaffeebecher Richtung Streifenwagen, in dem der Raucher saß. »Zu dem Herrn. Er heißt Joachim Kranz, zweiundvierzig Jahre alt, wohnt in Eppendorf. Er hat keine Feinde und holt sich jeden Montag um diese Zeit bei der Fischküche seine Garnelenspieße ab. Erst hat er sich wie ein arroganter, aggressiver Hund benommen, und jetzt versucht er, meine Kollegin mit einer Charmeoffensive einzuwickeln.«

Mit Todesverachtung trank Sven seinen Kaffee aus, drückte den leeren Becher zusammen und stellte ihn aufs Wagendach. »Macht immer weniger Sinn. Was denkst du?«

Matthias nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. »Widerliches Zeug, aber das meintest du wohl nicht. Fangen wir mit der widersprüchlichen Reaktion von Kranz an. Jetzt nervös, anfangs nur sauer, dass er eine Verabredung versäumt. Unglaublich, nachdem man gerade auf ihn geschossen hat, oder? Dann fällt ihm kein einziger möglicher Täter ein. Irgendein Name kommt doch immer hoch und wenn’s der Nachbar ist, der zur falschen Zeit den Rasen mäht. Bei den Stimmungsschwankungen und der Pupillengröße hätte ich zu gerne einen Drogentest angeordnet, aber dafür fehlt mir leider die Handhabe.« Matthias zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Kaffeebecher auf den Mercedes. »Und dann sind da noch die Schüsse. Hast du dir den Daimler schon angesehen?«

Sven ahnte, worauf Matthias hinauswollte, war aber gespannt, ob sie beide zum gleichen Ergebnis gekommen waren. »Ja.«

»Der Täter wollte ihn nicht umbringen. Mit einem gezielten Schuss den Außenspiegel weggehauen und elf Mal auf die Front gefeuert. Alle dicht zusammen auf der Beifahrerseite und weit oben. Dazu der Treffer auf unser Blaulicht. Da konnte jemand verdammt gut mit seinem Spielzeug umgehen, wollte aber weder Kranz noch uns ernsthaft verletzen. Die Möglichkeit dazu hätte er gehabt.« Matthias zögerte kurz. »Wenn du mich fragst, ist es auch kein Zufall, dass sämtliche Geschosse im Wagen steckengeblieben sind und niemand durch herumfliegende Kugeln was abbekommen hat. Aber frag nicht, wie ich darauf komme. Einfach nur ein Gefühl. Vielleicht hat Sandra aus Kranz inzwischen was rausbekommen.«

»Ist das die Kollegin mit den kurzen, braunen Haaren bei ihm?«

»Genau, wenn man davon absieht, dass sie eine unverständliche Vorliebe für Grünzeug hat und mir dauernd meine Hamburger und Currywürste vermiesen will, hat sie einen guten Instinkt.«

Matthias gab Sandra ein Zeichen, zu ihnen zu kommen. »Sandra, das ist Sven Klein, LKA. Er hat die Leitung. Hat Kranz noch etwas Sinnvolles von sich gegeben?«

»Er redet zwar gerne über sich, aber nur belangloses Zeug, das kannst du vergessen. Ein absoluter Angeber. Aber er hat Angst, vielleicht einen Schock, seine Hände zittern, und er raucht eine Zigarette nach der anderen. Wenn du mich fragst, weiß er, worum es geht, behauptet aber das Gegenteil.«

»Großartig.« Auch wenn es nicht viel war, würden sie an diesem Abend nicht mehr erreichen. »Wenn ihr eure Zeugenaussagen schon vorläufig zu Protokoll gegeben habt, lasst uns für heute Schluss machen. Vielleicht finden die Techniker noch was. Wir treffen uns übermorgen bei mir im Büro, sehen uns an, was wir haben, und regeln das weitere Vorgehen.«

Ungeduldig schüttelte Sandra den Kopf. »Was ist mit morgen? Ich will wissen, was hier los ist.«

Das wurde immer besser, jetzt erzählte ihm eine junge Kollegin, wie er seinen Job erledigen sollte. Für eine Erklärung, warum Polizisten nach einer Schießerei einen Tag Sonderurlaub bekamen und warum er ihre Hilfe im Moment nicht benötigte, fehlte ihm die Geduld.

»Alles Weitere übermorgen in meinem Büro.« Bisher hatte es niemand gewagt, ihm zu widersprechen, wenn er diesen Ton anschlug. Dies galt auch für die junge Kollegin.

Fatale Bilanz

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